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Veröffentlicht am 27.07.2021

Liebe inmitten der Kriegswirren

Was uns durch die Zeiten trägt
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Dieser Roman behandelt die Thematik der Vertreibung aus Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg auf eine sehr anrührende und wunderbare Weise. Luise stammt aus einer Bauernfamilie, die ihre Landwirtschaft ...

Dieser Roman behandelt die Thematik der Vertreibung aus Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg auf eine sehr anrührende und wunderbare Weise. Luise stammt aus einer Bauernfamilie, die ihre Landwirtschaft in Schlesien betreibt. Sie ist ein junges naives und unbedarftes Mädchen. Den Krieg übersteht die Familie relativ unbeschadet. Während andere aus ihrem Dorf Angehörige verlieren oder anderweitig zu schaden kommen. Der polnische Kriegsgefangene Marian geht der Familie auf ihrem Hof zur Hand. Er ist ein stiller und sanfter Charakter, während die jugendliche Luise impulsiv und ungestüm ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine geheime Freundschaft. Doch welche Zukunft erwartet sie? Und welche Zukunft haben ihre Heimatländer?
Der Roman erzählt unaufdringlich und ohne jegliche Schuldzuweisung dafür aber spannende, und mit viel Gefühl, wie es den Menschen damals ergangen ist. Mir hat besonders gefallen, dass nicht nur die Vertreibung der Deutschen aus Schlesien thematisiert wurde, sondern auch die der Polen aus ihrer Heimat. Wie Machthaber über das Schicksal so vieler Menschen entschieden haben um ihren eigenen Vorteil bedacht. Ein Buch, dass mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und das ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Viel Herz im dunklen Mittelalter

Das Spiel der Ketzerin
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Der Roman spielt im 13. Jahrhundert. Alidas Vater ist beim Kaiser in Ungnade gefallen und sein Widersacher hat sich seine Burg und seinen Besitz angeeignet. Alida begibt sich auf eine gefährliche und abenteuerliche ...

Der Roman spielt im 13. Jahrhundert. Alidas Vater ist beim Kaiser in Ungnade gefallen und sein Widersacher hat sich seine Burg und seinen Besitz angeeignet. Alida begibt sich auf eine gefährliche und abenteuerliche Flucht um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Verfolgt wird sie von ihrem Feind Richard, der sie von ihrem Plan abbringen und zurück zum Widersacher ihres Vaters bringt soll. Doch plötzlich entwickeln sich da ganz andere Gefühle zwischen den beiden. Und es beginnt eine anrührende Liebesgeschichte.
Ich fand das Buch überaus spannend. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, da sie von der Autorin mit viele Liebe angelegt wurden. Es gibt überraschende Wendungen und unvorhersehbare Entwicklungen. Und wieder einmal hat man das Gefühl, dass das Mittelalter nur ein paar Herzschläge entfernt sein kann.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Liebe über alle Grenzen

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Madleine ist Französin und liebt den Berliner Arzt Paul. Doch dann beginnt 1870 der deutsch-französische Krieg. Das Liebespaar wird getrennt. Paul muss als Stabsarzt an die Front und Madleine flieht in ...

Madleine ist Französin und liebt den Berliner Arzt Paul. Doch dann beginnt 1870 der deutsch-französische Krieg. Das Liebespaar wird getrennt. Paul muss als Stabsarzt an die Front und Madleine flieht in ihre Heimatstadt Metz. Doch die deutschen Truppen dringen nach Lothringen vor und Madleine und ihre Familie müssen um ihr Leben fürchten, während Paul auf der anderen Seite steht und hilflos zusehen muss. Die Autorin hat auch in diesem Roman unglaublich gute Recherchearbeit betrieben und die geschichtlichen Fakten geschickt in die Geschichte eingearbeitet. So hat man hier das Vergnügen sowohl eine emotional berührende Geschichte zu lesen als auch historische Fakten nebenbei aufzunehmen. So wird Bismarck zum Leben erweckt und auch weniger bekannte Helden/innen bekommen eine Stimme. Maria W. Peter hat auch diesen Roman mit viel Herzblut geschrieben. Man spürt die Liebe zu ihren Figuren und die Poesie in den Szenen.
Für mich war dieser Roman in jedem Fall eine Bereicherung. Die Geschichte hat mich sehr berührt und gefesselt. Und ich habe durch das Buch einen Teil der deutsch-französischen Geschichte erlebt, der mir bisher nur durch trockene Fakten aus der Schule bekannt war.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Wem gehört die Welt?

Ozelot und Friesennerz
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Ozolot und Friesennerz

Susanne Matthiessen nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 70er und 80er Jahre. So richtig in flaschengrün, orange und mit weißen Übertöpfen mit Löwenkopfgriffen. Einfach herrlich! ...

Ozolot und Friesennerz

Susanne Matthiessen nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 70er und 80er Jahre. So richtig in flaschengrün, orange und mit weißen Übertöpfen mit Löwenkopfgriffen. Einfach herrlich! Und das ganze dann noch auf Sylt, die Insel der Reichen und Schönen zu einer Zeit als gerade alles reich und schön wurde. Und zwischendrin die Inselkinder, auf dem Weg sich selber in einer Gesellschaft zurechtzufinden die einen starken Wandel erfährt. Die Geschichte handelt aber auch von einer Kürschnerfamilie, die ihr Handwerk mit viel Herzblut betrieben haben. Der Pelzladen war in den 70er und 80er Jahren das Zentrum dieses Familienuniversums. Die Eltern haben dort bis zur Erschöpfung gearbeitet und wahrscheinlich auch viel Geld verdient. Gleichzeitig aber auch noch Feriengäste im eigenen Ehebett beherbert. Doch das Kürschnerhandwerk war dem Untergang geweiht, was eben noch Stil und Status war wurde zu Schimpf und Schande. Die Pelze verschwanden peinlich berührt im hinteren Teil des Kleiderschrankes aus Angst vor Farbbomben und Beschimpfungen. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar ironisch distanziert. Über so manche Beschreibungen von Promis und Möchtegernpromis musste ich sehr schmunzeln. Die bildlichen Beschreibungen von der Insel hat mich zurückversetzt in frühere Sommerurlaube. Neben den lustigen hat Susanne Matthiessen jedoch auch sehr kritische Töne. Und es stellen sich auch auf Sylt die selben Fragen wie an allen schönen Orten dieser Welt. Kann man mit Geld wirklich alles kaufen? Darf man Menschen ihre Heimat nehmen und ihre Traditionen mit Füssen treten nur weil man durch seinen Reichtum dazu in der Lage ist?

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Großartiges Theater

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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Ein Buch bestehend aus zwei Theaterstücken...das war erst einmal ein neues Genre für mich. Und ich hatte die Sorge, dass durch Personenangaben und Regieanweisungen der Lesefluss unterbrochen werden könnte. ...

Ein Buch bestehend aus zwei Theaterstücken...das war erst einmal ein neues Genre für mich. Und ich hatte die Sorge, dass durch Personenangaben und Regieanweisungen der Lesefluss unterbrochen werden könnte. Doch dem war ganz und gar nicht so. Schon nach wenigen Seiten saß ich selber in einem wunderschönen kleinen Theater und blickte auf die Bühne, auf der Hans Fredenbek seine irrwitzigen Monologe führte. Ich erlebte den Bürowahnsinn live mit und hatte das Bedürfnis dem Beamten Fedenbek zu antworten, wenn er ins Publikum sprach. Denn als das fühlte ich mich beim Lesen, nicht als Leser sondern als Publikum. Und auch inhaltlich war ich ganz bei der Sache, denn als Beamtin kenne ich solche Vollblutbeamten die auch in ihrem Privatleben nicht mehr aus ihrer Rolle herausfinden. Denen der Büroalltagswahnsinn zwischen Qualitätsmanagementsystem und Aktenbearbeitung das Gehirn verrückt und die ihr Leben nur noch in Amtssprache organisieren und ausdrücken können. Ebenso ergeht es Hans Fredenbek, gefangen auf Lebenszeit und vermählt mit seiner Büroausstattung. Die Monologe brodeln erst leise vor sich hin. Ein wirrer Gedankengang jagt den nächsten bis hin zu einem bizarren Ausbruch aus Wortspielereien und Gedankenexplosionen. Ich musste ein ums andere Mal lachen aufgrund der unerwarteten Wendungen und Skurilitäten.
Im zweiten Stück, zeigt sich, das Martin Schörle auch ein Meister der Dialoge ist. Dieser wortwitzige Schlagabtausch zwischen Cartsen und Marina ist einfach großartig. Aus einer harmlosen Anfrage zur Teilnahme an einem Klassentreffen wird eine tiefgründige Liebesgeschichte die sich vor den Augen des Publikums entwickelt wie bei einem Sonnenaufgang. Zu Schulzeiten kannten und mochten sie sich. Doch sie hatten sich für 20 Jahre aus den Augen verloren. In diesem Telefonat wird allein durch Worte so viel Nähe aufgebaut, dass nicht nur das Publikum mitfiebert, sondern auch die zuerst unbeteiligten Nebendarsteller. Und so erlebt man auch in diesem Stück lustige skurille Situationen. Diese perfekte Mischung strahlt einen besonderen Reiz aus. Ich kann sagen, ich hatte wirklich einen sehr schönen Theaterabend auf meinem Sofa. Und so gebe ich am Ende des zweiten Stückes symbolisch Standing Ovations, und kann mit Überzeugung sagen, diese zwei Stücke sollten nicht zwischen zwei Buchdeckeln verbleiben, sondern müssen auf die Bühne.

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