Wunderbarer Frauenroman mit Tiefgang - nachdenklich und emotional!
Eva war am Beginn einer Karriere als Schauspielerin, als ihre Tochter nach einem Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Sie hat sich 15 Jahre lang intensiv um Alisa gekümmert, um ihrer Tochter ...
Eva war am Beginn einer Karriere als Schauspielerin, als ihre Tochter nach einem Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Sie hat sich 15 Jahre lang intensiv um Alisa gekümmert, um ihrer Tochter trotz Handicap eine unbeschwerte Kindheit und Jugend zu ermöglichen und hat dafür ihre Karriere aufgegeben.
Evas Mann Johannes leitet das Familienunternehmen, arbeitet daher viel, ist wenig zu Hause, ermöglicht aber durch sein Einkommen, dass Eva nicht arbeiten muss. Aus Eva und Alisa wird ein eingeschworenes Team, neben dem Johannes nur so daher lebt.
Als Alisa zum Studium nach Berlin geht und dort mit ihrem besten Freund in eine WG zieht, steht Eva plötzlich alleine da. Sie sorgt sich einerseits um ihre Tochter, ob sie denn nun wirklich alleine klar kommt und andererseits steht sie vor einer großen Leere.
Bei langen Spaziergängen im Englischen Garten trifft sie auf den Lehrer Ben, den sie immer wieder trifft und näher kennenlernt.
In vielen Gesprächen nähern sich die beiden an und Eva kann endlich über ihre Wünsche, Träume und Ängste sprechen.
Ella Janek ist ist das Pseudonym der Autorin Angelika Schwarzhuber, von der ich schon einige heitere Frauenromane gelesen habe.
Hier legt sie nun einen emotionalen Roman mit Tiefgang vor.
Eva ist eine sympathische Frau kurz vor ihrem 50. Geburtstag, die bisher nur für ihre Tochter gelebt hat und sich selbst und auch ihre Beziehung zu ihrem Ehemann völlig vernachlässigt hat.
Anfangs kam sie mir ein bisschen vor wie eine Helikopter-Mutter, aber im Verlauf der Geschichte wird klar, was sie antreibt.
Deshalb fällt sie auch in ein tiefes Loch, als ihre Tochter ausgezogen ist. Ihr Mann ist nach wie vor häufig auf Geschäftsreise und Eva muss sich erst mal überlegen, womit sie ihre Tage nun füllen möchte.
Als sie im Park Ben kennenlernt, der nicht weiß, wer sie ist, beginnt eine neue Zeit in Evas Leben. Mit Ben führt sie wirklich tolle Gespräche, denn sie kann ganz offen über alles reden, was sie bewegt und sie fühlt sich wieder als Frau wahrgenommen. Zwischen den beiden entwickelt sich zunächst eine lockere Freundschaft und bald beginnt es auch zu knistern.
Doch da gerät Eva erneut in einen Zwiespalt, denn da ist ja noch ihr Mann Johannes, der ihr auch noch etwas bedeutet, wenn sie sich auch völlig auseinandergelebt haben.
Es war wirklich schön, Eva in dieser Phase ihres Lebens zu begleiten. Eva überdenkt so ziemlich alles in ihrem Leben. Sie denkt auch darüber nach, ihre Karriere als Schauspielerin neu zu starten, denn das ist der einzige Beruf, den sie ausüben möchte.
Aber es wird auch schnell klar, dass sie sich zu Ben hingezogen fühlt und es genießt, als Frau begehrt zu werden.
Der Zwiespalt zwischen dem Genuss und der schönen Zeit mit Ben und dem schlechten Gewissen gegenüber ihrem Mann wird mehr und mehr deutlich. Und so geht es hier um grundsätzliche Fragen einer Frau, deren bisheriger Lebensmittelpunkt plötzlich nicht mehr da ist und die sich selbst neu finden muss.
Mir hat es sehr gut gefallen, wie empathisch die Autorin Evas Geschichte erzählt. Die Handlung ist emotional, realistisch und tiefgründig und kommt dabei völlig ohne Kitsch aus.
Es gibt viele Stimmungen, mal traurig, mal fröhlich, mal nachdenklich und auch romantische Momente sind dabei. Dabei hat es mich sehr gefesselt zu beobachten, wie Eva sich verändert, weiter entwickelt und schließlich auch Entscheidungen trifft.
Dieser warmherzige Roman weckt vielfältige Emotionen und ist dabei aber wunderbar erzählt und dadurch auch kurzweilig und unterhaltsam. Deshalb empfehle ich ihn sehr gerne weiter!
Fazit: 5 von 5 Sternen
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