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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2021

Einblick in den Kulturbetrieb unseres Landes

Ciao
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‚CIAO‘ ist wohl ein Roman aus dem laufenden Kulturbetrieb für den laufenden Kulturbetrieb. Ich bin nicht Teil dieser Welt und blicke also in dieses Buch mit Unkenntnis über die handelnden Personen und ...

‚CIAO‘ ist wohl ein Roman aus dem laufenden Kulturbetrieb für den laufenden Kulturbetrieb. Ich bin nicht Teil dieser Welt und blicke also in dieses Buch mit Unkenntnis über die handelnden Personen und kann keinerlei Übereinstimmungen mit Redakteur:innen feststellen, weil ich diese Berufsgruppe nur als Leserin der Feuilletons kenne. Sprich, ich lese dieses Buch sicherlich anders als diese besagt Berufsgruppen, die natürlich durch ihre Bubble-Brille auch den Roman wiederum rezensieren.
Daher war es für mich eher der Blickwinkel des unsichtbaren Neugierigen, der sich hier einschleicht und das Ganze mit Amüsement liest. Johanna Adorján schreibt wie immer gekonnt und sehr nett. Mich hat ‚CIAO‘ trotz Outsiderdasein unterhalten oder vielleicht auch gerade deshalb?
Es geht um Hans Benedek, ein Redakteur einer Zeitung, der seine besten Tage hinter sich hat und nun nicht mehr im „flow“ ist und Sorge hat abgehängt zu werden und mit aller Macht versucht es zu vertuschen.
Aus meiner Sicht keine Abrechnung des alten weißen Mannes wie es so ab und an anklingt. Ganz im Gegenteil, ich verspüre eine Art Mitleid mit den älterwerdenden Kollegen, die sich in ihrer einstigen Domäne nicht mehr auskennen und selbst um Rat fragen müssen. Satire ist es auch, da das überzeichnete komische Element dieses Kosmos überwiegt.
Fazit: Ein gut geschriebenes Buch über den gegenwärtigen Mikrokosmos der Kulturschaffenden!

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Powerfrau mit arg viel Pech!

Kung-Fu Mama
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Alleinerziehend, keine Kohle, verkracht mit den Eltern und auf den Vater des Kindes ist kein Verlass. Da würden ziemlich viele den Kopf in den Sand stecken. Aber nicht Marlene Stern! Eine junge Frau in ...

Alleinerziehend, keine Kohle, verkracht mit den Eltern und auf den Vater des Kindes ist kein Verlass. Da würden ziemlich viele den Kopf in den Sand stecken. Aber nicht Marlene Stern! Eine junge Frau in Wien, 26 Jahre jung mit einem 7jährigen Sohn, Verkäuferin in einer Boutique, obwohl sie Designerin werden wollte, schlägt sich durch und sorgt gut für ihren Sohn. Auch ohne Unterhalt und jegliche Hilfe des Vaters oder der Eltern. Eine echte Powerfrau, die leider viel Pech hat, aber immer wieder die Ärmel hochkrempelt und weiter macht. Klar, irgendwann bekommt auch Marlene ihre Chance beruflich und in der Liebe, aber die muss man zu nutzen wissen.
Ich lese ab und an gerne mal etwas Chick-Lit, aber meistens bin ich von den, pardon, dämlichen unkompetenten Hühnern eher genervt und wie sich in unsägliche Situationen bringen. Aber nicht hier! Petra Liebkind hat mich mit ihrer ‚King-Fu Mama‘ charmant unterhalten und uns deutlich gemacht, dass Chick-Lit auch besser geht mit Witz, Freundschaft und Frauen, die es schaffen ihr Leben zu meistern und GEMEINSAM an Zielen zu arbeiten.
Ach ja, auf das Kung-Fu im Titel sollte ich auch noch eingehen. Eine Kung-Fu Schule ist hier der Dreh und Angelpunkt, der für Mutter wie Sohn zum richtigen Zeitpunkt in ihr Leben tritt. Die Autorin weiß wovon sie schreibt, ist sie doch selbst leidenschaftlich dabei diesen Sport auszuführen! Auch hier wunderbar, dass sich mir eine verschlossene Welt geöffnet hat.
Es passiert wahnsinnig viel in diesem Buch, konzentriert und doch genügend erzählt. Sprich es ist sehr unterhaltsam, kurzweilig ohne zu langweilen oder kitschig zu werden. Eine richtig gute Lektüre zum Abschalten.
Ich freu mich schon auf das nächste Abenteuer von Petra Liebkind, gerne mit Marlene, aber auch gerne mit frischen Charakteren.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Atemberaubende Welt unter Wasser

Das Museum des Meeres
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Hereinspaziert hereinspaziert, hier im „Museum des Meeres“ gibt es viel zu entdecken, dass ihr so sicherlich noch nicht entdeckt habt!
Loveday Trinick hat wundervolle Texte zu den atemberaubenden großformatigen ...

Hereinspaziert hereinspaziert, hier im „Museum des Meeres“ gibt es viel zu entdecken, dass ihr so sicherlich noch nicht entdeckt habt!
Loveday Trinick hat wundervolle Texte zu den atemberaubenden großformatigen Illustrationen von Teagan White geschrieben. Loveday Trinick arbeitet im National Marine Aquarium und ist eine britische Meeresbiologin. Ihren Beschreibungen und ihrer Texte merkt man die Leidenschaft für das Thema Lebensraum Meer an.
Dieses großformatige Bilderbuch ist zwar im klassischen Sinn ein Bilderbuch, aber es ist mit Nichten nur für Kinder oder gar kleine Kinder. Eher ein Bilderbuch für große Kinder und begeisterungsfähige Erwachsene! Denn dieses Buch strotzt vor Wissen und lädt und ein die verschiedensten Tiergruppen zu erkunden. Es beginnt bei den kleinsten, dem Plankton, wird größer bei den Nesseltieren, dann in Saal 3 erkunden wir die Weichtiere und Stachelhäuter. Gefolgt von Gliederfüßlern und dann endlich die offensichtlichste Gruppe: Fische. Abgerundet mit den Säugetieren, Vögeln und Reptilien. Hinzu kommt, dass in jeder Tierart-Sektion auch ein jeweiliger Lebensraum unter die Lupe genommen wird, wie beispielsweise die Mangroven oder der Tangwald.
Das Buch hat knapp unter 100 Seiten und lädt immer wieder zum Aufschlagen und Entdecken ein.
Besonders macht das Buch die schon erwähnten großartigen Illustrationen von Teagan White mit einer Liebe zum Detail gezeichnet! Die Fülle an Abbildungen ist man einfach nach dem Blättern Sattgeguckt! Genial.
Mich persönlich hat die Doppelseite zu den Kopffüßlern am meisten fasziniert!
Fazit: Hier lassen sich die vielen Meeresbewohner ohne Luftanhalten erkunden!

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Welcome to Miama!

Hotel Flamingo
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Welch niedlicher Reihenauftakt!
Wir kommen zusammen mit Anna im heruntergekommenen Hotel Flamingo auf dem Boulevard der Tiere an als neue Besitzerin. Einst ein Grand Hotel und nun keine Gäste mehr, da ...

Welch niedlicher Reihenauftakt!
Wir kommen zusammen mit Anna im heruntergekommenen Hotel Flamingo auf dem Boulevard der Tiere an als neue Besitzerin. Einst ein Grand Hotel und nun keine Gäste mehr, da will Anna es mit den letzten noch vorhandenen Mitarbeitern Teddy Bär und Lemmy wieder auf Vordermann bringen. Nach und nach mit guten Ideen und Annas Begeisterung für die Sache und wachsender Personaldecke gewinnt das Hotel Flamingo wieder seinen Glanz zurück. Alle Mitarbeiter und Gäste sind Tiere und das ganze erinnert, nicht nur wegen der pastelligen Töne und dem vielen Rosa sehr an Miami.
Eine eher ruhige, aber sehr nette Geschichte, die Erstleser begeistern kann. Ein Titel der total genderfrei ist und der allen Kindern ans Herz gelegt werden kann. Die Geschichte ist nach dem Motto: „Wenn du an etwas glaubst, wird es wahr“ gestrickt. Es kann Kindern Mut machen auch ihren Träumen und Ideen nachzugehen.
Die Schrift ist groß mit viel Zeilenabstand und die Summe des Textes ist nicht kurz, aber trotzdem überschaubar, da es reich bebildert ist und den Text enorm auflockert.
Fazit: Eine klare Empfehlung für Kinder ab der 2. Klasse für den ersten eigenen Lesespaß.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Das Zwischenweltliche

Wir Gotteskinder
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Afrikanische Literatur spielt leider noch keine allzu große Rolle hierzulande. Wenn dann doch kommen einem die wenigen in den Sinn, die man bisher doch stärker auch in den Medien wahrgenommen hat, wie ...

Afrikanische Literatur spielt leider noch keine allzu große Rolle hierzulande. Wenn dann doch kommen einem die wenigen in den Sinn, die man bisher doch stärker auch in den Medien wahrgenommen hat, wie die Klassiker von Chinua Achebe oder neueren Literatur von Chimamanda Ngozi Adichie, Taiye Selasi oder Ayesha Harruna Attah. Aber es kommen einige Romane dazu in diesem Bücherfrühling und einer davon ist „Wir Gotteskinder“ von der großartigen Nana Oforiatta Ayim!
Die Presse hat sich global förmlich überschlagen vor positiven Stimmen und da werde ich eher skeptisch, aber hier war auch ich euphorisch dieses Buch zu lesen, hat doch die Autorin bereits einen spannenden Lebenslauf, der sich auch stark in der Geschichte des Romans wiederfindet.
Der Roman erzählt die Geschichte von Maya Mensah, die in Deutschland aufwuchs. Ihre Eltern fanden Exil, da es in Ghana nicht mehr Sicher für die Familie war. Im Heimatland Teil einer angesehenen Familie, die zu einer Königsfamilie gehört, in Deutschland die belächelten Flüchtlinge.
Maya ergründet ihre Wurzeln und lernt die Welt kennen mit ihren Kategorisierungen, mit ihren Vorurteilen und ihren Ausgrenzungen. Sie lebt, wie viele zwischen den Welten, es ist eine Suche der eigenen (inneren) Heimat. Eine Bereicherung der Perspektiven. Es passiert aber auch noch eine Menge mehr, denn es folgen die Jahre der Entzweiung in der Familie, eine Rückkehr nach Accra. Aber immer bleibt Maya im Fokus mit ihrer Reflektion und Suche nach Halt und Verortung.
Und es bleibt auch die Frage im Raum ob Maya ein „Gotteskind“ ist oder eben nicht. Ein Gotteskind ist ein Kind das mit einem Fuß in der materiellen Welt steht und mit einem anderen in der spirituellen Welt. Ein Kind das scheinbar das große Ganze zu greifen vermag.
Selbst der Schreibstil wird zum Statement, wenn die junge Autorin sich wunderbarerweise an den lokalen Arten der Geschichtenerzählung orientiert. Die schriftliche Form ist Literatur, nun hat sie eine Fusion kreiert in dem sie den Rhythmus der mündlichen Übertragung von Geschichten begleitet von Trommeln einbaute. Es entsteht geschriebene Oratur. Diesem Rhythmus sollte man sich hingeben und der Roman kann seine volle Wirkung erzielen.
Fazit: Ein handlungsstarker Roman mit Tiefe von einer Person, die weiß was sie schreibt.

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