Nicht immer einfach
Kristina Günaks Romane sind nicht einfach nur Bücher und enthalten meist mehr als eine einfache Liebesgeschichte. So ist es auch mit "Kaputte Herzen kann man kleben". Wie der Titel schon andeutet, ist ...
Kristina Günaks Romane sind nicht einfach nur Bücher und enthalten meist mehr als eine einfache Liebesgeschichte. So ist es auch mit "Kaputte Herzen kann man kleben". Wie der Titel schon andeutet, ist Protagonistin Louisa nicht in der schönsten Phase in ihrem Leben als sie gezwungenerweise unter Schmerzen und mit Geldproblemen zu ihrer Tante an die Nordsee reist, die achtjährige Tochter im Gepäck. Louisa ist Hebamme und nach einer traumatischen Erfahrungen einfach nicht mehr in der Lage dem Stress in ihrem Leben zu ertragen. Damit thematisiert die Autorin auf unaufgeregte Art und Weise die kritische Hebammen-Situation in Deutschland und gibt ihr mit Louisa ein Gesicht. Zunächst einmal habe ich großen Respekt davor, dass sie dieses wichtige Thema ins Zentrum ihres Buches gerückt hat und auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft per se in den Fokus gerückt hat.
Wie auch schon bei anderen Büchern der Autorin bin ich durch den tollen Schreibstil gut in die Geschichte gestartet und habe Louisas beschwerliche Reise an die Nordsee begleitet. Was es mir manchmal schwer gemacht und mich auch zu einer längeren Unterbrechung geführt hat, war der Umstand, dass es Louisa wirklich beschissen geht und sie die meiste Zeit im Buch zumindest aus meiner Sicht unleidlich und schwer erträglich war. Es ist nicht so, dass ich sie nicht auf gewisse Weise mochte, aber ich fand die meisten ihrer Entscheidungen nicht richtig. Sie durchläuft im Buch einen langen Entwicklungsprozess, der vermutlich vom Tempo her sehr realistisch ist, mir aber einfach zu langgezogen daherkam. Nach 100 Seiten habe ich erstmal eine längere Pause gemacht, weil mir die Motivation zum Weiterlesen abhanden gekommen war, einfach weil das Buch nicht einfach war.
Letztendlich ist Louisa bis zum Ende nicht meine Lieblingsprotagonistin geworden, aber durch die vielen liebevoll ausgearbeiteten Nebencharaktere, habe ich doch noch gut durch die Geschichte gefunden. Die Tochter, der Stallbursche, die Strandkorbgang, sie alle haben ihren Platz in der Geschichte und machen das Buch zu dem, was es ist. Das Buch ist voller alltäglicher Probleme und Lösungen, chaotisch und nicht immer einfach, genau wie das Leben. Die Autorin hat wirklich viele, viele Themen angesprochen, die mir im ersten Moment etwas überladen vorkamen, aber wenn ich so überlege, kommt es halt manchmal alles auf einmal und nicht nach und nach. So lebensnah wie die Autorin das Buch gestaltet hat, wäre es seltsam, ihr vorzuwerfen, zu viele Dinge zu thematisieren.
Insgesamt ein großartiges Buch mit bedeutsamen Themen. Trotzdem hatte ich meine kleinen Problemchen mit dem Lesen und würde nicht gleich nochmal zu dem Buch greifen, weil es mir ein bisschen zu schwer ist.