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Veröffentlicht am 28.07.2021

Ein Tag und eine Nacht

Weiße Nacht
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Zwei Jahre lang hat die ehemalige Schauspielerin Ayami Kim (28) als Assistentin in einem Hörtheater in Seoul gearbeitet. Nun ist dort die letzte Vorstellung durchgeführt worden und Ayami ist erneut arbeitslos. ...

Zwei Jahre lang hat die ehemalige Schauspielerin Ayami Kim (28) als Assistentin in einem Hörtheater in Seoul gearbeitet. Nun ist dort die letzte Vorstellung durchgeführt worden und Ayami ist erneut arbeitslos. Welchen Weg soll sie nun einschlagen?

„Weiße Nacht“ ist ein Roman von Bae Suah, der bereits 2013 in Korea und nun als erstes ihrer Bücher auf Deutsch erschienen ist.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Kapiteln, wovon das letzte jedoch sehr kurz ist. Erzählt wird zunächst aus der Perspektive von Ayami, später auch aus einer weiteren Sichtweise. Die Handlung spielt ausschließlich in Seoul. Vordergründig umfasst sie einen Tag und eine Nacht. Allerdings gibt es immer wieder Sprünge nach vorne und zurück, sodass die Geschichte zeitlich schwer zu erfassen ist.

Der Schreibstil ist eindringlich, atmosphärisch dicht und sehr metaphorisch. Es gibt eine Menge ungewöhnlicher Vergleiche, die zwar kreativ, aber zum Teil auch sehr unsinnig und widersprüchlich wirken. Lange beschreibende Passagen wechseln sich mit ausführlichen Dialogen ab, die manchmal recht hölzern klingen.

Im Fokus der Geschichte steht Ayami, die ein wenig unnahbar und undurchsichtig bleibt. Bis zum Schluss konnte ich sie nicht richtig fassen. Zudem tauchen immer wieder bestimmte weitere Personen auf, deren Verbindungen und Bezüge sich erst nach und nach erschließen. So ergibt sich ein komplexes Geflecht an Charakteren. Alle Figuren machen auf mich jedoch einen seltsamen Eindruck.

Auch die Geschichte selbst ist recht merkwürdig. Das erste Kapitel ist wirr und nahezu unverständlich. Scheinbar zusammenhanglos reihen sich Passagen aneinander, wechselt die Szenerie immer wieder ohne Übergang. Ein aufmerksames Lesen lohnt sich. Trotzdem habe ich die Lektüre auf den ersten 70 von nur rund 160 Seiten als äußerst frustrierend empfunden. Dann allerdings werden Stück für Stück die unterschiedlichen Puzzleteile zusammengesetzt und es offenbart sich die geschickte Konstruktion des Romans. Am Ende ist vieles klarer, wobei es mir dennoch nicht gelungen ist, beim ersten Lesen alle losen Fäden miteinander zu verknüpfen.

Inhaltlich ist der Roman philosophisch angehaucht. Es geht um Träume, Geister, Halluzinationen, Liebe, Einsamkeit und einiges mehr. Ein häufig auftauchendes Motiv ist auch die Hitze.

Vor allem aber dreht sich der Roman um die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Selbst Ayami kann nicht mehr differenzieren, was sie tatsächlich erlebt und was sie sich womöglich einbildet. Zudem beinhaltet das Buch eine Menge surrealer und fast schon fantastischer Elemente. Ein weiteres Stilmittel, um diese Effekte zu bewirken, sind die vielen Wiederholungen von Formulierungen. Diese Anleihen aus „Die blinde Eule“ von Sadeq Hedayat werden nicht verschleiert, sondern sogar betont. Darüber hinaus ist unverkennbar, dass die Autorin sich bei Kafka bedient hat, dessen Werke sie ins Koreanische übersetzt hat.

Obwohl mir die Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit des Romans imponiert, ließ er mich auch ein wenig ratlos und enttäuscht zurück. Alles in allem ist mir die Geschichte nämlich zu abgedreht und zu sehr drüber.

Der deutsche Titel ist nicht die beste Wahl. Das Cover finde ich jedoch absolut passend.

Mein Fazit:
„Weiße Nacht“ von Bae Suah ist ein merkwürdiger, vielschichtiger und ungewöhnlicher Roman, der auch Fans surrealer Literatur einiges zumutet. Raffiniert konstruiert, aber für meinen Geschmack etwas zu wirr und bizarr.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Gedankenstrudel

Auszeit
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Im Herbst in einer kleinen Hütte in Bayern: Henriette, Anfang 30, nimmt sich zusammen mit einer Freundin, Paula, eine Auszeit in den Bergen. Die Doktorandin hat gerade eine Abtreibung hinter sich, die ...

Im Herbst in einer kleinen Hütte in Bayern: Henriette, Anfang 30, nimmt sich zusammen mit einer Freundin, Paula, eine Auszeit in den Bergen. Die Doktorandin hat gerade eine Abtreibung hinter sich, die sie in depressive Stimmung versetzt hat. Nun will sie zur Ruhe kommen und mit ihrer Dissertation vorankommen, an der sie schon sehr lange sitzt. Doch es verläuft nicht alles wie geplant...

„Auszeit“ ist der Debütroman von Hannah Lühmann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus kurzen Kapiteln mit noch kürzeren Abschnitten. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Henriette. Immer wieder eingestreut sind Rückblicke. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Eine Stärke des Romans ist seine Sprache. Der Schreibstil ist atmosphärisch dicht, intensiv und voll von gelungenen Bildern. Der Autorin schafft es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.

Als Protagonistin steht Henriette im Fokus der Geschichte. Leider konnte ich keinen Zugang zu ihr finden, zumal sie wenig über sich als Person preisgibt, gleichzeitig aber sehr selbstbezogen ist. Ihre Freundin Paula nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein und beansprucht für meinen Geschmack sogar ein wenig zu viel Raum auf den bloß rund 170 Seiten. Und dann gibt es da noch Tobias, einen verheirateten Mann und Vater eines Babys, der mich in mehrfacher Hinsicht abgestoßen hat. Alle drei Charaktere sind mir unsympathisch und blieben mir bis zum Schluss fremd. Ihr Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar.

Inhaltlich hat mich die Geschichte ein wenig enttäuscht. Gereizt an der Lektüre hat mich das Thema Abtreibung. Dies tritt in weiten Teilen des Romans aber in den Hintergrund. Vor allem wird nicht deutlich genug herausgearbeitet, wieso die Protagonistin überhaupt abgetrieben hat. Stattdessen lesen wir einen großen Strudel an sonstigen Gedanken. Darin philosophiert die Protagonistin über eine Vielzahl an Dingen, wobei durchaus einige kluge Sätze dabei sind, die zum Nachdenken anregen. Allerdings haben mich etliche Passagen nicht überzeugt. Unter anderen haben mich die langen und irrelevanten Ausführungen zum Thema ihrer geplanten Dissertation, die Werwölfe, gestört.

Insgesamt ist der Roman besonders zu Beginn recht handlungsarm und gleitet in einem sehr gemächlichem Erzähltempo dahin. Erst als es etwa ab der Hälfte des Buches darum geht, wie es überhaupt zu der Schwangerschaft kam und was daraufhin passiert ist, konnte mich die Geschichte wirklich fesseln. Das Ende wiederum hat mich zwar überrascht, aber auch verwirrt und ratlos zurückgelassen. Es ist für mich nicht ganz stimmig.

Das Cover finde ich sowohl geschmackvoll als auch aufgrund des Baummotivs thematisch passend. Der prägnante Titel ist ebenfalls treffend.

Mein Fazit:
„Auszeit“ von Hannah Lühmann ist ein Roman, der mich sprachlich beeindruckt, aber inhaltlich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.

Veröffentlicht am 12.07.2021

Drei Männerschicksale

Die Stille des Meeres
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In Syrien war Farouk Alahad ein anerkannter Arzt. Doch der herannahende Krieg hat den 44-Jährigen aus der Heimat vertrieben. Auf der Flucht verliert er alles, auch seine Familie. Nun ist er in Irland gestrandet. ...

In Syrien war Farouk Alahad ein anerkannter Arzt. Doch der herannahende Krieg hat den 44-Jährigen aus der Heimat vertrieben. Auf der Flucht verliert er alles, auch seine Familie. Nun ist er in Irland gestrandet. Auch der 23-jährige Lawrence Shanley, genannt Lampy, hat Kummer: Seine Freundin hat ihn plötzlich verlassen und ist zum Studieren nach Dublin gezogen. Nach einem Leben voller Sünden ist auch John verzweifelt und hofft auf die Gnade Gottes. Etwas verbindet die drei Männer...

„Die Stille des Meeres“ ist ein Roman von Donal Ryan.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen. Die ersten drei Teile widmen sich jeweils einem anderen Protagonisten und sind nach diesen benannt, der vierte („Seeinseln“) führt diese Charaktere schließlich zusammen. Die Perspektive wechselt entsprechend. Dieser Aufbau erzeugt bis zum finalen Abschnitt den Eindruck, man lese einen Erzählband und keinen Roman, was mir leider nicht so gut gefallen hat.

Der Schreibstil ist anschaulich, aber wenig variantenreich im Ausdruck und von mit „und“ verbundenen Schachtelsätzen geprägt. Die verschiedenen Teile sind sprachlich auf die jeweiligen Protagonisten abgestimmt.

Drei männliche Protagonisten stehen im Vordergrund. Während Farouk schnell mein Mitgefühl hatte und seine Tragödie auf mein Interesse gestoßen ist, waren mir Lampy und John durchweg unsympathisch. Allerdings werden alle Hauptcharaktere mit psychologischer Tiefe und durchweg realitätsnah dargestellt. Frauen spielen leider nur Nebenrollen.

Aus inhaltlicher Sicht ist die Geschichte erstaunlich tiefgründig und facettenreich. Es gibt ein Potpourri an interessanten Themen wie Flucht, Betrug, Verlust, Trauer, Orientierungslosigkeit und einige mehr, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Der Roman zeigt eine Bandbreite menschlicher Schicksale und ihre Verstrickungen auf. Er stellt dar, wie das Leben des einen mit dem vieler anderer zusammenhängt und wie sich eigene Entscheidungen auf andere auswirken können, die man selbst mitunter gar nicht kennt.

Der Roman beginnt sehr stark mit Farouks Geschichte, die mich gleichermaßen fesseln als auch emotional bewegen kann. Dann fällt der Roman in meinen Augen qualitativ ab. Der gesamte Mittelteil hat mich stellenweise gelangweilt, stellenweise abgestoßen. Erst zum Schluss wird das Lesen wieder zum Genuss. Dann nimmt das Geschehen merklich an Fahrt auf und es werden komplexe Verbindungen und Bezüge hergestellt, die mit überraschenden Wendungen einhergehen. Dieser Abschnitt hätte für meinen Geschmack gerne ausführlicher sein dürfen.

Der deutsche Titel weicht ein wenig vom irischen Original („From a Low and Quiet Sea“) ab. Allerdings erschließen sich mir beide Formulierungen nicht so ganz in Bezug auf den Inhalt des Romans, weil das Meer nur im ersten Teil eine größere Bedeutung hat. Dementsprechend finde ich das verlagstypische Cover zwar hübsch, aber nur hinsichtlich des Titels passend.

Mein Fazit:
Mit „Die Stille des Meeres“ legt Donal Ryan einen Roman vor, der seine Stärken zu Beginn und zum Ende voll ausspielt und mich überraschen konnte. Aufgrund des langatmigen Mittelteils hat mich die Geschichte insgesamt aber enttäuscht, so dass ich sie nur bedingt weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 05.07.2021

In der Schlangengrube

Die Skrupellosen
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In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen ...

In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen Bea und Dan eine Auszeit. Sie entschließen sich, eine Reise durch Europa zu machen, und statten Alex Adamson, Beas Bruder, in Frankreich gleich zu Beginn einen Besuch ab. Obwohl das Hotel des labilen 37-Jährigen ziemlich heruntergekommen ist, kommt Dan allmählich dahinter, dass Beas Vater, ein großer Bauunternehmer, reicher ist als angenommen. Und dann stirbt Alex plötzlich auf mysteriöse Weise. Was ist passiert? In welche Schlangengrube sind Bea und Dan geraten? Und welche Geheimnisse hat die Familie Adamson noch zu verbergen?

„Die Skrupellosen“ ist ein Roman von Sadie Jones.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst vier Teile, die wiederum aus 31 Kapiteln bestehen. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Bea und Dan. Die Handlung spielt einerseits in England und andererseits in Frankreich. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist sehr dialoglastig und geprägt von vielen Metaphern, die ich allerdings nicht alle als gelungen empfunden habe. Das Erzähltempo beginnt sehr langsam.

Sympathieträger sucht man in dieser Geschichte vergebens, zumindest was die Protagonisten angeht. Weder mit Bea noch mit Dan wurde ich warm. Ihre Verhaltensweisen sind mir fremd und in Teilen wenig nachvollziehbar. Allerdings sind sie in psychologischer Hinsicht sorgfältig ausgestaltet, was man von den klischeehaften Nebenfiguren nicht behaupten kann.

Inhaltlich bietet der Roman eine interessante Themenmischung. Am offensichtlichsten ist der Aspekt des Geldes: sein Einfluss, seine Verführungskraft und seine negativen Seiten. Im Zentrum steht die Frage, was Geld mit den Menschen macht und ob es über die Moral siegen sollte. In diesem Punkt setzt die Geschichte gesellschaftskritische Denkanstöße. In den Vordergrund sind außerdem das System einer dysfunktionalen Familie, deren Geheimnisse und die Problematik jahrelangen Verschweigens gerückt. Darüber hinaus tun sich weitere Themen auf, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Alles in allem ist die Geschichte erstaunlich facettenreich und durchaus tiefgründig.

Den Anfang des mehr als 450 Seiten umfassenden Romans habe ich als recht zäh empfunden. Auch zwischendurch gibt es immer wieder einige Längen. Über etliche Seiten dümpelt die Geschichte vor sich hin, obwohl der Tod Alex’ durchaus viel Potenzial für Dramatik und Nervenkitzel bieten könnte. Erst in der zweiten Hälfte konnte mich der Roman fesseln.

Der vierte Teil, in dem die Genregrenzen gänzlich verschwimmen, will nicht so recht zum restlichen Charakter des Buches passen. Die Autorin versteht es zwar, in diesem Abschnitt Spannung aufzubauen und mit einer Wendung zu überraschen. Leider wirken die letzten Kapitel aber nicht ganz schlüssig. Zudem werden nicht mehr alle losen Fäden aufgenommen.

Der Titel weicht stark von der englischsprachigen Originalformulierung („The Snakes“) ab, die ich wegen seiner Doppeldeutigkeit lieber mag. Das deutsche Cover finde ich jedoch aussagekräftiger als die englische Erstausgabe.

Mein Fazit:
Trotz vieler guter Ansätze hat mich Sadie Jones mit „Die Skrupellosen“ nicht überzeugt. Der Roman ist in Teilen durchaus unterhaltsam und lesenswert, in anderen Teilen aber zu langatmig und zu wenig nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 24.06.2021

Wenn die Enkelin auf Spurensuche geht

Was von Dora blieb
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Die Ehe mit Paul steckt in einer tiefen Krise. Deshalb nimmt sich Isa eine Auszeit. Im Kofferraum hat sie die alten Briefe und Tagebücher ihrer Großmutter Dora. Um den Schmerz über die Probleme mit Paul ...

Die Ehe mit Paul steckt in einer tiefen Krise. Deshalb nimmt sich Isa eine Auszeit. Im Kofferraum hat sie die alten Briefe und Tagebücher ihrer Großmutter Dora. Um den Schmerz über die Probleme mit Paul zu verdrängen, befasst sich Isa mit der Geschichte ihrer Vorfahrin. Wer war die Frau, die in den 1920er-Jahren Kunst studierte? Und welche Rolle spielte Isas Großvater im Zweiten Weltkrieg? Je mehr Isa in ihre Familiengeschichte vordringt, umso klarer wird auch ihr Blick auf sich selbst...

„Was von Dora blieb“ ist der Debütroman von Anja Hirsch.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem sehr kurzen Prolog. Daran schließen sich drei Teile an, die in kurze Kapitel untergliedert sind. Der Roman endet mit einem Epilog. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Dora und der von Isa (Ich-Perspektive). Der Strang um Isa spielt im Jahr 2014, der um Dora in den Jahren 1914 bis 1972. Mit Verzögerung kommt noch ein dritter Erzählstrang hinzu, den ich hier aber nicht vorwegnehmen möchte.

Der Schreibstil ist teilweise bildstark, teilweise farblos und etwas lückenhaft. Manche Formulierungen lassen mich ein wenig ratlos zurück, manche Szenen sind nicht leicht verständlich. Eingefügt sind zwischendurch Mails, Notizen und Briefe.

Nach Angaben des Verlags wurde die Autorin von ihrer eigenen Familiengeschichte zu dem Roman inspiriert. Das hat bei mir hohe Erwartungen geweckt, die leider nicht erfüllt wurden.

Das fängt schon bei den Charakteren an, die mir bis zum Schluss recht fremd blieben. Am besten gefällt mir Protagonistin Dora, wobei auch sie nicht meine uneingeschränkte Sympathie gewinnen konnte. Die teils ungewöhnlichen Namen weiterer Personen, zum Beispiel Maritz für eine weibliche Figur, machen es nicht besser.

Die Geschichte an sich ist recht sprunghaft. Auf den rund 330 Seiten liest sich der Roman ab und an etwas zäh. Manchmal verzettelt sich die Handlung in Nebensächlichkeiten und Zusammenhänge bleiben unklar. Auch die Botschaft des Romans, nämlich dass sich Erfahrungen der Kriegsgeneration auf die Folgegeneration auswirken, wurde für mich nicht so recht deutlich.

Zwar gibt es immer wieder interessante Passagen wie beispielsweise die Passagen um das „Bauhaus des Ruhrgebiets“ und die IG Farben. An diesen Stellen versteht es die Autorin, historische Fakten auf unterhaltsame Art zu vermitteln. So richtig fesseln konnte mich die Geschichte allerdings nicht.

Die reduzierte Gestaltung des Covers spricht mich sehr an. Der Titel erschließt sich nur zum Teil.

Mein Fazit:
„Was von Dora blieb“ von Anja Hirsch ist ein Roman mit einer interessanten Thematik, dessen Umsetzung jedoch mehrere Schwächen aufweist.