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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2022

Überraschend unspektakulär

Das Loft
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Die ersten beiden Jan-Römer-Bände habe ich in der Vergangenheit bereits gelesen und jene Reihe danach zwar aus den Augen verloren, aber der Name „Linus Geschke“ ist mir als Autor in Erinnerung geblieben; ...

Die ersten beiden Jan-Römer-Bände habe ich in der Vergangenheit bereits gelesen und jene Reihe danach zwar aus den Augen verloren, aber der Name „Linus Geschke“ ist mir als Autor in Erinnerung geblieben; aktuell des Reihenlesens ein wenig überdrüssig, nachdem ich kürzlich die Ben-Kitto-Reihe von Kate Penrose quasi am Stück gelesen habe, habe ich es doch sehr erfreut aufgenommen, dass Geschke mit „Das Loft“ nun einen Standalone-Roman vorgelegt hat.

Die Kurzbeschreibung sprach mich auf Anhieb an und ein kurzer Blick ins Buch verriet mir zumindest schonmal, dass ich die Erzählperspektive(n) auch mögen würde: Dieser Thriller, der insgesamt eher psychodramatisch wirkt, wird weithin abwechselnd von den Hauptfiguren Sarah und Marc erzählt, die quasi jeweils ihre persönliche Geschichte reflektieren und dabei zumeist den Anderen, in dessen Abwesenheit, ansprechen. Beide sind verdächtig, ihren Mitbewohner Henning umgebracht zu haben, den Marc zwar als seinen besten Freund bezeichnet, bei dem aber von Anfang an kein Zweifel daran besteht, dass Henning ein Musterbeispiel für „falscher Freundeskreis“ ist. Was zunächst gar nicht so klar ist, ist Hennings Tod, der durch Indizien festgestellt wird, denn statt einer Leiche wird nur jede Menge Blut gefunden, dessen Menge klar für einen Exitus sprach.
Zusätzlich gibt es immer wieder noch Einschübe, die die polizeilichen Ermittlungen beleuchten und sich sehr auf die erst kürzlich nach Hamburg versetzte Chefermittlerin konzentrieren.
Die Polizei glaubt eher an eine Gemeinschaftstat, während durch die Aussagen von Sarah bzw. Marc schnell klar wird, dass zwar beide etwas verheimlichen, aber sich selbst jeweils als unschuldig ansehen, wobei sich einige Szenen so lesen lassen, dass ich auch in Betracht gezogen habe, man würde sich einfach nur einzureden versuchen, nichts mit alledem zu tun zu haben.

Ich habe einige Tage für das Buch benötigt, obschon ich im Vorfeld erwartet hatte, ich würde es regelrecht fressen, aber während mich der Roman nun zwar nicht völlig gefesselt hat, hat er einfach eine grundsätzliche Faszination auf mich ausgeübt, die mich schon wissen lassen hat wollen, was nun hinter dem Ganzen steckt und ob überhaupt tatsächlich ein Mord stattgefunden hat.
Henning wurde eindeutig mehr als Täter denn als Opfer geschildert und so traf mich der Mord nicht wirklich, ferner waren auch weder Marc noch Sarah sonderlich sympathisch und ich habe da auch nicht die ganz große, romantische Liebe erkannt, die zwischen ihnen herrschen sollte; beide schilderten mir ihre Partnerschaft angesichts der ganzen Umstände viel zu verklärt. Für mich fehlte da die Spannung bzw. es war mir von Anfang an klar, dass ich mit keinem mitfiebern, mich auf keine Seite schlagen, konnte – nicht, weil das ganze Szenario bis fast zum Schluss völlig mysteriös blieb, sondern weil es mich nur wenig kümmerte, ob nun Sarah oder Marc oder Beide oder Keiner Henning abgemurkst hatte. Die Auflösung verblüffte mich letztlich zwar kurz, aber ein derartiges „Ha! Große Überraschung!“-Enden habe ich vor Allem in US-Thrillern schon häufiger gelesen, wobei es mir beim „Loft“ nun schon ein wenig übers Knie gebrochen vorkam und mir das tatsächliche Geschehen zu sehr runtergerattert wurde, während die Erzählweise zuvor eher vergleichsweise stockend war. Das war mir zu sehr Bruch im Stil; andererseits, während ich mir den Schluss etwas langsamer gewünscht haben würde, hätte ich mir die Erzählung bis dahin sonst etwas rasanter gewünscht.

Hm… letztlich habe ich „Das Loft“ nicht ungern gelesen und ich würde es auch empfehlen, aber ich hatte eingangs doch erwartet, dass dieser Roman sich als größeres Highlight entpuppen würde. Knapp vier Sterne (aufgerundet).

Veröffentlicht am 05.04.2022

Die Online-Omi als omnipräsente Organisatorin

Man muss sich nur trauen (Die Online-Omi 16)
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Über das Erscheinen einer neuen Bergmann-„Episode“ habe ich mich sehr gefreut; ich bin Fan der Online-Oma, während ich dem ersten Auftritt des mutmaßlichen Online-Opas Günter Habichtletzthin ja doch eher ...

Über das Erscheinen einer neuen Bergmann-„Episode“ habe ich mich sehr gefreut; ich bin Fan der Online-Oma, während ich dem ersten Auftritt des mutmaßlichen Online-Opas Günter Habichtletzthin ja doch eher verhalten gegenüberstand, und so war ich froh, dass statt eines weiteren Habicht-Bandes nun erneut ein Bergmann-Buch veröffentlicht wurde. An den Geschichten rund um Renate Bergmann schätze ich vor Allem, dass sie tatsächlich immer andere Themen haben und Frau Bergmann trotz ihres fortgeschrittenen Alters eben immer wieder völlig andere Dinge (neu) erlebt, wie nun eben eine im Rentenalter stattfindende Hochzeit, in deren Rahmen sie sich im Grunde genommen als Wedding Plannerin auslebt, um immer wieder zu betonen, dass Hochzeitsplaner eigentlich völlig überflüssig sind – tatsächlich war Renate Bergmanns Engagement hier für mich letztlich auch ein kleiner Wermutstropfen, denn ich habe mich schließlich tatsächlich zu wundern begonnen, ob Gertrud und Gunter überhaupt irgendetwas zum Ablauf ihrer eigenen Hochzeit wussten, da es hier kaum Unterhaltungen, insbesondere mit Gertrud (da war im Vergleich selbst Gunter dieses Mal schon fast geschwätzig), gab. Da hätte ich mir definitiv sehr viel mehr ganz explizites „Miteinander“ gewünscht.

Man kann nicht bezweifeln, dass Renate Bergmann angesichts ihrer mehrfachen Verwitwungen definitiv hochzeitserfahren ist, und ich fand es schön, dass in „Man muss sich nur trauen“ doch relativ viel aus der Vergangenheit erzählt wurde und wie Hochzeitsfeiern früher gemeinhin so abliefen und inwiefern sich das im Vergleich zu Heute doch, oder auch nicht, gewandelt hat. Allerdings hatte ich an zwei, drei Stellen auch das sichere Gefühl, dass die Online-Omi uns exakt das Gleiche schonmal einige Seiten zuvor erzählt hatte, so dass ich schon zu überlegen begonnen habe, ob da beim Lektorat geschludert wurde oder ob man die Fans subtil darauf vorbereiten möchte, dass Renate Bergmann allmählich doch ein wenig tattrig wird und es auf ein Ende der Serie zuläuft. Denn diese deutlichen Wiederholungen sind mir bislang in keiner anderen Bergmann-Geschichte aufgefallen.

Letztlich reicht es für mich zwar für knapp vier Sterne (leicht aufgerundet) in der Wertung, zumal Renate Bergmann sich hier auch wieder als Unikat positioniert, aber grad den letzten Band „Und fertig ist die Laube“ habe ich doch noch als deutlich heiterer und auch ein wenig kurzweiliger empfunden. Generell aber auch wieder ein sehr nettes Stück Online-Omi!

Veröffentlicht am 28.11.2021

Dorfidylle, die Unbehagen auslöst

Böse
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Was mich eingangs völlig verwirrte: Dieser Roman startet fettgedruckt; Fettschrift symbolisiert hier die Szenen, in denen die verschwundene Fenja im Mittelpunkt steht. Aber als ich das eBook aufrief und ...

Was mich eingangs völlig verwirrte: Dieser Roman startet fettgedruckt; Fettschrift symbolisiert hier die Szenen, in denen die verschwundene Fenja im Mittelpunkt steht. Aber als ich das eBook aufrief und mich prompt mit dieser fetten Schrift konfrontiert sah, da habe ich tatsächlich erst nachgeschaut, ob in meinen Einstellungen etwas verstellt wäre, und als Nächstes in ein späteres Kapitel geklickt, um zu prüfen, ob die komplette Datei fett gestaltet sei. Im Nachhinein ist diese Fettschrift zwar ein geeignetes Mittel, um die Fenja-Szenen klar abzugrenzen, aber dass die Handlung direkt so beginnt, empfand ich doch als etwas unglücklich.
Insgesamt gibt es hier mehrere Personen, die abwechselnd fokussiert werden (Katharina, der Bürgermeister Armin Hutter sowie dessen Sohn Karl und eben Fenja), und die Handlung ist insofern minimal achronologisch als sich die erste „fette Fenja-Szene“ eigentlich erst im späteren Verlauf der Geschichte, die ansonsten mit dem Zuzug Fenjas und ihrer Mutter in das beschauliche Dörfchen Hussfeld beginnt, ereignet.
Ich fand es allerdings nicht sonderlich schwer, mich hier perspektivisch reinzufuchsen; hätte mich diese anfängliche Fettschrift nicht direkt völlig konfus gemacht, würde ich da sicherlich absolut gar kein Problem gehabt haben.

Das idyllische Hussfeld wirkt von Anfang an sehr trügerisch; die Leute scheinen dort generell eher konservativ zu sein, der Bürgermeister wirkt wie ein Puppenspieler, der alle Fäden in der Hand hält und einfach nur auf „Friede, Freude, Eierkuchen“ bedacht ist und darauf, dass in Hussfeld alles sehr harmonisch und „gesittet“ zugeht, so dass die geschiedene, alleinerziehende Katharina mitsamt ihrer selbstbewussten Tochter von Anfang an argwöhnisch betrachtet werden – allerdings ahnt man, dass es unter der Oberfläche in diesem Ort vermutlich brodeln muss, sofern sich die Bürger*innen nicht ganz in ihr, vom Bürgermeister vorgegebenes, Schicksal fügen: So begegnet Katharina später auch Leuten, die Hussfeld bewusst den Rücken gekehrt haben, weil ihnen dort alles zu sehr auf „perfekt“ getrimmt war. Hier gelang es dem Autor, die Atmosphäre des Ortes authentisch widerzuspiegeln: Man kann dieses Dorf von vornherein eigentlich nicht guten Gewissens mögen. Ich fand hier tatsächlich die Schilderung des Umfelds sehr gruselig; für mich verströmte Hussfeld da äußerst unangenehme Stepford-Vibes, und ich habe zwischendrin tatsächlich auch mal pausieren müssen, einfach weil ich die Vorstellung des Ortes nicht mehr aushielt.

Generell fand ich „Böse“ von der Erzählung her wirklich eindringlich; leider begann sich ab der Mitte zunächst sehr viel zu wiederholen (Katharina gab ihre erbitterte Suche nach Fenja nicht auf und stieß immer wieder auf die gleichen Widerstände) und hier wurde auch relativ offensichtlich, wer hinter Fenjas Verschwinden steckte, auch wenn es nicht klar kommuniziert wurde, doch die diffusen Äußerungen und Anspielungen waren ziemlich eindeutig. Da zog sich die Handlung bis zum furiosen Showdown, bei dem die Fassade des ganzen Ortes buchstäblich zu bröckeln beginnt (ein gelungenes Sinnbild), doch etwas in die Länge und ich war froh, als sich die Ereignisse in besagtem Finale zu überschlagen begannen und hier nun wirklich etwas passierte.

Grundsätzlich endete „Böse“ nun nicht unbedingt vollkommen offen, wenn es da doch auch einen kleinen Kniff gab, der doch etwas, wenn auch nicht für den Lesenden, ungeklärt ließ und es prinzipiell ermöglicht, dass es hier noch einen Anschlussband geben könnte. Das Ende ist also nicht komplett geschlossen und man kann seine eigene Vorstellung hier zunächst noch etwas weiterspielen lassen. Das war okay, obschon ich einen glasklaren Schluss vorgezogen haben würde.
„Böse“ hat mir letztlich zwar gefallen, wenn mich auch nicht vollends überzeugt; ich würde jedoch definitiv noch weitere Bücher des Autors lesen.

Veröffentlicht am 18.07.2021

Zu wenig nachhaltige Aufklärung: Das "Böse" bleibt zu unerklärt

Der Mädchenwald
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Triggerwarnung: Fehlgeburt(en)!

Als ich „Der Mädchenwald“ final zu lesen begonnen habe, nachdem ich mir zunächst bereits eine Leseprobe zu Gemüte geführt hatte, war ich auf eine etwas nettere, wenn auch ...

Triggerwarnung: Fehlgeburt(en)!

Als ich „Der Mädchenwald“ final zu lesen begonnen habe, nachdem ich mir zunächst bereits eine Leseprobe zu Gemüte geführt hatte, war ich auf eine etwas nettere, wenn auch nicht unbedingt minder psychopathische, Variation von Simone Trojahns „Bad Family“ eingestellt gewesen: Ich war mir ziemlich sicher, dass „Der Mädchenwald“ sich letztlich ähnlich auflösen würde, aber nein, das ist nun nicht gespoilert, denn hier sind die Hintergründe nun doch noch anders.
Worauf ich allerdings überhaupt nicht vorbereitet war, war eine Polizistin in der Frühschwangerschaft, die in diesem Stadium bereits eine zweistellige Zahl an Fehlgeburten durchgemacht hatte und auch hier wieder Auffälligkeiten erlebt, die sie den Fall, den sie leitet, schon fast ein wenig vernachlässigen lässt – nachdem „Der Mädchenwald“ zunächst nur abwechselnd aus der Sicht des ominösen Elijah und der entführten Elissa erzählt wird, kommt bald noch die Perspektive der Polizistin hinzu, aber hier geht es tatsächlich fast nur darum, dass sie Zwischenblutungen hat und überzeugt ist, das Baby verloren zu haben und dass sie das Baby ebensowenig aufgeben kann wie den Versuch, Elissa lebend zu finden. Ich war da sehr froh, dass ich dieses eBook noch sehr lange unangetastet auf meinem Reader habe liegen lassen, nachdem mich die Erzählung von den zahllosen Fehlgeburten auch jetzt noch kalt erwischt haben; vormals hätten sie mir, aus Gründen, völlig den Boden unter den Füßen weggezogen. In diesem Fall hätte ich es wegen des hier doch, überraschenderweise, sehr präsenten Themas angebracht gefunden, würde es bezüglich Fehlgeburt(en) eine Triggerwarnung gegeben haben.

Ansonsten spielt sich die Handlung vom „Mädchenwald“ hauptsächlich via des Kontakts zwischen Elissa und Elijah statt; auch der Kontakt zum Entführer spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Dessen Motiv bleibt eher unklar, wirkt fadenscheinig, die gesamte Situation scheint von Anfang an aussichtslos, da Elijah sehr früh kundtut, Elissa sei nicht die erste Gefangengehaltene und auch ihre „Vorgängerin“ habe nicht überlebt.
Vom Erzählstil hat mich „Der Mädchenwald“, die Erzählstränge der Ermittlerin mal außen vor gelassen, etwas an „Raum“ erinnert, nur dass die Kinder hier nun deutlich älter waren, doch während Elissa sehr rational, sehr logisch durchdacht, eben ganz künftige Schachgroßmeisterin, war, wirkte Elijah eher wie das abgeschottet von der Außenwelt aufgewachsene Kind, das sich jene Außenwelt zurechträt, sich aber in diesem mehr oder minder geschützten Rahmen der Einöde hauptsächlich durch Anpassungsfähigkeit durchschlägt. Doch wirkte er zunächst wie ein ganz lieber, aber sehr naiver Junge auf der verzweifelten Suche nach einem echten Freund, ließen auch diverse Aussagen seinerseits bald erahnen, dass er doch auch eine dunklere Seite haben und in diesem ganzen Entführungsszenario eine größere Rolle spielen müsste.
Ungefähr nach der Hälfte des Romans gab es dann eine erste Enthüllung bezüglich Elijahs, die ich so definitiv nicht erwartet hatte; ab da nahm auch der Versuch, das Verbrechen aufzuklären, deutlich an Fahrt auf; vom Thrill her fand ich das sehr gut und ab da habe ich eine vage Vermutung bzgl. Elijahs entwickelt, die später auch noch bestätigt wurde. Hier fand ich den Hintergrund wirklich spannend.

Unglücklicherweise wurde dieser Hintergrund letztlich insgesamt kaum mehr aufgedröselt: Direkt nach dem Auslesen dachte ich noch „wow, das war jetzt krass; tolle Geschichte!“, aber nur fünf Minuten später begann ich doch zu überlegen, wieso, weshalb, warum, jetzt eigentlich: Man erfährt weder, was genau es nun mit der von Elijah so benannten Schrottstadt auf sich hatte (wer waren diese Leute, wo waren sie hergekommen, was war ihr Begehr?) noch wieso der Entführer zum Entführer geworden war… Da blieb zum Schluss im Grunde genommen so viel offen, dass man schon fast erwarten könnte, dass auf jeden Fall noch ein Prequel folgt, in dem diese ganze Hintergrundbiografie noch aufgeklärt wird.
Ansonsten ist es mir übrigens ein Rätsel, wie man aus dem Originaltitel „The Memory Wood“ den „Mädchenwald“ machen konnte, der auch stets als solcher von Elijah bezeichnet wird, denn selbst in der deutschen Übersetzung wird zum Ende hin mehr als deutlich, dass „Mädchenwald“ eine völlig unzureichende Bezeichnung ist.

Generell fand ich „Der Mädchenwald“ aber ein sehr unterhaltsames und spannendes Psychodrama; hier liegt der Fokus wirklich mehr auf der Betrachtung des Entführungsopfers; dessen sollte man sich bewusst sein – das Kriminalistischste bleibt doch sehr außen vor; da wird wie eingangs erwähnt die körperliche Verfassung der eigentlichen Chefermittlerin weitaus mehr in den Mittelpunkt gerückt.
Insgesamt: schwache vier Sterne – weil es mir hier letztlich vor Allem auch an weitergreifender Auflösung gemangelt hat.

Veröffentlicht am 03.05.2021

Schnelle, simple Kochereien zum Nichtselberkaufen

Hensslers schnelle Nummer
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„Hensslers schnelle Nummer“ könnte man definitiv auch mit „Hensslers Anfängernummer“ betiteln: Da die Gerichte locker in ungefähr 20 Minuten gekocht werden können sollen, ist es wohl von vornherein klar, ...

„Hensslers schnelle Nummer“ könnte man definitiv auch mit „Hensslers Anfängernummer“ betiteln: Da die Gerichte locker in ungefähr 20 Minuten gekocht werden können sollen, ist es wohl von vornherein klar, dass die enthaltenen Rezepte nicht die Aufwändigsten sind. Die niedrigen Schwierigkeitsgrade machen es zudem offensichtlich, dass hier keine „Profikenntnisse“ erforderlich sind und man die diversen Zubereitungsarten auch als Kochneuling nicht ständig googlen muss (was ist pochieren, blanchieren…?).
Generell sind die Gerichte sehr bodenständig; die meisten Zutaten dürfte man problemlos im nächsten gutsortierten Supermarkt finden.

Einige Gerichte finde ich sich zwar zu sehr ähnelnd; grade bei den ersten beiden Rezepten finde ich es bereits auffällig: Hier handelt es sich jeweils um Kartoffelrösti, die allerdings einmal „mit Tomate und Mozzarella“ und einmal „mit Lachstatar“ daherkommen – klar: leicht anders, aber während in anderen Kochbüchern eine Variante eher unter dem anderen Rezept als „Variations-Tipp“ angezeigt werden würde, gesteht man beiden Rezepten hier eine eigene Seite zu.
Auch bei anderen Rezepten habe ich überlegt, ob man sie nicht einfach nur als Variation kurz hätte beschreiben können, allerdings kommt hier nun ein Faktor zum Tragen, der mich dieses Kochbuch ferner als Anfängernummer einschätzen lässt: Aus Erfahrung weiß ich, dass Viele zunächst relativ streng nach Rezeptvorgaben kochen und durchaus häufiger unsicher nachhaken, ob man statt der Aubergine auch eine Zucchetti verwenden kann, oder ob man den Wirsingeintopf auch als Chinakohleintopf zubereiten kann und Ähnliches. So betrachtet wirkt es gleich sehr viel sinnvoller, auch die eine oder andere Variation als separates Rezept vorzustellen - und man wundert sich auch nicht länger, ob ein Kochbuch Gerichte wie „Bratkartoffeln mit Speck (und Zucchini)“ oder „Scharfe Penne mit brauner Butter“ bzw. „Spaghetti aglio, olio e peperoncini“ tatsächlich benötigt, die ja doch eher so ganz typische „Schnellgemachtessen“ sind.
Persönlich bin ich ja großer Fan des, nun schon mehrfach gekochten, Kartoffel-Meerrettich-Eintopfs, eigentlich ein total simples, unaufwändiges Essen, aber ich wäre so vermutlich nie auf die Idee gekommen, Kartoffeln für einen Eintopf in dünne Scheiben zu schneiden oder bloß ein wenig Meerrettich unterzumischen. Von daher ist hier auch so manches „gewöhnliche“ Rezept enthalten, welchem nur etwas Extrapfiff verliehen wurde.

Im „Für Zwischendurch“-Bereich finden sich allerdings ein paar Smoothie-Rezepte, die mir persönlich in diesem Kochbuch nun etwas fehlplatziert erschienen; auf die hätte ich hier sehr gut verzichten können. Die passten für mich nicht so sehr zu den schnellen Nummern.

Toll finde ich den Aufbau des Kochbuchs: Jedes Rezept hat seine eigene Doppelseite, wobei sich rechts jeweils ein Foto des zubereiteten Gerichts befindet. Die linke Seite ist nochmals in zwei „Spalten“ unterteilt, von denen eine die Zutaten auflistet (und mittels kleiner Anzeige auch den ungefähren Zeitaufwand sowie die Anzahl der benötigten Zutaten bzw. ob vegetarisch) und die Andere eben die genaue Vorgehensweise beschreibt.
Das gefällt mir gut; tatsächlich habe ich es auch so gelernt, die eigene Kochmappe genauso zu strukturieren und ich muss zugeben, diese separate Spalte bzgl. der Zutaten ist schon sehr praktisch, grad auch, wenn es um das Schreiben eines Einkaufszettels geht.

Die angegebenen Zubereitungszeiten stimmen auch mehr oder minder, das heißt: ich bin z.B. wahnsinnig schlecht (und entsprechend langsam) im Schnippeln, Raspeln etc.; absolute Anfänger werden da allerdings auch kaum schneller sein als ich und ich benötige bei den Gerichten, deren Zubereitung 5-10 Minuten dauern soll(te) häufig ungefähr das Doppelte der angegebenen Dauer, weil ich halt so langsam darin bin, die Zutaten entsprechend vorzubereiten. Bei den Gerichten, die mit einer 20 gekennzeichnet sind (das sind in diesem Fall übrigens nicht so viele), schaffe ich es erstaunlicherweise aber doch auch zumeist in der genannten Zeitspanne.

Generell sehe ich „Hensslers schnelle Nummer“ eben als Kochbuch bzw. Grundrezeptesammlung für totale Anfänger an; ich denke, ich würde es noch nicht einmal Henssler-Fans im Speziellen empfehlen, weil es dazu einfach nicht „besonders genug“ ist; ohnehin ist das für mich ein Buch, was ich zwar jemandem z.B. zum Einzug in die erste eigene Wohnung schenken würde, aber ich würde nicht dazu raten, es sich für gegenwärtig 24€ selbst zu kaufen. Die qualitativ hochwertige Aufmachung rechtfertigt den Preis zwar in gewissem Maße, aber der Inhalt bleibt im Grunde genommen eben doch gewöhnlich. Für die Sammlung der hier enthaltenen Rezepte würde ich so nicht mehr als 15€ zahlen wollen.
Für mich ist es eben ein hübsch gemachtes „Basisbuch“ zum Verschenken/Schenkenlassen.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]