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Veröffentlicht am 28.07.2021

"Es geht um mehr als Rache....es geht um Gerechtigkeit"

Tod in der Champagne
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Trauerredner Bendix hat plötzlich unglaublich viel zu tun, denn die mysteriösen Todesfälle in der Champagne häufen sich. Auffällig ist, dass es sich bei den Verstorbenen um Mitglieder bekannter Winzerfamilien ...

Trauerredner Bendix hat plötzlich unglaublich viel zu tun, denn die mysteriösen Todesfälle in der Champagne häufen sich. Auffällig ist, dass es sich bei den Verstorbenen um Mitglieder bekannter Winzerfamilien handelt. Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die Bendix stutzig werden lässt. Sein Ermittlerinstinkt ist angestachelt und so stellt er Nachforschungen an, die ihn quer durch das schöne Fleckchen Erde führen und ein Tor in die Vergangenheit öffnen, das grausame Details an Tageslicht bringt...


"Tod in der Champagne" ist ein sehr gelungener Mix aus Krimi, historischen Ereignissen und dezenten humoristischen Einlagen, der sich unglaublich leicht lesen lässt, aber trotzdem mit viel Spannung und Rätselraten aufwartet.

Trauerredner Bendix ist schon ein recht eigenwilliger Kopf, aber genau diese Eigenschaft braucht er, um hier am Ball zu bleiben und die Nachforschungen anzustellen. Es ist nämlich nicht alles auf den ersten Blick so, wie es scheint und da tut es gut, wenn man ein bisschen dickköpfig und stur den Hinweisen nachgeht, die erst bei genauerem Hinsehen deutlich werden.

Die Handlung ist in zwei Zeitstränge unterteilt und bietet dem Leser beste Krimikost im Hier und Jetzt, aber auch düstere Machenschaften und Widerstand gegen das NS-Regime zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Beide Schilderungen sind an und für sich schon aufregend, aber erst die Verknüpfung und die sich nach und nach ergebenden Zusammenhänge vermitteln eine sehr gelungene Kombination aus Habgier, Rache und dem Drang, für Gerechtigkeit zu sorgen. Es ist genau die richtige Mischung aus genussvollen Momenten, spannenden Sequenzen und den wunderschönen Landschaftsbildern der Champagne, die hier den Leser begeistert und ihn auf den Spuren der Geheimnisse aus dem dunkelsten Kapitel der jüngeren Vergangenheit wandeln lässt.

Die Figuren sind sehr fein aufeinander abgestimmt, tragen ihre charakterlichen Eigenarten sehr offen zur Schau und genau das macht sie so echt und authentisch. Irgendwie fühlt es sich so an, als würde man an der Seite von Bendix den Spuren nachgehen, das Chaos aus wirren und losen Enden entflechten und sie dann mit ein wenig Geschick und Kombinationsgabe zu einem gelungenen Gesamtbild vor Sehnsuchtskulisse zusammenzufügen. "Tod in der Champagne" reißt die sorgsam errichtete oberflächliche Fassade der Beteiligten auf und lässt die dunklen Geheimnisse aus der Tiefe der Vergangenheit hervorsprudeln.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Wenn die Vergangenheit dich einholt...

Tod in der Schorfheide
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Carlas Ermittlungen im Mordfall Nico Römer sind nichts für schwache Nerven. Wer hat so viel Wut und Hass im Bauch, um den jungen Mann bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen ? Welche Beweggründe stecken ...

Carlas Ermittlungen im Mordfall Nico Römer sind nichts für schwache Nerven. Wer hat so viel Wut und Hass im Bauch, um den jungen Mann bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen ? Welche Beweggründe stecken hinter so einer grausamen Tat ? Aber wie passt dieser Mord mit der eingetroffenen Vermisstenmeldung eines Mädchens zusammen ? Carla steht vor einem unlösbaren Rätsel und doch weiß sie, dass sie die Lösung für den Mord nur finden kann, wenn sie die Zusammenhänge der beiden Taten verstehen lernt...


Ich bin immer neugierig, wenn es um Debütromane geht und so habe ich auch voller Aufregung die ersten Seiten von "Tod in der Schorfheide" regelrecht inhaliert. Doch mit einer solchen Wucht habe ich nicht gerechnet, die hier auf mich einprasselt und Bilder vor dem inneren Auge einbrennt, die mich wirklich noch lange beschäftigen werden. Richard Brandes beschreibt das Feuer in der Hütte und die Schreie des Opfer so authentisch, dass man beim Lesen des Kapitels das Holz bersten und die Flammen knistern hört...aber das eindringlichste sind die markerschütternden Schreie von Nico Römer, die sich einbrennen und unter die Haut gehen. Die Bilder bekomme ich über den kompletten Verlauf des Buches nicht mehr los und ich sehe ständig die verkohlte Brandleiche vor mir....

Der Fall brilliert mit psychologischen Feinheiten und hier merkt man den beruflichen Hintergrund des Schreibenden sehr deutlich. Einen so tiefen Einblick in die Seele eines Peinigers habe ich bisher in noch keinem Kriminalroman erhalten und die offenbarten Qualen lassen das Leid erahnen, das hier in frühester Kindheit ertragen werden musste.

Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist leider immer noch ein Tabu-Thema, doch Richard Brandes bricht die Unantastbarkeit auf und beschreibt hier sehr anschaulich, wie die kleinen Seelen verletzt und gebrochen wurden. Die Spätfolgen sind die fesselnde, erschütternde und aufwühlende Handlung dieses Romans. Keine leichte Kost, aber für die Leserschaft so aufbereitet, dass man Zugang zum Thema findet und sich einem unglaublich spannenden Krimiszenario bewegt.

Die Figuren wirken sehr realitätsnah und es gelingt dem Autor, zu ihnen allen eine Verbundenheit herzustellen. Es wächst der Unmut auf Nico Römer, die Angst um das entführte Mädchen schnürt mir fast die Luft zum Atmen ab und ich hoffe und bange mit Carla mit, ob man sie noch rechtzeitig findet. Kleine Seitenhiebe auf persönliche Befindlichkeiten sind im täglichen Umgang zwischen den Kollegen im Revier sind ebenso zu finden wie der Zoff zwischen stressgeplagten Eltern und ihren pubertierenden Jugendlichen, Ausschweigen statt Reden bei (Ehe)Paaren und Erinnerungen, die zwar gut vergraben sind, sich aber langsam wieder den Weg zurück an die Oberfläche suchen.

"Tod in der Schorfheide" ist ein Krimi, der mit grausamen Bildern und einem gut erzählten Plot im Gedächtnis bleibt, zum Nachdenken anregt und dafür sorgt, Augen und Ohren offen zuhalten, um für die kleinen Hinweise sensibilsiert zu werden, die auf einen Missbrauch von Kindern hinweisen.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Schwäbischer Humor gepaart mit rasantem Plot

Tote Schwaben leben länger
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Der neue Fall für Eugen Querlinger hat es in sich - erst werden aus dem Moor zwei Leichen geborgen, dann werden Obdachlose ermordet und zu guter Letzt treibt ein Untoter sein Unwesen. Und das alles soll ...

Der neue Fall für Eugen Querlinger hat es in sich - erst werden aus dem Moor zwei Leichen geborgen, dann werden Obdachlose ermordet und zu guter Letzt treibt ein Untoter sein Unwesen. Und das alles soll irgendwie einen Zusammenhang ergeben, denn alle Mordopfer der Gegenwart tragen ein Tattoo mit einem fünfblättrigem Kleeblatt. Aber wie verbindet man diese Erkenntnis mit dem Fund der Leichen im Moor ? Querlinger steht vor einem Rätsel...



Schon mit dem ersten Band hat Max Abele zu einem echten Rundumschlag der Skurrilitäten ausgeholt, aber mit Band zwei legt er noch mal einen oben drauf. Seine Figuren, allen voran Hauptkommissar Querlinger, sind mit einem unschlagbaren schwäbischem Mundwerk und einem ebenso schwäbisch-schwarzen Humor ausgestattet, der einem schon fast das Grinsen ins Gesicht meißelt.

Der Plot überzeugt mit Einfallsreichtum, schlagkräftigen Argumenten und Ermittlern, die so schräg sind, dass sie sich sofort ins Herz des Lesers schleichen. Ich mag die spitzfindigen Diskussionen und Dialoge, die der Autor seinen Figuren in den Mund legt und die sie mit viel Mundart regelrecht hinausschleudern. Es schimpft und flucht sich eben viel schöner im Dialekt, als auf hochdeutsch und genau das macht die Krimis von Abele zu authentisch und liebenswert.

Während man hautnah mit dabei ist, wie Querlinger gleich mit zwei Fällen konfrontiert wird, rotiert und sich durch die Ermittlungen schlängelt, brütet er doch schon wieder eine Racheaktion aus, die sich sehen lassen kann (ich sag nur: Schwedische Delikatesse gg). Querlinger ist eben mit allen Wassern gewaschen und sorgt mit seinen brottrockenen Bemerkungen immer dafür, dass er das gewisse Quäntchen an Aufmerksamkeit bekommt, das ihm zusteht. Die Recherchen im Obdachlosenmilieu sind sehr glaubwürdig geschildert und geben einen Einblick in das Leben der Menschen wieder, die ohne festen Wohnsitz trotzdem eine Möglichkeit gefunden haben, sich mit dem Leben zu arrangieren. Die Kreativität bei der Vergabe der Uznamen ist grandios und sorgt zusätzlich dafür, dass die unterschiedlichen Charaktereigenschaften ihrer Träger noch extra betont werden.

Die Ermittlungen sind sehr abwechslungsreich, gehen mit hohem Tempo voran und ermöglichen dem Leser, eigene Vermutungen anzustellen und diverse Puzzleteilchen hin und herzuschieben, bis es passt. Die Ereignisse aus der Vergangenheit strecken ihre Arme weit aus, um in der Gegenwart noch ihren Einfluss geltend zu machen und für Aufruhr zu sorgen. Auch hier kann der Schreibende eine sehr gute Verbindung schaffen, um dem Leser wie im Zeitraffer die Geschehnisse vor Augen zu führen. Durch das rasante Erzähltempo kommt nie Langweile auf, die Vorgänge werden spannend und mitreißend geschildert und der ein oder andere Seitenhieb auf lebende oder bereits verstorbene Personen (Ähnlichkeiten sind natürlich rein zufällig) wirken wie das Salz in der Suppe.

Zum Schluss laufen alle Fäden zusammen und ergeben ein sehr stimmiges Gesamtbild, dass von geplatzten Träumen, verletzten Gefühlen und Raffgier erzählt. Für mich ist Band zwei noch einen Ticken besser als der Vorgänger und deswegen gibt es 5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

"Es ist alles nur eine Frage der Fantasie, der Umsetzung und des Könnens" E. Witzigmann

Eckart Witzigmann – Was bleibt
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Zum 80. Geburtstag des Jahrhundtertkochs erscheint ein umfassendes Werk über all die kulinarischen Genüsse, die der Ausnahmekoch im Verlauf seiner Karriere zubereitet hat. Dargeboten von ehemaligen Witzigmann-Schülern, ...

Zum 80. Geburtstag des Jahrhundtertkochs erscheint ein umfassendes Werk über all die kulinarischen Genüsse, die der Ausnahmekoch im Verlauf seiner Karriere zubereitet hat. Dargeboten von ehemaligen Witzigmann-Schülern, die als Hommage an ihren großen Chef die Klassiker in seinem Sinne nachgekocht, dann neu interpretiert und ihre eigenen Kreationen beigefügt haben. Eine Genussreise für Gaumen, Augen und Sinne, die gleichzeitig verführt, berauscht und sinnlich ist.

Liebevolle Worte begleiten die exklusiven Gerichte, die hier Einzug in die heimische Küche halten dürfen. Ein Blick in die Heiligtümer, um den Kochbegeisternden ebenfalls die Gaumenfreuden der Sterneküche zu ermöglichen. Da wird selbst ein einfacher Spinat mit Spiegelei zum Eyecatcher, denn eine überaus hervorragende Food-Fotografie setzt die ohnehin schon gelungenen Gerichte optisch noch einmal richtig in Szene und macht Lust, diese nachzukochen und zu genießen.

Die Lehrlinge von einst sind heute selbst echte Kochgrößen und aus ihren Worten spricht Respekt, liebevolle Anerkennung und tiefe Dankbarkeit, ja Demut, ein Teil des Weges an der Seite von Eckart Witzigmann gehen zu dürfen - viele Verbindungen halten bis heute und sind von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

Im zweiten Buch erhält der Lesende einen sehr intimen Einblick in das Leben und Wirken Witzigmanns. Seine Ideen fußen alle auf der Einfachheit des Genusses, denn nur wer die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen weiß, kann an den Töpfen und Herden dieser Welt große Werke vollbringen. Der Koch betont immer wieder, dass die Summe aller Produkte stimmen muss, um ein schmackhaftes Gericht zu zaubern - leider in den letzten Jahren für den Verbraucher aufgrund der "Geiz-ist-geil"-Philosophie nicht möglich. Regional, saisonal und von bester Qualität - Schlagworte, die zwar heute groß in Mode, für Witzigmann aber schon immer ausschlaggebend sind, um mit Hochachtung und Respekt, Freude am Produkt und am Kochen sein Tagwerk zu verrichten.

Bilder aus seinem Privatarchiv ermöglichen einen ganz persönlichen Blick auf den Kochvirtuosen, der im Verlauf seiner Karriere Stars und Sternchen, Größen aus Politik, Sport und Fernsehen mit seinen kulinarischen Kreationen bekochen durfte.

Eckart Witzigmann - ein Mann mit vielen Visionen, der mit einer großen Portion Lebensfreude und Genuss durchs Lebens geht und dies gerne mit den Menschen, die seinen Weg kreuzen. teilt

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Wie du in den Wald rufst, so schallt es zurück...

Die Nacht im Zauberwald
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Leo und Meo sind Brüder und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Das Einzige, was sie vereint ist der unschöne Buckel auf ihrem Rücken. Während Leo freundlich, hilfsbereit und nett ist, sucht ...

Leo und Meo sind Brüder und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Das Einzige, was sie vereint ist der unschöne Buckel auf ihrem Rücken. Während Leo freundlich, hilfsbereit und nett ist, sucht man bei Meo diese Eigenschaften vergebens. Eines Tages macht sich Leo auf den Weg zur alten Hütte, um das Dach zu reparieren. Sein Weg führt ihn durch den Zauberwald und dieser hält eine Überraschung für ihn bereit...

"Die Nacht im Zauberwald" ist eine faszinierende, magische Geschichte, die angelehnt an eine Sage aus der Südschweiz hier erzählt wird. Die beiden Brüder sorgen von Anfang an mit ihren unterschiedlichen Charakterzügen für aufgeregte Diskussionen. Leo fliegen mit seinem freundlichen Wesen sofort alle Herzen zu, während man bei Meo tatsächlich auf Distanz geht und durch seine schroffe Art fast schon ein wenig abgeschreckt wird.

Die Zeichnungen sind brillant und verbildlichen nicht nur das gerade Gelesene, sondern sie offenbaren auch die Liebe zum Detail und lassen die Zauberwesen aus dem Wald lebendig werden. Baumgeister, Pflanzenelfen und Pilzgörpse sprechen Lesende und Zuhörende gleichermaßen an und sorgen für mystisch-magische Momente.

Die Botschaft, dass eine Belohnung auf einen wartet, wenn man freundlich, hilfsbereit und mit einem offenen Herzen durchs Leben geht, wird hier kindgerecht und leicht verständlich verpackt und mit den charmanten Illustrationen in Szene gesetzt. Aber auch der Lohn der Miesepeter wird nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit sanftem Nachdruck vermittelt

Eine wirklich zauberhafte Sage, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert !

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