Habe ich das nicht schonmal gelesen?
Schnee wie AscheAuf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder ...
Auf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder bin ich leider nicht ganz so begeistert wie der Großteil der anderen Leser.
Die grobe Handlung von Schnee wie Ache ist schnell erzählt. Wir befinden uns in Primoria, dass unterteilt ist in 4 Jahreszeiten Königreiche, in denen jeweils nur eine Jahreszeit herrscht, da sie sich auf einem Quell von Magie befinden und 4 Rhythmus Königreiche, die weiter abseits liegen und dadurch alle Jahreszeiten im Jahr durchlaufen. Protagonistin Meira ist Winterianerin. Ihr Heimatland ist vom tyrannischen König von Frühling eingenommen worden und Meira, plus ein paar weitere Flüchtlinge zu denen auch der Thronerbe gehört, kämpfen darum ihr Königreich zurück zu erobern.
Das Spiel mit den Jahreszeiten ist beliebt in der Jugendbuch/Fantasy Szene. Die Idee, dass es magische Länder gibt, in denen jeweils eine Jahreszeit herrscht ist ebenfalls recht bekannt. Das allein ist ja noch nichts Schlimmes. Man kann ja das Rad nicht neu erfinden und es kommt auf die Umsetzung an. Doch leider haben wir es hier zusätzlich mit einem recht gängigen Plot zu tun: Die Protagonistin fühlt sich rastlos und unvollständig, einen bösen Tyrann gilt es zu bekämpfen, dazu muss ein magischer Gegenstand gefunden werden. Am Ende stellt sich natürlich heraus, dass die Protagonistin natürlich etwas ganz Besonderes ist. Fühlte sich alles nach „Schon mal gelesen“ an.
Diese absolute Durchschnittlichkeit setzt sich auch in den Charakteren fort, die praktisch alle gängigen Fantasy Klischees erfüllen.
1. Das Waisenmädchen
Meira ist ein Waisenmädchen, fühlt sich unvollständig und will unbedingt ihren Wert beweisen. Im laufe der Handlung stellt sich raus, dass sie ja eine sooo special snowflake ist (hihi, schlechter Wortwitz). Das nervige daran ist, dass man als Leser bereits nach drei Kapitel weiß was mit ihr ist, sie selbst es aber erst ganz am Ende rausbekommt. Die Autorin gibt hier keine subtilen Hinweise, sondern winkt gleich mit dem ganzen Zaun. Nebenbei, fällt keinem anderen auf, wie dämlich Meiras Waffe ist? Sie benutzt ein Chakram, eine Art metallene Frisbeescheibe die als Wurfwaffe dient. Da hat wohl jemand zu viel Xena, die Kriegerprinzessin geschaut. Diese Waffe gibt es zwar in Indien wirklich, aber so wie sie hier beschrieben wird macht sie gar keinen Sinn. Denn das Ding ist kreisrund messerscharf geschärft und Meira packt es einfach und wirft es? Wie zum Teufel soll das funktionieren ohne sich die Hand aufzuschlitzen?
2. Der General
Klassischer Fall von harte Schale, weicher Kern. Der typische grimmige Mentor. Mehr gibt e zu ihm nicht zu sagen.
3. Prinz/König Nr.1 aka Love Interest 1
Zukünftiger König, hat an der Last der Verantwortung zu kämpfen. Liebt das Waisenmädchen aber darf natürlich nicht mit ihr zusammen sein.
4. Prinz Nr.2 aka Love Interest 2
Der gutmütige Prinz, der lieber dem Palast entfliehen würde und insgeheim total dichterisch und verträumt veranlagt ist, doch von seinem Daddy zum König erzogen wird und sich eingeengt fühlt.
Wie man sieht beleibt also auch das obligatorische Liebesdreieck nicht aus und es bietet alles was Liebesdreiecke zu unausstehlich machen: Die Herren fechten einen kindischen Eifersuchtsstreit aus, Die Prota will ja das alle gar nicht und es ist ja ach voll schrecklich, dass ich zwei Prinzen um sie kloppen. Entscheiden kann sie sich selbstverständlich nicht. Beide sind ja so super heiß und voll lieb.
Alles in allem bietet kein Charakter wirklich Spannung oder einen interessanten Charakterentwurf. Sie sind zwar weder schlecht, noch nervig, aber eben so durchschnittlich, dass sie mir nur ein müdes Gähnen entlocken konnten.
So harsch sich meine bisherigen Worte auch anhören. Bis hier hin hätte ich noch ganz gut Gefallen an dem Buch gefunden und wahrscheinlich 4 Dreiecke vergeben, wenn die Handlung wenigstens spannend gewesen wäre.
Das ist sie jedoch nur mäßig. Wie bereist erwähnt ist vieles vorhersehbar und die großen geheimnisse hat man schnell raus, während sich deren Aufdeckung im Buch zieht wie Sirup.
An vielen Stellen ist die Handlung leider auch unlogisch. Oft greift die Autorin vor, macht seltsame Sprünge und lässt Meira zu Erkenntnissen kommen, die sie mit ihren derzeitigen Informationen gar nicht haben dürfte. Auch geht vieles einfach zu glatt. Ein General der feindlichen Armee durchsucht seine Gefangene nicht auf Waffen und setzt sie einfach auf ein Pferd? Noch dazu packt er den Gegenstand den er unbedingt schützen soll einfach so in seine Satteltasche? Und ein König plaudert Wildfremden Leuten nebenbei all seine Pläne und Ziele aus. Vieles wird sich so zurechtgebogen wie es halt gerade gebraucht wird, ohne Rücksicht auf Logikfehler oder unrealistisches Verhalten.
Die Autorin erwähnt in ihrer Widmung, dass sie den ersten Entwurf mit zwölf geschrieben hat. Ehrlich gesagt wirkt das ganze Buch so, als sei es seitdem nur unwesentlich überarbeitet. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl etwas überlesen zu haben und es wirkte auf mich einfach unausgereift.
Fazit:
Die drei Dreiecke gibt es noch, weil Leser, die im Fantasybereich noch nicht so bewandert, sind sicher ihren Spaß mit diesem Buch haben werden. Für routinierte Leser dieses Genre, wie mich, kann ich es aufgrund seiner Vorhersehbarkeit, den flachen Klischeecharakteren und der Unausgereiftheit an vielen Stellen, nicht empfehlen.