Cover-Bild Heute beißen die Fische nicht
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 16.02.2021
  • ISBN: 9783866486454
Ina Westman

Heute beißen die Fische nicht

Stefan Moster (Übersetzer)

Eine Familie verbringt ihren Sommer auf einer abgelegenen Insel im finnischen Schärengarten. Vater, Mutter, Kind – Joel, Emma und Fanni: Die Idylle könnte perfekt sein. Doch Emma, die Fotojournalistin ist und häufig in Krisengebieten unterwegs, wird von Kopfschmerzattacken und Halluzinationen geplagt: Treibt dort aus dem Nebel wirklich ein verlassenes Boot auf sie zu? Und sitzt da vorne auf dem Stein tatsächlich eine dunkelhäutige Frau und blickt aufs Meer? Oder sind es nur Erinnerungsfetzen an ein vergangenes Geschehen, das Emma bis in ihr Sommerrefugium verfolgt und droht, sie von sich selbst und ihren Liebsten zu entfremden? In wunderschönen Sätzen, die in ihrer Dringlichkeit und klaren Poesie mitten ins Herz treffen, schildert Ina Westman den hürdenreichen Weg einer starken und besonderen Frau zurück zu sich selbst, zu ihrer Familie und ihren Überzeugungen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2021

Auf den finnischen Schären

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Heute beißen die Fische nicht – Ina Westman
Ein Sommer auf einer kleinen Insel auf den finnischen Schären. Schon auf der ersten Seite wird klar, dass bei der kleinen Familie, bestehend aus Emma, Joel und ...

Heute beißen die Fische nicht – Ina Westman
Ein Sommer auf einer kleinen Insel auf den finnischen Schären. Schon auf der ersten Seite wird klar, dass bei der kleinen Familie, bestehend aus Emma, Joel und Fanni etwas ganz und gar nicht stimmt. Die drei haben sich zurückgezogen vor der Welt, weil Emma Ruhe braucht. Sie hat eine Narbe am Kopf, kann sich aber nicht mehr erinnern, was eigentlich passiert ist. Sie hat Schmerzen, ist erschöpft. Vor allen Dingen hat sie Halluzinationen. Sie sieht Menschen, die mit ihrem früheren Leben zu tun haben. Bald verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Wahn. Die Vergangenheit liegt im Nebel, nichts ist mehr gewiss.
Joel ist verzweifelt, bemüht sich um Geduld und gibt die Hoffnung nicht auf. Und Fanni ist erst fünf und braucht ihre Eltern. Sie versteht noch nicht wirklich, was hier geschieht. Aber das versteht selbst Emma nicht.
Ein toller Roman, der mitreißend erzählt ist. Gerade anfangs geht es viel um die Vergangenheit. Man lernt die frühere Emma kennen, eine mutige, starke und selbstbestimmte Frau, die heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Der Leser erfährt vom Kennenlernen und der Anfangsphase der Beziehung zu Joel. Emmas Gesundheitszustand wird zwar von Anfang an thematisiert, erst nach und nach wird aber erst das wahre Ausmaß offenbar. Sehr lange tappt man auch darüber im Dunkeln, was eigentlich genau passiert ist. Nur soviel: es wird alles aufgelöst. Dafür war ich sehr dankbar.
In der Gegenwart passiert eigentlich nicht so sehr viel. Es ist ein Sommer, in dem die kleine Familie monatelang abwartet und darauf hofft, dass sich Emmas Zustand bessert. Es sind vielmehr die Rückblicke in die Vergangenheit, die sehr viel Licht ins Dunkel bringen und den Figuren die nötige Tiefe verleihen.
Diese Geschichte ist absolut fesselnd erzählt, ab der ersten Seite war ich voll und ganz in der Handlung und wollte wissen, was es mit dieser Narbe auf sich hat. Gerade im psychologischen Bereich ist dieser Roman sehr stark. Er beleuchtet schonungslos die Gefühle und Gedanken der einzelnen Figuren und deren Entwicklung durch die extrem veränderte Situation. Erleichtert wird das, indem jeder Charakter aus der eigenen Sicht erzählt. Teilweise sogar die gleichen Begebenheiten. Es ist faszinierend, wie unterschiedlich manches wahrgenommen wird, auch wenn alle Beteiligten sich bemühen.
Eine weitere große Rolle spielt der Klimawandel. Beide, Emma und Joel, haben es sich einmal zur Lebensaufgabe gemacht, die Welt zu retten. Joel hält sehr stark an seinen Idealen und selbst vorgegebenen festen Regeln fest, während Emma dies aufgegeben zu haben scheint. Ein ständiges Streitthema.
Ein wunderbares Buch, mit toller Sprache und einer immer aktuellen Handlung mit psychologischem Tiefgang vor einer beeindruckenden Naturkulisse. 5 Sterne und eine große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Wieder in die Spur kommen

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Das will Emma, die als Fotojournalistin viele, viele Tage, ja Wochen und Monate im Jahr unterwegs ist - vor allem in den Krisengebieten der Welt. Das zehrt an ihr, körperlich und vor allem seelisch.

Nun ...

Das will Emma, die als Fotojournalistin viele, viele Tage, ja Wochen und Monate im Jahr unterwegs ist - vor allem in den Krisengebieten der Welt. Das zehrt an ihr, körperlich und vor allem seelisch.

Nun verbringt sie den Sommerurlaub gemeinsam mit ihrem Mann Joel und Tochter Fanni sowie dem Schwiegervater auf einer winzig kleinen Insel, die Joels Familie gehört. Hier hofft sie, zur Ruhe kommen, muss aber auch mit Joels Vorwürfen zurecht kommen, der sich von ihr allein gelassen fühlt. Sie fühlt sich umgekehrt von ihm bedrängt.

Und sie beobachtet ihre Tochter Fanni - vielmehr beobachtet sie das Verhalten, das die Umwelt Fanni entgegen bringt. Denn Fanni ist schwarz. Richtig, richtig dunkel. Emma und Joel haben das Waisenkind adoptiert und Emma leidet an der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit, dem Rassismus, der auch in Finnland wahrzunehmen ist. Sie leidet sozusagen an Fannis Stelle.

Ihre Reflexionen über ihr Leben und das ihrer Familie vermengen sich mit Visionen. Ich war während der Lektüre ganz nahe bei Emma, konnte ihre Empfindungen, ja, ihr Leid, nur zu gut nachvollziehen. Ein eindringliches Buch, das trotz Emmas Leid, ihrer zeitweilig vorherrschenden und sich steigernden Ausweglosigkeit nicht nur trübsinnig und trist ist. Auch die Natur ist ein Teil des Romans, der seinen Teil dazu beiträgt. Und der - gerade die finnische Schärenlandschaft - strahlt eine ganz eigene Kraft aus.