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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2017

Ein verwirrender Thriller

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch ...

Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch kurz darauf ist Nel tot und Julia macht sich auf den Weg in ihr Heimatdorf, um ihrer Nichte Lena beizustehen. Dort angekommen, muss sie erfahren, dass sich Nel durch einen Sprung in den Fluss selbst getötet hat. So jedenfalls lautet die offizielle Version, die aber kaum jemand glauben mag. Denn in den letzten Jahren sind einfach zu viele Frauen dem Wasser zum Opfer gefallen und so besteht der Verdacht, dass mehr als nur die Sehnsucht nach dem Tod dahinter steckt.

„Into the Water – Traue keinem. Auch nicht dir selbst.“ ist nach „Girl on the Train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.“ der zweite Roman von Paula Hawkins, einer britischen Autorin, die es versteht, mit abgründiger Spannung zu fesseln. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge, wie eine junge Frau von Unbekannten gequält, in einer Flussmündung stirbt. Eine bewegende Szene, die mit knappen Worten ein unvorstellbares Martyrium beschreibt. Deshalb ahnt der Leser gleich, dass eine perfide Verbrechensserie im Mittelpunkt der Handlung steht, die bisher noch nicht aufgeklärt worden ist. Danach allerdings braucht das Buch einige Zeit, bis es die gewünschte Wirkung entfalten kann. Denn viele Figuren, unzählige Rückblicke in die Vergangenheit und dramatische Vorfälle am Fluss werden wie Puzzleteile durcheinander gestreut und müssen erst geordnet werden.

Paula Hawkins hat einen bildhaften Schreibstil und nutzt die Fantasie des Lesers, um ihre ungeheuerliche Geschichte zu erzählen. Dazu verbindet sie das Schicksal verschiedener Personen, streut ausreichend Zwistigkeiten und Vermutungen in ihre Beziehungen ein
und kombiniert das Ganze mit einer Reihe an Todesfällen, die nach eingehender Untersuchung als Selbstmord zu den Akten gelegt worden sind. Doch obwohl die Idee, die hinter dem Roman steckt, ein packendes Lesevergnügen verspricht, vermag das Buch nicht zu fesseln. Zu schwerfällig kommt es in Fahrt, zu gemächlich ist dessen Handlungsverlauf, zu verworren sein Plot. Nur das Ende weiß zu überzeugen, wie auch die Atmosphäre, die wunderbar mysteriös in Erscheinung tritt.

Fazit:
In ihrem zweiten Roman hat Paula Hawkins einfach zu viel gewollt und damit die Spannung gekillt. Schade, denn sie hat schon einmal bewiesen, dass sie es besser kann. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass der nächste Roman wieder an ihren erfolgreichen Erstling anknüpfen kann.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Ein Thriller mit starken Figuren aber nur mäßiger Spannung

Schattenfänger
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Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen ...

Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen hat und der verängstigten Frau am Morgen eine frisch gekochte Tasse Tee und eine eingewickelte Rose auf den Küchentisch stellt. Doch sie ist nicht die Einzige, deren Haus nicht mehr sicher ist. Denn kurz nach ihr erscheint bei Detective Inspector Ellen Kelly eine weitere Frau, die von den heimlichen Besuchen eines Unbekannten und den von ihm hinterlassenen Aufmerksamkeiten erzählt. Ellen, die nach einer längeren Zwangspause in den Dienst zurückgekehrt ist, geht den seltsamen Vorkommnissen nach und hat schon bald einen schrecklichen Verdacht, der auch ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

„Schattenfänger“ ist der zweite Fall für die Londoner Ermittlerin Ellen Kelly, die bei ihrem letzten Fall einen Verbrecher erschossen hat und sich seit dem in psychologischer Behandlung befindet. Aber nicht nur dieser Vorfall macht ihr zu schaffen. Auch der vor drei Jahren erlittene Unfalltod ihres Mannes setzt ihr ordentlich zu. Trotzdem ist sie endlich so weit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, obwohl sie für zwei Kinder zu sorgen hat. Eine sehr bodenständige Polizistin, die ganz normale alltägliche Probleme hat und somit wunderbar authentisch und glaubhaft erscheint. Wie auch der Rest der Figuren, die der Leser in dem Buch kennenlernt, obwohl nicht alle so sympathisch, wie DI Ellen Kelly sind.

Der Fall, mit dem sich Ellen Kelly und ihr Team beschäftigen, ist gut erdacht und präsentiert einige Wendungen, die so nicht vorherzusehen sind. Doch trotz der gelungenen Idee vermag es Sheila Burger nicht, das in ihm steckende Potenzial auszuschöpfen. Zu spannungsarm plätschert die Handlung vor sich hin, ohne nervenaufreibende Szenen, ohne eskalierende Dialoge und ohne ermittlerische Höhepunkte. Auch eine in Thrillern oft vorhandene psychologische Komponente und die von ihr ausgehende kaum auszuhaltende Anspannung ist nicht zu finden. Lediglich das Finale wurde wunderbar dramatisch in Szene gesetzt, was einfach zu wenig ist.

Fazit:
„Schattenfänger“ ist ein kurzweiliger Thriller mit starken Figuren und interessanten Wendungen, der allerdings die erwartete Spannung vermissen lässt.

Veröffentlicht am 07.04.2017

Ein wendungsreicher und kurzweiliger Thriller mit wenig Tiefgang

The Couple Next Door
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Als Ann und Marco von einer Party bei den Nachbarn nach Hause kommen, ist ihre kleine Tochter Cora verschwunden. Dabei hatten sie das Babyfon dabei, sind regelmäßig nach ihr schauen gegangen und waren ...

Als Ann und Marco von einer Party bei den Nachbarn nach Hause kommen, ist ihre kleine Tochter Cora verschwunden. Dabei hatten sie das Babyfon dabei, sind regelmäßig nach ihr schauen gegangen und waren sich sicher, dass sie tief und fest schläft. Nun aber ist das Bettchen leer und von dem Baby gibt es keine Spur. Detective Rasbach, der den Fall übernimmt, geht jedem noch so kleinen Hinweis nach, merkt aber schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn nicht nur Marco hat Probleme, die er geschickt zu vertuschen versucht. Auch Ann und ihre Eltern verschweigen etwas. Und dann ist da noch die charmante Nachbarin, die mehr als nur Freundschaft mit Marco will.

„The Couple next Door“ ist ein Thriller, der geschickt mit den Geheimnissen seiner Figuren spielt. Jeder hat etwas zu verbergen und tut gut daran, es für sich zu behalten. Bis auf den ermittelnden Detective, dessen Aufgabe es ist, tief in das Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten zu dringen und herauszufinden, was in der Partynacht geschehen ist. Aber nicht nur er lernt die beteiligten Personen und ihre Makel immer besser kennen, sondern auch der Leser, der stets an seiner Seite ist. Nur dass er auch in die Köpfe von Ann und Marco schauen kann und ihre Gedanken und Vermutungen erfährt. Deshalb gelingt es ihm beizeiten, das Verbrechen zu durchschauen, obwohl er dadurch lange noch nicht weiß, wie alles enden wird.

Erzählt werden die verhängnisvollen Ereignisse geradlinig hintereinander weg, während es durch die Gedankenwelt der Figuren immer wieder Einblicke in die Vergangenheit gibt. Kurze Kapitel und ein flüssiger Schreibstil und sorgen dafür, dass der Thriller in einem Rutsch gelesen werden kann und trotz seiner Oberflächlichkeit gut unterhält. Nur Sympathien für die handelnden Personen wird der Leser nicht entwickeln und wenn dann nur für den ermittelnden Detective. Denn er ist der Einzige, dessen Verhaltensweisen durchschaubar sind, während alle anderen entweder manipulieren oder in ihren Reaktionen einfach nicht zu verstehen sind.

Fazit:
„The Couple next Door“ ist ein wendungsreicher und unterhaltsamer Thriller, der leider zu wenig Spannung und Tiefgang besitzt. Wer aber ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht und undurchsichtige Verbrechen mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Ein schlichter Krimi mit einem ganz eigenen Charme und tollen Figuren

Mord mit Meerblick
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Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall ...

Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall für Inspektorin Sandra Horvat und ihr Team, die bereits am frühen Morgen damit beginnen, erste Ermittlungen anzustellen. Allerdings bringen einige sofort angestellte Befragungen der Nachbarn keinen Erfolg und weitere Zeugen sind nicht in Sicht. Grund genug, etwas genauer in das Umfeld des Mordopfers schauen, wo es bald erste Ansätze für ein Tatmotiv gibt. Fast zur gleichen Zeit wird eine 75-jährige Frau mit ihrem Schnellkopftopf erschlagen, und während die Mordkommission auch in diesem Fall zunächst einmal im Trüben fischt, stellt sich plötzlich heraus, dass beide Taten zusammenhängen.

„Mord mit Meerblick“ ist das Debüt der Autorin Ranka Nikolic, die als Kind mit ihren Eltern von Kroatien nach Deutschland kam. Kein Wunder also, dass ihr erster Kriminalroman in der Hafenstadt Rijeka spielt, die als drittgrößte Metropole Kroatiens ein gut besuchter Urlaubsort ist. Hier lernt der Leser vor einer atemberaubenden Kulisse nicht nur die pulsierende Stadt und ihre Bewohner kennen, sondern erhält auch einen kleinen Einblick in die bewegende Geschichte des Landes. Doch vor allem stehen im Mittelpunkt des atmosphärischen Romans die Ermittlungen zu zwei brutalen Verbrechen, die dem vierköpfigen Team der Mordkommission von Rijeka ordentlich zu schaffen machen.

Erzählt werden die eher unspektakulär verlaufenden Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, ohne die sonst üblichen Verfolgungsjagden oder andere Effekthascherei. Deshalb erscheint der Kriminalroman ungewohnt ruhig, hat es aber trotzdem in sich und liefert durch die in ihm akribisch geführten Ermittlungen ausreichend Material, um eigene Vermutungen anzustellen. Ob diese allerdings richtig sind, offenbart sich erst ganz zum Schluss. Bis dahin wird der Leser durch immer wieder neue Wendungen und humorvoll geführten Dialogen der Ermittler gut unterhalten, die sich trotz unterschiedlicher Charaktereigenschaften und persönlicher Handicaps in ihrem täglichen Miteinander gut verstehen.

Fazit:
„Mord mit Meerblick“ ist ein eher schlichter Kriminalroman mit einem ganz eigenen, manchmal etwas rauen Charme, der dem wahren Leben sehr nahe kommt und mit angenehm realistischen Figuren, bei denen es Spaß macht, sie mit allen ihren Eigenarten kennenzulernen.


Veröffentlicht am 30.12.2016

Ein vielschichtiger und komplexer aber zu detailreicher Kriminalroman

Die Zeit läuft
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Als der fünfjährig Gavin Daly mitten in der Nacht erwacht wird er Zeuge, wie fremde Männer seinen Vater entführen und seine Mutter töten. Ein traumatisches Erlebnis, das ihn sein ganzes Leben lang verfolgt ...

Als der fünfjährig Gavin Daly mitten in der Nacht erwacht wird er Zeuge, wie fremde Männer seinen Vater entführen und seine Mutter töten. Ein traumatisches Erlebnis, das ihn sein ganzes Leben lang verfolgt und dafür Sorge trägt, dass Gavin grausame Rache schwört. Doch zunächst einmal werden er und seine Schwester Aileen von einer Tante nach Irland gebracht, wo sie ihre Kindheit verleben werden. Bevor aber das Schiff mit ihnen an Bord den Hafen New Yorks verlässt, überreicht ein fremder Bote Gavin ein Paket, in dem sich neben einer Uhr seines Vaters, ein Zettel mit Namen und eine Pistole befinden. „Achte auf die Zahlen!“, sagt der Fremde noch, bevor er in der Menschenmenge verschwindet, während Garvin völlig perplex über den merkwürdigen Vorfall ist.

90 Jahre später wird Aileen bei einem Raubüberfall in ihrem Haus schwer verletzt und stirbt an den Folgen der brutalen Tat. Ihr Bruder Garvin, dem neben dem Tod der geliebten Schwester, der Verlust der väterlichen Uhr besonders zu schaffen macht, denkt an seinen Racheschwur und beginnt, die Täter zu jagen. Aber nicht nur er versucht, ihnen auf die Spur zu kommen, auch Detective Superintendent Roy Grace ist hinter den Mördern her und stellt während der von ihm geführten Ermittlungen fest, dass die verstorbene Aileen ein ganz besonderes Interesse an den Verbrecherbanden New Yorks besaß.

"Die Zeit läuft" ist der neunte Fall für Roy Grace, der bereits in seinem ersten Fall mit dem Titel „Stirb ewig“ unter Beweis stellen konnte, was in ihm steckt. Auch damals kam er einem furchtbaren Verbrechen auf die Spur und das mit einem enorm hohen Tempo und vielen Überraschungen. Inzwischen nun ist der ambitionierte Ermittler zwar etwas ruhiger geworden, versteht es aber immer noch die Spielarten der Verbrecher zu durchschauen und ihnen über kurz oder lang, das Handwerk zu legen. Doch zunächst einmal wird er mit seinem Team auf einige falsche Fährten gelockt und muss mit akribischer Polizeiarbeit die Spreu vom Weizen trennen. Doch seine Gründlichkeit wird belohnt und schon bald stößt er auf eine heiße Spur, die viel mit der Vergangenheit des Geschwisterpaares zu tun hat.

Ein spannender Einstieg, kurze Kapitel, geschickt gesetzte Cliffhanger und interessante Figuren. Peter James weiß, wie er seine Leser bei der Stange halten kann und einen durchgängigen Spannungsbogen erzeugt. Und doch ist er im neunten Fall des britischen
Detectivs von der Routine abgewichen und hat Grace mit einem ausufernden Privatleben und weiteren Problemfällen, wie dem Prozess gegen einen gefassten Verbrecher, versehen. Eine Tatsache, die im Zusammenhang mit den vielen Figuren und der Schilderung ihres Umfeldes ein wenig die Spannung raubt, Fans von Roy Grace aber die Möglichkeit gibt, tiefer in dessen Leben einzutauchen.

Fazit:
Ein vielschichtiger und komplexer Kriminalroman, der auch ohne die Kenntnis seiner Vorgänger gelesen werden kann, in dem sich Peter James aber zu oft in unwichtige Details verliert.