Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
online

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2021

Eine Reise nach Mallorca!

Erben wollen sie alle
0

„Noch etwas von der Welt sehen“ das wünscht sich die 74-jährige Bianca. Sie lebt seit dem Tod ihres Mannes Ernst in einer Finca auf Mallorca. Ihre Kinder Steffen und Anja leben nach wie vor im fernen Deutschland, ...

„Noch etwas von der Welt sehen“ das wünscht sich die 74-jährige Bianca. Sie lebt seit dem Tod ihres Mannes Ernst in einer Finca auf Mallorca. Ihre Kinder Steffen und Anja leben nach wie vor im fernen Deutschland, der Kontakt beschränkt sich auf Telefonanrufe zu Weihnachten und am Geburtstag. Den passenden Reisepartner hat Bianca in Wolfi, einem Rentner, der auch auf Mallorca lebt, schon gefunden. Als Steffen und Anja davon erfahren, reisen sie unverzüglich nach Mallorca, denn sie sind überzeugt davon, dass ihre Mutter einem Heiratsschwindler erlegen ist.



Tessa Henning ist bekannt für ihre Familienromane und ich habe schon mehrere Bücher von ihr gelesen. So bleibt sich die Autorin nicht nur mit den Covern treu, auch dieses Buch enthält eine Familiengeschichte, dieses Mal mit dem Schwerpunkt „Erbe“.

Leicht klischeehaft ist die Verwandtschaft, die plötzlich, als sie Angst haben müssen, dass Mutter und Schwiegermutter das Erbe verjubelt, antanzen. Dies, nachdem jahrelang entweder die Zeit, das Geld oder die Geduld gefehlt hat, um sich mit Bianca zu treffen. Doch die Geschichte ist nicht nur eine Geschichte, in dem das Erbe eine Rolle spielt. Es geht auch um Bianca, die noch was erleben will, bevor sie das Zeitliche segnen muss. Aber auch alte Familienstreitigkeiten und die damit verbundenen Altlasten werden aufgearbeitet. Ziemlich schnell wird auch Spannung aufgebaut, da unterschwellig immer wieder angetönt wird, dass in der Vergangenheit der Familie etwas geschehen ist, das noch heute nachklingt.


Dieses Buch ist definitiv kein Urlaubsroman mit Sonne, Strand und Eis essen. Auch wenn die Atmosphäre auf Mallorca gut wiedergegeben wurde. Der Roman beinhaltet etliche ernste Themen, wie die Alzheimererkrankung eines Nachbars in Porte de Seller oder Altersarmut der sogenannten Ueberwinterer auf Mallorca.


Ich habe „Erben wollen sie alle“ gerne gelesen und es hat mich mit seiner kurzweiligen Handlung gut unterhalten. Ständig geschieht irgendwas, auch wenn kleinere Teile der Handlung vorhersehbar sind.


Sehr gefallen hat mir die Figur Bianca, die oft mit einem Augenzwinkern ihre Familie dorthin dirigiert, wo sie sie haben will. Ihre Liebe gilt ihrer Enkelin Luisa, die bei ihr ein Stein im Brett hat. Wohl auch deshalb, weil Luisa die Einzige der Familie ist, die sich vor der Erbgeschichte regelmässig auf Mallorca hat blicken lassen. Die Oma – Enkelin Beziehung empfand ich als herzerwärmend.


Tessa Henning schreibt so, dass man als Leser ein Stück Realität serviert bekommt. Vor allem die Beziehung familienintern kommt wohl einigen von uns bekannt vor. Auch, wenn man keine Mutter in einer Finca auf Mallorca hat. Eine Geschichte mit ganz vielen realitätsnahen Szenen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2021

Sehr blutig

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
0

In Köln geht ein perfider Serientäter um. Er inszeniert seine Taten und vor allem die Opfer, wie ein Gemälde und so bekommt er schon bald den Spitznamen „Der Blutkünstler“. Profiler Tom Bachmann kennt ...

In Köln geht ein perfider Serientäter um. Er inszeniert seine Taten und vor allem die Opfer, wie ein Gemälde und so bekommt er schon bald den Spitznamen „Der Blutkünstler“. Profiler Tom Bachmann kennt die Gedanken und die Welt der Serientäter wie kein anderer und wird mit ins Boot der Ermittler geholt. Auch er hat einen Spitznamen, denn er wird „Der Seelenleser“ genannt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn der Mord an einer Galeriebesitzerin erinnert an die Taten in anderen Städten.




Bei einem Thriller, in dem der erste Satz, das Wort „Tote“ enthält, ahnt man schon, dass nicht lange herum geplänkelt wird, sondern der Autor schnell zur Sache kommt. Tatsächlich ist der Inhalt dieses Buches absolut nichts für sensible Leser, denn es fliesst nicht nur literweise Blut, es wird auch detailliert beschrieben, bis das Blut fliesst. Die Morde sind sehr detailliert und bildlich beschrieben. Sehr beklemmend und schaurig sind auch die Kapitel aus der Sicht des Mörders, dem man bei seinem Tun über die Schulter schaut. Ebenfalls als grausig empfand ich die Beobachterperspektive des Mörders auf einen pädophilen Familienvater auf dem Spielplatz. Sehr gut ausgearbeitet wurde vom Autor diese Neigung, die unter dem Deckmäntelchen Vaterschaft ausgelebt wird.


Es wird also ordentlich gemordet und der Titel des Buches trifft den Inhalt genau. Es wird aber auch ordentlich ermittelt und diese Ermittlungen sind nicht nur nachvollziehbar beschrieben, sondern auch mit vielen Täteranalysen unterlegt. So wartet man als Leser auf den Tag x, an dem das Ermittlerteam die richtige Person an der Angel hat. Ich muss sagen, dass mich der springende Punkt, die Verbindung, die die Ermittler zum Täter führt, nicht zu 100 Prozent überzeugt hat. Hier hätte mir eine bessere Lösung, oder zumindest eine eindeutigere Spur, besser gefallen.


„Der Blutkünstler“ ist also das Debüt von Chris Meyer und ich habe versucht keine Verbindung zu den von mir geschätzten Thrillern von Chris Carter zu ziehen. Ganz gelungen ist es mir nicht, denn Parallelen sind zweifelsohne vorhanden. Das beginnt mit dem Vornamen der Autoren, geht weiter mit der Aehnlichkeit der Cover und endet bei einem Profiler, der seine Arbeit versteht. Chris Meyers Protagonist Tom Bachmann ist jedoch anders charakterisiert als Chris Carters Robert Hunter. Weniger smart, weniger intelligent, jedoch auch mit einer familiären Vorgeschichte, die seine Arbeit beeinflusst. Tom wird aber auch schnell ungeduldig und seine Gedanken, wenn er zum Beispiel eine weinende Zeugin befragt, sind ein humorvoller Aufheller in all dem Blut und Leid.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2021

Bedrückendes Grundthema!

Tiefer Fjord
0

Haavard Fougner arbeitet als Arzt im Krankenhaus Ulleval in Oslo. In seiner Abteilung werden Kinder aufgenommen und gepflegt, bei denen der Verdacht besteht, dass sie misshandelt wurden. Eines Abends wird ...

Haavard Fougner arbeitet als Arzt im Krankenhaus Ulleval in Oslo. In seiner Abteilung werden Kinder aufgenommen und gepflegt, bei denen der Verdacht besteht, dass sie misshandelt wurden. Eines Abends wird ein vierjähriger Junge mit eindeutigen Spuren der Misshandlung eingeliefert. Der Verdacht liegt nahe, dass der Vater des Jungen dafür verantwortlich ist. Ein paar Stunden nach der Einlieferung wird der Vater im Gebetsraum des Krankenhauses erschossen aufgefunden.

Dieser Mord beschäftigt auch Havaards Frau Clara Lofhus, die im Justizministerium arbeitet und daran ist, eine Gesetzesänderung auszuarbeiten. Darin sollen Lehrer, Aerzte, Betreuer usw unabhängig vom Schweigegelübde misshandelnde Angehörige melden dürfen, damit Kinder besser geschützt werden können.

Kurz darauf wird erneut eine Frau umgebracht, bei der alle Anzeichen darauf hindeuten, ihre Kinder misshandelt und vernachlässigt zu haben. Sehr schnell gerät Haavard ins Visier der Ermittler ….





Das Grundthema, Kinder, die von den eigenen Eltern gequält, geschlagen und vernachlässigt werden, ist bedrückend. Zu Beginn bekommt man als Leser in etlichen Passagen den Klinikalltag, die Aufdeckung von Misshandlungen und den Umgang der Eltern mit ihren Kindern mit. Teilweise haben mich diese Szenen sehr schockiert. Gerade weil ich weiss, dass diese nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, sondern tagtäglich in vielen Krankenhäusern auf der ganzen Welt zum Alltag gehören.

Dann geschehen die Morde. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich Selbstjustiz billige. Klar ist das nicht in Ordnung, aber irgendwie konnte ich den Täter halt auch verstehen. Vor allem nach dem Einblick in seine Vergangenheit, in der die Autorin die Leser immer wieder entführt.

Gänsehaut hat mir auch die Ich Perspektive der später ermordeten Mutter beschert. Zu lesen, was und wie sie über ihre kleinen Kinder denkt, empfand ich als haarsträubend.


Nicht immer konnte ich die Protagonisten nachvollziehen. Haavard empfand ich als sehr kühl und distanziert beschrieben. Seine Art, mit seiner Frau umzugehen, hat mich oft genervt. Clara hingegen ist eine Protagonistin mit sehr viel Tiefe, bei der ich ihre Art nachvollziehen konnte. Warum sie agiert und reagiert, wie sie es tut, passt zu ihrer Charakterisierung und ihrer Geschichte.

Den Schreibstil der Autorin empfand ich als frisch und leicht zu lesen. Fast in jedem Kapitel wird eine andere Figur in den Mittelpunkt gerückt und die Zeitebenen wechseln sich ab. Was ich zuerst als Bremse angesehen habe, um im Buch anzukommen. Schlussendlich aber sehr wertvoll war, um die Gedanken und das Motiv der mordenden Figur nachvollziehen zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.07.2021

Ein Erbe mit Folgen!

Der Nachlass
0

Als Hedda Laurent weit über 80-jährig stirbt, hinterlässt sie nicht nur ihren Mann Artur und die vier erwachsenen Kinder, sondern auch einen speziellen letzten Willen. Ihre Familie, das heisst die vier ...

Als Hedda Laurent weit über 80-jährig stirbt, hinterlässt sie nicht nur ihren Mann Artur und die vier erwachsenen Kinder, sondern auch einen speziellen letzten Willen. Ihre Familie, das heisst die vier Kinder Jannick, Sophia, Theo und Patty mit ihren Partnern, sowie ihr Mann Artur und ihr Bruder Ruben, sollen in einem Wettkampf entscheiden, wer das millionenschwere Vermögen von Edda erbt.



Die Geschichte beginnt wie ein typischer Familienroman. Beziehungen, Eifersüchteleien zwischen den Geschwistern, sowie Kindheitserinnerungen sind an der Tagesordnung. Jedes der vier Kinder hat seinen Platz im Familiengefüge, jedoch auch seine Vorstellungen, wie es nach dem Tod von ihrer Mutter ablaufen soll mit dem Erbe. Und dann überrascht Edda post mortem alle mit einem Wettkampf.

Hier kristallisiert sich heraus, was ein Mensch alles zu tun bereit ist, um an das grosse Geld zu kommen. Als Leser konnte ich oft nur den Kopf schütteln, denn man sieht als Beobachter wie tief Menschen sinken können. Die Aufgaben beginnen mit Themen wie an einem Kindergeburtstag und gipfeln schlussendlich in lebensbedrohlichen Situationen. Es gibt da ein paar Aufgaben, da haben sich bei mir nur schon beim Lesen die Haare gesträubt. Gruselig und abstossend. Die Protagonisten sterben dann auch wortwörtlich wie die Fliegen in diesem Buch. Pech für mich, dass oft genau die Figur als Nächstes stirbt, die ich gerade am meisten verdächtigt habe für die Morde verantwortlich zu sein. Schlussendlich hat mir Jonas Winner in der Beziehung die lange Nase gezeigt!

Die nicht chronologisch geordneten Kapitel waren für mich ein regelrechter Lesefluss - Killer. Hin und her springt die Handlung, von der Gegenwart ins Jahr 1963, dann wieder in die Zeit vor Heddas Tod und von dort zu Kapiteln, die mit „vor dem Totensonntag bis zu „sechs Monate vor Totensonntag“ betitelt sind. Die Kapitel, die in der Kinder und Jugendzeit der Geschwister handeln, enthüllen die Beziehung zwischen den Geschwistern, jedoch auch zu Mutter Edda und Vater Artur. Unterschwellig wabern hier dunkle Geheimnisse mit, deren Andeutungen mich neugierig gemacht haben.

Sehr gut fand ich den kleinen gezeichneten Stammbaum auf der ersten Seite. Da doch etliche Figuren in der Handlung mitmischen, kann so vor allem beim Start ins Buch rasch nachgesehen werden, von wem die Rede ist.

Die Auflösung, wie alles zusammenhängt, hat mich einerseits sehr überrascht, andererseits empfand ich das doch an den Haaren herbeigezogen. Schwierig zu erklären, ohne zu viel zu verraten. Nur so viel: Ein Kind, das mit 8 Jahren noch genauso aussieht wie Vierjährig? Und das bei einem zufälligen Treffen wiedererkannt wird? Sehr unwahrscheinlich meiner Meinung nach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2021

Sehr detailliert

Der Tag, an dem du stirbst
0

Sergeant Detective D.D Warren kann es kaum glauben: Charlene Grant, die als Notruf Operator bei der Polizei arbeitet, sucht sie auf und erzählt ihr eine haarsträubende Geschichte. Ihre Freundin Randi Menke ...

Sergeant Detective D.D Warren kann es kaum glauben: Charlene Grant, die als Notruf Operator bei der Polizei arbeitet, sucht sie auf und erzählt ihr eine haarsträubende Geschichte. Ihre Freundin Randi Menke wurde vor zwei Jahren in ihrem Wohnzimmer erdrosselt. Auf den Tag genau ein Jahr später wurde Jackie Knowles, eine weitere Freundin, auf ähnliche Weise getötet. Nun ist sich Charlene sicher, dass der Mörder nur den Jahrestag abwartet und sie ebenfalls töten wird. Der 25. Januar, der Todestag der Freundinnen, jährt sich in ein paar Tagen.....





Wer schon mal einen Thriller von Lisa Gardener gelesen hat, weiss, dass hier nicht gekleckert wird. Sehr detailliert und ausschweifend wird erzählt. Immer wieder muss man beim Lesen aufpassen, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Die Autorin kommt vom Hundertsten ins Tausendste und die Handlung ist sehr komplex.

Mir hat gefallen, wie lebendig der Aufbau der Geschichte ist. Einerseits gibt es viele Kapitel, in denen die Ermittlerin D.D. Warren sehr präsent ist. Sie wurde vor zehn Wochen Mutter und übernimmt nach dem Mutterschaftsurlaub ihren ersten Fall. Konstant übermüdet und mit einem schlechten Gewissen ihrem Baby Jack gegenüber, versucht sie die Balance zwischen Beruf und Kind zu finden. D.D. Warren ist eine Polizistin, die mit viel Herzblut bei der Sache ist und der Hintergrund der neusten Ermittlungen tangieren ihre Gefühle als frisch gebackene Mutter. Denn das Motiv, das über den Mordfällen und weiterer Verbrechen schwebt, sind Verbrechen an Kindern. Diese Passagen sind oft haarsträubend und anhand des kleinen Jesse eindrücklich beschrieben, wie Kinder im Netz auf Betrüger hereinfallen.



Dann erfährt man etliches über die Hintergründe der Taten und die Figur, die diese verübt. Ich ahnte sehr schnell, wer für die Morde verantwortlich ist und konnte die Gründe dafür ein Stück weit nachvollziehen. Eine mehr als überraschende Wendung stellte dann meine ganze schöne Ahnung und Theorie auf den Kopf.

Die Figur, die für die Morde verantwortlich ist, ist dazu gemacht worden. Etwas, was ich zwar nicht entschuldige, jedoch verstehen kann. Ein Kind, das von Geburt an Schreckliches erlebt und das, einmal erwachsen, aus nachvollziehbaren Gründen mordet. Kurze Einspieler, mini kurze Kapitel mit einigen Sätzen, die ich zuerst nicht verstanden habe, haben mir später, als ich sie einordnen konnte, Gänsehaut beschert.

Die Kapitel, egal ob aus der Sicht der Ermittlerin, der von mir vermuteten Figur, die die Taten verübt oder einer Schlüsselfigur sind in Ich Perspektive geschrieben. Das leider ohne Deklaration und so musste ich oft ein paar Sätze lesen um genau einordnen zu können, wer denn nun genau an der Reihe ist.


„Der Tag an dem du stirbst“ ist der vierte Band der Reihe. Dass ich über keinerlei Vorwissen verfügte, hat meinem Verständnis keinen Abbruch getan und so kann ich aus Erfahrung sagen, dass man auch mit diesem Band in die Reihe einsteigen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere