Wir Zwei in diesem Augenblick - Gefühlskino pur
Wir zwei in diesem AugenblickDa werden beinahe parallel zueinander die Geschichten Zweier Familien erzählt und gleichzeitig die eines jungen Liebespaares, Anna und Max, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben. ...
Da werden beinahe parallel zueinander die Geschichten Zweier Familien erzählt und gleichzeitig die eines jungen Liebespaares, Anna und Max, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben. Der Stil der Autorin ist dabei sanft, einfühlsam und schildert die Welt der jungen Familien, die sich ein Nest aufbauen und alles tun, um sich dort wohlzufühlen. Isabell May beschreibt den ganz normalen Alltagswahnsinn zweier junger Familien mit Kleinkindern. Dabei gelingt es ihr auf fantastische Weise diesen Alltag nicht langweilig erscheinen zu lassen, auch wenn es für den Leser schnell offensichtlich wird, dass sich eine der Hauptfiguren in ihrem gewählten Leben beinahe zu Tode langweilt. Das eigentliche Drama hinter diesen zwei Familien kommt erst ganz am Schluss zutage. Bis dahin gibt es immer nur vage Andeutungen, die fast schon in der Handlung untergehen. Sich aber gleichzeitig wie ein dunkler roter Faden durch den Roman ziehen.
Die Gegensätze bei den Figuren könnten stellenweise nicht größer sein. Die Autorin spielt hier nicht nur mit dem Gegensatz Landleben und Stadtleben, sie stellt auch die unterschiedlichen Lebensweisen und Macken ihrer Figuren so dar, dass man sie als Leser zwar schnell erkennt, sie dennoch nicht als Makel ansieht.
Anna ist eine von Listen und Pflichterfüllung besessene junge Frau, die nicht nur ihren Alltag komplett durchgetaktet hat, sondern auch den Rest ihres Lebens. Ohne detaillierte Listen oder bis ins Kleinste ausgearbeitete Pläne und Abläufe für jeden Schritt ihres Lebens kann sie weder arbeiten noch studieren noch sich um ihren Vater kümmern. Privatleben? Fehlanzeige. Erst als Max in ihr Leben tritt und es gehörig durcheinanderwirbelt, merkt Anna, was ihr fehlt und was sie so bitternötig hat.
Diese Geschichte ist voller Emotionen und Dramen. Und alles andere als eine leichte Lektüre. Wer auf Kitsch und seichte Klischees in einem Liebesroman steht, der ist hier falsch. Dieser Roman ist herzzerreißend und stellenweise sehr aufwühlend. Da bleibt kein Auge trocken. Zumindest meine nicht. Höchst empfehlenswert.