Wer kennt das nicht: Das Gefühl und der Gedanke: war das jetzt alles? Verbunden mit der Überlegung, ob man sich vielleicht einmal eine Auszeit nehmen und etwas ganz Anderes zu machen. Möglicherweise war ...
Wer kennt das nicht: Das Gefühl und der Gedanke: war das jetzt alles? Verbunden mit der Überlegung, ob man sich vielleicht einmal eine Auszeit nehmen und etwas ganz Anderes zu machen. Möglicherweise war ein solcher Gedankenblitz ausschlaggebend für eine kurzfristige Lebensplanänderung und einer wahren Abenteuerreise quer durch Osteuropa und dann bis hoch ans Nordkap.
Sarah und Matthias, sie fest etabliert und mehr oder weniger zufrieden mit einem zunehmend eintönigen Schreibtischjob, mitten in der Großstadt Berlin. Und er, naturverbunden, Skilehrer aus/in Österreich. Auf den ersten Blick voller Gegensätze und doch wagen sie bereits nach kurzer Zeit eine ungewöhnliche Reise: mit einem umgebauten VW-Bus bereisen sie Osteuropa, Skandinavien und erreichen eines Tages dann ihr größtes Ziel: das Nordkap.
Ein interessanter, abwechslungsreicher, liebevoller und persönlicher Reisebericht. Der mir auf Grund seiner Gestaltung auf Anhieb sehr gut gefallen hat: In relativ kurzen Kapiteln über ca. 10 Seiten wird jedes bereiste Land mit Reiseepisoden und –episödchen, die sich in diesen Landstrichen ereignet haben, vorgestellt. Als Einstieg wird jedes mal eine ansprechende und aussagestarke Fotografie gewählt und man wird regelrecht neugierig, was auf den folgenden Seiten berichtet wird.
Eine sehr angenehme Schreib- und Erzählweise, die von der Autorin angewendet wird und man fühlt sich regelrecht eingeladen, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen und mitzureisen. Nur schade, dass nach knapp 300 Seiten die Reise bereits zu Ende ist – liebend gerne wäre man noch weitergefahren.
Deuten Cover und Titel bereits deutlich auf den Inhalt des Romans hin, so entpuppen sich die beiden Hauptprotagonisten als die bald gleichaltrigen und Mitte Fünfzigjährigen George, von Beruf Lehrer, und ...
Deuten Cover und Titel bereits deutlich auf den Inhalt des Romans hin, so entpuppen sich die beiden Hauptprotagonisten als die bald gleichaltrigen und Mitte Fünfzigjährigen George, von Beruf Lehrer, und Willow, eine überaus talentierte Künstlerin, die in ihrer erfolgreichen eigenen Galerie auch Objekte anderer Künstler verkauft.
Die äußerst vergnügliche Lesereise mit diesen Beiden beginnt mit dem sich in wenigen Tagen eintretenden Ruhestand von George, der dem sanften aber immer stärker werdenden Druck, seine aktive Zeit als Lehrer im Hinblick auf die finanzielle Situation der Schule so bald wie möglich zu beenden, nachgibt. Ein guter und erfolgreicher Pädagoge, aber mit bemerkenswerten Eigenarten, die ihn zunehmend schrullig erscheinen lassen.
Willow hingegen, die sich neben der von ihr heißgeliebten Kunst auch der Erziehung ihres Enkels im Teenageralterwidmet, weiß dem Leben nur positive Seiten abzugewinnen. Ist unternehmenslustig, sprüht vor Energie und überschreitet mit ihrer hilfsbereiten Art schon einmal die eine oder andere Grenze.
Also zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können und denen es letztendlich doch gelingt, eine zarte Beziehung aufzubauen. Missverständnisse sorgen für ungeahnten und ungeplanten Turbulenzen. Aber auch eine gehörige Portion Selbstkritik und die immer wieder praktizierte Bereitschaft, wieder aufeinander zuzugehen, sorgen für einen unterhaltsamen Lesespaß.
Dabei besonders bemerkenswert die Fähigkeit der Autorin, die Neurosen, Ängste und Zwänge von Georg darzustellen. Sehr empathisch, verständnis- und auch liebevoll die Ausgestaltung dieser Charaktere. Man leidet förmlich mit, wenn George sich ob seiner Marotten selbst in Frage stellt. Und man würde alles tun, um seinen sich abzeichnenden Zusammenbruch zu verhindern. Und gerade hier erweist sich Melody als starker Halt, die sich auch nicht davor scheut, sehr deutlich aber auch sehr feinfühlig auf die Kraft hinzuweisen, die ihr der Glaube an den Schöpfer der Welt gibt.
Ein Roman, für den ich mich ganz bewusst auf Grund des Alters der beiden Charaktere entschieden habe. Nicht nur George und Melody haben mich dabei mit ihren Wesenszügen, ihrem Verhalten und ihren Aktionen überzeugt, sondern die gesamte Geschichte wirkt authentisch und realistisch. Für mich gab es nichts auszusetzen oder zu bemängeln – Autorin und Roman empfehle ich sehr gerne weiter.
War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, ...
War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, weil es sich bei "Die fremde Spionin" um den Auftaktband einer Trilogie handelt. Nein, weil er ein Thema und eine Zeit aufgreift, die mir bekannt ist und die ich zum größten Teil selbst miterlebt habe. Und ich muss sagen: er hat den Zeitensprung hervorragend gemeistert.
Eine ungemein fesselnde Dramatik, verbunden und beginnend mit einem Ereignis, das man keiner Familie wünscht: unumkehrbare Trennung einer intakten Familie mit zwei kleinen Mädchen – in meinen Augen auch eine Form von psychischer Gewalt, die nicht ohne Folgen, gerade bei Kindern, bleiben wird.
Ria und ihrer Schwester erleiden diesen Schicksalsschlag und wachsen getrennt voneinander in völlig neuen Familien auf. Herangewachsen und noch immer von der Frage getrieben, was aus ihrer Schwester geworden ist, begibt sich Ria auf einen gefährlichen Weg und lässt sich, im Ministerium für Außenhandel der DDR beschäftigt, vom BND als Spionin anwerben. Hofft sie doch sehnlichst, auf diesem Weg den Verbleib ihrer Schwester aufklären zu können. Und schon gerät man beim Lesen hinein in die verschwiegene und gefährliche Welt der Geheimdienste. Wobei nicht nur der BND eine Rolle spielt, sondern auch die Stasi und der KGB, jeweils in Form von Personen, die es sehr geschickt verstehen, ihre wahren Absichten gekonnt zu verschleiern.
Ein ungemein spannender und fesselnder Roman. Mit einer überzeugenden und verständlichen Darstellung von Plänen, Verstrickungen und letztendlich auch Taten eines Staates gegen die eigenen Bürger. Bisher war Spionage und ein Blick "hinter die Kulissen" in eine noch nicht lange zurückliegenden Zeit noch nie so aufregend und auch so erschütternd wie in diesem Roman. Die Idee, mit Hilfe von Ria das ganze Ausmaß eines menschenverachtenden Regimes, auch auf sehr emotionale Weise, darzustellen und dabei reale Ereignisse dieser Zeit mit der fiktiven Geschichte von Ria zu verflechten, würde ich nicht nur als überaus gelungen bezeichnen, sondern hat mich auch auf die Suche nach weiteren Informationen geführt. Dabei stellen die am Ende des Buches angegebenen Quellen und Bücher eine hervorragende Basis für persönliche Recherchen dar.
Ein Roman, der mich bereits von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich kaum aus der Hand legen wollte. Für mich teilweise erschütternd, fragend, hoffend – vor allem aber eines: überzeugend! Und mit der Aussicht auf zwei Folgebände – grandiose Aussichten.
David Platt, amerikanischer Pastor einer großen amerikanischen ev. Gemeinde und durch einige Bücher auch im deutschsprachigen Raum bekannt, beschreibt im vorliegenden, sehr persönlich gestalteten Bericht ...
David Platt, amerikanischer Pastor einer großen amerikanischen ev. Gemeinde und durch einige Bücher auch im deutschsprachigen Raum bekannt, beschreibt im vorliegenden, sehr persönlich gestalteten Bericht über eine 7-tägige Wanderung im Himalaya nicht nur Eindrücke und Ereignisse seiner Wanderung, sondern lässt gleichermaßen an seinen Empfindungen, Gedanken und Erkenntnissen teilhaben.
Gegliedert in die einzelnen Wandertage mit teils erschütternden Erlebnissen, wie z.B. das Dorf, in dem sehr viele Jungen aber kaum Mädchen leben. Oder der erst ein gutes Jahr zurückliegende Cholera-Ausbruch, der zum Tod von 60 Menschen innerhalb von nur zwei Tagen führte und einen jungen Vater nur noch mit einem seiner drei Kinder und ohne seine Frau zurückgelassen hat. Ein kleines Mädchen, das vertrauensvoll mit den Wanderern durch das Dorf geht und seine ganze Wut über die gebotene Verweigerung von Nahrung auf eine überaus hässliche, aber trotzdem verständliche Aktion, zeigt.
Neben diesen Schilderungen finden sich immer wieder biblische Ereignisse, die auf eine sehr verständliche Weise vermittelt werden. Oft mit einem direkten Bezug zu dem zuvor erlebten und kurzen, prägnanten Gedankenimpulsen zum Verständnis und zur Übertragung in die heutige Zeit bzw. in die persönlichen Lebensumstände oder Lebenseinstellung.
Neben diesen menschlichen Nöten misst der Autor aber auch der geistlichen Not dieser Bewohner eine große Bedeutung bei, die ihn nicht mehr loslässt und ihn mehr und mehr zu der Frage drängt, was Gott von ihm erwartet, welchen Weg er einschlagen soll, wie und was er tun kann, um Gottes Botschaft auch in diese entlegenen Winkel der Erde, in denen es noch so viele Menschen gibt, die noch nie etwas von Gottes Wort gehört haben, zu bringen.
Dabei scheut sich der Autor nicht, konkrete Fragen über das Wesen und Handeln Gottes zu stellen, deren Beantwortung auch ihm nicht leichtfällt, die er aber überzeugend und verständlich zu vermitteln weiß. Gerade die gedankliche Verarbeitung des Autors zu diesen Aspekten spricht besonders an und ermöglicht ein viel besseres Verständnis zu Fragen zu Gottes Gedanken, Handeln, und Wirken, die man sich durchaus schon selbst gestellt haben mag.
Für mich persönlich ein Buch, das durchaus zu einer persönlichen Veränderung beitragen kann – sofern man bereit ist, sich ehrlich und offen mit dem Inhalt, vor allem auch den Grundlagen christlichen Denkens, Lebens und Handelns auseinandersetzen. Und zu erkennen, was man selbst, mit den vorhandenen Begabungen und Ressourcen für eine längst überfällige Veränderung einbringen kann. Nicht jede/r ist als Missionar berufen – aber erstaunlich, was und wofür Gott Menschen mit unterschiedlichstem Lebensinhalt und -hintergrund gebrauchen kann.
"Unterschätzen wir die Rolle nicht, die Gott für uns vorgesehen hat – angefangen in unserer unmittelbaren Umgebung" – ein Zitat aus dem Buch, wie es treffender nicht gesagt werden kann.
Das Cover dieses ganz besonderen Romans, in dem man bereits nach wenigen Seiten meint, die Luft Italiens spüren zu können, hat mich vom ersten Blick in seinen Bann gezogen und nur kurze Zeit später zog ...
Das Cover dieses ganz besonderen Romans, in dem man bereits nach wenigen Seiten meint, die Luft Italiens spüren zu können, hat mich vom ersten Blick in seinen Bann gezogen und nur kurze Zeit später zog eine wundervolle "Bella Musica" bei mir ein. Und ich muss sagen: bisher habe ich sehr selten die Liebe einer Autorin zum Handlungsort ihres Romans in einer solchen Intensität erlebt, wie ich es im Verlauf gerade dieses Romans erfahren habe.
Der Roman beschreibt die Spurensuche der Mittdreißigerin und Halbitalienerin Luna, die nach einem Schicksalsschlag in eine Depression abzugleiten droht und im Heimatland ihres Vaters mehr über ihre längst verstorbene Großmutter herausfinden möchte. Begleitet von einer kleinen handgefertigten Geige dieser Großmutter, Anna, fügt sie sich dem sanften Drängen ihrer Mutter und einer Bekannten aus München, Gitta, und begibt sich gemeinsam mit ihr nach Cremona, um mehr über das Leben von Anna, vor allem aber auch über die Herkunft bzw. Herstellung dieser kleinen Geige herauszufinden. Und vielleicht findet sich auch eine Erklärung über das spurlose Verschwinden von Lunas Vater an dem Tag, an dem für Luna die Schulzeit begann.
In zwei Erzählsträngen wird Annas Geschichte, beginnend an ihrem 10. Geburtstag im Jahr 1937 und nur wenige Wochen nach dem Tod ihrer Mutter, und Lunas Geschichte, Anfang des 21. Jahrhunderts, erzählt. Dabei fließen in Annas Geschichte, die zwar in recht großen Zeitsprüngen erzählt wird, auch politische Ereignisse ein, die mir auf diese Weise noch nicht begegnet sind und zur persönlichen Entwicklung von Anna einen nicht unerheblichen Teil beitragen. Aber auch die Erwartungshaltung der damaligen Zeit an eine junge, und im Falle von Anna auch sehr hübschen, jungen Frau wird von ihr alles andere als forciert. Lunas Geschichte dagegen, die zeit ihres Lebens unter dem Verschwinden ihres Vaters (eher unbewusst) gelitten hat und von Versagensängsten geplagt wird, beinhaltet damit jedoch einen ganz anderen Schwerpunkt.
Beide Charaktere sind mit sehr viel Empathie und Sorgfalt herausgearbeitet und zum Leben erweckt worden. Sie überzeugen von Anfang an mit ihren Gedanken und Gefühlen und einem berührend zu lesenden inneren Zwiespalt. Hinzufügen möchte ich aber auf alle Fälle auch Gitta, ein wahrer Sonnenschein. Dem Leben überaus positiv zugewandt, auch wenn es für sie auch einen besonderen Schicksalsschlag zu überwinden galt. Sie als Freundin zu haben – Luna muss sich einfach nur glücklich schätzen. Und der Autorin ist nach meiner Einschätzung in Gitta eine ganz besondere Charaktere gelungen, die ich liebend gerne selbst zur Freundin gewinnen würde.
Dass Luna und Gitta das Elternhaus ausfindig machen und dabei ein Bruderpaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte, kennenlernen verwundert nicht wirklich. Aber auch in diesen beiden männlichen Charakteren gilt das bereits erwähnte: jeder von ihnen mit seiner ganz eigenen Art, persönlichen Marotten und Empfindlichkeiten und auch diese wiederum äußerst feinfühlig und sorgfältig kreiert.
Besonders erwähnenswert jedoch aber auch die überaus verständliche Beschreibung der Herstellung von Geigen – nie langweilig, sondern hoch interessant. Für mich steht fest, dass ich mir mit diesem neuen Hintergrundwissen eine Geige nun ganz anders anschauen werden als ich es bisher gekannt habe. Oder wem ist bewusst, dass eine Geige ein Gesicht hat und jede Geige einen anderen Gesichtsausdruck? Wobei die Geige, die in diesem Roman die Hauptrolle spielt, einen frechen, fast aufmüpfigen Ausdruck zeigt, ja fast der Eindruck entsteht, sie würde lachen. Großartig, oder?
Der Roman überzeugt nicht nur durch hervorragende Charaktere, sondern auch durch die Vermittlung italienischem Flairs. Er spielt unter der Sonne Cremonas und teilweise meint man die Sonnenstrahlen zu spüren und die warme Sommerluft Cremonas zu atmen. Ein wirklich seitenstarker Roman mit gut 560 Seiten – niemals langatmig, sondern fesselnd, berührend, informativ,. abwechslungsreich. Der zu Tränen führen kann aber auch zum Lachen ansteckt. Ein wunderbarer Lesegenuss, vom feinsten und mein bisheriges absolutes Lesehighlight 2021. Es lohnt sich, ihn zu lesen!