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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2021

Ideenreich, aber sehr speziell

Gentzen oder: Betrunken aufräumen
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Gentzen oder: Betrunken aufräumen ist ein sehr ungewöhnliches Buch, zu dem man schwer Zugang findet. Der Untertitel Kalkülroman irritiert zusätzlich.

Der Mathematiker Gerhard Gentzen ist 1945 gestorben. ...

Gentzen oder: Betrunken aufräumen ist ein sehr ungewöhnliches Buch, zu dem man schwer Zugang findet. Der Untertitel Kalkülroman irritiert zusätzlich.

Der Mathematiker Gerhard Gentzen ist 1945 gestorben. Seine Leistungen haben viel für die Informatik getan. Mir war er vor diesem Roman nicht bekannt. Die wenigen Passagen im Roman, die ihn als handelnde Figur in seiner Zeit zeigen, sind recht interessant. Es werden aber auch andere Personen ins Spiel gebracht.
Ditemar Dath geht frei assozierend mit der historischen Figur Gentzen um, z.B. wenn der zusammen mit Lady Gaga ins Kino geht.
Dietmar Dath tritt selbst in der Handlung auf. Es geht auch um Frank Schirrmacher. Daher gibt es neben den sehr vielen Diskussionen über Mathematik auch ein wenig um den Literaturbetrieb. Ein unerwartetes Kapitel dreht sich um den Science Fiction-Autor Harlan Ellison.

Das Buch krankt daran, dass es überfrachtet ist und an seiner Überlänge. Es ist sehr speziell. Daher wunderte es mich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2021 auf der Longlist stand.

Veröffentlicht am 02.09.2021

Hitze

Hitze
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Bei diesem Roman spielt der Zeitpunkt der Handlung eine wesentlliche Rolle, denn es sind die Trump-Jahre in den USA.
Hier lebt die 23jährige Edie, die sich auf eine latent selbstzerstörerische Beziehung ...

Bei diesem Roman spielt der Zeitpunkt der Handlung eine wesentlliche Rolle, denn es sind die Trump-Jahre in den USA.
Hier lebt die 23jährige Edie, die sich auf eine latent selbstzerstörerische Beziehung zu einem mittelalten, weißen Mann einlässt.

Es ist nicht ganz einfach Zugang zur Protagonistin zu finden, sie überhaupt richtig zu verstehen.
Aber natürlich kann einen auch Figur, die man nicht ganz versteht, berühren und interessieren. Ich sehe eine gewisse Nähe zu den Büchern von Sally Rooney, aber das könnte auch nur so ein Gefühl sein.

Es liest Franziska Grün. Eine junge, angenehme Stimme, aber manchmal hätte ich mir mehr Tempo gewünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2021

Entführt

Eskalation
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Die Grundidee ist arg konstruiert und so glaube ich, im Ansatz mehr oder weniger von Hollywood entliehen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn man ohne Vorbereitung gleich von Anfang an in eine dramatsiche ...

Die Grundidee ist arg konstruiert und so glaube ich, im Ansatz mehr oder weniger von Hollywood entliehen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn man ohne Vorbereitung gleich von Anfang an in eine dramatsiche Situation geworfen wird. Das heißt aber nicht, dass der Plot keine Spannung erzeugt.
Durch regelmige Zeitangaben wird ein Tempo vorgelegt, dass Dringlichkeit erzeugt. Eine gewisse Thrillerqualität ist spürbar.
Schon früh im Roman kommt es zum Polizistenmord. Es ermittelt Kommissar Gerd Kaarst, der sich nicht viel von anderen Kommissaren des Genres unterscheidet. Da hätte ich mir mehr Originalität gewünscht.
Die Figuren halte ich für relativ oberflächlich. Das fällt stark auf, da die Autorin dicht an den Figuren erzählt und deren Gedanken beschreibt. Dafür hat sie ein Gespür für dramatische Szenen.
Doch de Auflösung am Ende ist nicht überzeugend.
Fazit: durchwachsen! Starke und mittelmäßige Elemente halten sich die Waage.

Veröffentlicht am 19.07.2021

Zwischen Berlin und Paris

Revolution morgen 12 Uhr
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Revolution Morgen 12 Uhr ist ein Buch mit einem ungewöhnlichen Titel (der einem Grafitti entspricht, dass der Protagonist am Bahnhof sieht) und es ist auch ein gediegener Roman. Im Jahr 2018 lässt sich ...

Revolution Morgen 12 Uhr ist ein Buch mit einem ungewöhnlichen Titel (der einem Grafitti entspricht, dass der Protagonist am Bahnhof sieht) und es ist auch ein gediegener Roman. Im Jahr 2018 lässt sich der an Deprsssionen sowie an Angst- und Panikattacken leidende Student Sean in eine Berliner Psychiatrie einweisen.

Er ist 24 Jahre alt und vielleicht ist es der große Altersunterschied, dass ich zu der Figur nicht richtig durchdringen kann. Man spürt, dass er sehr sensibel ist. Er hat britische wie französische Wurzeln. Neben Berlin ist Paris sein Sehnsuchtsort.

Ich finde schwer Zugang zu ihm, obwohl ich es mag, dass er sich soviel Gedanken macht. Davon zeigen auch die den Kapiteln vorangestellten Zeilen über jeweils einen Begriff.

Man erfährt ein wenig von seinem Zustand und seinem Klinikaiufenthalt, am meisten aber von seinen Kontakten zu anderen Leuten.
Phasenweise kann das Buch herunterziehen. Das Ende ist positiv, was ich sehr schätze. Aber über das gesamte Punkt gesehen, weiß ich nicht so Recht, was jetzt damit machen. Es lässt mich streckenweise ratlos.
Also kein schlechter Roman, aber für mich auch kein Highlight.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Neuanfang

Sophies Café
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Der Roman erzählt von einer Frau, die jahrelang durch die Ehehölle geht und dann einen Neuianfang wagt.

Zuerst muss hier eine Warnung ausgesprochen werden. Die ersten Seiten sind von erschreckender Brutalität. ...

Der Roman erzählt von einer Frau, die jahrelang durch die Ehehölle geht und dann einen Neuianfang wagt.

Zuerst muss hier eine Warnung ausgesprochen werden. Die ersten Seiten sind von erschreckender Brutalität. Die schwangere Gabriella wird von ihrem gewalttätigen Ehemann so schlimm verprügelt, dass sie sogar das Baby verliert. Das wird ausführlich und detalliert geschicldert und vielleicht kann das nicht jede Leserin oder Leser ertragen.

Erst dann kommen entspanntere Abschnitte. Gabriella nennet sich jetzt Leah. Sie ist nach Rivertown, South Carolina geflüchtet und kommt bei der warmherzigen Sophie unter. Und sie lernt Crowley kennen, der sich für sie interessiert.

Diesen Plotverlauf gab es schon in vielen Büchern und manchmal kommt mir der Verdacht, diese Elemente werden zu kalkuliert eingesetzt.
Es fehlt mir ein psychologischer Unterbau, der eine gewalttätige Situation erläutert.

Was bleibt ist ein routiniert gemachter Roman des Genres, der auf bewährten Kleinstadtcharme, Freundschaft und Liebe setzt. Bewährte Zutaten, die auch hier funktionieren.