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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2017

Magische Lesestunden mit viel hintergründigem Humor

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen
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Lennart Malmkvist will sich tiefer in die Mysterien der Magie einarbeiten, mit tatkräftiger Hilfe von Mops Bölthorn. Auf der Suche nach Antworten geraten die beiden an Professor Hellström, dessen Frau ...

Lennart Malmkvist will sich tiefer in die Mysterien der Magie einarbeiten, mit tatkräftiger Hilfe von Mops Bölthorn. Auf der Suche nach Antworten geraten die beiden an Professor Hellström, dessen Frau vermisst wird, während seine Küche Nacht für Nacht verwüstet wird. Nun soll einerseits das Geheimnis dieser Verwüstung gelöst werden, Lennart darf aber auch nicht vergessen, dass er doch einer der Wächter der vier Pergamente ist…

Bereits der erste Band um Lennart Malmkvist und seinen magischen Mops hat mich in seinen Bann gezogen mit dem hintergründigen Humor und dem Sprachwitz des Autors Lars Simon wie auch den wunderbar angelegten Figuren der Geschichte. Alte Bekannte und neue Gesichter treten hier auf, Geheimnisse werden ergründet, Fabelwesen müssen beruhigt werden - Lennart und sein Mops haben alle Hände (ähm und Pfoten) voll zu tun in diesem Buch. Probleme werden auf mehr oder weniger elegante Art und Weise gelöst, bis es zum Schluss zum großen Showdown kommt. Wie das erreicht wird, das macht einen großen Teil der Magie dieses Buches aus. Mancher Brüller kommt dabei so aus dem Hinterhalt, dass man lacht, noch bevor man den Satz zu Ende gelesen hat.

Anzukreiden ist dem Autor der Cliffhanger, mit dem er sich aus diesem Band verabschiedet und den Leser auf eine unglaubliche Weise bis zum Erscheinen der Fortsetzung hängen lässt. Nur das Versprechen auf eine äußerst kreative Auflösung kann in diesem Moment den größten Schreck lindern und schürt gleichzeitig die schier unerträgliche Spannung darauf, wann es denn nun endlich weitergeht… Denn ganz klar, diese Reihe ist unbedingt empfehlenswert, und der dritte Band wird bereits jetzt allseitig heiß erwartet.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Eine zauberhafte Reise

Der lange Weg nach Orbadoc
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Der junge Geronimo ist der Sohn des Anführers der Fliegenden Schweine, und nach dem Tod seiner Mutter hat er es nicht leicht in der Gruppe. Zu allem Unheil verliert er bei einem Unwetter den Anschluss ...

Der junge Geronimo ist der Sohn des Anführers der Fliegenden Schweine, und nach dem Tod seiner Mutter hat er es nicht leicht in der Gruppe. Zu allem Unheil verliert er bei einem Unwetter den Anschluss an die restlichen fliegenden Schweine und muss sich ohne die Herde nach Orbadoc durchschlagen, sogar ohne wirklich den Weg zu wissen. Schnell findet er eine Freundin, die Kräbe Deborah, die sich mit ihm auf die Reise macht. Sie müssen sich durch einige schöne wie auch gefährliche Gegenden schlagen. Werden sie es schaffen, rechtzeitig in Orbadoc anzukommen?

Der Autorin Benita Batliner ist ein wunderschönes Buch über die Reise des fliegenden Schweinchens Geronimo und seiner Freundin Deborah gelungen. Sie entführt den Leser in eine komplexe Welt mit vielen weiteren sagenhaften Figuren und idyllischen wie auch gefährlichen Orten. Für Geronimos Lebenswelt gibt es eine Karte, auf der man die einzelnen Stationen der Reise erkennen kann. Sehr schön fand ich diesen Satz:

„Die Inspirationen flattern durch die Lüfte wie Schmetterlinge. Man muss nur seinen Geist öffnen wie eine Blüte und schon lassen sie sich darauf nieder.“ (S. 96)

In diesem Buch haben sich so viele Inspirationen niedergelassen, dass es eine Freude und ein riesiges Vergnügen ist, mit den beiden ungleichen Freunden diese Welt zu erkunden, mit ihnen jede Gefahr zu bestehen und jede Schönheit zu entdecken. Das reinste Kopfkino darf sich beim Lesen entfalten. Gespannt warte ich nun auf die Fortsetzung von Geronimos Abenteuern. Sehr gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe alle nur möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Unaufhaltsam hin zur Katastrophe

Dann schlaf auch du
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Myriam und Paul waren froh, als sie Louise als Nanny für ihre beiden Kinder fanden. Sie schien perfekt zu sein, die Kinder liebten sie, besser hätte es nicht kommen können, und Myriam konnte wieder berufstätig ...

Myriam und Paul waren froh, als sie Louise als Nanny für ihre beiden Kinder fanden. Sie schien perfekt zu sein, die Kinder liebten sie, besser hätte es nicht kommen können, und Myriam konnte wieder berufstätig sein. Was aber ist passiert, dass sie zur Mörderin der beiden Kinder geworden ist?

Das Buch steigt mit einer dramatischen Szene ein, mit dem Tod der beiden Kinder. Die Autorin Leïla Slimani lässt in Rückblicken die Geschichte wieder aufleben, vom ersten Einsatz Louises in der Familie bis hin zum Tod der beiden Kinder. Sie greift die Ängste jedes Elternteils auf, der sein Kind in fremde Hände übergibt. Die Erzählung berücksichtigt sowohl die Sichtweise der Eltern wie auch die der Kinderbetreuerin, so dass sich der Leser in beide Seiten gut hineinversetzen kann. Louises Motive sind gut nachvollziehen, das Entsetzen über die unaufhaltsame Tragödie dafür umso größer.

Psychologisch ausgefeilt geschrieben, wird das Buch von der ersten Seite zum Pageturner. Die eher kurzen Kapitel, die große Schrift und der flüssige Schreibstil erleichtern das Lesen. Herausgekommen ist ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist und erschreckend realistisch daherkommt. Unaufhaltsam kommt die Katastrophe auf alle zu, es gibt in diesem Setting nur diese mögliche Geschichte. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung und alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Für mich die Entdeckung des Jahres

Ein Gentleman in Moskau
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Graf Alexander Rostov wird 1922 zum Tode verurteilt, die Strafe jedoch umgewandelt in lebenslangen Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau. Äußerst gelassen arrangiert er sich mit den neuen Umständen, bezieht ...

Graf Alexander Rostov wird 1922 zum Tode verurteilt, die Strafe jedoch umgewandelt in lebenslangen Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau. Äußerst gelassen arrangiert er sich mit den neuen Umständen, bezieht sein Zimmer im 6. Stock des Hotels. Getreu der Maxime: „Wenn man nicht Herr seiner Umstände war, würde man von den Umständen beherrscht“ (S. 507) bleibt er immer Herr seiner Umstände, in jeder Situation, und sei sie noch so bizarr. Er wird ein glückliches, wenn auch ungewöhnliches Leben führen.

Dieses Buch ist für mich die Entdeckung des Jahres. Diese Gelassenheit, die der Autor Amor Towles seinem Protagonisten gibt, ist unbeschreiblich. Er ist ein Gentleman durch und durch, einer, der für seine Freunde einsteht ohne Wenn und Aber und sich nie von den Umständen beherrschen lässt. Er wird sogar einem Parteibonzen Lehrstunden darin geben, was einen Gentleman ausmacht. Es gelingt ihm, nicht die Demütigung hinter dem Hausarrest zu sehen, er betrachtet die neuen Umstände mit einer Heiterkeit, an der jeglicher Unbill abprallt. Das ist großes Kino vor der Kulisse eines bekannten Moskauer Hotels, das den Ereignissen der Zeit von 1920 bis 1954 huldigt.

Noch stehe ich ganz unter dem Eindruck dieses Buches und bin einfach nur überwältigt. Der Erzählstil ist dem Thema angepasst, fast könnte man meinen, der Graf selbst erzählt die Geschichte, kein unpassendes Wort würde ihm dabei über die Lippen kommen. Hier hat der Autor ein Stück Literatur geschaffen, passend übersetzt von Susanne Höbel. Deshalb eine unbedingte Leseempfehlung von mir und sämtliche Sterne, die ich nur vergeben kann!

Veröffentlicht am 08.07.2021

Eine etwas andere Geschichte vom Erben

Der Nachlass
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Hedda Laurent ist todkrank. Sie lässt die gesamte Familie um sich herum versammeln, einschließlich dem Sohn Theo, den sie seit 30 Jahren nicht gesehen hat. Bei der Testamentseröffnung erleben die Erben ...

Hedda Laurent ist todkrank. Sie lässt die gesamte Familie um sich herum versammeln, einschließlich dem Sohn Theo, den sie seit 30 Jahren nicht gesehen hat. Bei der Testamentseröffnung erleben die Erben eine Überraschung: Das beträchtliche Vermögen soll nur einer der Erben bekommen, die Entscheidung dafür soll in einem Wettkampf fallen. Harmlos beginnt dieser Wettkampf, doch das ändert sich. Währenddessen brechen alte Konflikte und Verletzungen wieder auf. Es ist ein gefährliches Spiel, auf das sich die Familie eingelassen haben...

Zunächst scheint hier eine ganz normale Familiengeschichte zu beginnen. Na ja, obwohl, so normal ist es auch nicht, wenn eines der Kinder sich 30 Jahre lang vom Rest der Familie abschottet. Doch was sich hinter dieser Familiengeschichte verbirgt, das ist ganz starker Tobak. Der Firnis der Freundlichkeit untereinander verblasst schnell, es wird bitterböse und teilweise äußerst blutrünstig. Wem kann man hier trauen, wem sollte man misstrauen? Die Grenzen verwischen, nichts ist sicher, und überhaupt wird am Ende alles nochmal ganz anders.Je mehr die Erzählung voranschreitet, umso unglaublicher wird sie. Und doch schafft es der Autor Jonas Winner, einen äußerst glaubwürdigen Abschluss zu finden, so dass die Geschichte nochmal neu durchdacht werden muss. Etwas gewöhnungsbedürftig war allerdings, dass die Erzählung nicht chronologisch geordnet war bzw. auch nicht sofort ersichtlich wurde, wann die jeweilige Sequenz spielte. Die Spannung hat es zusätzlich angeheizt, wobei dieses Buch ohnehin schon einen straffen Spannungsbogen hat.

Mich hat dieses Buch sehr schnell fesseln können, so dass ich es unbedingt weiter empfehle und sehr gerne alle 5 möglichen Sterne vergebe.

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