Anders als erwartet
Solange es Liebe gibtIn Julies Leben geschieht eine Tragödie und sie fällt in eine tiefe Depression. Als dann ihr Vater verunglückt reist sie aus Berlin in ihren Geburtsort Dinzing. Dort steht sie vor der Aufgabe das geerbte ...
In Julies Leben geschieht eine Tragödie und sie fällt in eine tiefe Depression. Als dann ihr Vater verunglückt reist sie aus Berlin in ihren Geburtsort Dinzing. Dort steht sie vor der Aufgabe das geerbte Kaffeeunternehmen ihres Vaters zu führen und trifft außerdem ihre Großmutter Klara wieder.
Klaras Vergangenheit in der Zeit kurz bevor Hitlers Machtübernahme stattgefunden hat, wird aufgegriffen. Damals lernte sie den jungen Friedrich kennen und lieben. Doch um seine Aufmerksamkeit zu erringen, musste sie Opfer bringen.
Bereits das erste Kapitel hat mir das Herz gebrochen und ich war mir gleich sicher, dass mir dieses Buch genauso gut gefallen würde, wie schon Jahre zuvor „Honigtot“. Nur leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Schreibstil an sich war gefühlsbetont, nur kamen für mich viel zu oft Lebensweisheiten, die mich stolpern ließen.
Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein Spruch, was mir sehr gut gefallen hat. Es ist was besonderes und wurde von Hanni Münzer originell angewandt. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Aber die Vergangenheit kam dabei viel zu kurz. Obwohl gerade die Geschichte von Klara so viel Potenzial hat, hatte man das Gefühl, als wenn man nur einen kurzen Blick der Geschehnisse erhascht hat.
Die Handlung lief auch sehr langsam voran. Generell handelt es sich um einen sehr traurigen Roman und die Stimmung bedrückt einen ziemlich. Das fand ich auch realistisch und nachvollziehbar, bedenkt man die Ausgangssituation. Etwas mehr Abwechslung hätte ich mir aber dann doch gewünscht. Wären vielleicht mehr Kapitel aus der früheren Zeit dabei, hätte man Pausen von der trüben Gegenwart bekommen und es wäre ein richtiges Maß getroffen worden.
Die Charaktere waren gut ausgearbeitet, auch wenn ich nicht alle von ihnen sympathisch fand. Besonders Klara war stellenweise sogar gruselig und hauptsächlich egoistisch und verbittert. In Julie konnte ich mich gut hineinversetzen und fühlte mit ihr mit. Ihre Melancholie war verständlich und der Weg, wie sie ihre Trauer verarbeitet und wie sie zum Schluss ihre innere Stärke wiederfindet war bemerkenswert. Als sie dann noch ihren Dickkopf eingeschaltet hat, wurde sie umso liebenswerter.
Ich mochte es, dass ich nie wusste, wie es weiter geht. Selbst noch auf der letzten Seite konnte mich die Autorin nochmals überraschen. Zum Ende hin nahm die Geschichte an Fahrt auf und erzeugte eine hoffnungsvolle Stimmung, welche dennoch nicht kitschig wirkte.
Fazit:
Ein sehr trauriger und langsamer Roman, aber mit rasantem überraschenden Ende. Wer jedoch einen tiefen Einblick in die 1930ger Jahre erwartet, wird hier falsch sein.