Cover-Bild Die Kinder von Teheran
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12,95
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  • Verlag: Theiss in Herder
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 440
  • Ersterscheinung: 14.04.2021
  • ISBN: 9783806242782
Mikhal Dekel

Die Kinder von Teheran

Eine lange Flucht vor dem Holocaust
Tobias Gabel (Übersetzer)

Berührend, bedrückend, höchst lehrreich: Indem Mikhal Dekel die Geschichte ihres Vaters rekonstruiert, der 1939 als Kind von Polen über die Sowjetunion und Persien nach Palästina floh, erzählt sie eine vollkommen unbekannte, größere Geschichte: Die der Flucht von weit über einer Million polnischer Juden Richtung Osten, der größten Gruppe der polnisch-jüdischen Überlebenden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2021

Beeindruckender und faktenreicher Bericht über die Flucht jüdischer Kinder

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Mikhal Dekel ist die Tochter Hannans, einem jungen Polen, der aus seinem Heimatland fliehen musste. Ganz alleine, ohne Eltern machte er sich mit zwei weiteren Kindern auf den langen und beschwerlichen ...

Mikhal Dekel ist die Tochter Hannans, einem jungen Polen, der aus seinem Heimatland fliehen musste. Ganz alleine, ohne Eltern machte er sich mit zwei weiteren Kindern auf den langen und beschwerlichen Weg von Polen aus nach Palästina. Und ihr Schicksal war keineswegs einzigartig. Etwa 900 Kinder und Jugendliche waren ebenfalls auf der Flucht vor Tod und Dahinvegetieren in einem Konzentrationslager. Und die wiederum waren ein geringer Teil von etwa 250 000 polnischen Juden, die ihre Heimat verlassen mussten.

Nein, dass Juden in Polen eine Minderheit waren, das stimmt nicht. Im Jahr 1897 gehörten von
100 % der Einwohner immerhin 75 % zu dieser Religionsgemeinschaft. Und trotzdem wurden sie später verfolgt. Hannan, also der Vater von Frau Dekel, war einer von ihnen und seine Familie gehört zu den „Ureinwohnern“ der Stadt. Hier lebten sie seit Generationen und betrieben eine Brauerei. Dass sie als Vertriebene endeten und ihre Heimat niemals wiedersehen sollten, das ist heute unvorstellbar. Und nicht nur das. Sie mussten Haus und Hof samt Inventar zurücklassen. Wer denkt, dass sie entschädigt wurden, der irrt. Der Versuch scheiterte im Jahr 1992 kläglich.

In dem Buch berichtet Frau Dekel einmal davon, wie sie auf den Wunsch kam, es zu schreiben. Zum anderen schreibt sie über die Flucht des Vaters und besuchte sämtliche Stationen seiner weiten Reise. Dabei kam sie mit vielen Menschen ins Gespräch und nicht alle waren ihr gegenüber freundlich eingestellt. Die Berichte über die Flucht sind zum Teil unvorstellbar grausam. Was mussten die Menschen damals nur erleben und selbst Kinder so leiden. Hunger war allgegenwärtig und bis zum Tod litt Dekels Vater an den Auswirkungen. Er stand häufig in der Nacht auf und wühlte im Abfall nach Resten von Nahrungsmitteln. Für das Kind Mikhal damals nicht verständlich aber heute nachvollziehbar.

Unendlich schwer waren die Reisen zur Recherche. Aber sie haben den großen Gewinn, dass Frau Dekel nach Jahren das Verhalten ihres Vaters verstehen kann. Die Flucht dauerte immerhin von 1939 bis 1943 und dass diese Erlebnisse niemals vergessen werden können, ist wohl jedem klar. Für mich war das Buch ein völlig unbekanntes Kapitel zum Thema Zweiter Weltkrieg. Ich bin dem Verlag sehr dankbar, dass dieses Buch hier in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Nein, es ist kein trockenes Sachbuch sondern ein emotional geschriebenes Stück Zeitgeschichte, die nie vergessen werden darf.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Der Weg in die Freiheit

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Klappentext:

„Mikhal Dekels Vater entkam den Nazis in Polen und überlebte den 2. Weltkrieg - doch die Konsequenzen seiner Kindheit blieben stets gegenwärtig. Gerade der Aspekt des Vergessen-Wollens beeinflusste ...

Klappentext:

„Mikhal Dekels Vater entkam den Nazis in Polen und überlebte den 2. Weltkrieg - doch die Konsequenzen seiner Kindheit blieben stets gegenwärtig. Gerade der Aspekt des Vergessen-Wollens beeinflusste die folgenden Generationen nachhaltig. Die Autorin hat sich in Archiven und in Gesprächen mit Zeitzeugen auf Spurensuche begeben. Schicht für Schicht legt sie ihre Familiengeschichte frei. So entstand eine einfühlsame Erzählung über Nächstenliebe, den Einfallsreichtum der jüdischen Hilfsorganisationen und über die Schrecken des 2. Weltkriegs. Ein Buch über den Holocaust, in dessen Mittelpunkt nicht das Konzentrationslager, sondern der Flüchtling steht, und dessen Schauplatz nicht Europa, sondern Zentralasien und der Nahe Osten ist!“



Diese Geschichte geht ganz tief unter die Haut und kratzt im Inneren an der dünnsten Stelle die am meisten weh tut - der Holocaust war überall und verfolgte die Menschen nicht nur in Deutschland und Polen bis in den Tot. Diese Geschichte hier ist wie eine Art Mahnmal und Aufrütteln zugleich, denn Dekel ist offen und frei mit ihren Erläuterungen und Geschichten. Beim lesen nimmt es einem oft die Luft und ich musste das Buch ab und an zur Seite legen und erstmal wieder Luft holen. Natürlich ist es bedrückend, aber wir dürfen diese Schandtaten nicht vergessen. Es scheint schier unfassbar welche gewaltige Maschinerie hinter all dem Bösen gesteckt hat und welche Macht sie hatten….Dieses Buch ist so gewaltig und stark, man muss es einfach lesen! 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Der Holocaust ist noch lange nicht zu Ende erzählt

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Wer sind die Kinder von Teheran? Warum waren sie auf der Flucht? Der Begriff der „Teheran children“ ist für uns noch relativ unbekannt und wird von der in Israel geborenen US-Literatur-Professorin Mikhal ...

Wer sind die Kinder von Teheran? Warum waren sie auf der Flucht? Der Begriff der „Teheran children“ ist für uns noch relativ unbekannt und wird von der in Israel geborenen US-Literatur-Professorin Mikhal Dekel, Tochter eines solchen „Teheran child“, aus dem Vergessen hervorgeholt.

Damit wird der Aspekt der Judenverfolgung, der auch aus der Flucht von über 1 Million polnischer Juden durch den Osten und Nahen Osten bestand, erweitert und verbindet sich in interessanter Weise mit unseren aktuellen Problemen der weltweiten Fluchtbewegungen.

Flucht bedeutet, aus Verzweiflung alles Vertraute und jede staatliche Sicherheit hinter sich zu lassen - das ist heute so und war es auch früher. Bezeichnenderweise wusste die Autorin selbst vor ihrer Recherche nicht, was die Flucht des Vaters für ihn und seine Herkunftsfamilie bedeutet hatte, da er, wie so viele Holocaust-Opfer, sich über die Vergangenheit lieber ausschwieg. Und im Verlauf des Buches begegnet uns und den Kindern alles, was man sich dazu denken kann: Vertreibung, Deportation, Kälte, Hunger, Krankheit, Prostitution, Zerstörung und Verlust der Familie/Vorfahren.

Trotzdem muss kein Leser Respekt davor haben dieses Buch zu lesen. Es ist weder negativ geschrieben noch besonders schwer zu lesen - im Gegenteil! Es hat eine für ein Sachbuch sehr schöne Sprache und erzählt die Geschichte ausgesprochen flüssig und fesselnd. Natürlich gibt es auch berührende und unschöne Momente, aber der Autorin gelingt der besondere Kunstgriff, eigentlich zwei Geschichten zu erzählen: die Flucht ihres Vaters, aber auch ihren eigenen Versuch, diese Reise und ihre Auswirkungen nachzuvollziehen, tw. auch vor Ort, und über alles, was ihr dort begegnet, kann sie sehr spannend und nachvollziehbar reflektieren. Das macht die Lektüre sehr besonders und das Buch nahezu zu einem Pageturner.

Ich schätze sehr, dass sie nicht alleine auf die Erforschung des väterlichen Einzelschicksals abstellt, sondern in Herausarbeitung des gemeinsamen und des allgemeingültigen dieser Schicksale dem Leser einen multiperspektivischen Blick auf das Geschichtsgeschehen ermöglicht und damit auch Lehren für uns heute möglich macht.

So ist einer ihrer Hauptpunkte, dass die national begrenzte und tw. verfälschende Erinnerungskultur in einzelnen Staaten das Lernen aus der Geschichte erschweren. Dieses, oder auch schlicht weshalb die Gründung Israels für die Juden derart bedeutungsvoll war, ist mir noch nie so deutlich geworden wie in diesem Buch! Oder auch, dass es ständig erzwungene Identitätswechsel für die Flüchtenden gab (von Polen zu rechtlosen Juden zu Israelis/Zionisten) und was das für sie, bis hin zu ihren späteren Familien und Kindern, bedeutete.

Man kann in diesem Buch in einer besonderen Weise erleben, wie die große Geschichte in die kleine des Einzelnen eingreift und welche Auswirkungen das auf den Menschen wie auf das Weltgefüge hat.

Durch diese Vielschichtigkeit und die intensiven, offen dargelegten Reflektionen der Autorin ist es ein sehr gelungenes Buch.



Fazit: Von mir 4,5 Sterne, ein definitiv lesenswertes Buch! Ich denke, dass auch Menschen, die sonst keine historischen Sachbücher lesen, mit diesem Buch gut zurecht kommen werden und viel daraus mitnehmen können, durchaus auch für die aktuellen Konflikte.

Den kleinen Abzug gibt es, weil ich am Ende doch ein wenig enttäuscht war, dass die Verdrängung der Palästinenser mit der Staatsgründung Israels nicht wirklich erzählt wird. Das widerspricht etwas der sonstigen Haltung der Autorin, allerdings kann ich die besondere Loyalität jüdischer Menschen zum Staate Israel nach der Lektüre auch besser verstehen.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Die Geschichte einer Flucht

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Das Buch „Die Kinder von Teheran“ von Mikhal Dekel ist im wbg Theiss Verlag erschienen.

Fast 900 polnisch-jüdische Kinder sind vor dem Nationalsozialismus von Polen in den Iran geflüchtet. Genau auf ...

Das Buch „Die Kinder von Teheran“ von Mikhal Dekel ist im wbg Theiss Verlag erschienen.

Fast 900 polnisch-jüdische Kinder sind vor dem Nationalsozialismus von Polen in den Iran geflüchtet. Genau auf dieser Fluchtroute entkam der Vater der Autorin der Judenverfolgung. Sein Weg führte in von Warschau über Sibirien bis nach Teheran.

Mikhal Dekel hat sich in Archiven und in Gesprächen mit Zeitzeugen auf Spurensuche begeben, denn ihr Vater wollte Zeit seines Lebens „Vergessen“ und hat nicht über seine Kindheit gesprochen.

Die Autorin hat ein Buch über den Holocaust geschrieben, in dessen Mittelpunkt nicht Europa und die Konzentrationslager stehen, sondern Zentralasien und der Nahe Osten. Ein Aspekt, der mir gänzlich unbekannt war. Mikhal Dekel erzählt die Geschichte ihres Vaters detailreich und stützt sie immer wieder mit historischen Fakten. Dabei schreibt sie so einfühlsam, dass mich das Buch immer wieder emotional berührt hat. Ich kann das Buch aus vollstem Herzen weiterempfehlen, denn es hat in mir den Drang geweckt das „Nie wieder!“ nicht zur zu einer Floskel verkommen zu lassen.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Eine fast vergessene Flucht

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Der Buchtitel machte mich neugierig, denn Lebensgeschichten welche der Holocaust beeinflusst hat gibt es viele aber diese klang für mich ungewöhnlich interessant.
Das die Autorin die Geschichte ihres Vaters ...

Der Buchtitel machte mich neugierig, denn Lebensgeschichten welche der Holocaust beeinflusst hat gibt es viele aber diese klang für mich ungewöhnlich interessant.
Das die Autorin die Geschichte ihres Vaters erzählt und damit auf diese damaligen Kinder aufmerksam macht, hat mich neugierig werden lassen.

Aus dem Inhalt:

Hier wird über eine 20.000 kilometerlange Flucht von polnisch- jüdischen und auch christlichen Kindern berichtet, welche vor dem Holocaust nach Isreal geflohen sind.
Die Autorin hebt dieses Thema und somit auch die Geschichte ihres damals bei Ankunft 15 jährigen Vaters welcher einer der „Teheran Children“ war ins Licht der Öffentlichkeit.
Ein beeindruckendes Zeugnis welches ein Bild dieser Odyssee zeichnet.

Meine Meinung:

Normalerweise lese ich selten Bücher über diese Zeit, aber bei diesem Buch war ich sofort interessiert.
Das Phänomen das viele betroffene Personen zu Lebzeiten nicht oder wenig über das Erlebte sprechen mögen ist mir aus der Familie sehr gut bekannt.
So war es auch in diesem Fall und die Autorin hat sich auf eine fast 8 jährige Spurensuche quer durch verschiedene Länder begeben, hat diverse Zeitzeugen befragen können um die Geschehnisse auferstehen zu lassen.
Kaum zu glauben das fast 900 Kinder den weiten Weg über Russland, Zentralasien in den Iran über Indien und den Libanon bis in das britisch kontrollierte Palästina überstanden haben.
Diese Kinder waren ein Teil von einer viertel Millionen Juden welche in Polen geboren wurden und es ist schön, dass ihre Geschichte nun erzählt wird.
Die Schreibweise ist sehr flüssig zu lesen, berührend und nachvollziehbar.
In Passagen wo sich Aussagen von Zeitzeugen nicht als deckungsgleich erweisen erzählt sie aus verschiedenen Sichtweisen.
Gut gefällt mir auch das aufgezeigt wird was so viele Jahrzehnte der Verdrängung dieser schlimmen Erlebnisse mit einer Familie machen.

Fazit:
Die beachtliche Erzählung einer nicht ungefährlichen dennoch lebensrettenden Reise mit dem Schauplatz Zenttalasien und dem Nahen Osten welche die Vergangenheit in die Gegenwart transportiert und einen nicht ungerührt lässt.
Daher empfehle ich das Buch jeden interessierten Leser weiter und vergebe 5 von 5 Sternen.

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