Solider Reihenauftakt mit anfänglichen Schwächen
Das neunte HausIn Leigh Bardugos neustem Werk "Das neunte Haus" begeben wir uns nach Yale, welches insgeheim von acht Studentenverbindungen und deren Magie kontrolliert und gelenkt wird. Das neunte Haus, Lethe, stellt ...
In Leigh Bardugos neustem Werk "Das neunte Haus" begeben wir uns nach Yale, welches insgeheim von acht Studentenverbindungen und deren Magie kontrolliert und gelenkt wird. Das neunte Haus, Lethe, stellt quasi eine Art Magie-Polizei dar, die die Einhaltung der Regeln bei den anderen Verbindungen kontrolliert. Das ist auch bitter nötig, denn es werden hier durchaus sehr dunkle Magie und blutige Rituale beschrieben. Unsere Protagonistin Alex Stern wurde erst kürzlich von Lethe rekrutiert und findet sich schneller als ihr lieb ist in einer wirklich bizarren Mordermittlung wieder.
Von Leigh Bardugo habe ich bisher nur begeisterte Stimmen gehört. "Das neunte Haus" war für mich ihr erster Roman, der scheinbar um einiges dunkler und gewalttätiger ist, als ihre restlichen Werke. Tatsächlich hätte dem Buch eine Triggerwarnung gut getan, denn ungefähr in der Mitte des Buches stehen Vergewaltigungen, übergriffige Männer und derbes Vokabular an der Tagesordnung und das in einer solch hohen Dosierung, dass es mir teilweise schwer fiel, das Buch weiterzulesen.
Auch der Aufbau des Buches konnte mich zu Beginn nicht begeistern. Die Autorin springt immer wieder zwischen den aktuellen Mordermittlungen, Alex Anfangszeiten bei Lethe und ihrer schwierigen Vergangenheit hin und her. Der im Klappentext angeteaserte Mord geriet dadurch leider etwas in den Hintergrund und der Spannungsbogen konnte in meinen Augen erst in der Mitte des Buches richtig aufgebaut werden, als die Zeitstränge endlich zusammengeführt wurden und es so richtig losgehen konnte. Erst zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch wirklich das Verlangen, weiterzulesen und zu erfahren, wie der Fall letzlich ausgeht.
Hinzu kommen initial auch noch zahlreiche Informationen über die acht Studentenverbindungen, deren Mitglieder und Regeln, die mir den Einstieg nicht gerade leicht gemacht haben. Die Welt, die Leigh Bardugo erschaffen hat, finde ich absolut genial, jedoch emfpand ich die ganzen Informationen anfangs zu zahlreich, zu unstrukturiert und ingesamt zu überwältigend.
Die Figuren sind allesamt etwas eigenwillig, haben mir dadurch jedoch ganz gut gefallen. Mit den meisten bin ich zwar auf Distanz geblieben und auch Protagonistin Alex hat sich mir erst zum Schluss etwas geöffnet und Gefühle gezeigt. Das fand ich jedoch sehr zu ihrem Charakter passend und ich habe sie tatsächlich lieb gewonnen, auch wenn ich das Anfangs gar nicht unbedingt gedacht hätte. Ihr Leben ist bisher ziemlich düster und krass verlaufen, aber gerade deswegen hat sie mir so gut gefallen.
Toll fand ich auch den Schreibstil und wie Leigh Bardugo es schafft, Atmosphäre zu vermitteln. Kombiniert mit wirklich skurillen magischen Elementen ist eine geniale Urban Fantasy Welt entstanden, die ich gerne weiter verfolgen werde. Auch wenn der Auftakt der Reihe um Alex Stern einige Schwächen zeigt, bin ich mir ziemlich sicher, dass vor allem Fans der etwas dunkleren Literatur in den Folgebänden noch stärker auf ihre Kosten kommen werden. Ich würde mir nur wünschen, dass die Autorin es mit bildhaften Beschreibungen von Gewalttaten und Kraftausdrücken nicht zu sehr übertreibt und damit auf ein Niveau abrutscht, dass sie bei ihrem Worldbuilding definitiv nicht nötig hat.