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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2021

Ein tolles Verwirrspiel

Der Erlkönig
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Sandrine wird blutüberströmt und verwirrt am Strand gefunden und erzählt Kommissar Bouchard eine unglaubliche Geschichte von einem Kinderheim sowie einem Bootsunglück, bei dem alle Kinder ertrunken sein ...

Sandrine wird blutüberströmt und verwirrt am Strand gefunden und erzählt Kommissar Bouchard eine unglaubliche Geschichte von einem Kinderheim sowie einem Bootsunglück, bei dem alle Kinder ertrunken sein sollen. Der Erlkönig soll hierbei eine große Rolle spielen. Bouchard versucht mit Hilfe der Psychiaterin Véronique Burel, herauszufinden, was mit Sandrine passiert ist. Schließlich handelt es sich beim Erlkönig um eine Ballade von Goethe aus dem Jahre 1782 und nicht um eine reale Person. Oder?

Das Buch springt zeitlich hin und her; es beginnt zwar in der Gegenwart in 2019, aber hauptsächlich sind wir abwechselnd in den Jahren 1949 sowie 1986. Das ist leicht verständlich, zumal die Jahresangaben den Kapiteln vorangestellt sind. Trotzdem komme ich nicht gut in die Geschichte rein, seltsam langatmig finde ich die Erzählung, den Schreibstil gewöhnungsbedürftig. Erst als Sandrine aufgefunden wird, kommt Spannung auf. Der Hintergrund von Kommissar Bouchard ist interessant und auch die Story gewinnt an Fahrt. Als die erste Wendung kommt, bin ich fasziniert. Einiges klärt sich, andererseits wirft die Wendung neue Fragen auf. Was ist wahr, was ist gelogen? Ich fühle mich manipuliert und weiß nicht mehr, wem ich glauben soll. Nun hat der Autor es doch noch geschafft, meine Begeisterung zu wecken! Bei der nächsten Wendung hätte ich gewarnt sein müssen, bin es aber nicht. Das habe ich tatsächlich so nicht erwartet.

Wer auf psychologisch sehr raffinierte Thriller steht, der ist mit diesem Buch gut bedient. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung. Abschließend möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen wegen Vergewaltigung und Kindesmissbrauch.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Gemeinsam schafft man mehr

Wir für uns
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Josefine Pankratz, kurz Josie, ist 41 Jahre alt, ledig und schwanger von ihrem Geliebten Bengt. Dieser ist nicht nur verheiratet, sondern auch Vater von zwei Kindern und ein weiteres soll möglichst nicht ...

Josefine Pankratz, kurz Josie, ist 41 Jahre alt, ledig und schwanger von ihrem Geliebten Bengt. Dieser ist nicht nur verheiratet, sondern auch Vater von zwei Kindern und ein weiteres soll möglichst nicht dazu kommen. Da hat Josie aber noch ein Wörtchen mitzureden. Oder? Katharina Bondorf, kurz Kathi, ist 70 Jahre alt, gerade verwitwet und unsicher, wie es weitergehen soll. Am liebsten würde sie sich um ein Enkelkind kümmern, aber statt Nachwuchs gibt es in der Ehe ihres Sohnes eine handfeste Krise. Als Kathi den Ehering ihres verstorbenen Mannes verliert und Josie diesen findet, kreuzen sich die Wege dieser auf den ersten Blick so unterschiedlichen Frauen.

In den Charakter von Josie habe ich mich schnell verliebt. Chaotisch, unorganisiert, oft verpeilt und fast nicht lebensfähig, ist es ein Schock für sie, als sie feststellen muss, dass sie schwanger ist. Erst da fängt sie an, über ihr Leben nachzudenken; darüber, dass sie eigentlich im Standbymodus lebt und nur darauf wartet, dass Bengt sie einmal in der Woche besucht. Anders Kathi, die plötzlich Witwe ist, fast 50 Jahre war sie verheiratet und bis vor ein paar Jahren nur mit ihrem Laden beschäftigt. Nun ist der Laden zu, der Mann weg und Kathi vor der großen Frage, ob es das schon war und wie es weitergeht.

Wie unterschiedlich die beiden Frauen ihr Leben meistern, welche Rolle sie im Leben der anderen spielen und wie es so ist in einer Kleinstadt, in der (fast) jeder jeden kennt, davon handelt der Roman. Vom Festhalten und Loslassen. Vom Ende und Neubeginn. Davon, dass es nie zu spät ist, einen anderen, einen neuen Weg einzuschlagen. Ein Buch über Familie, Freunde, Zufallsbegegnungen und nicht zuletzt die Liebe. Ein kurzweiliges Buch, das mich gut unterhalten hat. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Etwas stimmt mit Hasi nicht

In der Höhle des Bösterhasen
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Dies ist der zweite Band aus der Reihe Gruftgeflüster. Es handelt sich um Kurzgeschichten, die man unabhängig voneinander lesen kann, weil sie abgeschlossen sind. Wer es beim lesen mag, dass ihm wohlige ...

Dies ist der zweite Band aus der Reihe Gruftgeflüster. Es handelt sich um Kurzgeschichten, die man unabhängig voneinander lesen kann, weil sie abgeschlossen sind. Wer es beim lesen mag, dass ihm wohlige Schauer über den Rücken laufen, dem kann ich diesen Teil empfehlen.

Als der kleine Max im Wald einen Hasen sieht, läuft er ihm in eine Höhle nach und verschwindet. Seine große Schwester Antonia, die auf ihn aufpassen sollte, ist verzweifelt. Als plötzlich ein Mädchen auftaucht und ihr Hilfe beim suchen anbietet, ist sie unsicher, ob diese wirklich echt ist. Trotzdem nimmt sie die Hilfe an und beide begeben sich in die Höhle, vor der bereits ihre Großmutter sie gewarnt hat.

Dieser Teil der Reihe hat mich begeistert. Ich habe mich gefühlt wie Alice im Wunderland und es hat mir wirklich Spaß gemacht, die Abenteuer der Kinder nachzuverfolgen. Was die drei in der Höhle erlebt haben, war fantastisch, obwohl die drei da sicherlich eine andere Meinung haben dürften, da es für sie nämlich überhaupt nicht lustig war. Mich hat der Teil sehr gut unterhalten und ich vergebe 4 Hasen ähm Sterne.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

spannender Ausflug in die Vergangenheit

Ein Bild der Niedertracht
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Dies ist der sechste Teil der Reihe um DCI Karen Pirie, der aber - wie seine Vorgänger - in sich abgeschlossen ist. Man muss die anderen Teile nicht zwingend gelesen haben, um der Story folgen zu können, ...

Dies ist der sechste Teil der Reihe um DCI Karen Pirie, der aber - wie seine Vorgänger - in sich abgeschlossen ist. Man muss die anderen Teile nicht zwingend gelesen haben, um der Story folgen zu können, vieles erklärt sich von selbst oder wird erläutert. Um der persönlichen Entwicklung der beteiligten Personen folgen zu können, empfiehlt es sich aber, die ersten fünf Teile zu lesen, zumal diese wirklich spannend sind.

Als eine Leiche aus dem Fluss als der Bruder eines vor zehn Jahren verschwundenen Politikers identifiziert wird, zieht man DCI Pirie, die als Cold-Case-Spezialistin tätig ist, hinzu. Diese bearbeitet bereits einen Fall, sodass sie nun mit zwei Fällen jongliert und versucht, beiden Opfern gerecht zu werden. Dies ist gar nicht so einfach, zumal DCI Pirie immer noch um ihren Liebhaber und ehemaligen Vorgesetzten Phil trauert, dessen Mörder aus dem Gefängnis entlassen werden soll. Dies ist eine zusätzliche emotionale Belastung, die an ihren Nerven zehrt.

Wieder einmal zeigt sich Val McDermids schriftstellerisches Talent. Aus vielen einzelnen Erzählsträngen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, kristallisiert sich eine Geschichte, die fesselt und unterhält. Die menschliche Seite wird nicht vernachlässigt, das Privatleben von Karen, aber auch das der anderen Personen, wird immer wieder wohldosiert thematisiert. Die gute alte Ermittlungsarbeit ist ein großer Bestandteil der Geschichte, was dazu führt, dass es leider einige Längen gibt. Hier wäre manchmal weniger mehr gewesen. Das ist aber der einzige Kritikpunkt, denn ansonsten gab es auf den vielen Seite keine Langeweile. Gerade der Sprung zwischen den zwei Fällen hielt die Spannungskurve meistens hoch oben und die Aufklärung hat mir viel Spaß gemacht. Von mir gibt es 4 Sterne und ich freue mich schon auf weitere Bücher mit DCI Pirie und ihren Kollegen.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Ein Wiedersehen mit Camino Island. Eher ruhig, aber dennoch lesenswert.

Das Manuskript
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Als der Hurrikan Leo mit voller Wucht auf Camino Island trifft, richtet er nicht nur verheerende Schäden auf der Insel an, sondern fordert mehr als zehn Menschenleben. Unter ihnen befindet sich der Schriftsteller ...

Als der Hurrikan Leo mit voller Wucht auf Camino Island trifft, richtet er nicht nur verheerende Schäden auf der Insel an, sondern fordert mehr als zehn Menschenleben. Unter ihnen befindet sich der Schriftsteller Nelson Kerr, den seine Freunde mit tödlichen Kopfverletzungen auf seiner Terrasse finden. Warum er im Sturm nach draußen ging, ist unklar, und auch die Kopfverletzungen werfen viele Fragen auf.

„Es sieht so aus, als wäre er mindestens drei Mal von dem Ast getroffen worden. Kann mir das jemand erklären?“ (Seite 64)

Die örtliche Polizei ist nicht nur überfordert, sondern mehr mit den Folgen des Hurrikans beschäftigt, also beginnen die Freunde, parallel eigene Ermittlungen anzustellen und haben schnell den Verdacht, dass das nächste Buch des Autors eine Rolle spielen könnte. Wo das Manuskript sich befindet und um was es in dem noch unveröffentlichten Werk geht, scheint hier die entscheidende Frage zu sein.

Das Buch geht gemächlich los und plätschert anfangs etwas vor sich hin. Je weiter die Handlung aber voranschreitet, desto mehr zieht die Story an, eine richtige Spannung kommt trotzdem lange nicht zustande. Dennoch fand ich es nicht langweilig, es muss für mich persönlich nicht immer Action sein. Gefallen hat mir zum Beispiel, dass es im Buch ein Wiedersehen gibt mit alten Freunden aus „Das Original“. Besonders habe ich mich gefreut, wieder von Bruce Cable zu lesen, dem Betreiber der Buchhandlung Bay Books auf Camino Island.

Im letzten Drittel dann überschlagen sich die Ereignisse, die Geschichte nimmt an Fahrt auf und Schlag auf Schlag folgt eine Aufregung der nächsten. Und dies ist mein größter Kritikpunkt; hier hätte der Autor sich etwas Zeit lassen, der Entwicklung mehr Raum geben sollen. Ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen, wie immer flogen die Seiten dahin und natürlich ging es, wie so oft bei Grisham, darum, Missstände aufzudecken und die Bösen zur Strecke zu bringen. Von mir gibt es 4 Sterne und ich hoffe auf ein Wiedersehen mit Bruce und Camino Island. Irgendwann.

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