Spannend erzählt
Das Spiel der Ketzerin„...In Euren Adern fließt das temperamentvolle Blut Eures Vaters. Da er nach dem Tode Eurer Mutter nie eine andere zur Gemahlin nahm, fehlte Euch die weibliche Hand der Führung und Anleitung...“
Dies ...
„...In Euren Adern fließt das temperamentvolle Blut Eures Vaters. Da er nach dem Tode Eurer Mutter nie eine andere zur Gemahlin nahm, fehlte Euch die weibliche Hand der Führung und Anleitung...“
Dies Worte bekommt Alida von ihrer Magd Liese gesagt. Dann hat Alida eine besondere Idee. Sie tauscht kurzzeitig mit Liese das Kleid. Sie kann nicht wissen, dass dies Lieses Todesurteil ist und sie ihr damit das Leben rettet.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich dem Geschehen an, unterstützt den hohen Spannungsbogen und lässt trotzdem Raum für die Einblicke in die innere Welt der Protagonisten.
Wir schreiben das Jahr 1235. Als der Truchsess Volkmar Gäste auf Burg Erkenwald einlässt, hofft Alida auf Nachricht von ihrem Vater. Doch der Deutschordensritter Konrad von Westerburg stellt sich als der neue Komtur der Burg vor. Alidas Vater ist beim Kaiser in Ungnade gefallen. Während Alida mit Volkmar kurz den Raum verlässt, sticht Konrad Liese, die er für Eduards Tochter hält, nieder.
Alida flieht mit Volkmars Hilfe zu Salomon ben Isaak. Der begibt sich mit ihr und seiner Tochter Mirjam nach Worms zum Kaiser. Alida nennt sich nun Sara und gilt als Salomons zweite Tochter.
Konrad hat ihr Richard, einen Ritter des Deutschen Ordens, hinterhergeschickt.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Über Alida sagt schon das Eingangszitat alles. Richard gilt als unbestechlich und dem Orden treu ergeben. Allerdings nimmt er die Regeln wörtlich. Für Konrads Ränkespiel hätte er demzufolge keinerlei Verständnis. Er wird mit einer Reihe von Lügen auf die Reise geschickt.
Auch gegenüber die Bewohner der Burg erweist sich Konrad zunächst als großzügig. Lieses Beerdigung hat er dafür ausgewählt.
„...Konrad wollte die Menschen zunächst auf seiner Seite wissen und der sicherste Weg dorthin führte seiner Ansicht nach über ein gemeinsames Essen, das – gemessen an der Bedeutung der Magd – reichlich übertrieben war. Doch bekanntlich ließen sich mehr Fliegen mit Honig als mit Essig fangen...“
Richard erreicht Salomon und die Seinen sehr schnell. Damit aber beginnt erst der weitaus spannendste Teil der Geschichte. Alida stellt sich auch ihm gegenüber als Sara vor. Die Verhältnisse erlauben keine flotte Rückreise. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die Auseinandersetzungen zwischen Alida und Richard. Diese haben ihren ganz eigenen Humor. Letzterer ist ziemlich weltfremd, wenn er nicht begreift, dass Alidas aufmüpfiges Wesen und ihre Art, ihm Widerworte zu geben, nicht zu einer jüdischen Frau passen.
„...“Den herablassenden Tonfall könnt Ihr euch sparen“, faucht sie ihn an. „Ich habe es Euch versprochen.“...“
Gleichzeitig fühlt er sich von ihre Art angezogen. Seine inneren Kämpfe zwischen Pflichtbewusstsein und Gefühl werden deutlich herausgearbeitet. Ab un an zeigt er Eifersucht, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Auch Alida sieht in Richard mehr als den Mann, der sie zu Konrad zurückbringen will und damit ihr Todesurteil in der Hand hat. Leider stößt sie auf taube Ohren, wenn sie – vorsichtig – über Konrads Ränkespiele spricht.
Gut dargestellt werden die Zeitverhältnisse. Dazu gehört das Leben auf einer Burg, aber auch die Geschehnisse am Kaiserhof in Worms. Außerdem erfahre ich einiges über jüdische Sitten, denn die muss Alida im Schnellverfahren lernen.
Ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein kurzer Hinweis auf historische Tatsachen ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass Gegenspiele wie Ehrlichkeit und Intrige, Mut und Gier oder Hass und Liebe zu allen Zeiten zu Verwicklungen führten.