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Veröffentlicht am 09.08.2021

Deutsch-deutsche Geschichte - ein Hörerlebnis

Dreieinhalb Stunden
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Der Interzonenzug verlässt am 13. August 1961 München mit Ziel Ostberlin. Unter den Reisenden kursiert das Gerücht, dass die Grenze geschlossen werden sollte, eine schwerwiegende Entscheidung steht an: ...

Der Interzonenzug verlässt am 13. August 1961 München mit Ziel Ostberlin. Unter den Reisenden kursiert das Gerücht, dass die Grenze geschlossen werden sollte, eine schwerwiegende Entscheidung steht an: Lieber hier bleiben, im Westen, dem alten Leben endgültig den Rücken kehren oder doch wieder zurück in die vertraute Umgebung mit ungewisser Zukunft. Was tun?

Diese ungekürzte Hörbuch-Ausgabe von „Dreieinhalb Stunden“ habe ich sehr genossen, bin dank der beiden Erzähler Tanja Fornaro und Robert Frank, die abwechselnd lesen, ganz tief in diese Geschichte abgetaucht, habe mich zurückgelehnt und ihren Stimmen und Stimmungen gelauscht. Sie vermitteln all die Emotionen sehr gut nachvollziehbar. Ihnen gelingt es mühelos, den einzelnen Figuren Charakter und Persönlichkeit zu geben, ihnen Leben einzuhauchen.

Das Gerücht um den unmittelbar bevorstehenden Mauerbau macht im Zug die Runde, die Stimmung kippt, jeder einzelne Reisende muss eine Entscheidung treffen, die sein künftiges Leben nachhaltig prägen wird. Die zunehmende Panik konnte ich gut heraushören. So, als ob ich mittendrin wäre, eine der Mitfahrenden. All die hochkochenden Gefühle, die emotionale Erregtheit waren greifbar, direkt hör- und spürbar.

Robert Krause, der Autor, versteht es aufs Vortrefflichste, diese sehr beklemmende, trübe Stimmung festzuhalten. Die bedrückende Atmosphäre konnte ich beim Hören deutlich spüren, beiden Sprechern ist es gelungen, dieses Zeugnis deutsch-deutscher Geschichte wohltemperiert und authentisch zu präsentieren. Jede einzelne Figur hat ihre Wesensmerkmale und obwohl es doch so einige Reisende sind, sind sie sehr gut zu unterscheiden. Jeder von ihnen muss sich entscheiden, hat seine Argumente und außerdem drängt die Zeit. Es werden etliche Schicksale eingefangen, die Fassade bröckelt zusehends. Marlies etwa wusste schon vorher davon, ihr Vater Paul ist Offizier bei der Berliner Volkspolizei. Aber sagt sie etwas? Gerd, ihren Mann, will sie nicht einweihen, denn sie fürchtet, dass er hier bleiben will, die beiden Kinder dürfen auch nichts mitbekommen. So nimmt das Unvermeidliche seinen Lauf. Nicht nur Marlies, auch Gerd übt sich in Heimlichkeiten, die so harmonische Familie droht zu zerbrechen. Eine Musikband will zurück in den Osten, sie haben ihre ganz eigenen Probleme, die Vergangenheit, die Lebensentwürfe werden ausgebreitet, nichts was zur Sprache kommt ist schön, Vertrauen schwindet. Ein westlicher Kommissar ist in ganz anderer Mission hier und auch seine Ermittlungen fördert Verborgenes zutage.

Die Grenze kommt näher, eine Entscheidung muss getroffen werden. Alle Schicksale werden durchleuchtet, es kommt nie Langeweile auf. Man fiebert mit den einen und kann die anderen so gar nicht verstehen, diese wenigen Stunden haben es in sich. Eine sehr bewegende Zeitreise in die unschöne deutsche Vergangenheit wird sehr lebendig dargestellt, aufs vortrefflichste erzählt.

Der bekannteste Satz von Walter Ulbricht vor dem Mauerbau vor 60 Jahren „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ war eine große Lüge, vergessen wird er wohl noch lange nicht sein. Robert Krause nimmt sich des Themas an und legt mit „Dreieinhalb Stunden“ ein beeindruckendes Zeugnis deutsch-deutscher Geschichte vor.

Wie würde man selber entscheiden, hätte man seine Wurzeln im Osten, müsste vieles und Viele zurücklassen? Eine Entscheidung, die endgültig ist. Ein Stück deutsch-deutscher Geschichte wird hier sehr lebendig erzählt. Ihre Schicksale haben mich berührt, aufgewühlt und traurig gemacht. Gekonnt und sehr lebendig in Szene gesetzt hat Audible Hörbuch mit seinen beiden Sprechern daraus einen absoluten Hörgenuss gezaubert, den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Virtuos erzählte Träume von einer besseren Welt

Revolution der Träume
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Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – ...

Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – der Kaiser wird gestürzt - es ist Revolution! „Der Kaiser hat abgedankt! Der Kronprinz verzichtet auf den Thron! Ebert zum Reichskanzler ernannt!“ Mittendrin Isi, die unwiderstehliche Jagdgöttin, die rebellische, hinreißende Hochstaplerin und Revolutionärin. In ihrem zerschlissenen Mantel ist sie doch schön wie eine Königin, sie ist furchtlos, liebt dramatische Auftritte. Kämpft mit dem Spartakusbund für eine gerechtere Welt. Carl, gerade angekommen in Berlin, hofft, seine Freunde zu finden. In den ganzen Wirren trifft er auf Isi und gemeinsam wollen sie noch Artur, den Dritten in ihrem Bunde, aufspüren.

Viele sind verhungert in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und hungern noch. Von den Goldenen Zwanziger Jahren ist nichts zu spüren, zumindest nicht von denen, die eh nichts haben. Der (Geld)Adel lebt gut, hier kann man sich alles und alle kaufen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit, in der die drei so unterschiedlichen Freunde ihren Platz suchen. Carl als begeisterter Fotograf trifft die Großen des Filmgeschäfts, wohingegen Artur mehr mit den Unterweltgrößen auf Du und Du ist. Alle drei zusammen sind sie unschlagbar.

Da war ein Könner am Werk, ein Virtuose der Worte. Einer, der seinen Lesern Geschichte in Geschichten gekonnt serviert, der aus den einzelnen Episoden ein homogenes Ganzes zaubert. Seine drei Hauptdarsteller haben sehr wohl Ecken und Kanten, wobei Carl mir am nächsten war. Trotz des ernsten Hintergrundes waren diese 500 Seiten schnell gelesen, ich musste einfach weiter, wollte wissen, wohin das Schicksal die mir bald vertrauten Charaktere führt.

Andreas Izquierdo verwebt die historischen Fakten versiert mit seiner sehr glaubhaften, gut nachvollziehbaren fiktiven Story, die uns Carl aus seiner Sicht erzählt. Seine Figuren sind gewitzt, vorlaut, zuweilen ganz schön dreist, ja schillernd, aber auch sehr ehrlich und redlich, andere nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, sind Schlitzohren.

Isi, Carl und Artur – alle drei waren mir fremd und jetzt ist es, als ob ich alte Bekannte, ja sehr gute Freunde, die mir ans Herz gewachsen sind, verlassen muss. Ein Buch, dem ich noch lange nachspüren werde. „Schatten der Welt“, den ersten Band, werde ich ganz schnell nachlesen – es muss einfach sein und dem Dritten fiebere ich jetzt schon entgegen.

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, meisterhaft in Szene gesetzt, das jeder lesen sollte, der gute Geschichten sucht.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Wo ist der Fehler im System?

Systemfehler
1

Innerhalb kürzester Zeit herrscht europaweit Chaos – großflächig bricht das Internet zusammen und damit sämtliche Infrastruktur. Nichts geht mehr, egal auf welchem Gebiet. Krankenhäuser können ihre Patienten ...

Innerhalb kürzester Zeit herrscht europaweit Chaos – großflächig bricht das Internet zusammen und damit sämtliche Infrastruktur. Nichts geht mehr, egal auf welchem Gebiet. Krankenhäuser können ihre Patienten nicht mehr versorgen, sämtliche Verkehrswege zu Lande oder in der Luft sind gekappt, Geschäfte müssen dichtmachen, da nichts mehr geliefert wird. Kurzum: Es herrscht Panik, ein Worst-Case-Szenario, der schlimmste anzunehmende Fall ist eingetreten. Nelson Carius vom BND ist dem IT-Experten Daniel Faber auf der Spur. Während dieser versucht, seine Unschuld zu beweisen, überschlagen sich die Ereignisse.

„Um die Zivilisation in die Knie zu zwingen, braucht es keine Bomben, keine Raketen… Auf seinen Befehl hin wird sein Geschöpf Chaos, Tod und Zerstörung auslösen.“

Ein Systemfehler, der zwar utopisch anmutet, aber durchaus erschreckende Realität werden könnte. Tagtäglich werden neue Angriffe der Hackerszene bekannt. Ganze Firmen werden lahmgelegt, sie sind erpressbar genau so wie die einzelnen Staaten. Der Autor legt den Finger in eine offene Wunde, die nie mehr geschlossen werden kann. Alles ist mit allem vernetzt und nicht nur monetäre Forderungen sind denkbar. Verschwörungstheorien sind allgegenwärtig und es gibt genug Mitläufer, die ihren Kopf nicht zum Denken gebrauchen können oder wollen, die empfänglich sind für alle noch so hirnrissigen Behauptungen.

Ein Schritt zurück ist nicht mehr denkbar, ja die Welt offline würde nicht mehr funktionieren. Viel zu abhängig haben wir uns gemacht, in hochsensible Bereiche könnte sich jeder mit dem erforderlichen Wissen Zutritt verschaffen und mit der nötigen kriminellen Energie sehr viel Schaden anrichten.

Die einzelnen Charaktere sind gut gezeichnet, sie stehen mitten im Leben, haben ihre Ecken und Kanten. Diesen „Systemfehler“ wollte ich anlesen und habe es nicht mehr geschafft, das Buch zur Seite zu legen. Von Anfang an war ich dabei, zunächst wollte ich wissen, was es denn mit Daniel Faber und seinem Sohn Ben auf sich hat, um dann mit Nelson Carius und seiner - wie es den Anschein hatte - hochnäsigen Kollegin immer tiefer zu graben, den Fehler im System zu suchen.

Ein hochaktuelles, zudem sehr brisantes Thema, das uns bestimmt noch viel beschäftigen wird. Zum Schluss veranschaulicht der Autor das digitale Leben des modernen Menschen, die Chancen und die Gefahren. Die Cyberangriffe auf das Internet und auf kritische Infrastrukturen haben extrem zugenommen, der „Global Risks Report“ nennt diese als eines der Top-5-Risiken. Schöne neue Welt des Internets!

Mit „Systemfehler“ hat Wolf Harlander ein aktuelles, hochexplosives Thema in einen gut lesbaren Thriller verpackt.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Eindringliches Leseerlebnis

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Die gleiche Sehnsucht nach einem Zuhause treibt C Pam Zhang um wie ihre Figuren Lucy und Sam in ihrem Debüt „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ - die Sehnsucht chinesischer Einwanderer, in den USA anzukommen, ...

Die gleiche Sehnsucht nach einem Zuhause treibt C Pam Zhang um wie ihre Figuren Lucy und Sam in ihrem Debüt „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ - die Sehnsucht chinesischer Einwanderer, in den USA anzukommen, dazuzugehören. Das erfahre ich, bevor ich mich auf dieses Buch einlasse.

Mit Sam und Lucy bin ich unterwegs in diesen Hügeln, die all jene anziehen, die hier schürfen, Gold finden wollen. Ihre Mutter ist schon lange nicht mehr da, Ba, ihr Vater, erst kürzlich verstorben. Und nun machen sich die Geschwister auf, ihn traditionell zu begraben. Dazu bedarf es zweier Silberdollars, auf seine Augen gelegt, um diese für immer geschlossen zu halten. Plötzlich sind sie auf sich gestellt, zwei Kinder in den Hügeln, die im eigentlichen Sinne nicht ihre Heimat sind. Chinesische Einwanderer waren ihre Vorfahren, genaueres wird erst spät sichtbar.

In vier ganz unterschiedlichen Teilen und Zeiten gibt die Autorin von Sam und Lucy Bruchstücke ihres Daseins preis. Sie sind gekommen, um Gold zu finden, aber nur wenigen wird es gelingen, als Goldmänner die schuftende Mehrheit für sich arbeiten zu lassen. Die Einwanderer, die People of Color werden nie eigenes Land besitzen, dafür sorgen die Gesetze. Es waren harte Zeiten für die Immigranten, die Andersartigen. Die Sitten waren genauso rau wie die Gegend und die Ausbeutung der Landschaft, egal mit welch brachialen Mitteln, unwiederbringlich wurden ganze Landstriche zerstört. Diese Welt, der Wilde Westen damals, war sehr stark geprägt von den vermeintlich überlegenen Weißen.

Wie oft sie das wohl schon gehört haben "dieses Mal bleiben wir wirklich". Ba ist derjenige, den es immer weiter treibt. Er ist Goldgräber, glaubt an den großen Goldfund eines Tages und bis dahin schuftet er im Kohlebergwerk. Ein unstetes Leben führt diese Familie, Sam und Lucy kennen es nicht anders, führen dies auf sich gestellt genau so weiter. Während Sam schon immer der forsche, burschikose Typ war, Ba nacheifert, kommt Lucy eher nach Ma. In den Rollenklischees sind wir immer noch verhaftet, der Gendergedanke drängt sich auf. Zwei ganz unterschiedliche Charaktere auf der Suche nach sich selbst. Themen wie die eigene Identität in all seiner Vielfalt, die Zerstörung unserer Umwelt und der einhergehende Klimawandel, Verlust und Trauer sind eingebettet in die Vita der Geschwister. Wir haben nur dieses eine Leben, nur diese eine Welt. Aber wir achten sie nicht, treiben Raubbau.

C Pam Zhang ergänzt, das jemand wie sie in ihren gelesenen Büchern nie vorkam. In Peking geboren kam sie mit vier Jahren in die USA und war dort fremd, war die Immigrantin. Sehr lebensklug, sehr poetisch erzählt, passen viele dieser beschriebenen Probleme auch in unser Hier und Heute. Es hat sich nicht viel verändert, es wird sich nichts ändern. Der anspruchsvolle Schreibstil weist eindrücklich und eindringlich auf all diese Problematik hin, die bildhafte Sprache schildert explizit die raue Wirklichkeit, aber auch an der landschaftlichen Schönheit lässt die Autorin ihre Leser teilhaben.

Ein sehr eindringliches Buch, das zum Nachdenken anregt. Nicht nur in diesen Hügeln, in denen Gold vermutet wird, findet so oder so ähnlich das Leben, die Gier nach Reichtum statt. Leben und Tod, Rassismus und Migration in seiner Vielfalt sind einige der Themen, welche die Autorin eingeflochten in das Schicksal von Sam und Lucy ihren Lesern näherbringt. Ein gelungenes Debüt, das noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Spannender Serienauftakt

Die Verlorenen
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Eine neue atemberaubende Thrillerreihe von Bestsellerautor Simon Beckett gibt mit „Die Verlorenen“ ihr Debüt. Als besonderen Leckerbissen hörte ich vom Argon-Verlag das Hörbuch, authentisch eingesprochen ...

Eine neue atemberaubende Thrillerreihe von Bestsellerautor Simon Beckett gibt mit „Die Verlorenen“ ihr Debüt. Als besonderen Leckerbissen hörte ich vom Argon-Verlag das Hörbuch, authentisch eingesprochen von Johannes Steck.

Thriller sind meine Leidenschaft, bis jetzt allerdings vorwiegend lesend. Johannes Steck ist es mit seiner Stimme, seinem facettenreichen Vortrag gelungen, mich direkt ins zwielichtige London zu verfrachten. Jedem einzelnen der Charaktere gibt er Profil und Persönlichkeit, mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Geschehen, konnte alle Figuren gut zuordnen. Die kurzen, aber sehr prägnanten Pausen zwischen den Kapiteln runden den Hörgenuss präzise ab, ohne den Hörfluß zu beeinträchtigen. Steck schafft eine Lebendigkeit, vermittelt temperamentvolle Typen genauso wie Gehässigkeiten und daneben auch sehr viel Angst, ja Todesangst zuweilen. Nach diesem für mich so intensiven Hörerlebnis bin ich immer mehr der Überzeugung, dass ein Hörbuch, gut eingelesen, ein Leckerbissen der Extraklasse ist. Gerne und immer wieder mehr davon.

„Jonah, ich brauche deine Hilfe, du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann“. So fleht Gavin, sein ehemals guter Freund, ihn an. Zu dem alten Lagerhaus am Slaughter Quay soll er kommen - und Jonah kommt. Auch wenn er sich nicht vorstellen kann, warum Gavin ausgerechnet ihn anruft, denn ihre Freundschaft endete vor zehn Jahren abrupt, als Jonahs Sohn Theo spurlos verschwand und so einiges geschah, das bis heute nachhallt.

Ich bin begeistert und das gleich zweifach. Zum einen wegen des schon erwähnten brillanten Vortrages von Johannes Steck und zum anderen ist es Simon Beckett gelungen, mich für „Die Verlorenen“ und Jonah Colley, Mitglied eines bewaffneten Eliteteams der Metropolitan Police in London, zu entflammen. Wie von Beckett gewohnt geht es auch hier gleich richtig zur Sache. Neben dem noch immer rätselhaften Verschwinden Theos, das zwischendurch immer wieder anklingt, erwartet Jonah in dem verlassenen Lagerhaus Grauenhaftes. Was es mit den in Plastikfolie eingewickelten Toten auf sich hat, ist ein spannendes Szenario mit unvermuteten, rasanten Wendungen. Jonah stößt vermehrt auf Unverständnis und Hindernisse, auch in den eigenen Reihen. Er kämpft an allen Fronten, muss seine Glaubwürdigkeit immer wieder beweisen.

Wie von Beckett nicht anders zu erwarten, hat er mit Jonah Colley einen komplexen, facettenreichen Charakter mit genug Potential erschaffen. Der Start in die neue Reihe ist gelungen, alle Aspekte eines hochspannenden Thrillers sind da, um Band zwei werde ich nicht herumkommen, möchte es aber auch nicht. Und – da ich Johannes Steck sehr gerne zugehört habe – werde ich Jonahs nächsten Einsatz hörend genießen. Kurz und prägnant: Ein Hörgenuss vom Feinsten, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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