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Veröffentlicht am 14.07.2021

Schöner Auftakt zu einer historischen Familiensaga

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
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Oldenburg, Ende des 19. Jahrhunderts: Marleenes großer Traum ist, eine Gärtnerlehre zu machen. Nur allzu gerne würde sie in die Fußstapfen ihres geliebten Vaters treten, der als Hofgärtner in Oldenburg ...

Oldenburg, Ende des 19. Jahrhunderts: Marleenes großer Traum ist, eine Gärtnerlehre zu machen. Nur allzu gerne würde sie in die Fußstapfen ihres geliebten Vaters treten, der als Hofgärtner in Oldenburg gearbeitet hat. Den Vater verliert sie sehr früh, und ihre Mutter ist krank. Marleene bleibt nichts anderes übrig, als Geld zu verdienen, und sie arbeitet als Dienstmädchen in einem Hotel. Mit ihrer Cousine Frieda teilt sie sich ein Zimmer. Letztendlich ist ein Ereignis im Hotel ausschlaggebend, dass sie einen Entschluss fasst, denn selbst als ein Hotelgast zudringlich wird und sie belästigt, schenkt ihr die Chefin kein Gehör. Da sie als Frau keine Chance hat, für eine Gärtnerlehre eingestellt zu werden, verkleidet sie sich als Junge.
Marleenes Geschichte ist interessant, denn hier merkt man, wie wenig Frauen zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Gesellschaft galten. Sowohl sie als auch ihre Cousine geben ihr Bestes und erhalten doch kaum Anerkennung. Die damalige Situation gibt mir zu denken, denn eigentlich müsste man meinen, dass es wenigstens bei den Frauen einen gewissen Zusammenhalt gab, aber dem war anscheinend nicht so. Im Folgenden erfährt man, wie es Marleene in Männerkleidern ergeht. Das ist alles kurzweilig und amüsant geschildert, wenn auch einiges etwas unrealistisch auf mich wirkte. Beispielsweise fand ich die Umstände, wie sich Marleene täglich verkleidet hat, schon etwas unglaubwürdig. Da sie ja mit ihrer Cousine ein Zimmer teilt, kann sie nicht einfach als junger Mann aus dem Haus spazieren, ohne Friedas guten Ruf zu schädigen. Andererseits musste sie als Junge in der Gärtnerei ankommen.
Wie sie täglich die Verwandlung bewerkstelligt hat, ohne aufzufliegen,konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Marleene ist manchmal viel zu gutmütig und naiv für die Welt. Auch mit den Kollegen gab es einige Ereignisse, die mir nicht sehr realistisch erschienen. Oft fällt es Marleene schwer, sich zu behaupten und ihrer Rolle gerecht zu werden.

Die Charaktere sind alle gut gezeichnet, und man lernt liebenswerte Menschen, vor allem der ernsthafte Julius hat mich beeindruckt, der sich gegen den Willen seines Vaters der Zucht von Rhododendren widmet und dadurch unbewusst eine heikle Situation rettet, was ihm jedoch nicht gedankt wird. Aber auch einige fiese Individuen sind vertreten, von denen manche ihr wahres Gesicht aber erst nach und nach offenbaren.
Sehr gut haben mir die Einblicke in die Welt einer Gärtnerei zur damaligen Zeit gefallen. Auch das Setting ist wunderbar beschrieben, und vor allem für Oldenburger ist der Roman sicher ein noch größerer Lesegenuss. Der Roman hat mich gut unterhalten, wenn auch so manche Intrige, die hier gesponnen wird, schon sehr heftig ist und doch ein wenig überzogen auf mich wirkte. Was mich dann ziemlich frustriert hat, ist der böse Cliffhanger am Ende. Da bleibt so einiges offen und ungesagt! Natürlich will ich wissen, wie es weitergeht und kann es gar nicht erwarten, bis der zweite Band erscheint. Allerdings werden wir uns da noch bis zum Frühjahr 2022 gedulden müssen. Das ist die Krux bei vielen Mehrteilern, dass am Ende zu viel offen bleibt. Bis der nächste Band erscheint, hat man dann einiges schon wieder vergessen. Ich habe kein Problem mit Mehrteilern, wenn das Ende einigermaßen rund und letztendlich jeder Band für sich lesbar ist. Hier sollte man jedoch auf keinen Fall versäumen, Band 1 zu lesen, bevor das zweite Buch erscheint.
Die wunderschöne Ausstattung des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen. Die Klappbroschur ist mit vielen bezaubernden Details ausgestattet, und jede Kapitelüberschrift ziert eine kleine Flieder-Illustration. Zur Abrundung enthält das Buch am Ende auch noch ein paar Flieder-Rezepte und Tipps sowie viel Wissenswertes über diese faszinierende Pflanze.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Empfehlenswert für alle, die Oberfranken für sich entdecken wollen

Lieblingsplätze Oberfranken
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Oberfranken ist meine Heimat. Ich bin in der nordöstlichen Ecke der Region aufgewachsen und lebe immer noch hier. Da ist es naheliegend, dass im Lauf der Jahrzehnte häufig Ausflüge im näheren Umkreis geplant ...

Oberfranken ist meine Heimat. Ich bin in der nordöstlichen Ecke der Region aufgewachsen und lebe immer noch hier. Da ist es naheliegend, dass im Lauf der Jahrzehnte häufig Ausflüge im näheren Umkreis geplant wurden und ich schon viele schöne Orte Oberfrankens besucht habe. Daher war ich neugierig auf die Lieblingsplätze von Friederike Schmöe, die ich bisher nur als Krimiautorin kannte. Auch sie ist gebürtige Oberfränkin und lebt mittlerweile in Bamberg. Aus diesem Grund liegt ihr sicher auch die Gegend um diese wunderbare Stadt besonders am Herzen, und entsprechend viele ihrer Lieblingsorte liegen auch in und um Bamberg. Ihr Buch der oberfränkischen Lieblingsorte gliedert sich in vier große Abschnitte:

1. Coburg und oberes Maintal
2. Bamberg, Forchheim und Fränkische Schweiz
3. Bayreuth, Hof und Fichtelgebirge und
4. Kulmbach, Kronach und Frankenwald.

Da die Autorin in Coburg geboren ist und, wie bereits erwähnt, mittlerweile in Bamberg lebt, kennt sie logischerweise die Gegenden rund um diese Städte besonders gut. Gerade Bamberg hat auch extrem viel zu bieten, sowohl was historische Bauwerke angeht als auch die wunderschöne, stimmungsvolle Landschaft. Darum sind wohl auch die ersten beiden Abschnitte besonders umfangreich.
Zu entdecken gibt es in Oberfranken vieles, angefangen mit großen Sehenswürdigkeiten wie dem Bamberger Dom, der Veste Coburg, der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein, der Eremitage in Bayreuth, der Festung Rosengarten in Kronach oder der Kulmbacher Plassenburg, wobei Letztere im Buch für mein Empfinden fast ein wenig zu kurz kommt, da sie eher so nebenbei erwähnt wird. Oberfranken ist auf jeden Fall eine Reise wert. Weitere Lieblingsorte der Autorin sind beispielsweise auch der Hofgarten in Bayreuth, das Porzellanikon in Selb, der Felsengarten Sanspareil oder die Kristallgrotte in Bad Berneck. Auch Kunst und Kultur werden in unserer Region groß geschrieben, nicht nur bei den Bayreuther Festspielen, sondern auch bei zahlreichen anderen Konzerten, sowohl mit klassischer Musik als auch für Jazzfreunde. Nicht zu vergessen sind die Internationalen Hofer Filmtage, die inzwischen auf eine 55-jährige Tradition zurück blicken können oder auch die Naturbühne Luisenburg, wo man wunderbares Theater in der Kulisse des größten Felsenlabyrinths Europas erleben kann.
Oberfranken war auch die Heimat einiger berühmter Persönlichkeiten. So kann man auf dem Bayreuther Friedhof heute noch die Grabmäler von Franz Liszt, Richard Wagner und Jean Paul besuchen. Interessant ist auch, dass Levi Strauss, der Vater der heute so berühmten Levis Jeans, ein gebürtiger Oberfranke war. In seiner damaligen Heimatstadt Buttenheim gibt es heute ein Levi-Strauss-Museum. Zu all diesen Personen und Orten hat die Autorin viel Wissenswertes zusammengetragen und übersichtlich wie auch ausführlich dargelegt.
Neben all den interessanten Ausflügen in Stadt und Land, den zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Wanderungen und den erbaulichen Kulturveranstaltungen darf auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Nicht umsonst spricht man von der „Genussregion Oberfranken“ oder auch von „Bierfranken“, denn hier findet man noch vielerorts die kleinen, feinen Brauereien, wo es sich lohnt, einzukehren und eine Kostprobe des süffigen Selbstgebrauten zu nehmen. Auch dazu hat die Autorin viele gute Tipps parat und kann viele einladende Gaststätten und Cafés empfehlen, denen man einen Besuch abstatten sollte, wenn man in der Gegend ist.
Auf den inneren Umschlagklappen findet man eine kleine Karte von Oberfranken, wo alle 77 beschriebenen Lieblingsplätze eingezeichnet sind. Die meisten Fotos im Buch stammen von der Autorin selbst. Innen auf dem vorderen Buchdeckel verrät sie noch ihre ganz persönlichen Highlights, die Top Ten ihrer Lieblingsplätze. Alles in allem spricht mir Friederike Schmöe mit diesem Buch aus dem Herzen. Die meisten ihrer Empfehlungen kenne ich und habe sie selbst schon (meist nicht nur einmal!) besucht, und viele ihrer Lieblingsorte sind auch die meinen. Aber selbst ich als „Einheimische“ habe noch neue Tipps entdecken können, die ich demnächst unbedingt ausprobieren möchte. Andererseits gibt es auch einige sehr schöne Fleckchen, die ich im Buch vermisst habe, aber selbst als eingesessener Oberfranke kann man nicht alles über diese Region wissen, und das ist ja das Spannende, durch Empfehlungen anderer Neues kennenzulernen.
Allen, die Oberfranken neu entdecken wollen, kann ich dieses Buch sehr empfehlen, denn es enthält so viele Vorschläge, dass ein einziger Urlaub gar nicht ausreicht, alles auszuprobieren und all die schönen Orte zu besuchen. Wer einmal Gefallen an dieser etwas rauen Gegend Bayerns gefunden hat, wird schnell zum „Wiederholungstäter“, und dieses Buch kann dabei nur unterstützen.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Zahlreiche schöne Rezepte, auch wenn ich nicht alle 1:1 umsetzen kann

Vegan Backen
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Seit über einem Jahr versuche ich ja, weitgehend auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten, was aber gerade beim Backen nicht immer ganz einfach ist. Gerade wenn man ein älteres Rezept hat, lässt sich ...

Seit über einem Jahr versuche ich ja, weitgehend auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten, was aber gerade beim Backen nicht immer ganz einfach ist. Gerade wenn man ein älteres Rezept hat, lässt sich das nicht immer 1:1 mit veganen Zutaten umsetzen. Das schreibt auch die Autorin dieses kleinen Backbüchleins. Sie gibt außerdem ihre Erfahrungen weiter und hat viele gute Tipps parat, wie das vegane Backen gut funktionieren kann.
Den Auftakt im Buch macht ein super einfacher Blaubeerkuchen, der auf einem Rührteig basiert, unter den frische Heidelbeeren gemischt werden und dann alles zusammen in einer kleinen Springform gebacken wird. Das Ergebnis hat mich überzeugt, und so habe ich gerne weitere Rezepte ausprobiert. Von Muffins über Plätzchen, Waffeln und Kleingebäck bis hin zu etwas aufwendigeren Torten sind hier viele gute Rezepte enthalten, die sich weitgehend einfach umsetzen lassen. Auch Grundrezepte, beispielsweise für Mürbteig, findet man in diesem Backbuch. Mit den richtigen Zutaten geht es eigentlich ganz leicht, nur bei manchen Ergebnissen fand ich den Geschmack nicht wirklich gut, aber das ist eben auch sehr von den einzelnen Zutaten abhängig. Den Zitronen-Kastenkuchen habe ich ausprobiert und mich hier auch total an die Angaben im Rezept gehalten. Leider hat er mir überhaupt nicht geschmeckt, und auch alle anderen Familienmitglieder konnte ich damit so gar nicht begeistern. Es sind eben auch nur sehr vage Angaben gemacht, denn wenn im Rezept steht „Sojaghurt“, so gibt es viele verschiedene vegane Joghurt-Alternativen auf Sojabasis, die nicht unbedingt alle gut schmecken. Da sollte man sich vorab herantasten und ausprobieren, welche Joghurt-Alternative einem pur schmeckt. Dann müsste auch ein Kuchen damit gut werden. Bei meinem Versuch mit dem Zitronenkuchen lag es vermutlich am Rapsöl, denn auch hier gibt es Unterschiede. Fürs Backen ist es ratsam, ein geschmacksneutrales Öl zu wählen. Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt und verwende nun kein Rapsöl mehr zum Backen, denn davon habe ich nur ein kalt gepresstes im Haus, das vom Geschmack her im Kuchen sehr dominant ist. Nicht immer habe ich alle Alternativen im Haus, denn gerade bei der Vielzahl an Pflanzenölen, verschiedenen Süßungsmitteln und Mehlen würde meine Speisekammer schnell aus allen Nähten platzen. Auch ist in unserer Kleinstadt nicht immer alles erhältlich. Darum nehme ich beim Zusammenstellen der Zutaten für einen Kuchen manchmal kleine Änderungen vor. Beispielsweise hatte ich beim Backen der Heidelbeermuffins keinen Vanille-Pflanzendrink im Haus, da ich normalerweise lieber ungesüßten Pflanzendrink mag. Also habe ich ungesüßten Mandeldrink verwendet und, um das nötige Vanille-Aroma zu bekommen, etwas Vanillepaste zugegeben. Das Rapsöl habe ich durch ein geschmacksneutrales Pflanzenöl ersetzt, das besonders gut zum Backen und Braten geeignet ist. Die angegebene Joghurt-Alternative Mandel war nirgends erhältlich, und ich habe sie durch eine Sorte auf Kokosmilch-Basis ersetzt. Mit diesen Änderungen habe ich ein leckeres Ergebnis bekommen, das auch dem Rest der Familie geschmeckt hat. Insgesamt kann man sagen, wird ein Kuchen ohne Ei etwas fester von der Konsistenz, aber er schmeckt lecker und ist saftig.
Für mich ist dieses kleine Backbuch hilfreich, weil es einiges an Basiswissen für die vegane Backstube enthält, aber ich kann nicht alles 1:1 umsetzen. Bei den Torten ist es beispielsweise leider so, dass mir die einzige vegane Schlagcreme, die bei uns erhältlich ist, unangenehm aufstößt. Also verzichte ich lieber auf Torten-Kunstwerke, bis sich vielleicht irgendwann ein geeignetes Ersatzprodukt findet. Für dieses Problem können jedoch die Autorin und das Buch nichts, sondern das liegt daran, dass man in der Kleinstadt bei veganen Ersatzprodukten nicht immer aus dem Vollen schöpfen kann. Alles in allem gibt es aber noch so einige Rezepte im Buch, die ich unbedingt ausprobieren möchte.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Jede Wahl, die wir im Leben treffen, führt irgendwann einmal zu einem unwiderruflichen Ende

Cloris
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Das Buch enthält eigentlich zwei Geschichten, die parallel nebeneinander her laufen und letztendlich nur sehr wenige Berührungspunkte haben.

Da geht es natürlich in erster Linie um Cloris Waldrip. Zusammen ...

Das Buch enthält eigentlich zwei Geschichten, die parallel nebeneinander her laufen und letztendlich nur sehr wenige Berührungspunkte haben.

Da geht es natürlich in erster Linie um Cloris Waldrip. Zusammen mit ihrem Ehemann begibt sich die zweiundsiebzigjährige Texanerin auf einen Rundflug über den Bitterroot National Forest. Sie wollen ein paar schöne Tage dort in der Nähe in einer gemieteten Hütte verbringen. Doch es kommt alles ganz anders, denn die Cessna 340 stürzt mitten in der Wildnis ab, und Cloris ist die einzige Überlebende. Sie steht unter Schock und macht sich mit einem Stiefel, ihrer Bibel und ein paar Karamellbonbons in ihrer Handtasche auf die Suche nach Rettung. Wie durch ein Wunder gelingt es der alten Dame, in der wilden Natur zu überleben und die Tortur, die sie auf ihrem langen Weg ertragen muss, zu überstehen. Auf ihrem Weg zurück zur Zivilisation hat sie aber auch ein paar rettende Begegnungen, die sie langfristig prägen. Sehr detailliert und lebendig beschreibt sie, wie ihr (Über)Leben in der Wildnis der Bitterroots aussieht.
Ihre Sicht der Dinge und wie sie sich durch die Erfahrungen in der Wildnis verändert, wird hier sehr eindrucksvoll und bildhaft dargestellt. Cloris schildert ihre Erlebnisse aus eigener Sicht, allerdings rückblickend, erst ca. zwanzig Jahre später. Das ist wohl auch der Grund, wieso sie teilweise im lockeren Plauderton erzählt, als würde sie über etwas ganz Banales, Alltägliches berichten. Diese Erörterung wirkt in Anbetracht der Situation, wie sie von dem toten Piloten und ihrem Mann spricht, manchmal schon etwas makaber, auch wenn das, was da geschehen ist, doch sehr real ist und durchaus so passieren könnte. Es sind einige brutale, schonungslose Szenen dabei, die einem ziemlich an die Nieren gehen, aber die Situation, in der sich Cloris befindet, ist ja auch wirklich grausam. Allerdings hat sie in der Einsamkeit auch viel Zeit, über sich und ihr bisheriges Leben nachzudenken. Sie zieht über ihre Ehe und ihre Vergangenheit Bilanz, und ihre zum Teil schon philosophisch anmutenden Gedanken haben eine starke Aussagekraft.

Die zweite Geschichte dreht sich um die Rangerin Debra Lewis. Sie ist eine vom Leben und von ihrem Ehemann schwer enttäuschte Frau, die sich mit billigem Wein tröstet und stoisch ihren Dienst versieht. Als ein Notruf eingeht, bei dem man nur abgehackt eine menschliche Stimme hört, die immer zu „Cloris“ ruft und Lewis wenig später von dem vermissten Flugzeug erfährt, das vermutlich abgestürzt ist, stellt sie schnell eine Verbindung zwischen den Fakten her. Sie ist die Einzige, die an Cloris‘ Überleben glaubt und einen Suchtrupp zusammenstellt. Obwohl keiner außer ihr einen Sinn darin sieht, gelingt es ihr, eine groß angelegte Suche in die Wege zu leiten.
Dieser Erzählstrang ist in der dritten Person erzählt und dreht sich weitgehend um Rangerin Lewis, ihren Job und ihr direktes Umfeld. Ihre Geschichte habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Sie selbst hat eindeutig ein Alkoholproblem. Ständig, schon ab dem frühen Morgen, trinkt sie Merlot aus einer Thermosflasche und hat mit den körperlichen Folgen ihres Alkoholkonsums zu kämpfen. Häufig hat sie Rotweinflecken auf ihrer Uniform, und viel zu oft lutscht sie an ihren vom Wein verfärbten Zähnen. Auch ihr Suchtrupp setzt sich weitgehend aus schrägen Vögeln und Kaputten Typen zusammen. Da wäre zum Beispiel der Leiter der Luftrettung, der bei der Bergstation erscheint. Steven Bloor gibt seltsame Wörter von sich, klackert mit den Zähnen und reibt sich die Hände mit Kreide ein. Dabei hält er sich für unwiderstehlich und scheint Gefallen an Debra zu finden. Seine siebzehnjährige Tochter, die sich den „Friends of the Forest“ anschließt, wirkt dagegen recht normal und benimmt sich auch wie ein Teenager. An ihr fällt eigentlich hauptsächlich das rätselhafte Netz von Narben auf ihrem Gesicht auf. Die Geschichte, wie es dazu kam, ist schier unglaublich. Debras Kollege Claude mit seinem kranken Hund Charly und sein Freund Pete vervollständigen das Team. Auch sie haben ihre Macken und verhalten sich manchmal ziemlich ungewöhnlich.
Der Autor schreibt kurzweilig und fesselnd. In beiden Erzählsträngen hat er viele unappetitliche, zum Teil grausame Szenen eingebaut und spielt mit äußerst bildhaften, teils abstrusen Vergleichen. In Cloris‘ Geschichte, die ums Überleben kämpft, wirken diese Szenen stimmig, während ich in Lewis‘ Geschichte häufig den Eindruck hatte, der Autor hätte einfach Effekthascherei betrieben. Während mir Cloris im Lauf der Zeit sehr nahe gekommen ist und ich mit ihr fühlen konnte, blieben alle Charaktere der Suchaktion, einschließlich Lewis, durchgehend auf Distanz. Lewis flucht zum Steinerweichen, und ich fand ihren ständig gleichen Fluch, mit dem sie viele ihrer Sätze ausschmückt, einfach nur noch ermüdend. Ich muss gestehen, dass sich mir nicht erschließen konnte, welche Absicht der Autor damit verfolgt hat. Eigentlich hätte er solche „Special Effects“ gar nicht nötig, denn ansonsten fand ich den Roman außergewöhnlich, gut und lesenswert. Er wird mir ganz sicher lange in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Guter erster Teil einer Dilogie

Paracelsus - Auf der Suche nach der unsterblichen Seele
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Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil einer Dilogie und zugleich um den Debütroman von Eva-Isabel Schmid. Die Autorin ist hauptberuflich als Hausärztin tätig, und wie könnte es anders sein, ...

Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil einer Dilogie und zugleich um den Debütroman von Eva-Isabel Schmid. Die Autorin ist hauptberuflich als Hausärztin tätig, und wie könnte es anders sein, so widmet sie sich auch beim Schreiben einem Thema, das sich mit der Medizin beschäftigt. Hauptfigur ihrer Dilogie ist kein geringerer als der uns heute als Naturarzt bekannte Paracelsus. Die Handlung spielt im späten Mittelalter in Basel, zur Zeit der Reformation, wo Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, zusammen mit seinem Freund Caspar, an der Universität zu Basel Leichen seziert, um die unsterbliche Seele des Menschen zu finden. Allerdings wird den beiden jungen Männern diese Forschungsarbeit verboten, als Philipp von Gundelsheim zum neuen Bischoff gewählt wird. Nach anfänglicher Ernüchterung macht sich Paracelsus allein auf die Suche nach Möglichkeiten, die Geheimnisse der menschlichen Seele zu ergründen. Dabei begibt er sich auf unsicheres Terrain und gerät nicht nur selbst in brenzlige Situationen, sondern bringt auch seine Freunde und Kommilitonen in Gefahr, denn er wird der Ketzerei beschuldigt und seine Freunde der Mitwisserschaft verdächtigt.
Im Vorfeld habe ich über den Roman Vergleiche mit dem Medicus und mit „Game of Thrones“ gelesen. Zum zweiten Vergleich kann ich nichts sagen, da ich „Game of Thrones“ bisher weder gelesen noch gesehen habe. Auch mit dem Vergleich zum Medicus bin ich nicht ganz glücklich, weil es sich hier um eine völlig andere Situation handelt. Zwar betätigt sich Paracelsus als Arzt und bietet seine Dienste auf Märkten an, um Geld zu verdienen, aber das Thema wird eher nebensächlich abgehandelt, denn sein wichtigstes Interesse gilt eher den dunklen Mächten, mit denen er sich verbündet, um der menschlichen Seele auf die Spur zu kommen. Der Roman ist fast durchweg düster, zum Teil möchte fast sagen, schaurig. Das Bild, das ich bisher von Paracelsus hatte, wurde durch die Geschichte ordentlich durcheinander gewirbelt. Zwar ist mir bekannt, dass Paracelsus auch ein Alchemist war, aber inwieweit die geschilderten Vorgänge der Realität entsprechen oder fiktiv sind, kann ich nicht sagen. Hier hätte ich mir ein Nachwort mit ein paar historischen Informationen gewünscht, ebenso ein Personenverzeichnis. Der Roman hat einen starken historischen Hintergrund, nur wird der leider nicht so ganz klar definiert. Es fehlen beispielsweise auch entsprechende Jahreszahlen.
Die zahlreichen Personen, die im Roman eine Rolle spielen, sind alle sehr ausgeprägt und lebendig charakterisiert. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und bis zuletzt aufrecht zu erhalten. Es gibt durchaus auch Passagen, die von unterschwelligem, manchmal schwarzem Humor geprägt sind.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger, was zu erwarten war, denn bereits heuer im Mai soll der zweite Teil erscheinen. Darauf, wie es mit Paracelsus weiter geht, bin ich schon extrem gespannt.

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