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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2021

gelungene Mischung aus Spaß, Spannung und ernsten Themen

Evie und die Macht der Tiere
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Die 11-jährige Evie kann mit Tieren sprechen. Doch sie versucht, diese Gabe zu verstecken, denn sie birgt auch Gefahren. Niemand darf von Evies Fähigkeit wissen, doch dann wird die ganze Stadt auf sie ...

Die 11-jährige Evie kann mit Tieren sprechen. Doch sie versucht, diese Gabe zu verstecken, denn sie birgt auch Gefahren. Niemand darf von Evies Fähigkeit wissen, doch dann wird die ganze Stadt auf sie aufmerksam, als ihr etwas Unglaubliches gelingt. Und die Bedrohung rückt dadurch immer näher…

Gelesen wird das Buch von Rufus Beck, der die Geschichte auf sehr ansprechende Art vorträgt. Erzähltempo und Betonung sind super. Besonders toll ist die Darstellung der unterschiedlichen Tierstimmen, wodurch das Zuhören großen Spaß macht.
Die Sprache ist überwiegend einfach und kindgerecht gehalten.

Auch die Story kann überzeugen. Die Geschichte ist witzig und süß und spannend und sehr informativ. Wusstet ihr, dass Otter sich im Schlaf an den Händen halten, um nicht voneinander wegzutreiben? Durch Evies Interesse an Tieren werden zahlreiche Fakten über die unterschiedlichsten Arten in die Geschichte eingewoben. Darüber kommt auch das Thema Umwelt- und Tierschutz immer wieder zur Sprache, da auch von gefährdeten oder bereits ausgestorbenen Tieren berichtet wird – und von der Rolle, die der Mensch dabei oft spielt. Die vielen Infos fügen sich nahtlos in die Handlung und wirken zu keiner Zeit belehrend.

Neben den ernsten Themen gibt es auch einige witzige Momente. Evie spricht mit den unterschiedlichsten Tieren. Manche haben bedeutsame Dinge zu sagen oder berichten, wie es ihnen bei ihren Besitzern geht (im positiven wie negativen Sinne), aber andere sind einfach ein wenig verrückt und haben ziemlich niedlich-wirre Gedanken.

In der Geschichte stecken verschiedene wichtige Botschaften. Neben der Darstellung der engen Verbindung von Tier- und Menschenleben wird auch aufgezeigt, dass Taten immer Folgen haben – und wenn man jemandem hilft, kann man vielleicht auch irgendwann auf seine Unterstützung hoffen. Bestimmte Eigenschaften sind nicht grundsätzlich gut oder böse. Es kommt immer darauf an, was man damit macht. Und es ist gar nicht schlimm „anders“ zu sein – denn das macht uns besonders. „Normal“ kann ja jeder…
Es geht ebenso um Freundschaft, Zusammenhalt und Nächstenliebe, wobei die Geschichte eher ruhig und ein wenig verspielt beginnt und dann immer spannender und dramatischer wird.

Nur ein Punkt ist mir aufgestoßen. Das Hörbuch wird ab 8 Jahren (beim Buch steht 9 Jahre) empfohlen. Ich empfinde sie in einigen Punkten allerdings als recht grausam. Es geht über das komplette (Hör)buch hinweg immer wieder um Tod bzw. Mord. Evies Mutter ist vor Jahren gestorben. Nun droht verschiedenen Personen aus Evies Umfeld der Tod durch wilde Tiere, durch hungrige Löwen oder giftige Schlangen. Es gibt zwar keine detaillierten Beschreiungen tatsächlicher Morde (wobei das Ende allerdings nicht gewaltfrei bleibt), dennoch schwingt über die Geschichte hinweg jede Menge Tod und Gewaltandrohungen mit.

Fazit

Evie kann mit Tiere sprechen – eine spannende, aber auch gefährliche Gabe. Die Handlung beginnt ruhig und wird zum Ende hin immer aufregender – wobei die drohende Gefahr, die Evie zur Vorsicht zwingt, dauerhaft mitschwingt. Die Geschichte steckt voller spaßiger Szenen, besonders durch die vielen witzigen Tierdarstellungen, die auch toll gesprochen werden. Sie bietet aber auch Geheimnisse, die es zu lüften gilt, jede Menge Tierinformationen und verschiedene wichtige Botschaften, die kindgerecht verpackt werden.
Allerdings lässt die Menge an Gewalt- und Mordandrohung mich dennoch kritisch auf die Altersempfehlung schauen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2021

leidenschaftlich und gefühlvoll

One Last Dance
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Früher hat Gillian selbst getanzt. Heute ist sie die Rektorin der New York Music & Stage Academy und fördert junge Talente. Sie liebt ihren Job, doch die Arbeit nimmt kein Ende. Als sie auf der Straße ...

Früher hat Gillian selbst getanzt. Heute ist sie die Rektorin der New York Music & Stage Academy und fördert junge Talente. Sie liebt ihren Job, doch die Arbeit nimmt kein Ende. Als sie auf der Straße den Tänzer Jaz bei seinen Darbietungen beobachtet, erwachen alte Sehnsüchte und neue Leidenschaften in ihr.

2. Band der One Last-Reihe. Die Geschichte ist eigenständig, Vorwissen ist dementsprechend nicht notwendig. Hauptfigur Gillian ist aus dem ersten Band bereits bekannt und die dortigen Protagonisten kommen auch in dieser Geschichte vor (leider nur kurz).

Selten war die Bezeichnung, „sie kommen aus unterschiedlichen Welten“ so passend (außer natürlich bei Fantasyromanen, wenn wortwörtlich unterschiedliche Welten gemeint sind):

Jaz besitzt nicht viel mehr als in eine kleine Tasche passt. Er hat keinen festen Wohnsitz und keinen Job. Seine Freunde von der Straße sind seine Familie. Jeden Tag sucht er sich verschiedene Orte in New York, um mit seinen Tanzshows Geld zu verdienen. Er genießt die Freiheiten seine Lebens und geht im Tanz völlig auf.

Gillian ist reich und berühmt. Als Leiterin der NYMSA arbeitet sie viel, besonders weil das Gebäude einige Mängel aufweist. Sie liebt die Schule, aber würde sie sich ebenfalls als glücklich bezeichnen?

„One last song“ habe ich aufgrund seiner ruhigen, unaufgeregten Story geliebt. One last dance kommt ähnlich leise, aber nicht weniger intensiv daher. Künstliche Dramen halten sich in Grenzen, stattdessen machen Gillian und Jaz einige handfeste Probleme zu schaffen: ein marodes, geldfressendes Gebäude und der tägliche Kampf ums Überleben auf der Straße.
Durch einen Zufall treffen Gillian und Jaz aufeinander und finden einen Weg, wie sie trotz ihrer völlig gegensätzlichen Leben immer wieder Zeit miteinander verbringen können, um sich kennenzulernen.

Gillian und Jaz schildern ihre Erlebnisse abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Dabei geben sie Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlsleben. Durch das aufeinanderprallen dieser unterschiedlichen Welten beginnen beide, über ihre Ziele, Träume und Wünsche nachzudenken.

Während One Last Song die Leidenschaft für Musik versprühte, ist es diesmal der Tanz, für den die Figuren brennen, was in jeder Darbietung deutlich wird.

Nun freue ich mich auf den dritten Band, der sich um zwei bereits bekannte – in meinen Augen sehr interessante – Figuren dreht.

Fazit

Obwohl ich die Geschichte toll fand, konnten mich die zwei nicht ganz so in ihren Bann ziehen wie Julian und Riley (One Last Song). Dabei kann ich am Buch im Grunde wenig aussetzen: Die Geschichte ist gefühlsgeladen, oft leidenschaftlich, manchmal nachdenklich und hat aufgrund des undurchschaubaren Verhaltens einiger Figuren sogar kleinere, überraschende Wendungen zu bieten. Der Schreibstil ist wieder super flüssig, anschaulich und nah an den Figuren.

Veröffentlicht am 02.07.2021

fesselnde Geschichte voller Geheimnisse

Coral & Pearl
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Es handelt sich hierbei um einen ersten Band. Die Fortsetzung gibt es auf Englisch bereits. Ich hoffe, sie wird bald übersetzt, denn ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht.

Am Anfang hatte ...

Es handelt sich hierbei um einen ersten Band. Die Fortsetzung gibt es auf Englisch bereits. Ich hoffe, sie wird bald übersetzt, denn ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht.

Am Anfang hatte ich ein paar Schwierigkeiten, mir das Setting richtig vorzustellen. Nor und ihre Schwester Zadie leben in dem Dorf Varenia, das sich auf dem Wasser befindet – aber nicht etwa auf einer Insel aus Gestein. Die Häuser stehen im Wasser, teils auf alten Schiffswracks, dementsprechend werden alle Wege in Booten oder schwimmend zurückgelegt. Und natürlich bestimmt das Meer auch sonst das Leben der Bewohner.
Nach und nach entwickelt sich ein immer komplexerer Weltenentwurf. Auf dem Festland befinden sich verschiedene Reiche, die teilweise miteinander im Streit liegen. Alte Legenden bestimmen das Leben und Handeln der Menschen und sorgen für anhaltende Konflikte und Ängste.

Das Gesellschaftsbild, mit dem Nor und Zadie aufwachsen, ist hingegen sehr engstirnig. Einmal pro Generation muss Nors Volk ein Mädchen aufs Land schicken, das den Prinzen Ilaras heiraten soll. Aber nicht irgendein Mädchen – das schönste soll es sein. Und natürlich richtet sich diese Schönheit rein nach Äußerlichkeiten, auf die die Zwillinge schon von Geburt an getrimmt werden: bloß nicht zu viel Sonne abbekommen, keine körperliche Arbeit, die Spuren hinterlassen könnte… Gleichzeitig sind die Bewohner so arm, dass die meisten Familien dennoch auf die Mitarbeit der Mädchen angewiesen sind.
Dass Nor sich als Kind verletzt und eine Narbe zurückbehält, macht sie in den Augen ihrer Mutter minderwertig, was diese sie ununterbrochen spüren lässt.
Zwar hat Nor kein Interesse an einem Prinzen, doch sie sehnt sich danach, die Welt zu sehen, die sich außerhalb ihrer engen Grenzen befindet. Sie nimmt ihr Äußeres längst nicht so wichtig wie ihre Schwester, völlig von dem Gedankengut, dass ihr das ganze Leben lang eingetrichtert wurde, kann sie sich dennoch nicht trennen.

Nor ist eine sympathische und mutige Protagonistin mit einem großen Wissensdrang. In ihrer Heimat fühlt sie sich eingesperrt, doch Ilara bietet ihr auch nicht, das, was sie sich erhofft hatte. Die 17-jährige agiert, nicht zuletzt aufgrund ihrer grundsätzlichen Unwissenheit, teilweise sehr naiv. Und natürlich ist sie auch mit den Umgangsformen im Schloss nur bedingt vertraut, sodass sie einige Fettnäpfchen mitnimmt.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, konnte mich aber schnell fesseln. Nachdem Zor ihre Heimat verlässt, begegnet ihr viel Unbekanntes. Zudem hat Not eine Mission, die allerdings völlig unmöglich scheint. Denn der Prinz, der König und das ganze Königreich sind völlig anders, als Not erwartet hat. Sie braucht Verbündete, weiß aber nicht, wem sie vertrauen kann. Sie muss Risiken eingeben, spielt dabei aber mit ihren Leben. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto spannender wird das Geschehen, weil sich mehr und mehr die Absichten der einzelnen Figuren offenbaren.
Ganz nebenbei entwickelt sich auch noch eine sehr süße, zaghafte Liebesgeschichte.

Am Ende sind zwar einige Rätsel gelöst, viele andere Fragen bleiben aber noch offen.

Fazit

Ein verstaubtes Gesellschaftsbild und eine mutige Protagonistin, die aus ihrem engen Käfig ausbrechen möchte und dabei direkt in den nächsten stolpert. Nors Geschichte ist spannend und abwechslungsreich. Immer wieder kommt es zu neuen Wendungen, wenn Figuren ihre wahren Absichten darlegen.

Veröffentlicht am 17.04.2021

lebensnahes Jugendbuch, das viele wichtige Themen anschneidet

Mein Leben als lexikalische Lücke
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Der 18-jährige Benni möchte Arzt werden und absolviert dafür ein Praktikum im Krankenhaus. Seine Mutter versucht derweil, ihn statt von der Wissenschaft von ihrem Glauben an Gott zu überzeugen.
Die 16-jährige ...

Der 18-jährige Benni möchte Arzt werden und absolviert dafür ein Praktikum im Krankenhaus. Seine Mutter versucht derweil, ihn statt von der Wissenschaft von ihrem Glauben an Gott zu überzeugen.
Die 16-jährige Jule macht sich Gedanken um den Umweltschutz und ihre Ernährung. Zuhause finden diese Themen allerdings wenig Anklang.
Beide fühlen sich teilweise fehl am Platz, unzugehörig und zerrissen: wie lexikalische Lücken. Als die zwei sich kennenlernen, versuchen sie gemeinsam, diese Lücken ein wenig zu schließen.

„Mein Leben als lexikalische Lücke“ bietet unglaublich viel. Es ist ein Jugendroman über das Erwachsenwerden und bezieht dabei unglaublich viele Themen mit ein, die auf Jugendliche/ junge Erwachsene einwirken.

Die beiden sympathischen Hauptfiguren machen sich Gedanken über ihr Leben, ihre Träume und Ziele. Sie stellen sich die Frage, wie viel ihrer Eltern in ihnen steckt und suchen ihren Platz im bzw. ihren Weg für ihr Leben.
Es geht um das Erwachsenwerden und zu sich selbst finden. Unweigerlich findet dabei der Vergleich mit Gleichaltrigen statt, der Unsicherheiten schafft.
Es geht darum, sich von den Eltern abzunabeln und eigene Ziele zu entwickeln, aber auch darum, zu seiner eigenen Meinung zu stehen bzw. anderen aufzuzeigen, wenn ihre Ansichten nicht ok sind. Besonders Jule hat damit zu kämpfen. Nicht nur, dass sie sich vegan ernähren möchte, was auf Unverständnis in ihrer Familie trifft, immer wieder kommt es in ihrer Familie zu rassistischen Äußerungen, die Jule wütend machen. Doch sie traut sich nicht, ihrem Ärger Luft zu machen.
Aber auch Ben muss zuhause psychisch einiges aushalten, sodass beiden Protagonisten im Verlauf der Handlung ein Entwicklungsprozess bevorsteht.
Dabei fand ich beide Familien aber so extrem dargestellt, dass ich sie teilweise als unrealistisch und übertrieben empfunden habe.

Natürlich spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Besonders Jule ist viel mit Gleichaltrigen unterwegs. Ihre kleine, schräge Gruppe hat große, bewundernswerte Ziele. Allerdings gibt es auch einige Situationen, in denen ihre Freunde nicht besonders sympathisch wirken.
Auch Bens Freunde, Jake und Mia, kommen in diesem Buch vor. Mit „Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“ haben die beiden bereits ihre eigene Geschichte, zu der es im Grunde keine inhaltlichen Spoiler gibt, außer das, was sich aus der aktuellen Lebenssituation der zwei nun schließen lässt. Umgekehrt ist die Kenntnis des Buches für das Verständnis der lexikalischen Lücke nicht notwendig, da die Handlungen eigenständig sind.

Und zusätzlich gibt es auch noch eine Liebesgeschichte, die sich ganz langsam und zaghaft entwickelt, was sie sehr nachfühlbar und authentisch macht.

Die Geschichte ist unglaublich toll geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig, jugendlich und anschaulich. Die beiden wechselnden Ich-Erzähler/innen Jule und Ben schildern ihre Erlebnisse und geben ausführliche Einblicke in ihre verwirrte Gefühlswelt.
Besonders gefallen haben mir all die sprachlichen Feinheiten und Seitenhiebe. Jedes Kapitel enthält ein Wort aus unterschiedlichen Sprachen, für das es in anderen Sprachen kein Pendant gibt (bekanntes Beispiel: Déjà-vu), was ich total spannend fand.
Dabei sind nicht nur die sprachlichen Aspekte schön eingebunden. Auch die eingestreuten Fakten, zum Beispiel zum Soja, fügen sich ganz natürlich ein, ohne das man das Gefühl bekommt, belehrt zu werden.

Das Ende ist mir ein klein wenig zu knapp gefasst. Zwar bleiben nicht direkt Fragen offen, dennoch gibt es ein paar Aspekte, zu denen ich gern noch ausführlicher gelesen hätte, wie sie sich in der Folge entwickeln.

Fazit

Das Buch greift ein breites Spektrum an lebensnahen und aktuellen Themen auf, die Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begegnen und bewegen: Umweltschutzaspekte, Rassismus, Zukunftssorgen, Freundschaft, Familie, Verliebtsein… Eigentlich fehlt nur noch Corona.
Dabei fügen sich all diese Aspekte ganz natürlich in eine süße Geschichte über zwei Teenager, die ihren Platz im Leben suchen und dabei fast wortwörtlich übereinander stolpern.
Aus dem Buch lässt sich viel mitnehmen: Dass jeder etwas tun und beitragen kann. Dass man anderen aufzeigen sollte, wenn sie falsch liegen. Und das man auch mit ganz kleinen Schritten die Welt – auch im Zwischenmenschlichen – ein kleines bisschen besser machen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2021

ernste Thematik in einer spannenden, abenteuerlichen, aber auch emotionalen Geschichte

Calypsos Irrfahrt
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Oscar verbringt die Ferien mit seinen Eltern auf einem Segelboot auf dem Mittelmeer. Eigentlich wollen sie verschiedene Häfen ansteuern und zum Sightseeing an Land gehen. Doch der Plan ändert sich, als ...

Oscar verbringt die Ferien mit seinen Eltern auf einem Segelboot auf dem Mittelmeer. Eigentlich wollen sie verschiedene Häfen ansteuern und zum Sightseeing an Land gehen. Doch der Plan ändert sich, als sie zwei Flüchtlingskinder aus dem Meer ziehen. Nun steuern sie die Städte an, auf der Suche nach einem Ort, wo die Kinder bleiben können. Doch niemand fühlt sich zuständig…

Ich mag Kinderbücher, die ernste Themen mit einer spannenden Story verbinden: das ist hier definitiv der Fall. Das Schicksal der Flüchtlingskinder in einem Buch zu behandeln, welches mit einer Altersempfehlung ab 10 Jahren versehen ist, empfinde ich als mutig. Denn es handelt sich um eine ziemlich tragische Geschichte, die hier den jungen Leser/innen präsentiert wird. Und das nicht nur zwischen den Zeilen: ganz offen wird die traurige Reise von Nala und Moh beschrieben – ihre Mutter war bereits tot, ihr Vater ist auf dem Weg gestorben und die Kinder sind von dem Schlauchboot, welches sie über das Mittelmeer bringen sollte, gefallen und wurden ihrem Schicksal überlassen.

Geschildert wird die Handlung aus der personalen Sicht von Oscar, dessen Langeweile an Board in dem Moment verschwindet, als sie Nala und Moh aus dem Wasser ziehen. Nun hat er Spielgefährten – allerdings müssen sie erst mal die Sprachbarriere überwinden. Die Interaktion zwischen den Kindern, die sich nach anfänglicher Vorsicht annähern, finde ich toll beschrieben.
Natürlich bekommt Oscar auch immer wieder mit, was seine Eltern umtreibt. Sie schildern die grundsätzliche Thematik, wie Griechenland und Italien mit den Flüchtlingsströmen umgehen. Ebenso erfährt Oscar, wie die Eltern auf jedem Landgang mit dem selben Ergebnis zurückkommen: niemand möchte sich um die Kinder kümmern.
Dazwischen gibt es ein paar wenige Gesprächspassagen zwischen Nala und Moh, die einen Eindruck geben, wie die Kinder die Ereignisse wahrnehmen und wie viel sie von den Gesprächen in der fremden Sprache und den Plänen mitbekommen.
Der Schreibstil ist der Zielgruppe entsprechend einfach gehalten. Die Beschreibungen sind grundsätzlich bildhaft und anschaulich, auf allzu grausame Details wird aber überwiegend verzichtet.

Auch schon junge Leser/innen für das Thema zu sensibilisieren und darauf Aufmerksam zu machen, welche Tragödien sich immer wieder auf dem Mittelmeer abspielen, finde ich wichtig und gelungen umgesetzt. So dramatisch die Ereignisse sind, die Eltern und Kindern dann bevorstehen, so spannend wird die Handlung dadurch. Stürme und diverse Landausflüge sorgen für eine Geschichte voller Abenteuer und kleiner Wendungen, die sich toll lesen lässt und bei der man unbedingt wissen möchte, wie sie ausgeht.
Das Ende ist schön und empfinde ich für ein Kinderbuch auch als passend – auch wenn das, was dort passiert, wohl leider weniger realistisch ist und die ganzen Ereignisse ein wenig verklärt und verharmlost.

Deswegen und wegen des ohnehin harten Themas empfiehlt sich in meinen Augen bei der anvisierten Altersgruppe eine begleitete Lektüre – beispielsweise auch als Schullektüre, sodass auch weitere Fakten aufgearbeitet werden können. So sind in die Geschichte zwar immer wieder kleinere Informationen zur Flüchtlingsthematik eingestreut, das Buch ist aber nicht mit Hintergrundwissen überladen. Auch die Gründe, warum die Kinder ihre Heimat verlassen haben, werden beispielsweise nicht erwähnt.

Fazit

Sehr einfühlsam wird hier ein ernstes Thema in eine abenteuerliche Geschichte verpackt, die Unterhaltung bietet aber auch auf Missstände aufmerksam macht und mir dabei mehrfach Tränen in die Augen getrieben hat. Das Ende verharmlost die tatsächlichen Umstände, dennoch finde ich es als Abschluss für ein Kinderbuch passend. Nach der Lektüre bleibt aber wohl Gesprächsbedarf…