Berührende Reise in die Vergangenheit
INHALT:
"Ich werde alles tun, um unser Versprechen einzulösen."
Erzählt wird die Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte der etwa 90jährigen Edna. Sie wurde als Zehnjährige aus Verzweiflung von ihren ...
INHALT:
"Ich werde alles tun, um unser Versprechen einzulösen."
Erzählt wird die Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte der etwa 90jährigen Edna. Sie wurde als Zehnjährige aus Verzweiflung von ihren armen Eltern an einen Grossbauern verkauft. Dieses Schicksal teilte sie mit unzähligen anderen Fünf- bis Fünfzehnjährigen, welche als sogenannte „Schwabenkinder“ wie Sklaven weit entfernt von der eigenen Heimat auf fremden Höfen schuften mussten. Viele von ihnen kehrten entweder nie wieder oder für ihr Leben gezeichnet nach langem Frondienst nach Hause zurück. Auch Edna ist der Grausamkeit und Willkür ihrer „Besitzer“ schutzlos ausgeliefert. Ihr einziger Lichtblick in allem Elend ist der wenig ältere Jacob, welcher ihr immer wieder Zuversicht und Mut schenkt, allen Quälereien zum Trotz, die er selber erleiden muss. Gemeinsam planen sie eine Zukunft in Freiheit und Würde - doch dazu soll es nie kommen, da die beiden getrennt werden.
"Denn ein ganzes Leben hat nicht ausgereicht, um es zu vergessen."
Viele Jahrzehnte später entdeckt Edna durch Zufall ein Bild Jacobs in einer Illustrierten. Von diesem Moment an beginnt eine äusserlich beschwerliche und innerlich sehr schmerzhafte Reise für Edna, die sich auf den Weg zurück durch ihre Vergangenheit hin zum Jacob der Gegenwart macht. Während sie in ihrer Erinnerung die Leser an ihrem Leben auf dem Hof teilhaben lässt und immer mehr von ihrem Schicksal enthüllt, trifft sie auf ihrer langen Wanderung die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Sie gerät in abenteuerliche, lustige, bedrohliche und berührende Situationen und lernt durch ihre Begegnungen nicht nur andere Menschen, sondern auch sich selbst immer besser kennen.
MEINE MEINUNG:
Es ist nicht einfach, die schwere und leidvolle Vergangenheit von Menschen in einem Roman zu verarbeiten. Die Auseinandersetzung darf für die Leser weder zu erdrückend noch oberflächlich verharmlosend sein. Dieser Spagat zwischen anteilnehmender Ernsthaftigkeit und humorvoller Leichtigkeit ist Romina Casagrande in ihrem Roman „Als wir uns die Welt versprachen“ gelungen. Stellenweise hat das Buch einige Längen und hat sich manchmal in zu viele Nebenschauplätze verloren. Einige Schilderungen aus der Gegenwart habe ich auch als unrealistisch empfunden. Ich hätte gerne noch mehr über die Gestalt des Jacob erfahren, die Erzählung lässt einiges über ihn im Dunkeln. Doch insgesamt ist „Als wir uns die Welt versprachen“ ein schöner Roman, dessen Protagonisten einem noch lange im Gedächtnis bleiben.
FAZIT:
Romina Casagrande hat sich in ihrem Buch eines wichtigen Themas (Schicksal und Entwicklung der Schwabenkinder) angenommen, welches es unbedingt verdient, noch mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Deswegen möchte ich die Lektüre dieses Romans gerne empfehlen.