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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2021

rundum gelungene Fortsetzung

Die Spur der Grausamkeit
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1938 soll Josephine Baker mit ihrem Ehemann einige Wochen in Wien verbringen und dort auftreten. Schon am Bahnhof kommt es bei ihrer Ankunft zu einem Attentat, wobei unklar bleibt, ob wirklich sie das ...

1938 soll Josephine Baker mit ihrem Ehemann einige Wochen in Wien verbringen und dort auftreten. Schon am Bahnhof kommt es bei ihrer Ankunft zu einem Attentat, wobei unklar bleibt, ob wirklich sie das Ziel der Schüsse war. Anonym hat Tristan von Waldeck eine Eintrittskarte für die Premiere erhalten und da er die charismatische Frau nie ganz vergessen hat reist er ebenfalls nach Österreich.

Ähnlich wie in Berlin spürt er auch hier ein bedrohliches Netz, welches sich um die junge Tänzerin immer enger zusammenzieht und Tristan versucht verzweifelt herauszufinden, wer dahintersteckt und ob weitere Mordanschläge geplant sind. Er glaubt, verfolgt zu werden und trifft schließlich auf den alten Widersacher Hermann Gille, der vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich nach Wien abgesetzt hat, wo neue und alte Seilschaften ihn unterstützen. Als zu allem Unglück Tristans Onkel verhaftet und des Mordes verdächtigt wird, kommt Tristan zum ersten Mal der Gedanke, dass vielleicht auch er und seine Familie irgendwie ins Fadenkreuz der Feinde geraten sind.


​Die Josephine-Baker-Verschwörung geht in die zweite Runde.​ Und Veronika Rusch muss ihre Charaktere nicht mehr lang vorstellen, denn man hat sie ja schon im ersten Teil intensiv kennen- und schätzen gelernt. Josephine ist inzwischen mit ihrem Manager verheiratet und Tristan hat eine Beziehung mit Helene, auch wenn beide sich irgendwie scheuen etwas Ernstes daraus werden zu lassen. Dennoch fühlen die Tänzerin und der junge Deutsche sich zueinander hingezogen. Das aufgewühlte Gefühlsleben der Akteure trifft auf eine dichte Krimihandlung. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen von der ersten Seite an stetig aufzubauen und man gerät erneut in einen unglaublichen Lesesog. Am Ende klären sich die meisten Fragen, wie alles zusammenhängt, wie die Fäden bis in den ersten Band führen.​ Natürlich bleiben aber noch genügend Gegner, die der gerechten Strafe entgehen können und deren Flucht schon den Boden bereitet für die sehnlichst erwartete Fortsetzung.


Wunderbar fand ich, wie das Wien-Flair und die österreichische Sprache dem Buch einen ganz eigenen Ton gaben. Interessante historische Fakten wurden ganz selbstverständlich in die fiktive Handung verwoben und sowohl die Guten, als auch die Bösen erhielten allesamt noch mehr Charakertiefe und ungeahnte Facetten. Begeistert war ich vor allem von Helene, die aus der Riege der starken Nebendarsteller glaubwürdig in die Rolle einer Hauptdarstellerin aufsteigt und die mir mit ihrer zupackenden und klugen Art sehr ans Herz gewachsen ist.


Eine rundum gelungene, hochspannende Fortsetzung. Volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 01.07.2021

hervorragend

Der Tintenfischer
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Mein erstes Buch von Wolfgang Schorlau. Und was soll ich sagen. Definitiv nicht mein letztes. Was für ein gut erzählter Krimi. Mitten im Herzen von Venedig, voller Lokalkolorit ermittelt die italienische ...

Mein erstes Buch von Wolfgang Schorlau. Und was soll ich sagen. Definitiv nicht mein letztes. Was für ein gut erzählter Krimi. Mitten im Herzen von Venedig, voller Lokalkolorit ermittelt die italienische Polizei in Coronazeiten wie eh und je. Der Autor ist ein Garant für aktuelle brandheiße Themen, das weiß ich von seinen verfilmten Romanen. Diesmal ist das Flüchtlingsthema und sowohl die afrikanische als auch die italienische Mafia im Zentrum des Geschehens. Und Commissario Morello ist ein leidenschaftlicher und unerschrockener Ermittler, der vollen Einsatz bringt und an die Grenzen geht. Mit seiner coolen Kollegin Anna wagt er sich schließlich in die Höhle der Löwen und schippert nach Sizilien um zu helfen und einen Menschen zu retten.

Hervorragende Krimiunterhaltung. Jetzt muss der erste Band der Reihe her.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Top

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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Das Hörbuch/Buch "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" vereinbart ihre größten Stärken. Die Auswahl ihrer Themen spricht jeden normal interessierten Menschen an. Man muss kein Wissenschaftler sein, um ...

Das Hörbuch/Buch "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" vereinbart ihre größten Stärken. Die Auswahl ihrer Themen spricht jeden normal interessierten Menschen an. Man muss kein Wissenschaftler sein, um ihre Erklärungen zu verstehen, aber auch Wissenschafler können sicherlich zufrieden sein, über die wissenschaftlich genau recherchierten und korrekt widergegebenen Fakten. Sie bringt bei vielen Dingen, das Wichtigste so auf den Punkt, dass man am Ende mehr weiß und dieses Wissen auch gut und gerne weitergeben kann. Oft beantwortet sie Fragen, die man schon lange inbewusst mit sich herumgetragen hat, liefert zu manchen Themen für mich total neue überraschende Erkenntnisse. Und dabei hat sie immer einen natürlich-humorvollen Grundton. Es ist nicht der erhobene Zeigefinger, den sie uns Unwissenden zeigen will sondern sie vermittelt den Eindruck, dass sie unser Wissen lediglich um ein paar wichtige Aspekte ergänzen will. Und ich folge ihr gerne.

Das Hörbuch lässt sich dank ihrer angenehmen warmherzigen Art wunderbar anhören und ich hatte viele große und kleine Aha-Erlebnisse. Bei vielem bin ich nun wirklich schauer - oder bilde es mir zumindest ein. Schade, dass man im Hörbuch natürlich keine Grafiken und Schaubilder sehen kann. Ich glaube, ich muss mir das Printexemplar zulegen.

Veröffentlicht am 29.05.2021

perfekter Thriller

Der Erlkönig
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Ich schätze die französischen Krimiautoren seit langem. Sie haben immer einen ganz eigenen Ton. Ich denke da an Grangè und Minier und an Thiliez. Und jetzt kann ich heir Loubry mit einreihen.

Besonders ...

Ich schätze die französischen Krimiautoren seit langem. Sie haben immer einen ganz eigenen Ton. Ich denke da an Grangè und Minier und an Thiliez. Und jetzt kann ich heir Loubry mit einreihen.

Besonders gefallenhat mir neben dem tollen Cover und dem äußerst vielversprechenden Titel der verschachtelte Plot, der trotz verschiedener Zeitebenen sehr homogen und gut strukturiert ist. Es ist in weiten Teilen vor allem ein psychologisches Verwirrspiel mit dem Leser aber auch der Ermittler tappt lange im Dunkeln. Viele falsche Fährten, einige unerwartete Wendungen und ein kluges furioses Ende machen den "Erlkönig" zu einem perfekten Thriller, den ich ruckzuck durchgelesen habe und nur jedem wärmstens ans Herz legen kann. Ich hoffe sehr auf weiter Bücher dieses Autors. Sein erstes Werk wartet ja auch noch auf eine deutsche Übersetzung.

Veröffentlicht am 05.05.2021

gehaltvoll und nachhaltig

Die Erfindung der Sprache
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Anders als andere Leser fand ich die Kastanienjahre nicht besonders spannend und habe mich nur auf den zweiten Versuch dieser Autorin eingelassen, da der Plot mich unheimlich angesprochen hatte. Ich mag ...

Anders als andere Leser fand ich die Kastanienjahre nicht besonders spannend und habe mich nur auf den zweiten Versuch dieser Autorin eingelassen, da der Plot mich unheimlich angesprochen hatte. Ich mag sperrige Charaktere, die Probleme mit der Kommunikation haben. Und mit einem Plot, der viele Winkel und Kreise macht und in dem es mehr um die Menschen geht, als um eine rasend spannende Story. Und hier kommt noch eine Stärke hinzu, die man aus dem Titel bereits erahnen kann. Die Sprache, die die Autorin ins Zentrum ihrer Geschichte stellt.

Es geht um Adam, der Sprachwissenschafter wird, um eine Frau, die ihre Sprache verloren hat, eine Frau, die die Sprache auf ganz eigene Weise verdreht und für sich neu erschafft. Es geht die Suche nach dem Vater, die Suche nach der Liebe, die Suche nach Worten für das Leben.

Die Autorin malt Bilder mit Sprache. Ihre Sätze sind wie kleine Kunstwerke. Man muss inne halten, darüber nachdenken, sie genießen und sich an ihnen erfreuen. Es ist beileibe kein Buch zum schnell lesen. Aber das ist auch gar nicht notwendig. Eine unglaubliche Kraft und Wärme geht von der Geschichte aus, die mir gut gefallen hat.

Ein gehaltvolles nachhaltiges Leseerlebnis.