Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren - Sophie war acht - zogen die von Gutenbachs mit ihren Kindern Noah und Emilia in das Nachbarhaus. Sophie verliebte sich auf der Stelle in Noah, die drei wurden fast unzertrennlich, es folgte eine Verlobung und 14 Tage später verschwand Noah ohne ein Wort aus Sophies Leben. Nach weiteren fünf Jahren erhält Sophie einen Hilferuf Emilias: Deren Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, Noah ist verschwunden - wieder einmal - und Sophie soll ihr bei der Suche helfen. Da sich Sophie von einem Finden Noahs und möglichen Erklärungen nicht nur Hilfe für Emilia, sondern auch für das eigene Seelenheil erhofft, kehrt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit, zurück zur kapriziösen Emilia, zurück zu den Geistern.
Mein Eindruck:
Diese Geschichte lebt vor allen Dingen von den Bildern. Sie ist nicht unbedingt spektakulär, aber überaus eindringlich. Auch findet Konversation nicht geradeheraus statt - eher in Metaphern, Eindrücken, Gesten. Man spricht nicht miteinander, man redet eher vor sich hin und das Gegenüber muss dann selber die Übersetzung leisten, um das Gesagte zu verstehen. Dadurch entstehen Missverständnisse - praktisch von Anfang an - und immer, wenn eine konkrete Antwort auf irgendetwas erwartet wird (und vor allen Dingen erfolgen muss), versuchen sich die Figuren dieser Erwartungshaltung zu entziehen. Und genau das führt dazu, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Auch die Leser/innen versuchen, einen Pudding an die Wand zu nageln, die Gedankensprünge nachzuvollziehen und scheitern ähnlich grandios wie die Protagonistin Sophie. Denn letztendlich bleiben - selbst nach der Erklärung zum Schluss - die Geschwister immer noch ein Rätsel, immer noch schön und immer noch für das Seelenheil anderer gefährlich. Fast wie die Libellen, für die Emilia so sehr schwärmt, dass sie für diese geheimnisvollen und schönen Raubtiere ein eigenes Biotop gebaut hat.
Mein Fazit:
Ein großer, literarischer Genuss mit viel Gefühl und Wehmut