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Veröffentlicht am 19.04.2017

Killer-Zahnschmerz-Krimi - Spannend, skurril und erfrischend 2. Teil der Krimireihe um Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff

Auch Killer haben Karies
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Die chaotische Dr. Leocardia Kardiff, genannt Leo, ist gestresst ohne Zahnarzt-Partner in ihrer Praxis. Es bleibt ihr kaum Zeit, das nette Zwischenmenschliche mit ihren Arzthelferinnen zu pflegen, darunter ...

Die chaotische Dr. Leocardia Kardiff, genannt Leo, ist gestresst ohne Zahnarzt-Partner in ihrer Praxis. Es bleibt ihr kaum Zeit, das nette Zwischenmenschliche mit ihren Arzthelferinnen zu pflegen, darunter eine auf skandalöse News versessene Bloggerin. Eigentlich war nach dem spektakulären Kriminalfall „Pudding-Witwe“ Ruhe in ihr Leben gekehrt, aber kaum sitzt Leo mit Hauptkommissar Jakob Zimmer gemütlich beim Brunch, fällt aus dem gegenüberliegendem Haus eine Leiche aus dem Fenster. Die Leiche, Männlein oder Weiblein, auf Anhieb nicht zu erkennen, gibt viele Rätsel auf und natürlich ist Leos (krankhafte) Neugierde geweckt, als ihr trotz Patienten-Aufnahme-Stopp neue Patienten zufliegen, die alle irgendwas mit dem geheimnisvollen Mord zu tun zu haben scheinen.

Das Ermittlerteam um Jakob Zimmer hat alle Hände voll zu tun und als ein weiterer Mord geschieht, stolpert Leo zufällig in absolute Lebensgefahr.

Die Autorin:

Isabella Archan wurde 1965 in Graz geboren. Nach Abitur und Schauspieldiplom folgten Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Seit 2002 lebt sie in Köln, wo sie eine zweite Karriere als Autorin begann. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in Rollen in TV und Film zu sehen, unter anderem im Kölner »Tatort«, in der »Lindenstraße« und in »Diese Kaminskis«, und mit ihrem eigenen Programm zu ihren Krimis auf der Bühne. (Quelle: emons Verlag)

Reflektionen:

Als gutmütig bekloppt, könnte man die Figur der Zahnärztin Leo bezeichnen, denn sie fabriziert nicht nur Chaos, sondern sie ist auch krankhaft neugierig und unfähig, sich aus den Angelegenheiten der Polizei herauszuhalten. Aber was bitte soll sie schon dagegen unternehmen, wenn ihr Zahnschmerzpatienten zufliegen, die irgendwie alle etwas mit der Leiche zu tun haben?

Witzig und spritzig umschreibt Autorin Isabella Archan den Charakter dieser sympathischen Zahnärztin, die alleinerziehend und gesegnet mit einer Spritzen-Phobie eine wahrhaft skurrile Figur abgibt. Leo wird bereits nach den ersten Seiten zu einer herzerwärmenden und greifbaren Figur, während mir das Ermittlerteam um Jakob Zimmer lange zu blass bleibt.

Als Leser taucht man immer wieder in die Gedankenwelt der Zahnärztin ein, sodass man ihre Absichten, Gedankengänge, Sorgen und auch ihr tiefsinniges Grübeln gut nachvollziehen kann, aber leider wiederholen sich diese Gedanken überflüssiger Weise immer wieder.

Der Aufbau der Handlung ist Isabella Archan sehr gut gelungen und bereits nach den ersten Seiten ist eine konstante Grundspannung vorhanden, die immer wieder auf einem hohen Niveau agiert.

Die Querverbindungen der Figuren sorgen für Verstrickungen und Wendungen in der Geschichte, die damit auch angenehm das Lesetempo anziehen. Die Auflösungen wiederum werden zu unglaublichen Überraschungen, die stets mit zahlreichen Spannungshöhepunkten einhergehen.

Gewohnt locker flüssig und mit einem klaren Ausdruckt, schreibt Isabella Archan in einem amüsanten Stil und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln und ihre klare Sprache verwöhnt den Leser mit einem federleichten Einstig in die Geschichte.

Natürlich wird dieser Kriminalroman harmonischer zu lesen sein, wenn man Tote haben kein Zahnweh gelesen hat, aber beide Kriminalfälle sind in sich abgeschlossen und können problemlos als Stand Alone gelesen werden.

Im Vergleich zu den Vorgänger-Kriminalromanen erkennt man mühelos, dass sich Isabella Archan literarisch weiterentwickelt hat, denn sie schenkt dem Leser ein Mehr an Tempo, Wendungen und Überraschungen und sie bleibt weit entfernt davon, Ermittlern ein Klischee zuzuschreiben.

Fazit und Bewertung:

Auch Killer haben Karies ist ein skurriler Kriminalroman, der mit einer gesunden Portion Witz ein erfrischendes Leseerlebnis zaubert und spannende Lesezeit garantiert, während eine chaotische Zahnärztin mit Spritzen-Phobie ermittelt.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Das Vermächtnis – Psychologisch gut aufgebaut, spannend und erfrischend anders

Grausames Erbe
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Kansas, USA: Die 21-jährige Petty Moshen lebt mit ihrem einsilbigen Vater ein eintöniges Leben, abseits jeden Trubels. Nur die Arbeit im Kassenhäuschen des Schrottplatzes, gewährt Petty ein wenig Abwechslung, ...

Kansas, USA: Die 21-jährige Petty Moshen lebt mit ihrem einsilbigen Vater ein eintöniges Leben, abseits jeden Trubels. Nur die Arbeit im Kassenhäuschen des Schrottplatzes, gewährt Petty ein wenig Abwechslung, denn sie lebt seit 18 Jahren wie eine Gefangene im eigenen Zuhause.

Nachts ist ihre Zimmertür mit sechs Riegeln verschlossen, das Grundstück wird von zwei scharfen Hunden bewacht und Petty ist stets bewaffnet. Vom Vater ist sie in Reaktionsbereitschaft, Beobachtungsgabe und Orientierung geschult und trainiert, außerdem beherrscht Petty den Nahkampf, doch das Warum bleibt ihr fremd.

Petty träumt von Freiheit und als ihr Vater plötzlich stirbt, sieht sie ihr bereits entgegen. Doch bei der Testamentseröffnung wird deutlich, dass der Vater ein grausames Vermächtnis hinterlässt, das Petty weiterhin kontrollieren und einsperren wird.

Petty kann die unvorstellbaren Bedingungen des Vermächtnisses nicht annehmen und setzt sich diesen mit aller Kraft zur Wehr. Auf der Suche nach der Vergangenheit muss Petty plötzlich flüchten und setzt dem Auslieferungsfahrer Decker eine Waffe an die Schläfe, der sich dann zu ihrer einzigen Hilfe entpuppt, bevor sie in einen Strudel geraten, der ihre Leben in höchste Gefahr bringen.

Die Autorin:

LS Hawker wuchs in einem Vorort von Denver auf, wo sie eine Besorgnis erregende Faszination für True-Crime-Bücher entwickelte und Geschichten über menschenartige Früchte und jugendliche Straftäter schrieb. Ihren ersten Roman verfasste sie mit 14 Jahren.

An der University of Kansas hat sie erfolgreich Journalismus studiert, danach eine Radioshow mit dem Namen „People are so stupid“ moderiert, für ein Fachmagazin korrigiert und als reisende Porträtfotografin fotografiert - bei alldem aber niemals ihre Leidenschaft für das Schreiben verloren.
Sie hat einen urkomischen, verständnisvollen Ehemann, zwei großartige Töchter und eine riesige Musiksammlung. Sie lebt in Colorado, fühlt sich aber in Kansas spirituell zuhause. (Quelle: HarperCollins Verlag)

Reflektionen:

LS Hawker ist ein fesselnder Thriller gelungen, der zwar mit geringem Blutvergießen auskommt, aber trotzdem grausam und brutal ist. Psychologisch geschickt aufgebaut zieht sich die konstant knisternde Spannung wie ein roter Faden durch die Seiten.

Der Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, trotz dass man von Anfang an aus dem Staunen nicht mehr herauskommt, da Pettys stark eingeschränktes Leben durch ihre Gefangenschaft so brutal und furchteinflößend erscheint.

Für Petty hingegen ist das Leben mit Überlebenstraining, Disziplin und Waffenausbildung tägliches Brot und normal. Ihre Lebenserfahrung bezieht sie einzig aus einer Krimiserie, die sie abgöttisch liebt und der sie das menschliche Verhalten entnimmt, das ihr Vater sie in Gefangenschaft nicht lehren konnte.

Wortkarg geht er mit ihr um, sodass sie kaum etwas von ihrer Familie und vor allem von ihrer Mutter weiß, die einem Brand zum Opfer gefallen ist und deren Namen sie noch nicht einmal kennt.

Als der Vater plötzlich verstirbt, prallt das wahre Leben mit einer enormen Wucht auf sie ein und gleichzeitig muss sie vor der Polizei und einem grausamen Vermächtnis fliehen. Begleitet wird sie auf der dramatischen Flucht von Decker, der etwa gleichaltrig nicht fassen kann, das Petty Alltägliches nicht kennt und jede Form von Nähe als Bedrohung wahrnimmt, die sie mit Waffengewalt beantwortet. Für Dekker, der sich in Petty verliebt, werden Redensarten, Flunkereien und rhetorische Fragen zum bedrohlichen Spießroutenlauf.

Den Konflikt den Petty in Freiheit mit sich und ihrer Umwelt austragen muss, ist dramatisch in Szene gesetzt. Einerseits ist es durchaus auch amüsant, das Petty viele Dinge fremd sind, aber größtenteils erkennt man den Wahn, mit dem Pettys Vater sie beschützen wollte, und der macht Angst vor dem Ungewissen.

Auf der Flucht vor der Polizei und den dunklen Gestalten die ihnen folgen, lernt Petty Dekkers Familie kennen, die sie fürsorglich und liebevoll aufnehmen. Petty ist es kaum möglich mit ihnen umzugehen, da ihr all das Zwischenmenschliche fremd ist. Diese Situationen sind von der Autorin glaubwürdig dargestellt, sodass der Leser auch emotional gefangen genommen ist.

Die gefährliche und lebensbedrohliche Flucht ist gleichzeitig auch die Suche nach Pettys Vergangenheit, die in actionreichen Szenen durchaus an einen weiblichen Jason Bourne erinnern.

LS Hawks schreibt in einer klaren und ansprechenden literarischen Tonalität, die die beängstigende Stimmung gut einfängt und damit auch die Lesegeschwindigkeit beeinflusst. Nicht immer agiert das Tempo auf einem hohen Niveau, es kommt auch zu kleineren Längen, aber insgesamt darf man einen äußerst spannenden Thriller erwarten, der erfrischend anders eine Thematik einfängt, die andere längst durch eine Art totgeschrieben haben, die nur noch langweilt.

Die Perspektiven, die zwischen Petty und Decker wechseln, können anfangs leicht verwirren, aber einmal eingelesen, kreieren sie eine lebendige Erzählweise, die die Sichtweisen der wohl und interessanten Charaktere gut zeichnen.

Besonders gelungen sind überraschende Wendungen, die hervorgerufen durch Handlungen der Figuren immer wieder Rätsel aufgeben, sodass man bis zur letzten Seite kaum vermuten kann, wer tatsächlich auf Pettys Seite steht.

Tiefgründig beleuchtet LS Hawks mit ihrem Titel auch Zwischenmenschliches, Vertrauen, Verrat und Freundschaft und lässt ihr Werk so zu einem rundherum guten und spannenden Leseerlebnis werden, das spannende Stunden garantiert.

Fazit und Bewertung:

Grausamens Erbe ist ein psychologisch intelligent aufgebauter Thriller, spannend und erfrischend anders. Er erzählt die Geschichte von Petty, die 18 Jahre lang in ihrem Zuhause wie eine Gefangene lebte. Als ihr Vater stirbt und die langersehnte Freiheit zum Greifen nah ist, offenbart man ihr das grausames Vermächtnis des Vaters, das dramatische Folgen nach sich zieht.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Ob Liebe immer Dativ ist?

Die Grammatik der Rennpferde
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Salli Sturm ist Deutschlehrerin, ohne akademischen Titel, an einem Institut und unterrichtet ausländische Studenten. Sie ist Single, Anfang fünfzig, führt eine langjährig gute Beziehung zur deutschen Grammatik, ...

Salli Sturm ist Deutschlehrerin, ohne akademischen Titel, an einem Institut und unterrichtet ausländische Studenten. Sie ist Single, Anfang fünfzig, führt eine langjährig gute Beziehung zur deutschen Grammatik, liebt flüsterstille Bibliotheken und ihre linguistischen Endorphine bezieht sie aus Wörtern und Satzbau. Ihre Assistenten sind ein Rudel wilde Tiere, denen sie Wortarten zugeordnet hat. Salli ist pflichtbewusst, friedfertig und glücklich auf ihre Weise. Einsamkeit wischt sie mit Schnulzenfilmen davon, bis sie eines Tages die Idee zu einem sprachwissenschaftlichen Projekt entwickelt.

Eine Anzeige bringt Salli mit dem Russlanddeutschen Sergey zusammen, der Pferdeställe ausmistet. Sergey kennt keine Artikel, bildet Sätze mit Hilfe eines ausgedachten Konjugationssystems und er lässt Verben stets gefährlich taumeln. Für Salli ist der Pferdeknecht ein idealer Proband, dessen Sprache irreparabel defekt erscheint.

Salli unterrichtet Sergey, ohne ihm zu erklären, dass er ihr Proband für das sprachliche Studium ist. Umgekehrt verheimlicht Sergey Salli, dass er sie zum Kauf eines Pferdes und Hofes benötigt. Langsam, ganz langsam nähern sich die beiden einander an und bald wendet sich das Blatt, denn Sergey unterrichtet plötzlich Salli in Sachen Pferd.

Die Autorin:

Angelika Jodl unterrichtet Studenten aus aller Welt in Deutsch. Außerdem schreibt sie Geschichten, hält Vorträge zur deutschen Sprache und reitet ein ausgemustertes Rennpferd. Sie lebt mit Mann, Sohn, Hund und Katzen in München. (quelle: dtv Verlag)

Reflektionen:

Die Grammatik der Pferde ist für mich ein Roman der nicht nur genrefremd ist, sondern auch noch von einer, für mich normalerweise entbehrlichen, Liebesgeschichte erzählt. Aber, bereits nach den ersten Buchseiten, hatte ich diesen herzerwärmenden Roman in mein Leserherz geschlossen, worin er noch sehr lange und angenehm nachklingen wird.

Das Autorin Angelika Jodl Deutsch unterrichtet spürt man als Leser sofort, denn sie schreibt ausdrucksstark, sprachgewaltig und in einer wunderschönen Satzmelodie. Literarisch anspruchsvoll erzählt Angelika Jodl die rührende und amüsante Geschichte zweier Figuren, die menschlich und kulturell unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie zeichnet auch eine Abhandlung darüber, wie missbräuchlich man andere Menschen zu brauchen vermag.

Herzzerreißend amüsant sind vor allem die Dialoge, die Sergey und Salli miteinander führen, denn Sergey spricht nicht nur ein gebrochenes Russlanddeutsch, sondern er akzentuiert seine Sprache mit einem oberbayrischen Dialekt, sodass einem das Herz vor Schmunzeln aufgeht.

Neben der wunderbar warmherzigen Sprache des Romans, hat die Autorin authentische Figuren erschaffen, deren glaubwürdige Charaktere intensiv und fein gezeichnet sind. Dadurch dekoriert sie dem Leser eine emotionale Bühne und erlaubt ein tiefes abtauchen in die Seelen und Herzen der beiden Hauptfiguren, in denen man sich pudelwohl fühlt.

Salli, eher ein graues, unscheinbares Mäuschen, dass außer ihren Dozenten-Kollegen kaum soziale Kontakte pflegt, beginnt Sergeys Sätze als sogenannte Vorhersätze aufzuzeichnen, um diese dann in Mustersätze zu verwandeln, mit denen sie Sergey unterrichten möchte. Doch es kommt ganz anders, denn Sergey, ein ehemals erfolgreicher Jockey, benötigt Salli zum Kauf einer Stute und gibt zunächst nur vor Deutsch lernen zu wollen. Letztendlich unterrichtet Sergey Salli in Sachen Stall und Pferd und ist ursächlich dafür verantwortlich, dass sie pflichtvergessend den Duft des Stalls zu lieben beginnt.

Angelika Jodl gelingt es durch die bildhafte Sprache, dass man sich den etwas einsilbigen, schroff wirkenden Pferdeknecht, und sogar seine selten lächelnde Mimik, gut vorstellen kann. Auch Sallis ständig entgleitende Gesichtszüge, bereiten dem Leser ein angenehmes Kopfkino.

Die Dialoge sind gelungene Schlagabtausche, die dafür sorgen, dass sich die Handlung zwischenmenschlich immer weiter ineinander verstrickt. Letztendlich verknäueln sich die Figuren ineinander und nur das Band der Liebe führt Sergey und Salli zurück zu einem wunderschönen Anfang.

Zitat:

„Gibt Rede bei uns in Russland“, sagt Dyck. „Kamma Ziege Krawatte umbinden. Aber dann bleibt auch Ziege.“ „Aber schlecht is wirklich net. Boxen passen für Viecher. Bloß mit Scheune – weiß i net, ob glangt die Platz. Kamma nix sehen, da drin is dunkel wie in Arsch von Neger. Aber glaub i schon, dass is genug. Also, was machma?“

„Salli“, unterbricht sie Sergey leise lächelnd. „Willst du erklären mir, wie geht Pferd halten?“ „Ich doch nicht! Das steht hier. In diesem Buch!“ Buch – wann geht um Ohren waschen, du schaust auch in Buch rein?“

„Ich weiß überhaupt nicht genug. Ich kann gar nicht reiten! Was mache ich, wenn das Pferd mit mir durchgeht?“ „Sagst du brrr, dann steht gleich.“ „Und wenn nicht?“ Is gute Pferd. Wird sie stehe.“

Mein leben
Als ich Kind, ich hatte schöne leben. Später schwieriger, weil ich muss Geld verdint für ganze familie. Auf Rennbahn ist wider besser worden. Aber jetzt in Deutschland ist alles problem. So man kann sagen: mein Leben ist gestreift.

Fazit und Bewertung:

Die Grammatik der Rennpferde ist ein herzerwärmender Roman, der zwei Figuren aufeinanderprallen lässt, die menschlich und kulturell nicht unterschiedlicher sein könnten. Knackige Dialoge, ein Mischmasch aus Deutsch, Russisch und Oberbayrisch, kreieren einen amüsanten Lesegenuss und eine wunderschöne, überzeugende Liebesgeschichte.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Die Bestrafung der Sünder – Guter psychologischer Spannungsaufbau

Der Todesprophet
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Journalist Ben Weidner, nach einschneidenden und dramatischen Erlebnissen in Äthiopien psychisch gezeichnet, wird immer wieder von blitzartigen Erinnerungsfetzen heimgesucht, die Panikattacken und Blackouts ...

Journalist Ben Weidner, nach einschneidenden und dramatischen Erlebnissen in Äthiopien psychisch gezeichnet, wird immer wieder von blitzartigen Erinnerungsfetzen heimgesucht, die Panikattacken und Blackouts verursachen. Seine Ehe ist gescheitert und beruflich reduziert, traut man ihm nur noch eine journalistische Tätigkeit bei einer Boulevardzeitung zu.

Eines Abends lernt er Tamara Engel kennen, doch am nächsten Morgen ist diese tot. Erste Hinweise deuten auf ihn als Täter hin, doch Ben hat keinerlei Erinnerungen an den vergangenen Abend. Nicht nur Selbstzweifel treiben ihn an, seine Unschuld zu beweisen, sondern auch die zahlreichen Hinweise die auf ihn als Täter deuten. Ben gerät immer tiefer in ein Netz aus Verstrickungen hinein, die kaum noch zu entwirren sind. Als ihm das ganze Ausmaß bewusst wird, kann er sich nur noch auf den Polizeireporter Freddie verlassen, bevor er erkennen muss, dass er längst der Gejagte in einem grausamen Spiel um Leben und Tod ist.

Der Autor:

Chris Karlden, Jahrgang 1971, hat Rechtswissenschaften studiert und arbeitet derzeit als Jurist in der Gesundheitsbranche. Er lebt mit seiner Familie im Südwesten Deutschlands. Sein erster Psychothriller »Monströs« war bereits ein großer Erfolg. (Quelle: Aufbau Verlag)

Reflektionen:

Chris Karlden hat mich mit seinem Thriller Der Todesprophet angenehm überrascht, denn schon nach den ersten Seiten war ich tief in der spannenden Handlung versunken, die schnörkellos und klar geschrieben ist. Reich an Details und in bildhafter Sprache genießt man seinen Ausdruck, der die Lebendigkeit des Thrillers maßvoll prägt.

Gelungen sind ihm vor allem die Charakterzeichnungen der Hauptfigur Ben und die des Täters. Ben Weidner wird schier verrückt, da er von den Hinweisen, die auf ihn als Täter schließen lassen, erdrückt wird und er immer tiefer in eine Story hineingesogen wird, aus der es kaum einen Ausweg zu geben scheint. Der innere Kampf, der Ben in Selbstzweifel stürzen lässt, da er immer wieder von Blackouts und Flashbacks heimgesucht wird und der psychische Druck, der durch die erdrückenden Beweise seitens der Polizei auf ihm lasten, sind gelungen authentisch dargestellt. Bens Gemütszustand und seine akuten Nöte wecken Emotionen, die den Leser veranlassen mit zu ermitteln und in einem hohen Tempo zu lesen.

Der Täter, der immer mal wieder in kurzen Perspektiven zu Wort kommt, erlaubt einen Blick in dessen Psyche und Motivation. Grausam ist vor allem, dass er kleine Kinder bei seinen Taten zusehen lässt und begründet dies für sich schlüssig im Namen Gottes.

Der Spannungsaufbau ist zwar gelungen und ein Spannungshöhepunkt jagt den nächsten, aber für mich persönlich fiel die Spannung immer wieder ab. Vielleicht lese ich zu bewusst, zu sehr auch im Kleinen und zwischen den Zeilen, weshalb mich unglaublich viele Wiederholungen in meinem Lesefluss gestört haben. Es waren nicht nur die zahlriechen Wiederholungen die mir missfielen, sondern auch, teilweise ganze Kapitel lang, Rechtfertigungen von Verhaltensweisen und Handlungen der Figuren. Solche ständigen Wiederholungen und Rechtfertigungen ärgern mich, denn als Leser darf man mir schon zutrauen, dass ich Inhalte behalte, verstehe und in der Lage bin zu schlussfolgern.

Trotzdem hat mir der Todesprophet gut gefallen, denn die Idee der Geschichte wurde ansonsten sehr gut umgesetzt und sie zeigt in ihrer kompakten Struktur, ein anspruchsvolles Werk in einem sehr angenehmen, literarischen Stil.

Fazit und Bewertung:

Psychologisch spannender und aufwendig gezeichneter Thriller über einen scheinbar religiös motivierten Täter, der die Sünder zur Rechenschaft zieht, um die Gesellschaft von ihnen zu erlösen. Wohlgeformte Charaktere und eine reich an Details geschriebene Story, aber mit zahlreichen Wiederholungen, die das Lesevergnügen etwas schmälern.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Eskalierende Pläne - 7. Fall Sonderdezernat Q

Selfies
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Kommissar Carl Mørk und sein Assistent Assad ermitteln weiter an Fällen, die vor Jahren von den Kollegen der Mordkommission, jenseits des Kellerbüros, nicht abschließend aufgeklärt werden konnten. Dabei ...

Kommissar Carl Mørk und sein Assistent Assad ermitteln weiter an Fällen, die vor Jahren von den Kollegen der Mordkommission, jenseits des Kellerbüros, nicht abschließend aufgeklärt werden konnten. Dabei entdeckt Carl Mørk Verbindungen zu einem aktuellen Fall, der durch zahlreiche Verstrickungen die Ermittlungen erschwert und intern zu einem erneuten Konkurrenzkampf unter den Kollegen führt und eskaliert.

Zeitgleich erkrankt die psychisch angeschlagene Assistentin Rose, die an den düsteren Erinnerungen ihrer Vergangenheit seelisch zu zerbrechen droht. Als Carl und seine Kollegen das ganze Ausmaß überschauen, wird Ihnen bewusst, wie sehr sie ihre Kollegin schätzen, doch diese Erkenntnis kommt fast zu spät, denn Rose will ihrem Leben ein Ende setzten.

Parallel erhält Sozialarbeiterin Anneli eine fatale Diagnose und wiedersetzt sich den bürokratischen Mühlen des Sozialsystems. Die ihr anvertrauten jungen Frauen Michelle, Jasmin und Denise kann sie auf Grund ihrer Schickimicki-Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen einfach nicht mehr ertragen. Sie will ausbrechen aus dem System und plant ein Verbrechen nach dem anderen

Der Autor:

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: Das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. (Quelle: dtv Verlag)

Reflektionen:

Jussi Adler Olsen braucht für mich einfach nur schreiben, ich akzeptiere Längen, unlogische Zusammenhänge, Offengelassenes und weithergeholte Ermittlungsmethoden. Ich bin diesem Autor einfach verfallen, denn er versteht sein Handwerk und er erreicht mich damit immer wieder aufs Neue.

Butterweich, klar und deutlich ist sein Schreibstil. Sein Ausdruck ist nüchtern und ehrlich, manchmal salopp. Er schreibt scheinbar mühelos mehr als 500 Seiten starke Thriller und am Ende fließen alle Perspektiven und Erzählstränge ineinander und kreieren eine äußerst harmonisch kompakt gezeichnete Geschichte, die mit einigen Blutstropfen einhergeht.

Zugegebenermaßen gelingt Jussi Adler Olsen der Spannungsaufbau in diesem 7. Teil des Sonderdezernats Q nicht zuverlässig. Die Spannungskurve reißt immer mal wieder ab und es kommt zu Längen, aber wenn man das akzeptiert hat und seine verwöhnten Erwartungen an diesen Thriller etwas zurückgeschraubt hat, dann liest man einen wirklich guten Thriller.

Besonders gelungen sind Jussi Adler Olsen die Querverbindungen und die Verstrickungen der Figuren. Erst sehr spät erkennt man als Leser, welche Figuren mit welchem Verbrechen in Einklang und Zusammenhang zu bringen sind und der Weg dorthin produziert Lesespaß, da man selbst im Ermittlungsfieber ist.

Die Figuren, allen voran Carl Mørk und Assad, sind außergewöhnliche und interessante Charaktere, doch in diesem 7. Fall hätte ich mir noch mehr von den gewohnt erfrischenden Anekdoten gewünscht, die insbesondere die Figur Assads so lebendig macht.

Assistentin Rose übernimmt in diesem Thriller eine tragende Rolle. Psychisch stark angeschlagen und gewollt abgekapselt von ihrem Umfeld, zeichnet Jussi Adler Olsen eine Figur, die sehr emotional unterhält. Nicht alle psychologischen Verhaltensweisen sind nachvollziehbar und authentisch dargestellt, aber sie erzeugt eine große Empathie. Wie die Kollegen plötzlich um ihre Kollegin Rose kämpfen berührt sehr, niemals hätte ich Carl und Assad die Fähigkeit zugesprochen, so große Emotionalitäten empfinden zu können.

Sozialarbeiterin Anneli, ebenso ein großer Charakter, der aber nur zunächst überzeugt. Sie ist es leid Sozialschmarotzer zu betreuen, sie will sich gegen die bürokratischen Richtlinien im Sozialamt aufbäumen und nach dem sie eine fatale Diagnose gestellt bekommen hat, sind ihr alle möglichen Konsequenzen gleichgültig.

Den Part, wie sich Anneli selbst hochschaukelt, während sie drei junge Frauen betreut fand ich richtig gut und authentisch. Die drei legen nur Wert auf ihr Äußeres, wollen nicht arbeiten und sind nicht bereit sich in die Gesellschaft zu integrieren. Eine der jungen Frauen geht dabei so weit, dass sie sich schwängern lässt, die Babys nach der Geburt zur Adoption frei gibt, um Jobvorschläge ablehnen zu können und Sozialhilfe zu erhalten. All das ist gut inszeniert, doch als dann die Nerven bei Anneli blank liegen, überspitzt die Story recht maßlos. Ein Weniger wäre in diesem Zusammenhang ein bereicherndes Mehr gewesen.

Trotz meiner kritischen Anmerkungen hat mich Selfies gut und spannend unterhalten. Jussi Adler Olsens Schreibstil liegt mir sehr, sodass ich sehr zügig durch die Seiten gelesen habe, auch wenn er seine Erzählkunst diesmal nicht voll ausgeschöpft hat.

Fazit und Bewertung:

Selfies, der 7. Fall des Sonderdezernats Q, ist erneut ein spannender Thriller Jussi Adler Olsens, doch dieses Mal überzeugt er nicht auf ganzer Linie. Vielleicht lag es an meiner etwas überschätzten Erwartungshaltung, aber trotzdem habe ich diesen Thriller wieder einmal sehr gern gelesen.