Ein Weg zur mentalen Entschleunigung
Wer lange Strecken seines Lebensweges im weitesten Sinne meditativ zurücklegt, so wie ich es auf meinen zahlreichen langen Bahnfahrten erlebe, dessen Geist und dessen Sinne docken irgendwann an Gedankensysteme ...
Wer lange Strecken seines Lebensweges im weitesten Sinne meditativ zurücklegt, so wie ich es auf meinen zahlreichen langen Bahnfahrten erlebe, dessen Geist und dessen Sinne docken irgendwann an Gedankensysteme an, die als, zumindest irgendwie, spirituell bezeichnet werden können. Wenn die Landschaft scheinbar gleichmütig vorüberzieht, entflieht oftmals der Geist in Sphären, wo er sich an existenziellen Fragen stößt und reibt. Meistens an der existenziellen Frage an sich: Worin liegt eigentlich der Sinn menschlichen Seins, menschlichen Lebens, unserer Existenz auf diesem Planeten?
Antworten können einem entweder zufliegen (was sicher nicht den Normalfall darstellt) oder man kann sie aus einem gedrucktem Kompendium extrahieren. Mir ist ein solches in die Hände gefallen. Obwohl ich nie zuvor etwas von William Walker Atkinson gehört habe, griff ich zu, denn zur Hermetik und ihren Gesetzen wollte ich (nach der Lektüre einiger belletristischer Werke, die Bezug zu dieser Lehre nehmen) einfach mehr wissen. Und außerdem hoffte ich Sinnfragen des Lebens klären zu können.
Kybalion – Die 7 hermetischen Gesetze. Es sind derer tatsächlich sieben. (Und mir schwirrte noch immer der Begriff vom Pentium Hermeticum im Kopf herum.) Was also hat es auf sich mit der heiligen Zahl 7? Es sind sieben universale Prinzipien, die Hermes Trismegistos (der Namensgeber dieser spirituellen Richtung) der Menschheit übermittelt hat. Prinzipien der Geistigkeit, der Entsprechung, der Schwingung, der Polarität, des Rhythmus, der Kausalität und des Geschlechts. Und wie es aussieht, scheinen es Mysterien im eigentlichen Sinne nicht zu sein, eher sind das die Grundbausteine unseres Seins. Aber Atkinson wäre kein spiritueller Meister würde er es bei einer nüchternen, rationalen Argumentation belassen. Nein, er bleibt seinem Anliegen treu und schildert die interessante Lehre aus konsequent spiritueller Sicht, jedoch ohne jede Spur verengter religiöser Dogmatik.
Und so sollte man das Büchlein auch rezipieren: Sich in Kontemplation versenken, aufklappen, reinlesen, zuklappen, nachdenken. Und ab und zu aus dem Fenster schauen, die Unendlichkeit der himmlischen Sphären auf sich wirken lassen, alles in kosmischen Zusammenhängen sehen.
Und allmählich werden sich Antworten auf all die existenziellen Fragen formen, die der suchende Geist aufgeworfen hat. Alles fließt, nichts ruht, alles schwingt. Und das All ist Geist, wie oben, so unten. Wie innen, so außen.
Ist das die Essenz des Lebens? Ich glaube, dass ich weiter darüber nachdenken muss. Mit stillem Blick aus dem Fenster. Auf Bäume, Häuser, Himmel und Menschen. Am Zielbahnhof habe ich das Büchlein erst aus der Tasche gezogen, einen Augenblick gezögert … und es dann wieder versenkt. Noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen. Ich muss es nochmals lesen und wieder lesen …
… und empfehlen: Leute lest dieses kleine Kompendium spiritueller Weisheiten, es entschleunigt und tut gar nicht weh. Geschrieben in entgegenkommender Einfachheit. Weit mehr als ein simpler Esoterik-Ratgeber. Was für ein Werk!