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Veröffentlicht am 23.03.2021

Diese Geschichte lebt von der Spannung

Ophelia Scale - Die Welt wird brennen
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Ich habe "Ophelia Scale" gelesen und die Geschichte nahm mich mit in eine Welt, in der all die Dinge, die mir normal erscheinen, verboten sind. Einst war die Welt hochtechnologisiert. Interlinks ermöglichten ...

Ich habe "Ophelia Scale" gelesen und die Geschichte nahm mich mit in eine Welt, in der all die Dinge, die mir normal erscheinen, verboten sind. Einst war die Welt hochtechnologisiert. Interlinks ermöglichten den Menschen, besser zu sehen, schneller zu denken und zu reagieren. Heute ist all das verboten. König Leopold denkt, es wäre besser so, sowohl für die Menschen, als auch für das Königreich, aber einige von uns denken anders. Der Widerstand. Wir nennen uns ReVerse. Ich begleite eine unserer Kämpferinnen, Ophelia Scale. Sie meldet sich als Freiwillige, um der königlichen Garde beizutreten. In Wahrheit aber möchte sie diese infiltrieren und letztlich den König töten. Eine gefährliche Aufgabe, aber Ophelia glaubt, die richtige dafür zu sein.

Denn sie hat durch die Entscheidungen des Königs viel verloren. Ihre Familie, die nach dem Verlust ihrer Berufe als Ingenieure nur noch vor sich inlebt. Und ihre erste Liebe - Knox - der gefangen genommen und sämtlicher seiner Erinnerungen beraubt wurde.

Voller Wut zieht sie los, doch bald lernt sie jemanden kennen, der ihre Sicht auf die Dinge verändert.

Ich bin gemeinsam mit Ophelia gereist und habe mich gut unterhalten gefühlt. Ihre Geschichte wurde für Jugendliche erzählt, deswegen ist es nicht schlimm, dass ich ihre Dialoge manchmal gestellt, ihre Gefühle manchmal übertrieben fand. Die Geschichte fesselte mich trotzdem und ich las immer gerne weiter.
Die Welt, in die sie mich entführte, habe ich noch nicht ganz verstanden, es gibt ein paar Ungereimtheiten, Dinge, von denen ich nicht glaube, dass sie möglich sind und Ideen, die ich nicht für umsetzbar halte. Gerne wäre ich hier noch tiefer eingetacuht, doch die Geschichte bleibt eng bei Ophelia und ist sehr stringent erzählt. Dadurch bleibt wenig Zeit für Ausflüchte und Beobachtungen, die ich gebraucht hätte, um alles zu verstehen und vollständig einzutauchen.

Ich hatte eine schöne Zeit mit Ophelia, sie war zwar nicht sonderlich poetisch oder tiefgründig, dafür aber sehr spannend und angenehm kurzweilig. Ich empfehle dieses Buch für alle, die gerne YA, Dystopien und Romance-Action-Stories mögen, und die ansonsten keinen allzu hohen SUB haben.

Meine Bewertung in Sternen:
3+ (Dystopie)
= Die Zukunftsidee ist interessant und die Geschichte ist spannend und ergibt Sinn. Das Plus hat sich der Roman durch den Cliffhanger am Ende verdient.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Geschichte aus der Sicht einer Kommunistin

Sie haben mich nicht gekriegt
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Zwei Frauen und die Revolution

Tina und Marie sind beide etwa gleich alt. Während Tina schon mit 13 Jahren beginnen muss, in einer Fabrik zu arbeiten, kämpft Marie mit ihrer Rolle als Nachfolgerin in ...

Zwei Frauen und die Revolution

Tina und Marie sind beide etwa gleich alt. Während Tina schon mit 13 Jahren beginnen muss, in einer Fabrik zu arbeiten, kämpft Marie mit ihrer Rolle als Nachfolgerin in der Buchhandlung ihres Vaters. Beide Frauen sind engagiert und intelligent. In "Sie haben mich nicht gekriegt" begleiten wir sie über 40 Jahre hinweg und rund um die Welt durch ihr Leben.
Der Roman beginnt dabei im Jahre 1902 und endet 1942, sodass er sowohl den ersten und zweiten Weltkrieg, als auch die goldenen Zwanziger und die Weimarer Republik dazwischen behandelt. Beide Frauen nehmen in dieser Zeit immer wieder Außenseiterrollen ein, denn Tina ist Kommunistin und Marie ist Jüdin. Während Tina im Auftrag ihrer Partei um die Welt reist, um die Revolution zu unterstützen und gegen den Faschismus zu kämpfen, erlebt Marie dessen Aufstieg in ihrer Buchhandlung in Fürth.

Ein ständiges Wechselspiel

Felix Kucher erzählt die Geschichte der beiden Frauen zeitgleich nebeneinander. Das Buch hat relativ lange Überkapitel, die jeweils einem Jahr zugeordnet sind. Innerhalb dieser wechselt etwa alle zwei Seiten in Unterkapiteln die Erzählperspektive. Die Übergänge zwischen den Abschnitten sind dabei oft bewusst so fließend gestaltet, dass die Geschichten verschwimmen. Das ist ein schöner literarischer Kunstgriff, der beim Lesen aber manchmal für Verwirrung sorgt. Auch der Schreibstil als Ganzes passt dazu. Die Sätze sind meist sehr kurz, elliptisch, es entsteht ein teilweise etwas abgehackt wirkender, an anderen Stellen aber sehr mitreißender Erzählstil.

Eine oft übersehene Perspektive

Seinen großen Pluspunkt erhält dieser Roman meiner Meinung nach durch die sehr detaillierte, eindringliche und realistische Darstellung der kommunistischen Idee und ihrer Umsetzung in den verschiedenen Regionen der Welt. Durch Tinas Augen sehen wir die europäische Geschichte aus einem anderen Blickwinkel, dessen Fokuspunkt nicht der Faschismus, sondern der Kommunismus ist. Diese Perspektive ist sehr bereichernd und macht das Buch lesenswert.

Gleichzeitig verliert sich aber gerade Tinas Erzwählzweig zwischendrin in wiederkehrenden Szenen und endlosem Gepklänkel um Beziehungen, Affären und Trinkgelage in bildungsbürgerlichen Kreisen. Obwohl ich glaube, dass das zu einer realistischen Darstellung der real existierenden Person Tina Modotti beiträgt, hätte ich auf einige Passagen aus dem mittleren Teil des Buches verzichten können. Es hat sich gelohnt durchzuhalten, weil das Buch zum Ende hin wieder deutlich schneller und interessanter wurde, aber insgesamt waren die 500 Seiten dann doch ziemlich lang.

Ich habe lange überlegt, wie viele Sterne ich an dieses Buch verteile. Denn ich bin insgesamt sehr angetan von der Thematik und dem Erzählstil, musste mich durch die Mitte aber ein wenig durchbeißen. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall für alle, die sich für die europäische Geschichte in den 20er und 30er Jahren interessieren. Wenn man darüber wirklich etwas erfahren möchte, erhält man hier ein sehr eindrückliches Bild. Das Buch hat mir in vielen Aspekten die Tür zu neuen Fragen und Interessensgebieten geöffnet. Bei mir heißen 3 Sterne: Das Buch hat mir gefallen, 4 Sterne: Das Buch hat mir gut gefallen. 5 Sterne vergebe ich nur für absolute Lieblingsbücher. Dieses hier erhält von mir 3,75 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Bilder aus Paul Maars Kindheit

Wie alles kam
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"Wie alles kam" ist ein autobiografischer, in Episoden erzählter Entwicklungsroman des berühmten Autors Paul Maar. Wir lernen den kleinen Paul im Alter von etwa 6 Jahren kennen, als er mit seiner Mutter ...

"Wie alles kam" ist ein autobiografischer, in Episoden erzählter Entwicklungsroman des berühmten Autors Paul Maar. Wir lernen den kleinen Paul im Alter von etwa 6 Jahren kennen, als er mit seiner Mutter vor den Bombenangriffen auf Schweinfurt in den kleinen Ort Obertheres flieht. Dort wohnt die Familie im Haus der Großeltern. Der Vater ist im Krieg. Paul findet bald einen besten Freund, Lud, mit dem er allerlei Unfug unternimmt. Etwa ein Drittel des Buches beschäftigt sich mit diesem Lebensabschnitt Paul Maars.
Anschließend zieht die Familie zurück nach Schweinfurt, wo Paul Maar ein Gymnasium besucht und seine ersten Erfahrungen als Künstler sammelt. Mitten im Buch erzählen einige wenige Episoden außerdem aus dem späteren Leben von Paul Maar. Neben persönlichen und familiären Konflikten gibt das Buch auch einen interessanten Einblick in die Gesellschaft der Nachkriegszeit.

Wie nicht anders zu erwarten ist das Buch sehr schön geschrieben und macht es dem Leser leicht, sich in den Kopf des kleinen Paul hineinzudenken. Ein wenig gestolpert bin ich nur über doch recht häufige Erwähnung irgendwie gearteter Fäkalien im ersten Viertel. Ich denke, das sollte den rauen Sprachgebrauch der Zeit verdeutlichen, ist bei mir aber etwas merkwürdig angekommen. Durch die episodische Erzählweise fehlt natürlich ein übergeordneter Spannungsbogen, weshalb ich von diesem Buch nicht "gefesselt" war. Ich habe mich im Gegenteil immer wieder bewusst dazu entschieden, noch weiterzulesen.
Inhaltlich waren die Geschichten durchaus unterhaltsam, aber nicht besonders ausgefallen oder aufregend - wie das Leben eben ist. Ich glaube allerdings, dass ich keinen Grund gesehen hätte, sie zu lesen, wenn es nicht die Kindheitserinnerungen von Paul Maar gewesen wären. Viel interessanter als die Kindheitsgeschichten fand ich die wenigen Episoden gegen Ende des Buches, die sich mit Paul Maars ersten Versuchen als Autor und Künstler auseinandersetzten und erzählten, wie der Junge aus klassisch bürgerlichen Haus sich dem intellektuell-künstlerischen Milieu annäherte. Davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen und auch über die Geschichte von Maars Ehefrau Nele, die anscheinend in einer Art Künstlerkommune aufgewachsen ist. Vielleicht gibt es da ja in den nächsten Jahren noch eine Fortsetzung.

Insgesamt handelt es sich bei "Wie alles kam" um eine schön erzählte Geschichte über Kindheit in der Nachkriegszeit und das Leben von Paul Maar. Um das Buch in vollen Zügen genießen zu können, sollte man sich mit dem Autor sicherlich auseinandergesetzt haben. Somit empfehle ich dieses Buch auch für Sams-Leser und Paul Maar Fans.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Drei Mädchen und eine Schokoladenfabrik

Unser kostbares Leben
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Warnung: Dieses Buch kann Heißhunger auf Schokolade auslösen! Das ist kein Witz, sondern eine ernstgemeinte Warnung, denn "Unser kostbares Leben" spielt in der Kleinstadt Mainheim bei Frankfurt im Einzugsgebiet ...

Warnung: Dieses Buch kann Heißhunger auf Schokolade auslösen! Das ist kein Witz, sondern eine ernstgemeinte Warnung, denn "Unser kostbares Leben" spielt in der Kleinstadt Mainheim bei Frankfurt im Einzugsgebiet der Schokoladenfirma Cassada. Die Stimmung in der Stadt ist gut, wenn der Wind den Schokoladenduft über die Dächer trägt und schlecht, wenn stattdessen chemische Abgase aus der nahegelegenen Farbenfabrik durch die Straßen dünsten.

In dieser Stadt lernen wir eine Reihe von Charakteren kennen: Herr und Frau Schönwetter, der Bürgermeister und seine Frau, mit ihren Kindern, darunter die aufmüpfge Minka. Die Familie Stern, deren Vater die Schokoladenfabrik gehört, mit ihren fünf Kindern, eines davon Caro, die schon als Jugendliche leidenschaftlich gerne schreibt. Claire, ein Waisenkind aus Vietnam, das ins nahegelegene Kinderheim gebracht wird, und noch viele mehr. Wir begleiten sie über mehrere Jahrzehnte durch ihr Leben und können nebenbei den Zeitgeist der 70er und 80r Jahre in Westdeutschland erleben.

Klingt doch nach einem großartigen Epos? Leider nur in der Theorie!

In der Praxis bleibt dieser Roman, der von der Anlage her wirklich vielversprechend ist, leider hinter seinem Potential. Der Erzählstil ist zwar angenehm, aber es gelang mir bis ganz zum Schluss nicht, einen Zugang zur Handlung oder den Charakteren zu finden. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zum einen gibt es in diesem Buch ständig Zeitsprünge. Das ist an sich nicht schlimmes, aber diese Zeitsprünge passieren immer genau dann, wenn sich gerade mal ein spannender Konflikt auftut oder tatsächlich Emotionen entstehen. Dann heißt es immer "Cut!" und wir treffen die Charaktere fünf bis zehn Jahre später wieder. Alle Konflikte werden fallen gelassen, wenn man Glück hat wird in einem Nebensatz erwähnt, wie sich der Cliffhänger auflöst. Und dann muss man wieder ganz von vorne beginnen, einen Zugang zu den Charakteren zu finden. Das hat leider nur begrenzt Lesefreude bereitet.

Hinzu kommt, dass dieses Buch all seine Charaktere auf der Basis von Stereotypen einführt. Der grummelige Bürgermeister, der dicke Schokoladenbesitzer, die rebellische Naturschützerin, die hochbegabte Asiatin (leider kein Scherz), die fürsorgliche christliche Mutter, die kaltherzige und karrierebezogene Ärztin. Und auch das kann seinen Charme haben, wenn es richtig gemacht wird, aber hier bleiben die Charaktere leider an der Oberfläche und die Handlung wirkt teilweise aufgesetzt und unrealistisch. Caro reflektiert schon als Zehnjährige über rhetorische Figuren und die korrekte Darstellung von Emotionen in ihren ersten Schreibversuchen. Claire sitzt (Achtung kleiner Spoiler) einfach mal als 19jährige an ihrer Promotion. Das hat mich doch das ein oder andere Mal mit den Augen rollen lassen.

Aber es gab auch schöne Momente in diesem Buch: Die Schilderung des giftigen Regens über Mainheim durch die Augen der Frau des Bürgermeisters, Hinterzimmer-Szenen und geheime Absprachen zwischen den führenden Männern der Stadt. Auch die Geschichte über das erste Hüttendorf der Klimaaktivisten in Mainheim hat mir gut gefallen.

Was bleibt also an Ende von diesem Buch: Ein paar interessante Fakten und das Gefühl einer nicht ausgereiften Geschichte. Dafür dass das Buch schon recht lang ist, wurde hier definitiv an den falschen Stellen gekürzt.

Daher gibt es von mir drei Sterne für das Buch. Das bedeutet, ich würde es nur ganz speziellen Menschen empfehlen: Zum Beispiel Menschen, die in den siebziger Jahren geboren wurden und gerne ein bisschen nostalgisch zeitreisen möchten. Oder vielleicht Menschen, die gerne Schokolade mögen. Davon gibt es in diesem Buch mehr als genug.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Jojo Moyes schwächstes Buch

Die Frauen von Kilcarrion
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Ich muss dieser Rezension voranstellen, dass ich ein ziemlich großer Fan von Jojo Moyes bin. Ich lese ihre Bücher immer wieder gerne, wenn ich an verregneten Novembertagen oder im Sommerurlaub eine Portion ...

Ich muss dieser Rezension voranstellen, dass ich ein ziemlich großer Fan von Jojo Moyes bin. Ich lese ihre Bücher immer wieder gerne, wenn ich an verregneten Novembertagen oder im Sommerurlaub eine Portion Herzschmerz mit gerade genug Seriösität brauche.

"Die Frauen von Kilcarrion" ist eine neue Übersetzung ihres ersten Romanes, den ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht auf dem Schirm hatte. Dass sich Jojo Moyes inzwischen weiterentwickelt hat, und dieses Buch nicht an den Maßstäben ihrer Welterfolge gemessen werden darf, dürfte klar sein. Es bleibt aber die Frage, ob der Verlag hier zurecht ein vergessenes Erstlingswerk wieder in die Schaufenster bringt, oder ob die Neuübersetzung dieses Buches der Versuch ist, aus der Marke Jojo Moyes noch ein paar extra Euro herauszuholen.

Aber fangen wir vorne an: Wir begleiten in diesem Buch drei Frauen, nämlich Sabine, ihre Mutter Kate und deren Mutter, Sabines Großmutter Joy. Der Haupthandlungsstrang spielt dabei aus Sabines Sicht. Die Geschichten von Joy und Kate werden uns hauptsächlich durch Rückblicke nahegebracht.

Joy wuchs im britisch geprägten Teil von Hong Kong auf, wo sie auf einer Party anlässlich der Krönung von Queen Elizabeth Edward, ihren späteren Ehemann kennenlernt. Deren Tochter Kate wird einige Jahre später ebenfalls in Hong Kong geboren, entfremdet sich aber von ihrer Familie und landet gemeinsam mit ihrer Tochter Sabine in London. Dort ist sie lange mit einem Mann namens Geoff zusammen. Als sie sich von ihm trennt, beschließt sie, Sabine für einige Zeit zu ihrer Großmutter Joy zu schicken, die nun (aus ungeklärten Gründen) auf einem altehrwürdigen Anwesen im irischen Kilcarrion lebt.

Sabine ist natürlich erstmal so gar nicht begeistert davon, ihr cooles Stadtleben gegen das eingestaubte Leben ihrer Großeltern einzutauschen. Aber sie findet bald neue Freunde, zum Beispiel den Stallburschen Thom oder die verstört wirkende Annie. Außerdem beginnt sie, die Geschichte ihrer Familie zu erforschen, die, wie sollte es anders sein, einige Überraschungen bereithält.

Vielleicht merkt ihr es schon, dieses Buch hat mich leider nicht überzeugt. Es kommt zwar schon eine gewisse Spannung auf, aber es fehlt der Sog der späteren Jojo Moyes Bücher. Die Charaktere sind entweder blass, oder komplett überzogen. Die Geschichte von Joy, die im ersten Kapitel wirklich spannend und interessant begonnen wird, wird nie richtig zuende erzählt, der Charakter der jungen Joy wird komplett fallen gelassen. Ebenso erfahren wir über Kate relativ wenig, außer der Tatsache, dass sie mehrfach den Partner wechselt und damit so gar nicht dem Ideal ihrer Eltern entspricht. Sie ist wohl eigentlich Autorin, aber wir wissen nicht einmal, was für eine Sorte Bücher sie schreibt.

Sabine ist wohl der stärkste Charakter der drei Frauen, aber auch hier gibt es so viele Logiklücken, alleine schon die Tatsache dass sie scheinbar mehrere Monate auf Kilcarrion ist. Wie lange sind denn die Sommerferien in England? Fragt von ihren Freunden in London denn niemand mal nach, wo sie eigentlich hinverschwunden ist?

Und an dieser Stelle muss ich auch noch einmal ein bisschen Spoilern, also überspringt den nächsten Absatz gerne:

Zwischen Thom und Sabine gibt es die Andeutung einer Verliebtheit, zumindest von Sabines Seite aus. Thom ist aber viel älter als sie und tatsächlich der erste Freund von Kate, Sabines Mutter gewesen. Das ganze entwickelt im letzten Drittel des Buches eine ganz merkwürdige Dynamik. Ich musste das Buch aus der Hand legen, mich schütteln, und dann zwingen die nächsten beiden Seiten zu lesen. Sehr sehr unangenehm und meiner Meinung nach unnötig. Aber gut, ist vielleicht Geschmackssache.

Spoiler ende.

Das Buch hat aber natürlich auch liebenswerte Momente, gerade die Nebencharaktere auf Kilcarrion sind zwar überzeichnet, aber auch freundlich, interessant und amüsant. In diese Welt habe ich mich gerne hereingelesen, auch wenn hier ebenfalls im letzten Drittel sehr dick aufgetragen wurde.

Insgesamt also ein Erstlingsroman, der schon durchscheinen lässt, was für tolle Geschichten ihm noch folgen würden, der aber wahrlich nicht zu Jojo Moyes Glanzstunden zählt. Ich persönlich finde das Marketing um diesen Titel nicht gerechtfertigt. Schön ist natürlich, dass wieder ein weiterer Titel mit kohärentem Cover für die Jojo Moyes Sammlung zur Verfügung steht. Ich würde ihn mir rückblickend aber tatsächlich nur der Vollstänsigkeit halber kaufen.

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