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Veröffentlicht am 09.08.2021

Persönliche, familiäre Gründe führen zu menschlichen Katastrophen.

ABGRÜNDE - Gier
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Die Journalistin Molly und der Kameramann Adam von Channel News wollen eine mehrteilige Reportage über die Obdachlosigkeit in Boston zusammenstellen. Ein Obdachloser, Malcolm X, erzählt diesem Duo eine ...

Die Journalistin Molly und der Kameramann Adam von Channel News wollen eine mehrteilige Reportage über die Obdachlosigkeit in Boston zusammenstellen. Ein Obdachloser, Malcolm X, erzählt diesem Duo eine absolut absurd klingende Geschichte über das rätselhafte Verschwinden von mehreren Personen über einen längeren Zeitraum bereits.
Gleichzeitig werden innerhalb von wenigen Tagen mehrere seltsame Verbrechen, Morde an jungen Frauen begangen und müssen von Detektiv Forrest Waterspoon aufgeklärt werden. Während der Ermittlungen vereinen sich Anhaltspunkte aus der korrupten Vergangenheit mit der Realität der absurden Gegenwart.
Letztendlich klärt sich alles auf, wenn auch nicht zu einem 100 % - igen ‚Happy End‘ für alle Beteiligten.
Auf mehreren Ebenen verlaufen diverse Aktionen aus der Gegenwart mit erklärendem Rückblick auf die zeitlich teils weit zurückliegende Vergangenheit verschiedener, nicht immer human agierender Akteure. Da deren Zahl nicht gering ist, könnte der Leser vielleicht den Überblick der Zusammenhänge verlieren.
Der Spannungsbogen ist trotz manch kurzer Wiederholung (geschuldet dem Springen von Zeit und jeweiligem Ort) bis zum Schluss fesselnd, auch die überraschende Aufklärung zum Namen des ‚Professors‘.
Das Cover, in Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, stellt ein im Wald befindliches Massengrab mit einem Schädel und wirr umher liegenden menschlichen Knochen dar.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Die Macht von furchtbaren Erinnerungen und Ängsten, die Leben zerstören – spannungsgeladen präsentiert.

Sag mir, wer ich bin
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Sally aus Montreal, hält sich mit sechszehn Jahren in Paris auf, um ihre Französisch-Sprachkenntnisse zu verbessern. Nach einer brutalen Beinahe-Vergewaltigung durch einen jungen Franzosen, wacht sie in ...

Sally aus Montreal, hält sich mit sechszehn Jahren in Paris auf, um ihre Französisch-Sprachkenntnisse zu verbessern. Nach einer brutalen Beinahe-Vergewaltigung durch einen jungen Franzosen, wacht sie in einem Pariser Krankenhaus nach mehrtätigem Koma auf. Körperlich wieder gesundet, kehrt sie in ihre Heimat zurück mit der von großer Angst geprägten Überzeugung, dass dieser Angreifer sie auch dort finden und töten wird. Doch vielleicht kommt sie ihm zuvor?
In den folgenden Jahren studiert sie, heiratet sogar den verwitweten besten Freund ihres Vaters, geplagt von Pein, nirgends einen sicheren Ort zu finden. Jahre später erkennt sie auf einer Party ihren vermeintlichen, ehemaligen Angreifer, und es entwickelt sich ein elendes, sehr gefährliches Drama mit überraschendem Ausgang.
Interessant in diesem Roman ist auch die Geschichte der kulturell, sprachlich und konfessionell geteilten Stadt Montreal, den Konflikten zwischen französisch- und englischstämmigen Kanadiern.
Nachvollziehbar ist für mich die hier porträtierte, zerstörerische Wirkung einer Vergewaltigung, die das sexuelle Verhalten nicht nur des Opfers für das ganze Leben entscheidend prägt, sondern auch alle Beteiligten in diesem Umfeld mehr als erschöpft.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Dieses Buch regt zum Nachdenken über wichtige Familienprobleme an.

In diesen Sommern
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In kurzen Ausschnitten werden Erinnerungen von Teresa präsentiert in einem neutralen Schreibstil ohne überschwängliche Emotionen, obwohl dazu Grund genug vorhanden wäre bei zunehmendem Alkoholkonsum des ...

In kurzen Ausschnitten werden Erinnerungen von Teresa präsentiert in einem neutralen Schreibstil ohne überschwängliche Emotionen, obwohl dazu Grund genug vorhanden wäre bei zunehmendem Alkoholkonsum des Vaters. Angst um jedes Familienmitglied sticht heraus, ebenso Hilflosigkeit, was selbst der Polizei nach einem Anruf durch ihr NICHT-Erscheinen bestätigt werden muss. Auch eine Anzeige einer vorsätzlichen Körperverletzung wird nicht gestellt, denn es gibt auch positive Erinnerungen. Es ist schließlich ein Elternteil, das man ehren soll, wie uns z.B. die römisch-katholische Kirche im 5. Gebot lehrt.
Ich denke, besonders als ältestes Kind in einer Familie mit problematischem Elternteil wird man sehr schnell erwachsen, versucht zu beschützen und zusammenzuhalten. Man lernt schon beim Frühstück auf feine Signale zu achten und weiß sofort, wie der ganze Tag werden wird – das ist ein immenser Druck, den man zu oft alleine ertragen muss. Denn wem könnte man sich unbeschadet anvertrauen!?
Die Ursachen bis zu ihren Anfängen der Alkoholsucht des Vaters findet man hier nicht, dazu ist Teresa zu sehr mit der eigenen Problembewältigung mit Blick auch auf ihre Mutter und ihren Bruder beschäftigt, die alle scheinbar relativ unbeschadet nach der Trennung vom Vater aus dieser Konstellation erwachsen.
Das Cover zeigt eine doppeltbelichtete Aufnahme mit einem geradeaus weisenden Waldweg mit abgestelltem Fahrrad im Sommer als farblich blassen Hintergrund, während im linken Vordergrund in sommerlichem Grün zwei niedrige Gebäude mit einem Holzzaun abgebildet sind – insgesamt eine ländlich idyllische, ruhige, farblich warme, einladende Szenerie für einen aktiven Sommerurlaub.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Lesenswert - Die Zeit des Nationalsozialismus und Hadamar

Als das Leben wieder schön wurde
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Greta Bergström aus Stockholm, Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und Trixie, im feinen Blankenese lebend versuchen, die Wunden des Krieges zu verarbeiten.
In den 1950er Jahren bringen diese 3 ...

Greta Bergström aus Stockholm, Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und Trixie, im feinen Blankenese lebend versuchen, die Wunden des Krieges zu verarbeiten.
In den 1950er Jahren bringen diese 3 jungen Frauen verschiedenster Herkunft und Finanzlage mit ihrem mobilen, roten LKW als Schönheitssalon etwas Luxus, Lebensmut und Freundschaft in das teilweise zerstörte Hamburg. Als Kosmetikerin, Friseuse und Modeberaterin agierend sollten ihre Kundinnen wieder ein gutes Lebensgefühl genießen.
Greta, bei ihrer Großmutter in Schweden aufgewachsen, findet nach deren Tod bei ihrem Vater mit neuer Familie im Hamburg Unterschlupf, wenn auch nicht wollkommen. Auf der Suche nach ihrer im Krieg verschollenen Mutter bis nach Hadamar begegnet sie einem ihr bisher unbekannten Familienmitglied und seinen dubiosen Offenbarungen.
Letztendlich finden alle 3 Frauen ihr persönliches Glück – mit einem ‚Happy End‘ für alle Beteiligten.
Neu für mich, jedoch bekannt ist Hadamar für die am Stadtrand gelegene Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hadamar, in deren Nebengebäuden sich die Gedenkstätte Hadamar befindet. Dort wird an die Ermordung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen während der Zeit des Nationalsozialismus in der als Tötungsanstalt Hadamar benutzten Heil- und Pflegeanstalt Hadamar erinnert.
Neu für mich ist die Art des Umgangs mit psychisch Erkrankten wie Gretas Mutter, die Art der Vertuschung sogar der betroffenen Familien aus Angst vor weiteren Repressalien des Staates – auch in der dortigen Bevölkerung.
Nach solch schweren Jahren bitterer Erfahrungen im und nach dem 2. Weltkrieg hat jeder ein Stück vom Glück verdient.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Ein lohnenswerter Blick auf Flucht und Nachkriegsjahre in Deutschland!

Die Geschichte einer unerhörten Frau
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Den Titel dieses Buches finde ich in Bezug auf das Adjektiv ‚unerhört‘ etwas irritierend: aus dem Spätmittelhochdeutschen stammend meint es eigentlich: nie gehört, beispiellos, zu: erhœren = hören. Der ...

Den Titel dieses Buches finde ich in Bezug auf das Adjektiv ‚unerhört‘ etwas irritierend: aus dem Spätmittelhochdeutschen stammend meint es eigentlich: nie gehört, beispiellos, zu: erhœren = hören. Der Duden merkt weiteres an: 'nicht erhört, nicht gebilligt, erstaunlich, empörend'. Frei interpretiert könnte es auch ‚nicht erfüllte‘ Frau meinen.
Wie die Autorin Hanne Hippe bin ich 1948 in Köln geboren, in dieser Zeit nach dem Krieg dort aufgewachsen, mit Eltern und Großeltern durch 1 bzw. 2 Weltkriege im Leben x-mal entwurzelt worden waren. Ich bewundere die Autorin für die vielen eingeflochtenen, auch autobiografischen Informationen zu ihrer Familiengeschichte. Leider wurde in unserer Familie nicht viel über Flucht, Verlust, ursprünglicher Heimat im Detail gesprochen. Wahrscheinlich waren Erinnerungen daran zu schlimm, um weitergegeben zu werden als Mahnung.
In diesem Stück Zeitgeschichte bis in die 60er Jahre mit Blick auf die Emanzipation der Frau wechseln die Kapitel nicht nur zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch zwischen den erzählenden Hauptpersonen, was den Spannungsbogen insgesamt zu oft unterbricht und lähmt.

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