Ich muss sagen, mir fällt es sehr schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich mag die Romane von Grangé sehr gerne, „Die purpurnen Flüsse“ gehört zu meinen Lieblingsthriller. Die Marketingstrategen hatten wahrscheinlich genau dieses Fans im Blick, warum sonst hätten sie den Roman „Die purpurne Rache“ nennen sollen, obwohl er im Original ganz anders und sehr viel treffender heißt.
Dank einer Vielzahl von Handlungssträngen dauerte es einige Kapitel bis ich wirklich Zugang zum Roman fand. Im Mittelpunkt steht die Familie Morvan mit ihrem alles bestimmenden Familienoberhaupt Grégoire. Dieser zieht nicht nur wichtige Fäden in Politik, Polizei und Wirtschaft, sondern auch bei seinen drei erwachsenen Kindern. Keines der Kinder schafft es sich vom übermächtigen Vater zu emanzipieren. Sondern sie zerstören auf unterschiedlichen Weg lieber ihr eigenes Leben. Neben der verzwickten Familiengeschichte gibt es einen brutalen Mord aufzuklären, der erst wie ein Unfall wirkt. Nach und nach wird klar, dass ein alter Fall von Grégoire damit zusammenhängt.
Die Grundthematik und vor allem der eigentliche Kriminalfall fand ich sehr gut. Es war die typische Mischung von Thriller und Mystik, die ich von Grangé kenne und liebe. Auch die Beschreibung der einzelnen Charaktere insbesondere der Familie Morvan ist ihm gelungen, obwohl es alle keine Sympathieträger sind. Was mir aber das Lesen erschwerte sind die vielen kleinen Nebenhandlungen und Abschweifungen, die die Geschichte nicht vorantreiben, sondern den Roman einfach nur aufblähen. Während ich die Rückblicke auf Grégoires alten Fall wirklich spannend und auch wichtig für die Geschichte fand, waren mir die ganzen politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen von ihm und dem Kongo zu kompliziert, zu wenig nachvollziehbar geschildert und einfach zuviel. Dies wäre eigentlich genug Stoff für einen eigenen Roman gewesen. Und leider ging es mir im ganzen Roman so, immer wenn der eigentliche Fall an Fahrt gewann, wurde er immer wieder abgelenkt. Ich hatte das Gefühl Grangé hatte viele Ideen und hat viel recherchiert und wollte das alles irgendwie auch unterbekommen. Aber nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität.
Interessant war am Ende, dass einiges offen gelassen wurde und der Autor einen neugierig auf den Folgeband gemacht hat. Da ich die Thematik des Buches wirklich gut finde, werde ich den zweiten Teil, sobald er in deutscher Übersetzung veröffentlicht wird, lesen, auch wenn mich dieser Roman etwas enttäuscht hinterlässt.