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Veröffentlicht am 18.09.2024

Geschichte mit Hindernissen

Die Meerjungfrau von Black Conch
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Ein Phänomen, was uns als Menschen seit langer Zeit begleitet und immer wieder fasziniert, ist der Gedanke, dass es in den Meeren noch mehr geht. Das ist kein Wunder: Schließlich haben wir nur einen Bruchteil ...

Ein Phänomen, was uns als Menschen seit langer Zeit begleitet und immer wieder fasziniert, ist der Gedanke, dass es in den Meeren noch mehr geht. Das ist kein Wunder: Schließlich haben wir nur einen Bruchteil erforscht. Immer, wenn der Mensch etwas nicht genau kennt, lädt das zum Träumen und zum Erfinden ein. Und nicht nur deshalb sind Meerjungfrauen so faszinierend. Verschiedenste Autoren und Autorinnen haben uns von ihnen erzählt und auch Roffey tut dies nun. Sie tut das auf eine Art und Weise, die für mich nicht ganz leicht zugänglich war und ist. Ich empfinde es stets als störend, wenn mit Sprache so viel gespielt wird, dass kein Lesefluss entsteht oder nur ein sehr holpriger. Das wirkt für mich nicht authentisch dem Sprachhandeln der Menschen nachempfunden, sondern störend. Da wir ja nicht Gespräche/Erlebnisse miterleben, sondern nur davon lesen und das gerne in einem Fluss tun wollen, hätte ich das Buch deshalb beinahe abgebrochen. Ihr müsst also wissen, ob euch ein solcher Schreibstil zusagt oder eben nicht. Ich kann mir vorstellen, dass einige Leserinnen deshalb aufgeben. Wenn man jedoch nicht aufgibt, wird man mit einer Geschichte belohnt, die die alten Mythen, die in den Köpfen der Menschen nach wie vor existieren in Einklang bringt mit der Geschichte rund um den Fluch einer angespülten Meerjungfrau namens Aycayia. An manchen Stellen spielt der Roman sehr mit feministischen Aussagen und gibt dennoch sehr stereotypisch wieder, warum Frauen z. B. immer neidisch sein werden auf Frauen und dass Frauen eben immer mit ihrer Schönheit die Männer verführen. Da hätte ich doch etwas mehr erwartet.

Alles in allem eigentlich keine Geschichte für zwischendurch, da man als Leser
in für den Schreibstil bereit sein muss. Man kann diese Geschichte also lesen und sich ein bisschen wegträumen - wenn man will.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Für Fans eines beschreibenden Stils

Mord in der Charing Cross Road
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Allgemeines:

„Mord in der Charing Cross Road - Ein Fall für Sally und Johnny“ ist ein neu aufgelegter Kriminalroman der Autorin Henrietta Hamilton. Das Buch erschien ursprünglich bereits im Jahr 1956. ...

Allgemeines:

„Mord in der Charing Cross Road - Ein Fall für Sally und Johnny“ ist ein neu aufgelegter Kriminalroman der Autorin Henrietta Hamilton. Das Buch erschien ursprünglich bereits im Jahr 1956. Es erscheint am 07.09.24 bei Klett Cotta und hat 256 Seiten.


Meine Meinung:

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit völlig anderen Erwartungen an dieses Buch gegangen bin. Vermutlich hätte es mich aber auch sonst nicht mitreißen können.


Ich begann die Lektüre und erwartete einen spannenden Kriminalfall, eine kleine Lovestory und eine mystische Komponente. Leider fand ich jedoch ein Schreibstil vor, der mich irritiert zurückließ. Zunächst konnte ich nicht recht in Worte fassen, was mich an ebendiesem so störte. Nach und nach wurde mir jedoch klar, dass es die ewigen Aneinanderreihungen von Fakten und Beschreibungen sind, die es nicht zuließen, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Man stellt sich ein Antiquariat zauberhaft, gemütlich und irgendwie magisch vor. Mit dem Antiquariat, das Hamilton uns beschreibt kann man all das nicht verbinden. Mit Mühe konnte ich es mir vorstellen, beschrieb sie doch einzelne Türen, Büros und Treppen in einer solchen Vielzahl, dass es mir beinahe wie eine große Fabrikhalle und weniger wie ein kleiner Laden, der alte Bücher verkauft, vorkam. In gleichem Ausmaß werden Charaktere, Hinweise und Ermittlungstände dargestellt. Für die Zeit vielleicht typisch, aber so eben nicht von mir erwartet. Vermutlich hätte ich mich mehr informieren müssen, ich erwarte aber auch ein bisschen, dass mit der Neuauflage geworben wird.


Fazit:

Eine Geschichte, die es den Leser*innen schwer macht, mit Leichtigkeit zu lesen. Ideal für Menschen, die einen beschreibenden Lesefluss bevorzugen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Ich vermisse die Magie

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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Allgemeines:

Der achte Band der Serie um den Londoner Bobby Peter Grant ist im Oktober 2020 bei dtv erschienen. Das Taschenbuch hat 432 Seiten.

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street hat erstmalig ein ...

Allgemeines:

Der achte Band der Serie um den Londoner Bobby Peter Grant ist im Oktober 2020 bei dtv erschienen. Das Taschenbuch hat 432 Seiten.

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street hat erstmalig ein anderes Format als die vorhergehenden Bücher der Reihe. Zum Glück stehen meine Bücher nach Farben sortiert im Regal. Den Unmut vieler Fans kann ich dennoch nachvollziehen. Vielleicht überdenkt der Verlag diese Umstrukturierung ja noch einmal und verändert dabei auch den angestiegenen Preis.

Inhalt:

Peter Grant, unser Londoner Lieblings-Bobby und Zauberlehrling, steht vor völlig neuen privaten Herausforderungen. Welche ihn zu gleichen Teilen mit Panik und Begeisterung erfüllen. Beruflich bekommt er es mit der Serious Cybernetics Corporation zu tun, dem neuesten Projekt des Internet-Genies Terrence Skinner. Und prompt holt die Magie ihn wieder ein. Denn in den Tiefen der SCC ist ein Geheimnis verborgen, eine geheime magische Technologie, die zurückreicht bis weit ins 19. Jahrhundert, das Zeitalter von Ada Lovelace und Charles Babbage. Und die brandgefährlich ist für die Welt. (Quelle: dtv Verlag)

Meine Meinung:

Ob ich mich gefreut haben, so schnell wieder in die Welt von Ben Aaronovitch eintauchen zu dürfen? Und wie!!!

Die Bücher um den bekannten Bobby Peter Grant sind zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Leserhythmus geworden. Seit vielen Jahren begleitet mich die Reihe und ich lese immer wieder gerne von den magischen Fällen des Follys. Auch die persönliche Geschichte von Peter entwickelt sich stetig weiter.

In dem nunmehr achten Band der Reihe, Ein weißer Schwan in Tabernacle Street, findet sich natürlich wieder jede Menge abstruser Scheiß (Zitat, sorry). Dieses Mal geht Peter in einen magischen Undercovereinsatz. Damit hat er bisher so gar keine Erfahrungen gemacht. Dadurch entstehen durchaus sehr witzige und häufig auch ungewollt komische Situationen. Aber auch in diese neue Rolle findet Peter sich ein. Wie immer eigentlich. Perfekte Grundvoraussetzungen für eine magische Sause, oder?

Anders als sonst gibt es innerhalb der Handlung eine sehr große technische Komponente. Für Aaronovitch untypisch geht der Roman dadurch eher in Richtung Scifi, da eine künstliche Intelligenz eine große Rolle spielt. Das empfand ich zwar als abwechslungsreich, für das nächste Mal wünsche ich mir aber wieder einen Fall, der in eine andere, magischere Richtung geht. Oder… vielleicht wünsche ich mir auch etwas ganz anderes. Manchmal würde ich gerne davon lesen, wie sich Peters Leben weiterentwickelt, wie er zur Ruhe kommt und mehr Einblicke in sein persönliches Erleben innerhalb seiner Familie haben. Zum Beispiel bieten die Flüsse von London immer noch so viel unerzähltes Potential. Ich meine.. Peter ist mit einem Flussgeist zusammen und bekommt nun auch Kinder, die eventuell die ein oder andere magische Komponente aufweisen dürften. Da schlummert doch mit Sicherheit automatisch die ein oder andere unerzählte Geschichte.

An manchen Tagen passiert es durchaus auch, dass ich darüber nachdenke, ob Aaronovitch ewig so weiter machen sollte. Dass er es kann, zeigt ein erneuter Vertrag über vier weitere Peter Grant Romane, von denen der vorliegende bereits einer ist. Die Leute lesen gerne vom Londoner Bobby und sie wollen immer mehr. Tatsächlich fragte ich persönlich mich während der Lektüre dieses Bandes erstmalig, ob ich die Reihe weiterlesen möchte. Mir fehlte etwas. Obwohl der Schreibstil Aaronovitchs wie gewohnt lässig, witzig und spannend zugleich ist. Ich vermute, dass dieses Etwas in der magischen Welt begründet liegt. Mir wäre durchaus ein Band allein über die magische Welt und ganz ohne Kriminalfall recht. Oder was meint ihr?

Irgendwann hat eine Reihe vielleicht aber auch einen Teils ihres Zaubers verloren oder der Autor muss etwas wagen, einen ganz anderen nächsten Band schreiben. Ich bin gespannt, wie andere Leser*innen das sehen und vor allem, wie Aaronovitch sich entschieden hat. In jedem Fall bildet auch der vorliegende Band einen lesenswerten Teil der Reihe. Bei mir ist lediglich eine gewisse Reihenmüdigkeit aufgetreten und vielleicht habe ich auch vergebens nach einem weißen Schwan gesucht. Wer weiß?

Fazit:

Alles in allem hatte ich schöne, lustige und spannende Lesestunden, die in einem der Folgebände durchaus an magischen Inhalten übertroffen werden könnten.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Neuinterpretation des Märchens

Ein Fluch so ewig und kalt
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Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ...

Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ist die internationale Bestsellerautorin Brigid Kemmerer. Brigid Kemmerer ist eine US-amerikanische Autorin.

Ein Fluch so ewig und kalt bildet den Auftakt zu einer Trilogie, die sowohl fantastische als auch märchenhafte Elemente beinhaltet.

Inhalt:

„Einst war Emberfall ein mächtiges Königreich. Dann lud der junge Prinz Rhen einen schrecklichen Fluch auf sich. Seither muss er innerhalb eines Jahres ein Mädchen finden, das ihn auf ewig liebt. Gelingt es ihm nicht, verwandelt er sich in eine Bestie, und das Mädchen muss sterben. Jahr für Jahr. Bis er Harper auserwählt, ein Mädchen aus dem heutigen Washington D.C., das schon mit ganz anderen Kerlen fertiggeworden ist. Zornig und mutig bekämpft sie ihn – bis sie den wahren Rhen erkennt. Aber wird ihre Liebe reichen, um sie beide vor dem Tod zu bewahren?“ (Quelle: Heyne fliegt)

Meine Meinung:

Ein Fluch so ewig und kalt ist ein fantastisches Buch, welches das Märchen Die Schöne und das Biest neu interpretiert und in eine Fantasywelt einbettet.

Als Leserin erwarten dich in Emberfall, dem Reich des Prinzen und Protagonisten Rhen, die klassischen Elemente eines Märchens. Dazu gehört immer ein guter Fluch, oder? Das Königreich wurde von einer mächtigen (und offensichtlich bösen) Frau verflucht und muss nun das Königreich retten. Es wäre zu einfach, wenn er dafür gegen einen Drachen kämpfen müsste. Nein, er soll das Unmögliche möglich machen: Seine wahre Liebe finden. Unzählige Frauen wurden bereits aus dem Reich der Menschen (unserer Welt) entführt, damit der Prinz seiner wahre Liebe begegnet. Mit Harper beginnt jedoch der letzte Zyklus der Suche, da im Reich Emberfall die Zeit weiterhin vergeht und der Prinz bereits 327 Durchläufe absolviert hat. Sollte er in Harper nicht seine wahre Liebe finden, wird das Königreich untergehen, der Fluch bestehen bleiben. Bis hierhin ziemlich durchsichtig, oder? Und das führt uns zu der Frage, inwiefern eine Märchenadaption eigene Elemente hervorbringen muss und darf. Inwiefern erwarten das Leserinnen vor oder während der Lektüre?

Solltet ihr hohe Erwartungen an neue Elemente innerhalb des Märchens haben, werdet ihr diese nicht finden und Ein Fluch so ewig und kalt ist kein Buch für euch. Solltet ihr jedoch genau nach dem suchen, was das Buch verspricht, dann werdet ihr euch mit Sicherheit in der Geschichte von Harper und Rhen verlieren und märchenhafte Stunden in Emberfall verbringen. Ihr dürft eben nur keine sehr großen Überraschungen erwarten. Ein paar kleinere gibt es dennoch.

Begleitet also Harper, ein in Washington D. C. aufgewachsenes Mädchen auf ihrem Abenteuer in Emberfall bzw. auf Schloss Ironrose. Harper ist ein sturköpfiges, aber auch mutiges Mädchen. An manchen Stellen ist ihre Eingliederung in die neue, mittelalterliche Welt, in der sie schnell eine ganz unerwartete Rolle spielen muss, etwas zu einfach. Ihr gelingt alles so perfekt, beinahe märchenhaft… also alles ein bisschen nach bekanntem Schema. An manchen Stellen gelingt es der Autorin dennoch, der Geschichte etwas Eigenes, etwas Tiefgang und Spannung zu verleihen. Vor allem im Bereich der bösen Zauberin und in der Ausgestaltung des Biests.

Ich hoffe sehr, dass Brigid Kemmerer sich in den Folgebänden mehr auf diese Elemente fokussiert und sich nicht in den Grundelementen des Märchens verliert. Ich erwarte mehr eigene Ideen und Überraschungen beim Lesen. Ein paar Schritte in die richtige Richtung ist Brigid Kemmerer bereits gegangen.

Der zweite Teil der Reihe, Ein Herz so mutig und schön (A heart so fierce and broken), erscheint bereits im August dieses Jahres. Wünschenswert wäre es, wenn die deutschsprachigen Ausgaben die Originaltitel der Reihe aufnehmen würden.

Fazit:

Eine Mischung aus Romantik und Fantasy. Wer den Auftakt der Ember-Fall-Trilogie liest, darf sich auf eine Neuinterpretation des Märchens Die Schöne und das Biest freuen, die bald fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Unerwartet

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher ...

Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher Paoloni.

Leserinnen seiner bisherigen Bücher müssen sich mit Infinitum auf ein neues Genre einlassen. Anders als die bekannte Eragon-Reihe des Bestseller-Auroren ist Infinitum der Science Fiction zuzuordnen. Es handelt sich zudem um ein Buch für erwachsene Leserinnen.

Inhalt:

„Neue Welten zu untersuchen ist alles, wovon die junge Forscherin Kira Navarez jemals geträumt hat. Doch ein harmloser Auftrag auf einem fernen Planeten lässt Kiras Traum zum größten Albtraum der Menschheit werden:
Bei der abschließenden Untersuchung des Planeten, der in Kürze kolonialisiert werden soll, stürzt Kira in eine Felsspalte – und entdeckt etwas, das kein menschliches Auge zuvor erblickt hat. Es wird sie vollständig und für immer verwandeln.
Kira ist allein. Wir sind es nicht. Und wir müssen einen Weg finden, um zu überleben.“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wie fange ich diese Rezension bloß an?

Vielleicht erzähle ich euch einfach meine persönliche Geschichte zu Infinitum und Paolini. Paolini begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich habe die Bücher verschlungen. Nicht nur ich, meine ganze Familie hat sie alle gelesen. Dadurch hatten wir viel Gesprächspotential, denn obwohl wir alle gerne lesen, lesen wir doch häufig eher in unterschiedlichen Genres. Die Welt von Eragon bot uns so viele Möglichkeiten, wir träumten, malten uns neue Abenteuer aus und besprachen verschiedenste Theorien.

Natürlich war in Stein gemeißelt, dass ich jedes neue Buch von Paolini lesen musste. Und so fieberte ich dem Erscheinen von Infinitum voller Spannung entgegen. Mit Sicherheit würde es ganz anders werden, aber bei diesem Autor muss einfach etwas Gutes herauskommen.

Ich habe das Buch im September begonnen zu lesen. Nach etwa 300 Seiten konnte ich einfach nicht mehr. Paolini hat eine interessante Welt geschaffen. Obwohl wir uns in einem anderen Genre befinden, konnte ich mich aber einfach nicht mit dem Roman und seinen Geschehnissen identifizieren. Auf mich wirkte alles zu komplex, dabei aber in vielen Entwicklungen dennoch vorhersehbar. Diese Kombination passte für mich überhaupt nicht zusammen.

Ich tat dann etwas, was ich von mir niemals erwartet hätte: Ich habe das Buch zur Seite gelegt und aufgegeben. Wenn man in der Bookstagram-Welt unterwegs ist, tauscht man sich häufig über Gelesenes aus. So auch dieses Mal. Ich war tatsächlich nicht alleine. Vielen erging es so wie mir. Als alte Paoloni-Fans waren die Erwartungen wohl einfach zu anders und nicht unbedingt mit dem neuen Buch in Einklang zu bringen. Vielleicht wäre es jemandem, der das Buch als Science Fiction-Fan gekauft hat, völlig anders ergangen als mir und meinen Kolleginnen?

Im Februar/März diesen Jahres war ich so weit, dass ich dem Buch gerne noch eine Chance geben wollte. Manchmal gibt es die richtige Zeit für das richtige Buch. Und so war es auch bei mir. Die Geschichte erfasste mich wie ein Sog, ich saugte die Handlung auf und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Paolini entwickelt eine so andere Geschichte, ist viel erwachsener geworden. So auch seine Protagonisten, die unaussprechliche Dinge erleben. Gewalt, das Universum und ein Wille zu überleben, prägen die Entwicklungen der Geschichte. An mancher Stelle hätte ich mir jedoch noch mehr Handlung gewünscht. Langatmigkeit ist etwas, das ich von Paoloni bisher nicht kannte. Eine gefühlte Ewigkeit reisen die Gefährten einfach nur durch den Weltraum. Obwohl sie ein Ziel haben, passiert kaum etwas. Während dieser endlosen Reisen entwickelt sich Protagonistin Kira zwar enorm weiter, diese Entwicklung hätte in meinen Augen aber auch weniger detailliert dargestellt werden können.

Die Crew bildet dabei eine gekonnte Abwechslung. Mein persönliches Highlight war das Bordschwein (eine Katze gibt es auch), tatsächlich ist das aber nicht einmal das ungewöhnlichste Crewmitglied. Paolini hat hier mit viel Fingerspitzengefühl Charaktere zusammengeführt, die ein wildes, aber stimmiges Gesamtbild ergeben. Vor allem, da sie verschiedener nicht sein könnten, aber dennoch eine Familie bilden.

Ein kritisch zu sehender Punkt ist das Ende der Geschichte. Ich empfand das Ende etwa 250 Seiten vor Schluss bereits vorhersehbar, obwohl ich nie in diesem Genre lese. Auch Paoloni selbst ist nicht vollständig zufrieden mit Infinitum. Sein Nachwort ist sehr reflektiert und spannend zu lesen.

Er hat auch die ein oder andere Parallele zu Eragon in die Geschichte eingebaut, eine Parallele konnte ich im Nachhinein entdecken, vielleicht fallen euch noch andere auf. Ich wünsche mir, dass Paolini sich zukünftig wieder zurück in die Fantasy begibt. Vielleicht stimmt ihr mir zu, vielleicht nicht. Aber ich glaube, dass er sich dort in seinem nächsten Roman vertrauter und gekonnter bewegen wird.

Fazit:

Eine faszinierend komplexe Geschichte, die jede/n Leser
in herausfordert und auf die man sich einlassen muss. Wenn man das tut, zieht sie einen größtenteils mit, weist aber auch Längen auf.