Leider kein Nagelbeißer
Gejagt im EisDas merkwürdige Verhalten von Touristen ist Martin Moltzau ja gewohnt, aber diese amerikanische Familie setzt allem irgendwie die Krone auf. Warum in drei Teufels Namen wollen die drei unbedingt nach Pyramiden, ...
Das merkwürdige Verhalten von Touristen ist Martin Moltzau ja gewohnt, aber diese amerikanische Familie setzt allem irgendwie die Krone auf. Warum in drei Teufels Namen wollen die drei unbedingt nach Pyramiden, eine verlassen Minenstadt ? Die Schneemobiltour scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn erst schlägt das Wetter Kapriolen und dann beginnt ein Wettlauf auf Leben und Tod...
Was für eine gigantische Kulisse - Spitzbergen, klirrende Kälte blauleuchtende Eisberge, Schnee und Eis wohin das Auge sieht. Alleine diese Bilder vor dem inneren Augen machen Lust auf das Buch und jagen die Gänsehaut über die Arme.
Nach dem Lesen des Klappentextes entsteht auch schon eine gewisse Spannung, die neugierig macht. Aber so richtig kommt die Handlung leider nicht in Fahrt, scheint im ewigen Eis festgefroren zu sein und lässt den Leser allein auf weiter Flur zurück
Der Autor holt nämlich erst einmal ganz weit aus, um sich seitenweise über die Geschichte Spitzbergens, Martins Leben und Aufgaben als Tourguide und den Vorbereitungen für den Trip nach Pyramiden auszulassen. Mit Spannung hat das nur wenig zu tun und es passiert über mehrere Kapitel einfach nichts, was mich an die Seiten fesselt. Keine Action, kein Thrill, keine Vorkommnisse, die eine unterschwellige Bedrohung verströmen und für gesträubte Nackenhaare, Nägelbeißen und emotionale Anspannung sorgen. Es geht viel mehr um Wirtschaftsmacht, politisches Tauziehen und Intrigen.
Auch bedient sich der Schreibende hier gängigen Klischees über Amerikaner und Russen um sie zu charakterisieren. Gefällt mir überhaupt nicht, zumal die Figuren eher einfach gestrickt sind, anstatt mit echten Ecken und Kanten ausgestattet zu sein. Reicher Amerikaner, gelangweilte gut aussehende Tochter, hinterhältige Russen, die häufig und gerne zur Wodkaflasche greifen....hier hat der Autor wirklich die Schablone angelegt.
Erst gegen Ende hin gelingt es Odd Harald Hauge, einen Spanungsbogen zu kreieren, in dem er die Flucht übers Eis, Martins Kombinationsgabe und und ein paar aufregende Szenen miteinander verknüpft. Aber das reicht leider nicht aus, um den enttäuschenden Eindruck wettzumachen. Die Nebenhandlung auf dem Kreuzfahrtschiff (mit sehr deutlichen Hinweisen zu der markanten Gestaltung des Schiffsbugs) hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, denn sie zieht das Ganze nur unnötig in die Länge und nimmt nur unwesentlich Einfluss auf den Verlauf der Geschichte.
Ich kann leider nur 2,5 Sternchen vergeben, denn unter einem "actionreichen Höllenritt durch die eisige Wildnis Spitzbergens", wie im Klappentext angekündigt, stelle ich mir etwas ganz anderes vor.