Cover-Bild Die Nachtbushelden
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atrium Verlag AG
  • Genre: Kinder & Jugend / Kinderbücher
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 18.03.2021
  • ISBN: 9783855356560
  • Empfohlenes Alter: ab 8 Jahren
Onjali Q. Raúf

Die Nachtbushelden

Katharina Diestelmeier (Übersetzer), Pippa Curnick (Illustrator)

Ich heiße Hector – meine Eltern haben eine Schwäche für griechische Helden. Aber ich glaube, dass sie es bereuen, mir diesen Namen gegeben zu haben. Sie hätten mich lieber »Katastrophe« oder »Hoffnungsloser Fall« nennen sollen. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich immer nur Ärger bekomme. Aber seit ich dem Mann, der im Park wohnt, einen Streich gespielt habe, ignorieren mich alle nur noch. Dabei habe ich sogar versucht, es wiedergutzumachen! Noch nicht mal jetzt, wo ich einem Komplott gegen die Obdachlosen der Stadt auf die Schliche gekommen bin, hört mir jemand zu! Alle denken, dass ich nur ein Mobber bin. Aber ich werde ihnen beweisen, dass auch ich ein Held sein kann!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2021

Ein wundervolles Buch, unbedingt lesen!

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Da mir Onjali Q. Raúf im vergangenen Jahr mit „Der Junge aus der letzten Reihe“ ein absolutes Highlight geschenkt hat, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein zweites Kinderbuch von ihr ...

Da mir Onjali Q. Raúf im vergangenen Jahr mit „Der Junge aus der letzten Reihe“ ein absolutes Highlight geschenkt hat, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein zweites Kinderbuch von ihr im Atrium Verlag erscheinen wird. Da stand für mich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Der 10-jährige Hector ist es gewohnt, ständig Ärger zu bekommen und von den Erwachsenen in der Regel „HECTOOOOOOOR“ gerufen zu werden, da er ihnen immerzu Gründe liefert, sich über ihn aufzuregen. Er mobbt seine Mitschüler, zieht sie ab, macht sich über sie lustig und auch gegenüber Erwachsenen verhält er sich respektlos und aufmüpfig. Bei dem Obdachlosen Thomas, der im Park wohnt, ist Hector mit seinem Streich aber eindeutig zu weit gegangen. Wenig später beschuldigt er ihn sogar noch, an den mysteriösen Diebstählen beteiligt zu sein, die sich seit kurzem in der Stadt ereignen. Als Hector seinen Irrtum erkennt, wird ein Umdenken in ihm stattfinden. Er möchte seinen Fehler unbedingt wieder gutmachen und den wahren Täter finden.

Da mir „Der Junge aus der letzten Reihe“ so unglaublich gut gefallen hat, habe ich mir von meinen zweiten Werk der Autorin natürlich ziemlich viel erhofft. Vielleicht zu viel? Nein, zum Glück nicht! Onjali Q. Raúf hat mich auch mit „Die Nachtbushelden“ auf ganzer Linie überzeugen können. Ich finde dieses Buch einfach nur zauberhaft und hoffe sehr, dass es den Weg zu zahlreichen Leserinnen finden wird. Die Geschichte, die in „Die Nachtbushelden“ erzählt wird, verdient es einfach von ganz vielen Menschen gelesen werden. Onjali Q. Raúf ist es mal wieder hervorragend gelungen, ernste und wichtige Themen auf eine kindgerechte und ehrliche Weise zu behandeln und ihre Handlung mit einer ganz bedeutsamen Botschaft zu versehen. Mit viel Einfühlsamkeit und Authentizität sensibilisiert sie junge Leserinnen für das allgegenwärtige Thema Obdachlosigkeit und zeigt auf, wie falsch es ist, einfach wegzuschauen und Obdachlose respektlos zu behandeln. Man muss hingucken und sollte irgendwie helfen, anstatt es den Obdachlosen mit einem unmenschlichen Verhalten nur noch schwerer zu machen. Diese Message vermittelt die Geschichte in „Die Nachtbushelden“ und sie liefert zudem tolle Denkanstöße, wie man selbst unterstützen kann.
Hinten im Buch befindet ein mehrseitiger Anhang über Obdachlosigkeit, der unter anderem ein Glossar und hilfreiche Anregungen enthält. Man spürt richtig, wie sehr dieses Thema der Autorin am Herzen liegt. Verdeutlicht wird dies noch durch ihr bewegendes Nachwort, in welchem sie uns von ihren eigenen Kindheitserfahrungen erzählt, die sie zu diesem Buch inspiriert haben.

Neben der Obdachlosigkeit beinhaltet die Erzählung noch eine weitere aktuelle Thematik: Mobbing. Anders aber, wie ich es sonst aus Kinderbüchern kenne, ist es nicht unser Hauptprotagonist, der gehänselt und gequält wird – er selbst ist es, der in die Rolle des Mobbers und Unruhestifters schlüpft.
Hector, aus dessen Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, ist anfangs ein sehr unangenehmer und gemeiner 10-jähriger Junge, der seine Mitschülerinnen bestiehlt, schikaniert und fiese Streiche spielt und rotzfrech zu Erwachsenen ist. Man kann Hector wahrlich nicht als Sympathieträger bezeichnen und obwohl es mir in Büchern eigentlich immer enorm wichtig ist, dass ich die Romanhelden mag, hat es mich hier tatsächlich überhaupt nicht gestört, dass ich unseren Protagonisten aufgrund seines rücksichtslosen und schockierendesn Verhaltens zunächst nicht mochte.
Hector wird jedoch eine beeindruckende Entwicklung durchmachen und dies mitzuerleben fand ich einfach nur wunderbar. Er wird auf lauter gutherzige und außergewöhnliche Menschen treffen mit deren Hilfe er lernen wird, wie wichtig es ist, seine Mitmenschen freundlich und sozial zu behandeln und Bedürftigen zu helfen. Da hätten wir beispielsweise den Obdachlosen Thomas, die einmalige Catwomen und seine toughe Klassenkameradin Mei-Li. Dank ihnen wird sich Hector zu einem ganz anderen, viel besseren Jungen entwickeln und was mir dabei besonders gut gefallen hat: Seine Charakterwandlung ist vollkommen glaubhaft und realistisch. Sie ist niemals zu schnell, jederzeit nachvollziehbar und zum Ende hin sogar richtig herzergreifend.

Neben den bereits genannten Aspekten handelt die Geschichte auch von Freundschaft und Zusammenhalt und sie beschert uns zudem ein packendes und unterhaltsames Detektivabenteuer. Diese Kombi konnte mich richtig begeistern. „Die Nachtbushelden“ berührt einen nicht nur und regt zum Nachdenken an – die Story lädt auch zum Mitfiebern und Mitraten ein und zaubert einem hin und wieder mal ein Schmunzeln auf die Lippen.

Für mich kam beim Lesen an keiner einzigen Stelle Langeweile auf. Die Handlung hat mich sofort in ihren Bann ziehen und durchweg fesseln können, sodass ich das Buch regelrecht verschlungen habe. Zu meinem flotten Lesetempo hat dann natürlich auch der Schreibstil beigetragen. Onjali Q. Raúf schreibt einfach großartig. Ihr Erzählstil ist leicht, mitreißend und authentisch und ausgezeichnet von Katharina Diestelmeier ins Deutsche übertragen – man fliegt beim Lesen wirklich nur so durch die Seiten.

Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren und dem schließe ich mich an. Fürs Selberlesen würde ich persönlich „Die Nachtbushelden“ allerdings erst ab etwa 9 oder 10 Jahren empfehlen. Ich denke, dass es für 8-jährige Kids vielleicht noch ein bisschen zu schwierig sein könnte. Bezüglich des Folgens und Verstehens der Handlung sollten sie jedoch keine Probleme haben und da sich die Geschichte auch prima zum Vorlesen anbietet, halte ich die Altersangabe des Verlags für vollkommen angemessen.

Fazit: Onjali Q. Raúf hat es erneut geschafft und mir mit einem ihrer Bücher ein echtes Highlight beschert. Ich bin hellauf begeistert von der Art und Weise wie die Autorin jungen Leser
innen die wichtigen Themen Obdachlosigkeit und Mobbing näherbringt und wie geschickt sie diese Themen in einer spannenden Detektivgeschichte verpackt hat. „Die Nachtbushelden“ ist mit viel Herz, Feingefühl und Echtheit geschrieben und reißt einen durchgehend mit. Die Geschichte bewegt, rüttelt auf und klingt nach und sie ermutigt einen dazu, selbst aktiv zu werden. Mir hat es richtig das Herz erwärmt zu sehen, wie sich aus dem fiesen Mobber Hector ein wahrer Held entwickelt. Ich kann einfach jedem, egal ob Jung oder Alt, wirklich nur empfehlen, „Die Nachtbushelden“ zu lesen.Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 19.04.2021

ein Einstieg mit Hürden

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Meinung
Beim Beginn des Buches musste ich schlucken, da man sich als Leser auf die Seite eines Mobbers begibt und wern schon mal gemobbt wurde, weiß wie sehr sowas an einen nagen kann. Hier nun konfrontiert ...

Meinung
Beim Beginn des Buches musste ich schlucken, da man sich als Leser auf die Seite eines Mobbers begibt und wern schon mal gemobbt wurde, weiß wie sehr sowas an einen nagen kann. Hier nun konfrontiert zu werden mit einem Jungen, der das ist, was man selbst einmal gefürchtet hatte, sorgte somit im ersten Augenblick für einen problematischen Einstieg für mich.

Hector ist ein schwieriger Charakter, aber es lohnt sich weiterzulesen, denn wie heißt es so schön die Hoffnung stirbt zuletzt. Er macht eine authenthische und ausdrucksstarke Entwicklung durch, die einen an das Gute im Menschen glauben lässt. Es ist berührend und emotional seinen Werdegang zu verfolgen und insbesondere zu beobachten, wie aus dem "Rüpel" ein Mensch wird, den man bewundert.

Auch in die Nebencharaktere wurde viel Herz gesteckt. Diese sind der starke Kontrast zu Hector und bahnten sich bereits mit den ersten Taten in mein Herz. Es sind Menschen, die unter die Haut gehen und Geschichten, die einen nicht kalt lassen.

Zudem offenbart uns die Autorin eine lebensnahe, emotionale und informative Perspektive auf ein Thema, mit dem man sich in der Realität viel zu selten beschäftigt.

Insbesondere das Nachwort - und ja das lese ich immer - brachte hier eine ganz andere Seite zum Vorschein. Man merkt wie viel Hingabe die Autorin in die Zeilen gesteckt hat und was die Geschichte ihr bedeutet.

Fazit
Ein Buch, welches ich jedem ans Herz legen möchte. Es ist kritisch, es ist in den ersten Zeilen schwierig sich in den Hauptcharakter hinein zu versetzen, aber ebenso steckt es voller Emotionen, Wahrheit und Leben. 5 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Eine berührende Geschichte voller Überraschungen und außergewöhnlicher Perspektiven.

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Inhalt:

Hector ist ein Unruhestifter und wird von seinen Klassenkameraden gefürchtet: er mobbt, drangsaliert und stiehlt. Tägliches Nachsitzen, Hausarrest und andere Strafen lassen ihn völlig kalt.

Egal ...

Inhalt:

Hector ist ein Unruhestifter und wird von seinen Klassenkameraden gefürchtet: er mobbt, drangsaliert und stiehlt. Tägliches Nachsitzen, Hausarrest und andere Strafen lassen ihn völlig kalt.

Egal was er unternimmt, Ärger ist vorprogrammiert. Sein Streich, einem Obdachlosen seinen Einkaufswagen zu klauen, geht allerdings nicht nur zu weit, sondern auch mächtig nach hinten los.

Nun glaubt ihm endgültig niemand mehr. Dabei hat Hector endlich eine heiße Spur, um Dieben auf die Schliche zu kommen. In ganz London verschwinden berühmte Statuen und alles deutet auf Obdachlose als Täter hin.

Ob es Hector gelingen wird, deren Unschuld zu beweisen?


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre


Mein Eindruck:

Die Geschichte wird von Hector selbst und in der Ich-Form erzählt. Normalerweise die ideale Art, den Leser mit dem Protagonisten mitfühlen zu lassen. Doch der Zehnjährige ist ein Chaot und Unruhestifter, der schwächeren Mitschüler schikaniert und beraubt, Streber und Schleimer hänselt und sich ausnahmslos jedem gegenüber respektlos verhält. Seine Freunde Will und Katie sind kaum anders, wenn auch ein wenig zurückhaltender. Das Thema Mobbing wird dem Leser für gewöhnlich nicht aus der Perspektive des Täters näher gebracht, was diese Erzählweise noch interessanter gestaltet.

Hector lebt dank seiner Eltern zusammen mit den Geschwistern, der 13-jährige Helen und dem 4-jährige Hercules, ein behütetes Leben und eigentlich sollte es ihm an nichts fehlen. Irgendwie ist Hector aber halt- und ziellos. Sein zeichnerisches Talent ignoriert er und macht lieber "Späße" auf Kosten anderer.

Mitleid oder Sympathie für den Protagonisten empfindet man zunächst kaum, hofft allerdings darauf, dass Hector nicht so herzlos ist, wie es zunächst scheint. Wer aufgrund des Hauptcharakters daran denkt, das Buch abzubrechen: Bitte weiterlesen. Es lohnt sich!

Hectors Entwicklung innerhalb der Geschichte ist berührend und außergewöhnlich zugleich. Es ist einfach wunderbar, mitzuerleben wie aus dem anklagenden, entnervten Ausruf "Hectoooooor" im Laufe des Abenteuers ein bewunderndes "Hector" wird.

Während die Sympathie für die Hauptfigur erst noch wachsen muss, ist sie für die Nebencharaktere dafür umso stärker. Klassenkameradin Mei-Li, die in der Suppenküche ihres Vaters aushilft, und den Obdachlosen Thomas habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie sind beide tough genug, um von Hectors Aktionen ungerührt zu bleiben und ihm auch mal gehörig die Meinung zu sagen.

Eine spannend und einfühlsam erzählte Geschichte über Mobbing, Vorurteile, Ausgrenzung, Obdachlosigkeit, Respekt, Nächstenliebe und Gerechtigkeit.

Das Nachwort, die persönliche Seite hinter dieser Geschichte berührt und nach dem emotionalen Finale und Happy End sind dann tatsächlich doch noch ein paar Tränen geflossen.

Ergänzend finden sich Hintergrundinformationen zu Hilfsangeboten zudem Denkanstöße und Anregungen, wie man selbst unterstützen kann. Außerdem spendet die Autorin einen ihres Honorars an entsprechende Organisationen.

Ein außergewöhnliches Buch, welches ich Jung und Alt ans Herz legen möchte.


Fazit:

Eine Geschichte, die im Kopf bleibt und noch lange nachhallt:
berührend und spannend für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene, denn sie gibt einen Blick hinter die Kulissen und widmet sich neben dem Hauptthema Obdachlosigkeit auch Mobbing, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe.

Gerade wegen des zunächst unsympathischen Protagonisten und Anti-Helden ein ungewöhnliches und doch fesselndes Lesevergnügen.

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Rezensiertes Buch "Die Nachtbushelden" aus dem Jahr 2021


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Veröffentlicht am 13.07.2021

Wenn man anders scheint als man ist

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Dieses Buch hat mein innerstes Berührt.

Auch wenn ich eigentlich zu alt für dieses Buch war habe ich es mir mal durchgelesen. Und ich war fasziniert das es auch mich fortgerissen hat.

Mir kam beim ...

Dieses Buch hat mein innerstes Berührt.

Auch wenn ich eigentlich zu alt für dieses Buch war habe ich es mir mal durchgelesen. Und ich war fasziniert das es auch mich fortgerissen hat.

Mir kam beim lesen das Sprichwort in den Sinn; Wer einmal Lügt, dem Glaubt man nicht, auch wenn er dann, die Wahrheit spricht.

Es kam im laufe des Buches zu sehr vielen Wendungen die ein neuen Blick auf das Ende schaffen.

Hector ist bereits am Anfang ein großartiger Junger Mann auch wenn das nicht jeder erkennen mag.

Es ist so ein typisches Buch aus dem Kinder etwas fürs Leben lernen, nur lernt auch hier manch ein Erwachsener etwas dazu.

Die Wunderbare Rede am ende das Buches hat mich gerührt. Sie spricht von Obdachlosigkeit von einer selbst erlebten Geschichte.

Ich empfehle jedem diese Buch einmal zu lesen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Vom Nichtsnutz zum Helden

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„Die Nachtbushelden“ ist ein Buch, was Zeit gebraucht hat, um mich von sich überzeugen zu können. Ich habe noch nie derart mit dem Anfang einer Geschichte, die ich doch eigentlich so gern lieben wollte, ...

„Die Nachtbushelden“ ist ein Buch, was Zeit gebraucht hat, um mich von sich überzeugen zu können. Ich habe noch nie derart mit dem Anfang einer Geschichte, die ich doch eigentlich so gern lieben wollte, zu hadern gehabt, glaube ich. Meine Erwartungen in das Buch waren immens hoch und gerade deshalb war ich zunächst sehr ernüchtert, als nicht direkt der erhoffte Hype bei mir eingesetzt hat. Doch wie sagt man so schön, gut Ding will Weile haben.

Der Hauptgrund für meinen anfänglichen Begeisterungsdämpfer war nicht etwa der Schreibstil, der war tadellos. Locker, nicht zu konstruiert oder kompliziert und im lässigen, umgangssprachlichen Ton des Problemschülers und Ich-Erzählers Hector kommt die Geschichte daher, perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt und für mich eine Wohltat zu lesen, da die Seiten nur so dahinflogen. Ich schätze es sehr, wenn Autoren es schaffen, dass ihre Bücher sich quasi von selbst lesen, ein großes Lob dafür.

Der Grund, weshalb ich zunächst befürchtete, die Erzählung und ich könnten keine Freunde werden, war jedoch ähnlich verheerend, wie ein verkorkster Schreibstil es gewesen wäre: Der Protagonist ist ein unsympathischer Problemfall, der seinesgleichen sucht. Im Klappentext war noch die Rede von einem „hoffnungslosen Fall“, der ein paar Streiche spielt, das klang in meinen Ohren nicht so dramatisch.
Doch man bekommt einen Mobber, einen gemeinen Dieb, Schläger, Lügner und Schikaneur, einen aus der ganz untersten Schublade. Nicht einfach nur jemanden, der zu dummen Scherzen aufgelegt ist, sondern eines dieser Kinder, deretwegen wir früher in der Schule immer die größten Ängste ausgestanden haben, wenn sie auch nur in unsere Richtung geschaut haben, eines dieser Kinder, die selbst vor dem Mobbing und der Respektlosigkeit an Erwachsenen keinen Halt machen.

Die ersten Kapitel haben schon gereicht, um mir eine Meinung von Hector zu bilden. Und mir gefiel dieses Bild von ihm ganz und gar nicht, entsprechend schwer hatte der Junge auch zu schuften, um mich doch noch im Laufe des Buches von ihm zu überzeugen.
Das Gute war, neben meiner Abneigung gegen Hector hat die Geschichte es dennoch geschafft, mich nicht nur lose bei der Stange zu halten, sondern ernsthaft zu fesseln, Protagonist hin oder her. Ich war fasziniert und begeistert davon, wie Obdachlose hier in das Geschehen eingebunden werden und was sie für eine tragende Rolle spielen, aber mindestens im gleichen Maße schockiert darüber, wie viel Unrecht ihnen getan wird und habe mitgefiebert, ob und wie sich das Blatt noch zu ihren Gunsten drehen könnte.

Es war für mich von Anfang an klar, dass Hector nicht der uneinsichtige, rücksichtslose und gemeine Junge bleiben wird, der er zunächst noch ist. Wenn dem so gewesen wäre, wäre das Buch eine herbe Enttäuschung gewesen. Doch so komme ich nicht umhin, die Figurenentwicklung in diesem Buch zu loben und mich über sie zu freuen. Hector mausert sich extrem doch es wirkt zu keinem Zeitpunkt unrealistisch oder zu schnell. Sein Charakterwandel zieht sich passend und nachvollziehbar durch das ganze Buch und hat mir am Ende sogar fast eine Träne abverlangt.

Das Buch hat eine klare Message: Helft! Schaut nicht tatenlos zu oder verschlimmert das Problem sogar. Obdachlose sind in den meisten Fällen Menschen wie du und ich, nur mit schlimmer Vergangenheit und berührendem Schicksal, die es genauso verdienen, respektvoll und menschlich behandelt zu werden. Klar, schwarze Schafe gibt es überall. Aber die gibt es auch unter denen, die ein Zuhause haben. Die meisten wollen einfach nur überleben und sind dennoch das Ziel täglicher Schikane.

Das darf und soll so nicht sein, darum gibt es nach der eigentlichen Geschichte noch ein Glossar mit Erläuterungen zu Obdachlosen allgemein, zu Organisationen, die helfen können, zu verwendeten Zeichen, die im Buch eine wichtige Rolle spielen und mit Anregungen und Arbeitsaufträgen für die Leser, die sich sowohl auf das Buch, als auch auf das „echte“ Leben beziehen. In meinen Augen stellt der Anhang einen enormen Mehrwert dar und ich habe mich sehr darüber gefreut, denn gerechnet hätte ich damit nicht. Eine fantastische Ergänzung von der Autorin!

Ich habe lange überlegt, wie ich das Buch bewerten soll. Hector hat mich nun mal am Anfang erheblich viel Beherrschung gekostet, das kann ich auch nicht ignorieren. Allerdings müsste ich lügen, würde ich sagen, ich fände seine Perspektive nicht auch spannend dargestellt.
Und was ich der Autorin uneingeschränkt zugute halten muss, ist nun mal, dass ich trotz Hector nie das Interesse an der eigentlichen Geschichte verloren habe, dass ich das Thema dennoch gern verfolgt habe. Ich habe mich im Schreibstil verloren und das Buch an wenigen (kurzen!) Abenden beenden können.

Mein Fazit:
Nach langem Überlegen vergebe ich für das Buch 4,5 von 5 Sternen. Wäre Hector von Anfang an weniger ätzend gewesen, hätte es volle Punktzahl gegeben. Und so gern ich für seinen Charakter mehr abziehen würde, verdient hätte er es, es geht einfach nicht, denn: Das Buch hat mich schlichtweg gefesselt und das Anliegen hinter der Story war berührend und tiefgründig. Ich habe am Ende genau das bekommen, was ich mir erhofft hatte, nämlich eine Geschichte, die ans Herz geht, eine Wandlung vom Nichtsnutz zum Helden, einen Appell an die Menschen, es besser zu machen.