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Veröffentlicht am 14.10.2019

WUNDERbare Sommerlektüre!

Wunder & so - Falls ich dich küsse
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Ahoi Daisy,
ich weiß, ich weiß, ich hab gesagt, ich kaufe erst mal keine neuen Bücher, aber als ich letztens auf Reisen war, hat mich das Buch, das ich eigentlich lesen wollte, dann doch nicht so gepackt, ...

Ahoi Daisy,
ich weiß, ich weiß, ich hab gesagt, ich kaufe erst mal keine neuen Bücher, aber als ich letztens auf Reisen war, hat mich das Buch, das ich eigentlich lesen wollte, dann doch nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht habe. Dafür habe ich dieses hier im Laden entdeckt: Wunder & so. Falls ich dich küsse von Mara Andeck. Das Buch ist gerade erst (also Ende Juli 2019) bei Boje erschienen.

Ich muss ja gestehen, eines der ersten Dinge, die mich angesprochen haben, war das wunderschöne Cover. Das Buch bezaubert mit einem Cover, das in einem ähnlichen Stil wie die Edelsteintrilogie von Kerstin Gier gestaltet ist – und du weißt ja, wie hübsch ich die finde (und toll, aber ich möchte hier nicht ablenken)!
Wunder & So spielt auf einem Schiff: Lous Großvater hat bei dem Bau von diesem mitgeholfen und somit eine Einladung für sich und drei Begleitpersonen bekommen. So kommt es, dass nicht nur Lous Großeltern, sondern auch sie selbst und ihre beste Freundin Amy auf die Reise gehen. Es handelt sich hierbei aber keineswegs um ein normales Schiff, sondern vielmehr um einen luxuriösen Dampfer, der der Titanic nachempfunden worden ist. Inklusive Etikette und Kostümierung. Doch der Schein trügt, denn auf dem Schiff passieren allerlei merkwürdige Dinge. Insbesondere im Bezug auf Sam, einen anderen Gast, der unserer Protagonistin seltsam vertraut vorkommt, obwohl sie schwören könnte, ihn nie zuvor gesehen zu haben.

Ich muss ja gestehen, dass ich Geschichten rund um die Titanic immer schon sehr spannend fand, weshalb ich dieses Buch gleich mitnehmen musste. Und lass mich dir sagen: ich habe es keine Sekunde lang bereut. Obwohl ich deutlich älter als die Zielgruppe, die ich auf 12-15 schätzen würde, bin, hatte ich einen ungeheuren Spaß mit dem Buch (und hatte es auf der Heimreise schneller fertig gelesen, als ich wieder zuhause war).
Wie du weißt, mag ich Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind und diese erfüllt dies komplett; es erinnerte mich (wie auch schon optisch) an die Bücher von Kerstin Gier und Dagmar Bach. Die Protagonistin ist zudem wunderbar authentisch geschrieben. Sie ist in keinster Weise aufgesetzt und ich konnte ihre Gedanken zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen; hier hat die Erste Person Erzählperspektive sicherlich auch viel beigetragen: ich konnte mit Lou rätseln, mich wundern, mitfiebern und war durchgehend sehr dicht an ihr dran.

Der Schreibstil war locker flockig. Nicht zu ausschweifend, aber auch nicht rein deskriptiv. Dinge wurden (zum Glück) nicht bloß behauptet, sondern gezeigt, so dass die Handlung sehr stimmig rüber kam. Ich mochte auch die Mischung aus alltäglichen Momenten und Mystery mit einem Hauch von Fantasy; wobei ich positiv hervorheben möchte, dass letztere Elemente nicht überhand genommen haben. Sie kamen vor und waren wesentliche Facetten, wurden aber nicht als Ausreden verwendet, um unerklärliche Dinge zu erklären.
Einzig die Untertitel der Kapitel konnten mich nicht überzeugen: es handelte sich um kurze Aussprüche, die das jeweilige Kapitel bereits zusammenfassten. Die hätte es für mich nicht gebraucht, weil ich fand, dass diese wunderbar selbsterklärend gewesen sind. Dafür hat mir umso besser gefallen, dass die Handlung dieses ersten Bandes einer Trilogie in sich geschlossen war; klar, es bleiben noch Fragen offen, die in den Folgebänden bestimmt behandelt werden, aber die wesentlichen Aspekte der Handlung dieses Teiles werden geklärt. Folglich kann dieses Buch auch als alleinstehendes gelesen werden. (Und es zerreißt einen nicht vor Spannung, den Folgeband kaufen zu wollen; sehr praktisch, da der leider erst nächstes Jahr herauskommt.)

Alles in allem ein wunderbar charmantes Jugendbuch, das einen guten Rhythmus, sympathische Charaktere und eine spannende Mischung aus Genres bietet. Definitiv eine große Empfehlung und ich freue mich jetzt schon, mehr von Lous Welt zu lesen.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Märchen werden...gebloggt.

Cinder & Ella
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Liebe Daffy,

du kennst meine Cinderella-Leidenschaft, weshalb es dich ganz sicher nicht verwundert, dass ich dir heute wieder einmal von einer Adaption schreiben möchte: Kelly Orams Cinder & Ella, erschienen ...

Liebe Daffy,

du kennst meine Cinderella-Leidenschaft, weshalb es dich ganz sicher nicht verwundert, dass ich dir heute wieder einmal von einer Adaption schreiben möchte: Kelly Orams Cinder & Ella, erschienen 2018 bei One, hat mich schon seit Ewigkeiten angelacht und endlich bin ich dazu gekommen, in die Geschichte einzutauchen. Die Autorin hat das Buch unter dem gleichen Titel 2014 im Selfpublishing herausgebracht. Nun haben wir eine Übersetzung von Fabienne Pfeiffer vor uns und ich kann kaum erwarten, dir mehr zu berichten.

Inhalt
Ella ist Buchbloggerin mit Leib und Seele. Durch ihren Blog hat sie Cinder kennen gelernt, der aufgrund ihrer Rezensionen auf sie aufmerksam wurde. Die beiden sind die besten (Chat) Freunde geworden und schreiben sich seit Jahren Nachrichten, ohne die Identität des anderen zu kennen. Als Ellas Mutter bei einem Autounfall ums Leben kommt und Ella mit schrecklichen Verletzungen gerade so überlebt, stellt sich ihr gesamtes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. Sie muss ihr Zuhause in Boston verlassen und zu ihrem Vater, den sie kaum kennt, nach L.A. ziehen. Dieser hat mittlerweile ein neues Leben mit neuer Frau und zwei Töchtern, in welches Ella nicht zu passen scheint. Physisch und mental gezeichnet fängt Ella also einen neuen Lebensabschnitt an, der ihr mehr Steine in den Weg legt, als sie ertragen kann. Einzig der Chatkontakt zu Cinder hält sie aufrecht. Doch was Ella nicht weiß: Er ist nicht nur einfach irgendein Buchnerd, er ist Hollywoods begehrtester Jungschauspieler.

Another Cinderella Story?
Was haben wir hier für eine Geschichte vor uns? Du wirst es an meiner Zusammenfassung gemerkt haben, es erinnert stark an Grimms Aschenputtel – und es ist fürwahr eine Aschenputtel-Adaption. Nachdem ich große Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte zu kommen, packte es mich circa bei Seite 120 und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Ich kann gar nicht festmachen, woran es lag, dass ich so schwer Zugang gefunden habe. Kelly Oram hat eine rundum tolle Märchenadaption geschaffen und sie sehr solide in der heutigen Zeit verankert.
Ella wirkt auf den ersten Blick wie eine stereotypische Jugendbuchfigur, die gern liest, hübsch und intelligent ist. Doch es gibt so viele Facetten, die mich überzeugt haben, dass Ella nicht nur das ist. Das Offensichtlichste ist wohl ihr Autounfall, bei dem sie schwer verletzt wird und dadurch körperlich entstellt wird und fortan mit Behinderungen leben muss, die ihr das Leben sehr schwer machen. Sie ist nicht nur physisch gezeichnet, auch mental geht es Ella nicht gut. Kelly Oram hat es ausgezeichnet herausgearbeitet, wie die psychischen Probleme bei Ella zustande gekommen sind und wie es sie tagtäglich vor neue Herausforderungen stellt – und sie nimmt die Hürden. Das habe ich sehr an ihr bewundert. Egal, wie oft sie fällt, sie hangelt sich wieder hoch und versucht es von vorn. Dabei steht sie sich manchmal selbst im Weg, oftmals sieht sie sich aber auch mit Problemen von außen konfrontiert.
An dieser Stelle möchte ich die Figurenkonstellation im Buch als Ganzes loben. Wir haben es hier nicht mit einem Jugendbuch zu tun, bei dem es zwar Eltern gibt, die aber eine nebensächliche Rolle spielen, während die Jugendlichen die Welt ganz auf eigene Faust retten. Nein. Die erwachsenen Figuren sind dicht in die Handlung verwoben und für die Entwicklung maßgeblich mitverantwortlich – im positiven wie im negativen Sinne. Jede Figur macht eine Entwicklung durch. Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, dem das gelingt.
Alle Figuren haben ihre eigene Sprachmelodie bekommen, was ein wunderbar vielschichtiges Leseerlebnis abgibt. In all dem steht Ella mit ihrer sarkastischen Art im Mittelpunkt der Handlung und wir lachen und weinen zusammen mit ihr.
Die meisten Kapitel sind auch aus ihrer Sicht geschrieben, weshalb wir sehr nah an ihr dran sind. Doch einige Kapitel lesen wir aus der Perspektive ihres Chatfreundes Cinder. Die LeserInnen wissen sehr früh, wer Cinder in Wahrheit ist und haben somit einen Wissensvorsprung im Gegensatz zu Ella. Wir fiebern mit, wann er ihr endlich sagt, wer er ist und ob sie sich denn endlich einmal treffen werden. Die Beziehung zwischen Ella und Cinder ist sehr gut ausgearbeitet und nicht vom Himmel gefallen wie in vielen anderen Büchern. Bevor das Buch in die Handlung einsetzt, haben Ella und Cinder schon über mehrere Jahre hinweg gechattet. Sie sind also absolut keine Fremden mehr – wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass sie ihre Identitäten stets geheimgehalten haben. Auch Cinder weiß nicht, wer Ella ist oder wie sie aussieht. Das gibt der Geschichte eine wundervolle Note. Es geht durch Ellas Unfall auf vielen Seiten um das Aussehen und den Umstand wenn dieses entstellt ist. Ella und Cinder wissen nicht wie der andere aussieht. Sie verlieben sich in die geschriebenen Worte des anderen, in die Meinungen, die sie austauschen und die kleinen Geheimnisse, die sie sich anvertrauen. Ja, er ist der super heiße Schauspieler, ein Bad Boy schlechthin, das Jugendbuchklischee scheint erfüllt zu sein. Doch durch das Nichtwissen Ellas wird die Geschichte besonders und das hat mir super gefallen.
Du fragst dich nun sicher, warum ich hier schwärme und schwärme und dem Buch doch nur vier Sterne gebe.
Es hat mich gestört, dass mich diese Geschichte in zwei Punkten zu sehr an andere Cinderella-Adaptionen erinnert hat. Ellas körperliche Beeinträchtigungen waren mir denen von Cinder in The Lunar Chronicles, zu Deutsch Die Luna-Chroniken von Marissa Meyer zu ähnlich. Die Umsetzung, wie es Ellas Leben beeinträchtigt war klasse herausgearbeitet, aber die Idee war nicht innovativ. Genauso wie die Chatbekanntschaft von Cinder und Ella meiner Meinung nach zu dicht an der des Films A Cinderella Story war. Ich finde es toll, dass Kelly Oram ein Jugendbuch geschaffen hat, bei dem gezeigt wird, dass Liebe viel tiefer geht, als sich vom Fleck weg in den Schulschwarm zu verlieben, sobald man als neue Schülerin den Schulflur betreten hat; und er verliebt sich natürlich auch unsterblich in die graue Maus, die da nun vor ihrem Spind rot anläuft. Doch in einer Cinderella-Adaption gab es das anonyme Chatten nun mal schon und das kann ich nicht ignorieren.
Außerdem waren mir einige Stellen – und das sage ich als großer Märchenfan – zu kitschig. Doch all das macht nicht den Großteil meiner Haltung zum Buch aus und deshalb gebe ich dem Buch guten Gewissens vier von fünf Sternen.
Ich kann gar nicht erwarten, dass der zweite Teil auf Deutsch erscheint – schlicht, weil mir die Cover der deutschen Ausgaben besser gefallen und ich diese Sammlung im Regal stehen haben möchte. Bis dahin kann ich dir den ersten Teil nur wärmstens empfehlen und wir hören uns auf jeden Fall, wenn ich den Brief zum zweiten Band schicke.

Im Zeichen der Freundschaft,
Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Es begann schon vor langer Zeit...

Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss
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Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an meine Empfehlung von Redwood Love. Es beginnt mit einem Blick? Meine Reise ging jetzt zurück nach „Redwood“ und ich habe die Geschichte von Gabby und Flynn in Kelly ...

Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an meine Empfehlung von Redwood Love. Es beginnt mit einem Blick? Meine Reise ging jetzt zurück nach „Redwood“ und ich habe die Geschichte von Gabby und Flynn in Kelly Morans Redwood Love. Es beginnt mit einem Kuss, 2018 im Rowohlt Verlag erschienen, erleben dürfen. Dieses Buch hat mich noch mehr am Lesen gehalten, als der erste Teil, weshalb ich dir unbedingt davon erzählen möchte.

Man kennt ja den Ausspruch: „Aus Freundschaft wird Liebe“. Das ist das Mantra für den zweiten Teil von Redwood Love. In der Grundschulzeit zog die Familie Cosette nach „Redwood“ und Gabby kam neu zu Flynn O'Grady in die Klasse. Das Mädchen bemerkte, dass Flynn taub war und stellte ihre Eltern vor die Tatsache, Gebärdensprache lernen zu wollen, um sich mit dem Jungen unterhalten zu können. Jetzt, Jahre später, sind sie noch immer die besten Freunde und arbeiten sehr eng zusammen. Flynn ist, wie sein Vater vor ihm, Tierarzt geworden und führt gemeinsam mit seinen Brüdern Drake und Cade die Praxis in der Kleinstadt. Gabby ist Tierarzthelferin und arbeitet hauptsächlich als Flynns Assistentin. Ihre Aufgabe liegt vor allem in den Hausbesuchen, wobei Gabby für Flynn dolmetscht. Was ihr aber nicht nur bei der Arbeit in Fleisch und Blut übergegangen ist, sondern auch ganz natürlich in jeder Situation von ihr übernommen wird. Ein Paar, das man sich nicht besser und vertrauensvoller wünschen könnte. Würden die beiden ihre Gefühle füreinander nicht unterdrücken, um ihre Freundschaft nicht zu gefährden. Doch es ist genauso schwer für eine Freundschaft, wenn beide eigentlich mehr möchten, sich nur nicht trauen.

Kelly Moran hat eine wunderbare Gruppe an Menschen geschaffen, die wir im Laufe der Trilogie nach und nach besser kennen lernen, indem wir Zeit mit ihnen verbringen. Nachdem wir Avery und Cade dabei begleitet haben, wie sie sich verlieben, sind wir in der Handlung bei Band zwei zeitlich nach dem ersten Buch. Wir haben „Redwood“ schon im Schnee erlebt und nun erwacht die Stadt langsam und der Frühling zeigt sich. Ob bewusst oder unabsichtlich gewählt, empfand ich es als eine sehr schöne Parallele zu der aufkeimenden Liebe von Flynn und Gabby. Das Potenzial war schon lange vorhanden und doch werden sie sich ihrer Liebe erst nach und nach bewusst, sind jedoch zu schüchtern, um ihre Freundschaft mit einem Knall in eine Beziehung umzuwandeln. Wie das Aufblühen der ersten Blumen im Frühjahr.
Die Idee, dass aus einer jahrelangen Freundschaft mehr wird, hat Kelly Moran nicht erfunden, klar. Sie tut aber auch nicht so. Gabby und Flynn verbringen gerne Zeit miteinander, essen Pizza und schauen Filme. Den ersten Film, den wir mit ihnen schauen dürfen, ist – passender konnte es gar nicht gewählt sein – Harry und Sally (S. 19). Ich finde es ausgesprochen gelungen, wenn Autoren ihre Werke bewusst im bestehenden Kanon verankern und den LeserInnen mit kleinen Hinweisen zeigen, sie wissen ganz genau, dass sie das Rad nicht neu erfunden haben.

Gabby und Flynn waren mir schon im ersten Teil sehr sympathisch und ich konnte es kaum erwarten zu lesen, wie sich ihre Geschichte entfalten würde. Ich finde es sehr schön, dass wir die Geschichten von Kelly Moran immer in abwechselnden Sichtweisen erleben. So werden diese Liebesgeschichten nicht zu einem identifizieren mit nur einer Figur und der andere bleibt „love interest“. Die jeweiligen Emotionen und Gedanken tragen dazu bei, Handlungen wunderbar nachvollziehen zu können und auch Meinungsverschiedenheiten nicht als albern und unnötig zu erleben. Jede Figur hat ihren Standpunkt, den wir verstehen können.
Es hatte mich bei Cade und Avery extrem gestört, dass sie von Anfang an nur Verlangen empfunden haben und die anhaltenden sexuellen Anspielungen in den jeweiligen Gedanken, waren etwas ermüdend. Wie ich in meinem letzten Brief schon sagte, hat sich das aber in eine tolle Richtung entwickelt. Doch hinsichtlich dessen, habe ich mich in Flynns und Gabbys Geschichte wohler gefühlt, da ich die Bedenken, die sich mit dem Bewusstwerden der Verliebtheit abwechselten, besser verstehen konnte.
Es hat mir in diesem Buch dahingehend besser gefallen, dass die Freundschaft von Flynn und Gabby sie auf eine Art vom anderen denken lassen, die sowohl respektvoll war, aber auch das aufkeimende Verlangen war gut dargestellt.
Ich finde es nicht immer einfach, eine Freundschaft in Büchern nachzuvollziehen. Meist wird es einfach nur behauptet. Vor allem bei Frauenromanen. Da trinken die Mädels einen Sekt und bequatschen das Thema Männer und wir sollen daraus schließen, es sind die allerbesten Freundinnen. In „Redwood“ wird die Freundschaft gezeigt. Wir sind nicht nur dabei, wenn die Freunde im „Shooters“ – das ist die Bar – sind und einen fröhlichen Abend verbringen. Es geht sehr viel darum, dass die O'Grady-Brüder über die Frauen sprechen und die Gruppe rund um Gabby, Avery, Zoe und Brent über die Männer. Aber innerhalb dieser Gespräche werden nicht nur alberne Ratschläge erteilt, sondern auch zugehört und Mimik gedeutet. Das macht für mich Freundschaft aus. Dass man den anderen versteht und nicht mit Albernheiten und Unpassendem auf Probleme reagiert. Doch noch schöner wurde die Freundschaft zwischen Flynn und Gabby dargestellt. Es wurde nicht nur behauptet, Gabby sei für Flynn die Stütze und Vertrauensperson. Kelly Moran zeigt es uns, wenn Gabby trotz Streit daran denkt, für Flynn in Gebärdensprache zu übersetzen, wenn die beiden zusammen arbeiten und Gabby all die Aufgaben übernimmt, die das Gehör fordern. Dabei ist sie nie überheblich, sondern sich ihrer Position bewusst, dass er teilweise von ihr abhängig ist. Und während ich diesen Satz schreibe, weiß ich, dass sowohl Flynn, als auch Gabby entsetzt wären. Obwohl Gabby so wichtig für Flynns Alltag ist, möchten beide die Behinderung nicht als Einschränkung sehen und dass Flynn nicht unabhängig agieren könnte.

Kommen wir damit zu dem Thema Taubheit. Es spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte und sollte deshalb einen eigenen Absatz verdienen. Wenn man bedenkt, dass die meisten Liebesromane oder -filme perfekte, gesunde Protagonisten haben, ist die Redwood Love-Reihe ein gelungener frischer Wind. Es geht nicht darum, die Behinderungen und seelischen Schicksalsschläge als Einschränkung zu sehen und die ProtagonistInnen zu einem Material von Mitleid der Leserschaft werden zu lassen. Auch wenn es mir teilweise zu einfach ist, dass keinerlei Fehler passieren und alle Hauptfiguren wissen, was sie zu sagen oder tun haben, damit sich alle wohl fühlen. Es macht die Bücher trotzdem super sympathisch, dass Depressionen, Behinderungen oder Demenz als ein ganz normaler Teil des Lebens dargestellt werden, wodurch wir die Stärke der Figuren nur noch mehr zu schätzen lernen. Wie ich oben schon ansprach, Flynn möchte nicht bemitleidet werden, sondern deutlich machen, er ist ein unabhängiger Mann, der seinen Traum wahr gemacht hat, Tierarzt zu werden.
Vor dem Lesen habe ich mir vorgestellt, wie die Autorin wohl die Taubheit darstellen wird. Zumal wir das Buch nicht nur aus Gabbys Sicht lesen. Ich hatte mit sehr vielen Beschreibungen anderer Sinneseindrücke gerechnet. Dass ich durch die Flynn-Kapitel auch mehr auf die Kleinigkeiten achten würde, wie etwas riecht, schmeckt, sich anfühlt. Als eine Person, die hören kann, verlasse ich mich selbstverständlich auf diesen Sinn und lasse mir vielleicht etwas entgehen, was sich viel besser sehen, als hören ließe? Ich kann es nicht beantworten, doch leider hat Kelly Moran es auch nicht geschafft, diese Chance im Roman zu ergreifen. Es wäre vom Schreibstil eine eins mit Sternchen gewesen, hätten wir aus Gabbys Sicht viel mit allen fünf Sinnen erfahren und bei Flynns Kapiteln eben einen anderen Fokus, den Gehörlose ganz sicher haben. Wie bei Avery und Cade habe ich sprachlich kaum Unterschiede zwischen den Sichtweisen ausgemacht und es war nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wer gerade erlebt. Ich habe auch das ein um andere Mal gedacht, dass Sätze genau gleich immer wieder auftauchen. Als seien sie aus einer Biografie der Figuren kopiert und eingefügt. Wir haben immer wieder erfahren, was Flynn erotisch findet, doch leider ist es anstrengend, wenn man an einer emotionalen Stelle im Buch, nochmal zurückblättern möchte, um nachzusehen, ob der Satz wirklich eins zu eins gleich war, wie man es schon gelesen hat. Hier möchte ich aber deutlich sagen, dass ich nicht weiß, ob es nicht an der deutschen Übersetzung liegen könnte und es im Original Tracking you (2017) anders geschrieben wurde.
Ebenfalls müsste ich mich bei meinem nächsten Kritikpunkt näher mit dem Thema auseinander setzen, um ein vollendetes Urteil fällen zu dürfen. Mir ist aufgefallen, dass Flynn seit Geburt an taub ist; ich meine sogar, dass in Teil eins davon die Rede war, er sei taub-stumm auf die Welt gekommen. Ist es für taube Menschen möglich, Lippen zu lesen? Für jemanden, der seinen Hörsinn nach und nach verliert bzw. hören konnte und durch einen Unfall schlagartig taub wird, natürlich. Dieser Mensch hat die Laute aber auch schon einmal gehört, vielleicht sogar selbst gebildet und weiß, wie die Lippenbewegungen zu den jeweiligen Worten aussehen. Wie gesagt, hier müsste ich weiter recherchieren. Ich wollte es nur als Einleitung für einen Satz nehmen, der mir seltsam erschien:
„Brent schaltete das Licht im Innenraum ein, damit Flynn seine Lippen lesen konnte. Brent beherrschte die Gebärdensprache, aber für einen Großteil seines Vokabulars gab es einfach keine Gesten.“ (S. 39)
Es erschließt sich mir nicht, wie ein tauber Mensch ein Wort von den Lippen ablesen soll, das für ihn nie in Gebärdensprache übersetzt wurde, die sprechende Person buchstabiert es ihm aber auch nicht, damit sich eine Vorstellung davon bilden könnte. Das passiert nämlich an einigen Stellen im Buch, dass für Flynn Worte buchstabiert werden, wenn er sie nicht erkannt hat. Es ist meckern auf hohem Niveau und doch hat es mich gestört.
Genauso die Tatsache, dass Flynn mit Gabby spricht. Ich finde es unfassbar schön gemacht, dass durch diese Szenen wieder einmal deutlich wird, wie eng die Beziehung der beiden ist. Nur bei Gabby traut sich Flynn zu sprechen. Es wird behauptet, er könnte es, es fiele ihm aber sehr schwer, er würde langsam und mit einer eigenen Aussprache sprechen. Das wird einmal erklärt, als er ihren Namen sagt und wie es in seiner Artikulation klingt, doch danach spricht er die kompliziertesten Worte und lange Sätze und man liest es natürlich ganz normal. Flynns Schwierigkeiten und der Wille, mit Gabby verbal zu kommunizieren, kommen nicht so rüber, wie ich es mir gewünscht hätte. Außerdem hatte ich das Gefühl, einige Szenen wurden an mehreren Tagen geschrieben, denn Gabby scheint entweder sehr vergesslich zu sein oder es wurde für sie vergessen, was direkt davor passiert ist. Flynn spricht mit Gabby über ein Foto, dann frühstücken sie direkt im Anschluss, Flynn gebärdet ein paar Sätze und spricht dann wieder laut, woraufhin Gabby denkt: „Oh. Seine Stimme.“ (S.275) Er hat ja den ganzen Morgen schon gesprochen, nur drei Sätze lang nicht.
Du denkst nun sicher, ich sei von dem Buch nicht so begeistert gewesen und suche Fakten, um es kritisieren zu können. Das Gegenteil ist der Fall. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe die halbe Nacht durchgelesen, so sehr war ich von Gabbys und Flynns Geschichte gefesselt. Die beiden sind, meiner Meinung nach, super sympathisch; ich kann mich ausgezeichnet mit Gabby identifizieren, was die Geschichte nur noch aufregender gemacht hat. Meine kleinen Kritikpunkte sollen nur beleuchten, warum ich dem Buch keine volle Punktzahl gegeben habe, wie ich es einem Buch normalerweise geben würde, das ich schneller beenden wollte, als ich den Titel ausgesprochen habe. Das Buch ist nicht perfekt und doch ist Kelly Morans „Redwood“ mir mittlerweile so ans Herz gewachsen, dass ich die Stadt mit ihrer Atmosphäre zu meinen Wohlfühlorten zählen würde. Ich habe bei anderen Rezensionen schon häufiger gelesen und gehört, dass es mit Gilmore Girls verglichen wird. Du weißt, wie schwer es ist, mich davon zu überzeugen, dass etwas besser oder gleichwertig wie „Stars Hollow“ sein könnte. Und ja, ich kann Redwood Love nicht damit vergleichen. Ich verstehe, warum andere es so sehen, aber ich kann das nicht. Ein Punkt ist sicher, dass ich Gilmore Girls ohne Bedenken mit einer 6-Jährigen gucken würde, doch Redwood Love – egal, welches Buch der Reihe – ist dann doch für ältere Jugendliche und Erwachsene geschrieben worden. Es gibt explizite Szenen, die eine 6-Jährige nicht zu lesen hat, aber ich weiß auch nicht, ob jede 12-Jährige damit zurecht käme. Das liegt ganz sicher immer an der subjektiven Wahrnehmung und auf welchem Stand die Mädels und Jungs in diesem Alter sind. Sprich: Ich empfehle das Buch ab 16 Jahren. Unabhängig davon, ist es für alle, die sich wohlfühlen wollen, von Tieren und Tierärzten lesen möchten und es mögen, unterschiedliche Charaktere kennen zu lernen.
Redwood Love. Es beginnt mit einem Kuss ist eine wundervolle, gemütliche Liebesgeschichte, die dich in eine tolle Stadt entführt und gar nicht mehr gehen lässt. Der Verlag hat den Büchern richtig schöne Cover gegeben, die die Stimmung widerspiegeln und gleichzeitig ein Hingucker im Bücherregal sind. Außerdem bin ich von der Papierqualität beim Lesen einfach begeistert.
Zum Glück darf ich noch ein letztes Mal nach „Redwood“ zurückkehren, um dem ältesten O'Grady-Bruder über die Schulter zu schauen. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte rund um Drake und Zoe entfaltet, zu welcher Jahreszeit wir „Redwood“ erleben werden und wie die Reihe zu einem Ende finden mag.

Ich bin bereits auf der Rückreise in die Kleinstadt, daher ein schneller Gruß,
deine Daisy

Veröffentlicht am 09.08.2021

Ein Wohlfühlroman

When you look at me
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Liebe Daffy,

heute habe ich wieder einen ganz besonderen Brief für dich. Es geht um Kelly Morans „When you look at me“ (Orig. „Counterbalance“, 2017.), das am 17. August in der deutschen Übersetzung (Vanessa ...

Liebe Daffy,

heute habe ich wieder einen ganz besonderen Brief für dich. Es geht um Kelly Morans „When you look at me“ (Orig. „Counterbalance“, 2017.), das am 17. August in der deutschen Übersetzung (Vanessa Lamatsch) bei Kyss erscheinen wird. Ich durfte das Buch schon vorab lesen, da ich es großzügigerweise vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen habe.

Inhalt
Xavier Gaines ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mitten in San Francisco sein eigenes Unternehmen leitet. Nach außen wirkt er unnahbar und eiskalt, doch was die wenigsten wissen ist, dass Xavier an einer Sozialphobie leidet und ihm Menschenansammlungen große Angst bereiten. Um sein Image aufzubessern, stellt er die PR-Managerin Peyton Smoke ein. Die beiden kennen sich noch aus der High School und nun arbeiten sie eng zusammen. Ist es nur die Vertrautheit, die eine so lange Bekanntschaft mit sich bringt oder knistert es zwischen den beiden gewaltig?

Figuren
Wie wir es aus dem Genre der Liebesromane kennen, ist auch dieses Buch abwechselnd aus Peytons und Xaviers Sicht geschrieben, wodurch wir dicht an den beiden Figuren dran sind. Wir erleben das erste Wiedersehen nach der Schulzeit und wie sie aufeinander reagieren. Kelly Moran schafft so eine wundervolle Ausgangslage, die uns in eine Liebesgeschichte führt, bei der die Figuren eine gemeinsame Vergangenheit haben, sich nach nun knapp zehn Jahren wieder treffen und sich neu kennen lernen. Auf diese Weise ist die Vertrautheit und das gute Arbeitsklima zwischen ihnen absolut nachvollziehbar und nicht wie vom Himmel gefallen.
Wie es innerhalb des Genres häufig vorkommt, gibt es eine schwierige Vergangenheit für mindestens eine der Figuren. Normalerweise ist es mir häufig zu dramatisch und auch hier ist es wirklich extrem. Dennoch war diese Dramatik eine solide Grundlage, um das Verhalten der Charaktere, ihre Beweggründe und Schwächen zu begründen. Außerdem sind sowohl Peyton, als auch Xavier gewillt, an sich zu arbeiten.
Hierfür ist es ein großer Pluspunkt, dass sie beide bereit sind zu kommunizieren. Kelly Morans Talent, ihre Figuren Dialoge führen zu lassen, gibt uns Lesenden einen tieferen Einblick in die Geschichte, als es bei anderen Büchern des Genres der Fall ist. Peyton und Xavier sprechen ihre Emotionen offen an und es kommt nicht zu unnötigen Missverständnissen. Zusätzlich dazu werden die Kapitel aus Xaviers Sicht noch detailliert durch seine Innensicht ergänzt und wir erleben, wie er sich zu den Geschehnissen positioniert.
Bei Peyton verhält es sich etwas anders. Obwohl Xavier sie als ausgesprochen leidenschaftlich und extrovertiert beschreibt, blieb sie mir trotz den Kapiteln aus ihrer Sicht teilweise fremd und ich habe gerätselt, wie sie nun wirklich zu der Situation steht.
Nichtsdestotrotz ist sie eine starke Protagonistin, die sich nicht hinter einem Mann versteckt, sondern ihr Leben selbst in der Hand hat. Das gefällt mir so gut an Kelly Morans Geschichten. Ihre Frauenfiguren sind unabhängig, individuell und mit Ecken und Kanten.

Schreibstil
Wir haben hier einen 365 Seiten Roman in Händen, durch den ich in wenigen Stunden nur so geflogen bin. Kelly Moran hat einen unglaublich flüssigen Schreibstil, der Spaß zu lesen macht.
Wie gerade schon erwähnt, finden sich jede Menge Dialoge in der Geschichte wieder. Selbstverständlich werden auch die beschreibenden Passagen nicht vernachlässigt, wodurch die Figuren und Umgebung erlebbar gemacht werden. Durch Beschreibungen von Peytons Parfum, Xaviers Kleidungsstil, blühenden Lavendelfeldern oder Details über Bücher auf dem Nachttisch bekommen wir ein tolles Gesamtpaket geliefert. Der Alltag wird durch Beschreibungen wie dem Tragen von Brillen oder dem allabendlichen Kontaktlinsen herausnehmen anschaulich beschrieben.
Es gibt jedoch einige Redewendungen, die mich und meinen Lesefluss kurzzeitig gestört haben. Hierbei weiß ich nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder ob es im Original auch schon so beschrieben wurde. So habe ich mich gefragt, wie ein und dasselbe Pferd mal ein Wallach und im nächsten Satz ein Hengst sein kann (S. 168). Außerdem fand ich „weinende Eierstöcke“ (S. 119) oder auch den Dirty Talk von Xavier (z.B. S. 244f.) eher fragwürdig.

Kelly Moran greift in dieser Geschichte wieder das Thema der PTBS von Berufssoldatinnen sowie deren mögliche Depressionen und Tod auf wie sie es schon in „Wildflower Summer“ thematisiert hatte. Wenn ich es richtig verstanden habe, liegt der Autorin dieses Thema aufgrund eigener Erfahrungen besonders am Herzen und ich finde es wichtig, dass auf die Folgen für die Menschen in Romanen aufmerksam gemacht wird.

Fazit
Ich habe nun schon fast alle der deutschen Übersetzungen von Kelly Moran gelesen. Wie reiht sich nun „When you look at me“ in diesen Kanon ein?
Wie in diesem Buch so treffend gesagt wird, ist jede Beziehung anders und so verhält es sich auch mit Kelly Morans Büchern. Ihre Paare sind sehr individuell, sie alle haben ihre eigene Kennenlern-Geschichte und Dynamik.
Lustigerweise hat mich dieses Paar besonders an Lucy und George aus dem Film „Ein Chef zum Verlieben“ (Warner Bros., 2002.) und Oliver und Felicity aus der Serie „Arrow“ (CW Network, 2012-2020.) erinnert. Das liegt vorrangig an der Prämisse, dass die beiden zusammen arbeiten und sich aus einem kollegialen Verhältnis eine Liebesbeziehung entwickelt.
Dabei gefiel mir besonders gut, dass beide offen kommunizieren und Kelly Moran ein großartiges „show don't tell“ beherrscht. Außerdem empfinde ich die Bücher der Autorin zwar als Liebesromane mit erotischen Elementen, jedoch verzichtet sie darauf, allzu vulgär zu werden, wie andere Autor
innnen des Genres leider häufig schreiben. Wer gern romantische Komödien schaut, wird bei diesen Büchern sicher voll auf die Kosten kommen.

Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist auch das schöne Aussehen und die Qualität der Kyss-Bücher. Dieses Buch hat ein wundervolles Lavendelfeld im Sonnenuntergang als Cover, was ganz ausgezeichnet zur Geschichte passt. Zuerst hatte ich Bedenken, dass die glänzende Folie des Covers schnell Knicke und vor allem Leserillen bekommen könnte, doch es sieht nach Beenden des Buches noch immer tadellos aus. Auch der Titel erschließt sich im Laufe der Handlung und so hat man einen kleinen Aha-Moment beim Lesen.

Deine Daisy

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Zwei Frauen

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Liebe Daffy,

heute möchte ich dir von einem Thriller erzählen, den ich gerade beendet habe. Wie du weißt, bin ich in diesem Genre nicht zuhause und so war Julie Clarks „Der Tausch“ ein spannender Ausflug ...

Liebe Daffy,

heute möchte ich dir von einem Thriller erzählen, den ich gerade beendet habe. Wie du weißt, bin ich in diesem Genre nicht zuhause und so war Julie Clarks „Der Tausch“ ein spannender Ausflug in die Welt der Thriller für mich. Erschienen ist das amerikanische Original bereits 2020 unter dem Titel „The Last Flight“; bei meinem Exemplar handelt es sich um die deutsche Übersetzung (Gabrielle Burkhardt & Astrid Gravert), die Heyne 2021 auf den Markt gebracht hat.

Inhalt
Claire lebt in fürchterlichen Verhältnissen. Zwar ist sie von Reichtum umgeben, doch ihr gewalttätiger Ehemann behandelt sie auf schrecklichste Art und Weise. Bisherige Versuche, dieser Ehe zu entfliehen waren gescheitert. Doch dieses Mal soll anders anders werden und sie hat es bis ins kleinste Detail geplant.
Es soll nicht so sein und in letzter Minute kommt wieder alles anders. Allerdings trifft sie am Flughafen auf eine Fremde – Eva – die ihr anbietet, die Flugtickets mit ihr zu tauschen, sodass beide Frauen aus ihrem Leben verschwinden können. Denn auch Eva ist auf der Flucht.

Schreibstil
Julie Clark hat einen spannenden Stil gewählt, um ihre Geschichte zu erzählen, welcher diese für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.
Hierbei handelt es sich nicht nur um wechselnde Perspektiven und Erzählungen aus jeweils der Sicht von Claire und Eva. Die Claire-Kapitel schrieb Julie Clark im Präsens und als Ich-Erzählerin. Bei Eva handelt es sich um eine Beschreibung in der dritten Person und im Präteritum.
Obwohl die Kapitel jeweils immer mit dem Namen der Protagonistin übertitelt sind, wird beim Lesen direkt deutlich, wessen Sicht wir erleben. Die Idee gefällt mir richtig gut und hat das Lesen zu einem Erlebnis gemacht.

Figuren
Obwohl die Ausgangslage von Claire und Eva ähnlich wirkt, indem sie beide aus ihrem Leben verschwinden müssen, könnten die beiden Frauen nicht unterschiedlicher sein. Wir erfahren von ihrer Herkunft, ihren Familien, ihren Träumen und Wünschen, Talenten und Ängsten. Julie Clark schafft es, authentische Frauenfiguren zu schaffen, die sich gut ausgearbeitet lesen.
Der Fokus liegt eindeutig auf der Erzählung und Formung der beiden Figuren, sodass wir das Gefühl haben, sie rundherum kennen zu lernen. Dennoch gibt es einige Nebencharaktere, die sich in die Geschichte einfügen und der Handlung Tiefe geben.

Thriller
Wie ich eben schon erwähnte, habe ich noch nicht viele Thriller gelesen und kann das Buch dadurch nicht im Kanon einordnen und vergleichend bewerten.
Julie Clark entschied sich, die Bewegung

metoo zum Thema ihrer Geschichte zu machen und hat es meiner Meinung nach gut darstellen können wie sich Claire in ihrer gewalttätigen Ehe fühlt. Die Angst, die sie ihrem Ehemann gegenüber empfindet ist zu jeder Zeit spürbar. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass die Kapitel aus ihrer Sicht mehr mit mir als Leserin gemacht haben, als Evas Kapitel. Das hat nichts mit einem Mangel an Dichte und Emotionen in jenen Kapiteln zu tun, ich habe mich beim Lesen jedoch immer wieder dabei ertappt, dass ich wissen wollte, wie es bei Claire weiter geht.
Außerdem würde ich dieses Buch als einen guten Einstieg in das Genre empfehlen. Ich hatte mit mehr Thriller- und Schockelementen gerechnet, doch allgemein blieb die Handlung für mich nicht sonderlich gewalttätig, bedrohlich oder gar psychisch zu stark triggernd. Selbstverständlich möchte ich darauf hinweisen, dass jeder Leserin unbedingt selbst abschätzen sollte, ob das Buch einen Trigger darstellen könnte. Als Hilfestellung liste ich nachfolgend Themen auf, die angesprochen werden:

metoo, Gewalt, Drogen, Verfolgung, Flugzeugunglücke, Erpressung, Tod.

Wenn du einmal einen Blick in das Buch werfen möchtest, lade ich dich ganz herzlich dazu ein. Es lohnt sich, der Geschichte eine Chance zu geben und Claire und Eva kennen zu lernen.

Deine Daisy

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