Platzhalter für Profilbild

SofieWalden

Lesejury Star
offline

SofieWalden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofieWalden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2021

Ein Erfahrungsbericht über das Leben in der Natur, mit viel Flora und Fauna und dem Fuchs

Fuchs und ich
0

Die Autorin dieses Buches ist die Biologin Catherine Raven. Sie hat sich in die Einsamkeit Montanas zurückgezogen, bewohnt dort ein kleines selbstgebautes 2-Zimmer-Häuschen und verbringt ihre Tage im Einklang ...

Die Autorin dieses Buches ist die Biologin Catherine Raven. Sie hat sich in die Einsamkeit Montanas zurückgezogen, bewohnt dort ein kleines selbstgebautes 2-Zimmer-Häuschen und verbringt ihre Tage im Einklang mit der Natur. Von den Menschen hat sie nicht viel Gutes erfahren und so darf ihr Einsiedlertum auch als ganz bewusste Abkehr von diesen interpretiert werden. In ihrem eher tagebuchmäßigen Schreibstil erklärt sie die Vegetation vor ihrer Haustür, in einem durchaus wissenschaftlichen Jargon und auch die Tiere werden in ihre Betrachtungen mit einbezogen. Die Vorabfixierung auf 'Fuchs & ich', die Titel und Klappentext suggeriert, ist allerdings sehr unglücklich gewählt, denn man geht mit ganz anderen Erwartungen an das Buch heran. Während man mir Raven durch die Flora und Fauna Montanas streift, was schon einiges an Aufmerksamkeit und botanischem Interesse erfordert, würde man sich, sozusagen als freundlichem Sonnenstrahl im 'Erzählalltag', schon wünschen, dass der besagte Fuchs dann auch mal um die Ecke kommt, um das Erleben auf eine ein wenig emotionalere Wohlfühlebene zu heben. Dies geschieht aber leider erst recht spät im Verlauf der Erzählung. Es funktioniert dann ja auch, wenn die Autorin und der Fuchs zu ihrer nachmittäglichen Vorlesestunde zusammenkommen. Raven erscheint nahbarer, alles ist aufgelockerter und das ganze Buch bekommt etwas mehr positive Energie. Aber dazu muss man sich doch mehr oder weniger erst einmal bis dorthin durchschlagen.
Im Nachhinein betrachtet war dieses Buch schon eine kleine Herausforderung, aber irgendwie hatte es auch was. Die Autorin hat es einem definitiv nicht leicht gemacht. Abgeholt worden ist man da nicht. Da musste man schon sehen, wo man bleibt. Aber das hat ja durchaus seinen Reiz und mitgenommen hat man auf jeden Fall einiges an Erkenntnissen über eben Flora und Fauna, die so in keinem Sachbuch stehen und über Menschen auch.

Veröffentlicht am 04.10.2021

Schon ein echter Münchner, dieser Krimi eben und die Immobilienbranche ist auch mit dabei

Betongold
0

Drei Jugendfreunde, drei doch sehr unterschiedliche Lebenswege und heute, da sind sie immer noch Freunde, so ziemlich jedenfalls. Da ist der Schami, die Figur, die eigentlich für die ganze Kriminalgeschichte ...

Drei Jugendfreunde, drei doch sehr unterschiedliche Lebenswege und heute, da sind sie immer noch Freunde, so ziemlich jedenfalls. Da ist der Schami, die Figur, die eigentlich für die ganze Kriminalgeschichte verantwortlich ist, denn der wird von dem zweiten im Bunde, dem Smokey, eines Tages auf einem seiner langen Spaziergänge, tot in einer Baugrube gefunden. Und weil der Smokey eigentlich Josef Frey heißt und bis zu seinem Ausscheiden, wegen Morbus Bechterew, Mordermittler bei der Polizei war, macht der sich, einmal Polizist, immer Polizist, daran, aufzuklären, wer hierfür verantwortlich ist. Und da der Schami zuletzt recht erfolgreich als Immobilienhai unterwegs war, ist das doch schon mal ein vielversprechender Ansatzpunkt. Und um den dritten der Truppe nicht zu vergessen, das ist der Moni, der nach dem Tod seiner Frau die gemeinsame Kneipe nun im Alleingang schmeißt. Ja mei, man sieht, das ist also die Ausgangslage für einen, man kann es sich bei diesen Protagonisten schon denken, recht eigenen Kriminalroman, mit viel Münchner Flair, einem Thema, das in einer solchen Stadt richtig schlimme Auswüchse zeigt, dem Treiben der Immobilienbranche und am Ende, sauber, ist der Fall dann auch noch aufgeklärt.
Eine spannende (muss ja bei einem Krimi auch sein) und sehr witzige Geschichte, die richtig gute Unterhaltung bietet.

Veröffentlicht am 24.09.2021

Familiengeschichte, historisch eingebunden und von sehr lebendigen Menschen getragen

Die Blankenburgs
0

Ein Familienepos, ja, so kann man diesen Roman, der um die Zeit um 1929 seinen Anfang nimmt, nennen, denn hier wird die Geschichte der Familien Blankenburg und Löwenstein erzählt. Aber die damit verbundenen ...

Ein Familienepos, ja, so kann man diesen Roman, der um die Zeit um 1929 seinen Anfang nimmt, nennen, denn hier wird die Geschichte der Familien Blankenburg und Löwenstein erzählt. Aber die damit verbundenen Erwartungen von konservativer Gediegenheit und Schwere, die werden hier zum Teil wunderbar aus den Angeln gehoben.
Das Familienunternehmen Blankenburg steht, in der Zeit des aufblühenden Nationalsozialismus, vor großen Herausforderungen und als sich das Firmenoberhaupt und der Schwiegersohn entschließen, sich der Verantwortung für das Haus auf sehr endgültige Weise zu entziehen, nämlich indem sie den Freitod wählen, da ist dies schon eine hochdramatische Situation. Ein Neuanfang muss her, darüber zumindest ist sich die Familie einig. Wohin wird die nächste Generation das Unternehmen führen, wird man in geschäftlichen Dingen zu einer Einigung kommen, am gleichen Strang ziehen, zum Wohle des Geschäfts. Da prallen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander und die Mithineinnahme der Löwensteins gibt der Geschichte noch mal eine ganz andere, politische Tragweite. Abet es ist eben nicht nur die Historie, die diesen Roman trägt, sondern die agierenden Protagonisten, alle von sehr verschiedener Wesensart und in den meisten Fällen auch durchaus bereit, für das Ausleben ihrer Eigenheiten einzutreten. Was dabei herauskommt, ist sehr lebendig, bunt, emotional und auch berührend und so manch dunkles Geheimnis tritt ebenfalls ans Licht.
Eine Familiengeschichte, die wirklich viel zu bieten hat!

Veröffentlicht am 08.08.2021

Das Theater als Ort der Fantasie und doch ziemlich real

Unsichtbar im hellen Licht
0

Celeste ist 12 und was sie in dieser Geschichte erlebt, kann eigentlich gar nicht sein. Von einem Moment zum anderen wird sie in eine Welt versetzt, die nicht die ihre ist. Alles was sie kennt ist verschwunden, ...

Celeste ist 12 und was sie in dieser Geschichte erlebt, kann eigentlich gar nicht sein. Von einem Moment zum anderen wird sie in eine Welt versetzt, die nicht die ihre ist. Alles was sie kennt ist verschwunden, obwohl sich mit der Zeit doch wieder einige reale Sequenzen aus ihrem alten Leben auftun. Als das geschieht, findet sie sich in einem Köstümkorb in der Königlichen Oper wieder und der smaragdgrün gekleidete Mann vor ihr fordert sie zu einem Spiel heraus. Drei Aufgaben muss sie bewältigen, sollte sie ihre Familie und all die Menschen wiedersehen wollen, die ihr am Herzen liegen. Was geschieht hier, ist dies ein Traum und gleich wird sie wieder erwachen und alles ist gut. Nein, das ist es nicht. So einfach wird es Celeste nicht gemacht und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich dieser unbegreiflichen Fantasiewelt dieses Theaters zu stellen und über sich hinaus zu wachsen. Denn es ist vor allem sie allein, die hier das Geschehen vorantreibt, wenn da auch im Laufe der Zeit ein paar Figuren in Erscheinung treten, die dann zu Freunden werden.

Diese Geschichte ist pure Fantasie, sphärisch im Raum schwebend, total unreal und vernunftmäßig nicht erfassbar, gleichzeitig aber doch von realen Dingen, die Celeste auch aus ihrer eigenn Welt kennt, zusammengehalten. Wenn man das vernünftig erwachsen hinterfragt, hat man schon ein bisschen verloren. Aber wenn man einfach loslässt und sich von der Autorin mitnehmen lässt in dieses kreative Geschichtengebilde, dann ist das ein absolut tolles Leseerlebnis. Hier kann man den Alltag mal für eine Weile hinter sich lassen und tatsächlich träumen.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Auf der Suche sich treiben lassen und alles fließt

Weiße Nacht
0

Korea ist ein fernes für viele vielleicht auch exotisches und in seinem gesellschaftlichen Gefüge sehr fremdes Land und diese irgendwie im Raum schwebende Geschichte öffnet eine Welt, die tief hinein geht ...

Korea ist ein fernes für viele vielleicht auch exotisches und in seinem gesellschaftlichen Gefüge sehr fremdes Land und diese irgendwie im Raum schwebende Geschichte öffnet eine Welt, die tief hinein geht in das Innerste seiner Menschen. Auf jeden Fall kommt es mir so vor.
Der eine Mensch, der hier für viele steht, heißt Ayami. Schauspielerin ist die junge Frau gewesen, aber irgendwie ist ihr der Beruf auf ihrem Weg verloren gegangen, vielleicht auch durch ihre neue Arbeit als Mädchen für alles in einem Hörtheater in Seoul. Dort hat sie sich zwei Jahre darum gekümmert, dass der tägliche Ablauf 'funktioniert' und die einzige Person, die dort noch agierte, war ein Direktor, ein hochgebildeter Mann mit Studium, der jedoch jetzt genauso perspektivlos und mit wenig Hoffnung auf eine neue Anstellung auf der Straße steht, denn heute wird das Theater endgültig geschlossen.
Und nun treten diese Personen, sozusagen aus dem festen Fundament der geregelten Arbeit, hinaus auf die Straße und lassen sich Stück für Stück verschlingen von der siedend heißen Nacht der Stadt. Ganz langsam werden sie ihrer Konturen entledigt und zusammen mit anderen zu einem ineinander fließenden Traum, so faszinierend anders und erzählt mit einer zarten feinen von einer unterschwelligen Poesie getragenen Sprache, die uns einfach mitnimmt in diesen flirrenden Menschentraum.
Es ist etwas wirklich besonderes, sich diese ganz und gar koreanisch dargebotene Geschichte erlesen zu dürfen, mit all ihrer Traurigkeit, der Einsamkeit ihrer Menschen und einer berührenden Fremdheit, in einen aber dennoch sehr 'mitgenommen' hat.