Mythen, Mystik und sympathische Protagonisten
SonnwendtodSilvia Salomon ist auf den Spuren der seltsam anmutenden grünumrankten Köpfe, die an Kirchenportalen zu finden sind. Die Symbolik, die sich hinter den schaurigen Fratzen verbirgt, soll Thema ihres neuen ...
Silvia Salomon ist auf den Spuren der seltsam anmutenden grünumrankten Köpfe, die an Kirchenportalen zu finden sind. Die Symbolik, die sich hinter den schaurigen Fratzen verbirgt, soll Thema ihres neuen Buches sein. Ihre Recherchen führen sie in den Schwarzwald und eine ganz besondere Stimmung umfängt sie. Als Silvia in einer Kirche Fotos für ihre Aufzeichnungen tätig, entdeckt sie eine weibliche Leiche und ist mittendrin in einem Mordfall, bei dem es um so viel mehr geht, als um alte Sitten und Gebräuche...
Wow, was für ein Erstlings-Krimi ...Helena Reinhardt hat ein absolutes Gespür für Stimmungen und Emotionen, die sie einfängt und an ihre Leser weitergibt. Ständig ist das Gefühl der unterschwelligen Bedrohung präsent und der Leser nimmt eine Hab-Acht-Stellung ein, weil die Anspannung aus dem Buch sich mit jeder Zeile mehr auf den Lesenden überträgt.
Silvia ist eine sympathische Hauptfigur, die ihre Nase wirklich in alles steckt, was nach guter Geschichte aussieht und sie verleitet den Leser ebenfalls dazu, jede Vorsicht schwinden zu lassen und sich kopfüber ins Abenteuer zu stürzen.
Der Ausflug in alte Sitten und Gebräuche, die Bedeutungen der Grünen Männer und vor allen Dingen die Geschichte in der Geschichte sind so fesselnd geschrieben, dass die Seiten wie in einer Sanduhr regelrecht durch die Finger rinnen...der Sog ist unaufhaltsam und man blättert fast schon hypnotisiert um, damit man auch ja nichts von der nervenaufreibenden Handlung verpasst. Ob da Frang mit seinem einnehmenden Wesen seine Hände mit im Spiel hat ?
Ich mag es sehr, dass sie die Stimmungen aus dem Buch quasi eins zu eins übertragen werden und gerade das ausdrucksvoll vorgetragene Gedicht bei der Beerdigung des Mordopfers sorgt für Gänsehaut pur. Ein sehr eindrucksvoller Moment, der wirklich unter die Haut geht und Spuren hinterlässt. Aber auch sonst übertragen sich die Gefühlsregungen der Figuren auf den Leser und man hält unweigerlich den Atem an, wenn es darum geht, dem Täter auf die Spur zu kommen. Anspannung und Entspannung sind perfekt aufeinander abgestimmt, es gibt Momente zum Grinsen und angstvolle Augenblicke, die für kribbelnde Fingerspitzen sorgen. Aber auch Szenen, die Bestürzung und Hilflosigkeit hervorrufen und bei denen man wirklich einen Moment braucht, um sie zu verarbeiten.
Die Autorin schreibt sehr plastisch und bringt gerade die Waldszenen damit hervorragend zu Geltung, aber auch Alltagsszenen lassen sich sehr gut nachvollziehen und wirken authentisch. Ein bisschen Mundart darf natürlich nicht fehlen, um hier den vorhandenen Lokalkolorit noch zu unterstreichen.
Wer es gerne etwas mystisch mag und sich umgehend mit sympathischen Ermittlern anfreunden möchte, der sollte zu diesem spannenden Krimi greifen, denn hier ist wirklich bis zum letzten Buchstaben der Tod ein ständiger Begleiter.