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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2016

Ein typischer Eschbach

Teufelsgold
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Was wusste ich bis dato über Alchemisten? Ich hielt sie für eine Mischung aus altertümlichen Wissenschaftlern und verkappten Magiern. (Mit dieser Vorstellung lag ich gar nicht so falsch.)

Was wusste ich ...

Was wusste ich bis dato über Alchemisten? Ich hielt sie für eine Mischung aus altertümlichen Wissenschaftlern und verkappten Magiern. (Mit dieser Vorstellung lag ich gar nicht so falsch.)

Was wusste ich vom Stein der Weisen? Als leidenschaftlicher Harry-Potter-Leser nahm ich an, er habe auf jeden Fall jede Menge magische Macht und in den falschen Händen könnte er furchtbares Anrichten. (Da sind sich Rowling und Eschbach weitgehend einig.)

Was wäre, wenn es den Stein tatsächlich geben würde? Dieser Frage widmet sich das neue Buch von Andreas Eschbach und er gibt einige Antworten auf meine Fragen, ergänzt mein Halbwissen, eröffnet neue Gedankenansätze was sein könnte, wenn...
Der Stein der Weisen ist ein geheimnisvolles Ding aus einem fernen Jahrhundert und vielleicht auch aus einer fernen Galaxy. Auf der Welt scheint er irgendwie fehl am Platze, denn er vernichtet Mensch und Tier mit einer unfassbar tödlichen Strahlung und sprengt die bestehenden Grenzen von Chemie, Physik, Zeit und Raum. Er schickt seine Hauptdarsteller auf eine abenteuerliche Jagd. Uralte Alchemisten, gottesfürchtige Ritter, ahnungslose Glücksjäger, Egomanen und Wissenschaftler, eine Frau, die nach der ewigen Jugend sucht… Eschbach lässt die ganze Palette der menschlichen Darsteller mit unterschiedlichsten Motivationen um den machtvollen Stein ringen und das Ende ist überraschend und unvorhersehbar.

Wagemutig erzählt Eschbach hier eine Geschichte, die zwischen Realität und Fiktion, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, pendelt und einen aufgeschlossenen, aufmerksamen Leser braucht. Einen, der an das Übersinnliche und die Ewigkeit glauben, einen, der seiner Phantasie ebenso freien Lauf lassen kann, wie der Autor.

Sicherlich hätte man die Story an mancher Stelle etwas straffen können und das Ende ist auch nicht jedermanns Geschmack. Viele neue Fragen werden aufgeworfen und dass der Held oft ziemlich egoistisch und wenig heldenhaft agiert, stört wahrscheinlich auch den ein oder anderen.

Ich fühlte mich gut unterhalten, mir fehlte aber das letzte Quentchen Spannung so dass ich vier Sterne vergebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Recherche
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

angenehmer Roman

Die Reise der Amy Snow
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„Die Reise der Amy Snow“ ist das erste ins Deutsche übersetzte Buch der Autorin Tracy Rees. Schon das Cover ist verheißungsvoll und hat mir gefallen. Die Geschichte birgt einige Rätsel, die der Leser mit ...

„Die Reise der Amy Snow“ ist das erste ins Deutsche übersetzte Buch der Autorin Tracy Rees. Schon das Cover ist verheißungsvoll und hat mir gefallen. Die Geschichte birgt einige Rätsel, die der Leser mit der Hauptdarstellerin lösen darf.

Amy Snow wird von ihrer Mutter als Baby ausgesetzt und die achtjährige Aurelia findet 1831 das Kleinkind nackt im Garten, der ans das Haus der reichen Eltern grenzt. Gegen den Willen der Erwachsenen setzt Aurelia durch, dass Amy im Haus bleiben darf und mehr oder weniger unter ihrer Aufsicht und Fürsorge und Freundschaft heranwächst. Leider stirbt Aurelia früh nach langer Krankheit und hinterlässt Amy heimlich Geld und einen Brief, der Amy auf eine Suche quer durch England führt.

Der etwas geschraubte Schreibstil ist der viktorianischen Zeit geschuldet, in der die Geschichte spielt. Das war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und nimmt dem Ganzen vielleicht auch etwas am von anderen Histo-Romanen gewohnten Tempo. Nicht immer kommt die Erzählerin gleich auf den Punkt und man fragt sich, ob sie wirklich so naiv und unbedarft ist oder nur ihre wahren Gefühle verbirgt vor den Menschen, denen sie nicht traut. Durch ihre Reise wird sie aber selbstsicherer und erfährt viel über sich selbst und über Aurelia. Die hat diese Reise so klug geplant, dass Amy wie unter ihrem Schutz und mit ihren Wegweisern aus Briefen von Ort zu Ort und von Erfahrung zu Erfahrung kommt. Es passiert nichts wirklich überraschendes, sondern man kann mitverfolgen, wie Amy erwachsen wird und sich aus den Fesseln ihres Schicksals löst, die sie durch ihre unbekannte Herkunft und ihre anfängliche Mittellosigkeit gespürt hat.

Ein angenehmer Roman, allerdings sollte man etwas Geduld mitbringen und sich nicht am Erzähltempo und der Sprache stören.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr unterhaltsam

Unendlich wir
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Bonnie Rea Shelby ist Anfang 20 und am Beginn einer erfolgreichen Karriere als Country-Sängerin. Aber bekanntlich ist ja nicht alles Gold, was glänzt und sie ist keineswegs glücklich und möchte ihrer Karriere, ...

Bonnie Rea Shelby ist Anfang 20 und am Beginn einer erfolgreichen Karriere als Country-Sängerin. Aber bekanntlich ist ja nicht alles Gold, was glänzt und sie ist keineswegs glücklich und möchte ihrer Karriere, ja vielleicht sogar ihrem Leben ein Ende setzen. In einer Art Kurzschlussreaktion, gefrustet und mit dem Gefühl, alleine und einsam zu sein, steht sie schließlich auf einer Brücke und überlegt hinunter zu springen.
Aber so einfach ist das nicht. Denn plötzlich taucht Finn Clyde auf, verwickelt sie in ein Gespräch und verhindert, dass sie ihren Entschluss in die Tat umsetzt. Da es von Anfang an zwischen den beiden funkt, beschließen sie kurzerhand, gemeinsam abzuhauen.
Beide haben große Gemeinsamkeiten, die sie einander näher bringen und zusammenschweißen. Z.B. haben beide ihren Zwilling durch den Tod verloren. Beide haben davon eine Art Trauma abbekommen und können sich bei ihren Mitmenschen nicht verständlich machen.
Finn möchte in Las Vegas nochmal neu anfangen und Bonnie findet die Idee eines Neuanfangs ebenfalls erstrebenswert und warum nicht mit diesem coolen Typen, der sie auch ohne viele Worte so gut zu verstehen scheint. Auch er fühlt sich zu ihr hingezogen, obwohl sie sperrig, launisch und nicht einfach zu händeln ist.

An diesem Buch hat mir einfach alles sehr gut gefallen. Da ist schon mal das ansprechende Cover, welches auch super zum Vorgängerbuch dieser Autorin passt. Dann der Erzählstil. Er ist leicht und gut lesbar. Besonders amüsant sind die Gespräche zwischen den beiden Hauptakteuren. Die Art, wie sie sich necken und über sich selbst und den anderen Witze reißen und doch immer mit einer Tiefe und Emotionalität im Hintergrund. Das kam gut rüber und machte einfach Spaß zu lesen. Roadmovies dieser Art sind zur Zeit ja wohl angesagt aber dieses gehört für mich zu denen, die ich gerne weiterempfehle. Unterhaltsam mit liebenswerten Akteuren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

gelungener Thriller

Die Falle
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Linda Conrads lebt zurückgezogen in ihrem Haus am See. Vor 11 Jahren wurde ihr Schwester Anna ermordet und sie hat den Täter gesehen, bevor dieser unerkannt flüchten konnte. Der Mord ist bis heute nicht ...

Linda Conrads lebt zurückgezogen in ihrem Haus am See. Vor 11 Jahren wurde ihr Schwester Anna ermordet und sie hat den Täter gesehen, bevor dieser unerkannt flüchten konnte. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. Ausgelöst durch dieses schwere Trauma hat sie eine schwere Angststörung entwickelt und geht seitdem nicht mehr aus dem Haus. Es fällt ihr auch schwer, andere Menschen in ihren eigenen vier Wänden zu empfangen. Eigentlich ist es nur ihre Assistentin, die ihr den Alltag erleichtert und die sich auch um Lindas Hund kümmert, wenn dieser mal wieder richtig Gassigehen muss. Finanziell hat Linda allerdings keine großen Sorgen, denn sie ist erfolgreiche Autorin.

Eines Tages sieht sie im Fernsehen einen Reporter und sie weiß sofort, dass dies der Mann ist, den sie für den Mörder ihrer Schwester hält. Erst ist sie sehr schockiert aber dann brütet sie einen perfiden Plan aus. Sie beginnt einen Krimi zu schreiben, in dem ihre Schwester Anna die Hauptrolle spielt und der Mord an ihr das Hauptthema ist. Sie sorgt dafür, dass der Reporter das Manuskript erhält mit der Aufforderung, sie zu einem Interview zu besuchen. Hier erkennt man, dass diese Falle dem Buch seinen Namen gibt. Und dann kommt es zu dem schicksalhaften Treffen. Ist Victor Lenzen wirklich der Täter oder redet Linda sich etwas ein? Gibt es noch eine Überraschung für den Leser?

Ich verrate nichts. Mir hat das Buch großen Spaß gemacht. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Der Plot hat keine logischen Brüche und teilweise knistert die Spannung richtig. Obwohl es auf gewissen Weise ja ein Kammerspiel ist mit ziemlich wenig Personal, ist bei mir nie Langeweile aufgekommen. Schön fand ich den Wechsel zwischen der Ich-Form und den Buchausschnitten. Linda war mir sympathisch und ihre Ängste und Gedanken durchaus nachvollziehbar. Ein gelungener Thrillererstling einer Autorin, die ich im Auge behalten werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

gutes Roadmovie

Umweg nach Hause
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Ben Benjamin ist absoltu pleite. Seine Kreditkarte ist leer. Er braucht dringend einen Job. Also macht er einen Crashkurs in Krankenpflege. So was kann es auch nur in Amerika geben, denke ich. Aber bald ...

Ben Benjamin ist absoltu pleite. Seine Kreditkarte ist leer. Er braucht dringend einen Job. Also macht er einen Crashkurs in Krankenpflege. So was kann es auch nur in Amerika geben, denke ich. Aber bald hat er einen Job bei dem 19-jährigen Trevor, der an schwerem Muskelschwund leidet und bereits im Rollstuhl sitzt. Eigentlich ist Ben depressiv und eigentlich ist Trev unglücklich-pupertär. Aber die beiden passen dennoch hervorragend zusammen. Vielleicht weil sie Männer sind und Ben Trevor nicht wie ein rohes Ei behandelt, sondern wie einen ganz normalen Teenager. Auf jeden Fall verstehen die zwei sich auf Anhieb. Und das ist gut so, denn sie geben einander Halt und holen sich gegenseitig aus ihren Tiefs heraus.

Während Trevors Probleme offensichtlich sind, dauert es etwas, bis der Leser genaueres über die Dramatik in Ben’s Leben erfährt. Nach dem Tod seiner kleinen Kinder hat er sich von seiner Frau getrennt und soll nun die Scheidungspapiere unterschreiben. Schließlich begeben sich die beiden auf den angekündigten Tripp durch Amerika, um Trevors Vater zu besuchen. Dabei lernen sie neue Leute kennen und deren Probleme sind auch nicht von Pappe. Und sie besuchen Orte, die wegen ihrer Skurillität Trevor schon immer sehen wollte. Die Erlebnisse und die Begegnungen erweitern ihren Horizont und schweißen die beiden enger zusammen. Es handelt sich also um ein richtiges Roadmovie.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, teilweise sarkastisch, teilweise humorvoll und die beiden Helden sind einem ebenso sympathisch wie die diversen Nebendarsteller und –darstellerinnen. Natürlich ist es trotz dem leichten Tiefgang ein Unterhaltungsroman. Man sollte also nicht jede Situation zu ernst nehmen, nicht jeden Satz auf die Goldwaage legen. Es ist mehr Komödie denn Drama und liest sich schnell und leicht. Mir gefällt auch die schöne Aufmachung des Buches gut und ich würde das Buch bedenkenlos jedem empfehlen, der mal etwas fürs Herz und die Unterhaltung sucht.