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Veröffentlicht am 02.08.2021

Aus Fremden werden Freunde

Kasi Kauz und die komische Krähe (Kasi Kauz 1)
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Es ist eine Geschichte über Toleranz, Angst vor Unbekannten und Willkommen. Ein Papagei landet im Wald wo Kazi Kauz und seine Freunde leben. Alle erschrecken sehr. Bunt, laut und eine fremde Sprache. Was ...

Es ist eine Geschichte über Toleranz, Angst vor Unbekannten und Willkommen. Ein Papagei landet im Wald wo Kazi Kauz und seine Freunde leben. Alle erschrecken sehr. Bunt, laut und eine fremde Sprache. Was will der hier, tut er uns was an und ähnliche Verdächtigungen gibt es von den Eichhörnchen, Wildschweinen und anderen Tieren.
Kazi findet das traurig und redet mit jedem einzelnen von ihnen und kann ihre Bedenken zerstreuen. Mit einfachen kindgerechten Worten wird die Geschichte erzählt, die Ängste werden ernst genommen und besprochen, es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Der Text wird dazu ganzseitig jeweils illustriert, mit sehr schönen Bildern auf denen die Kinder das gerade Vorgelesene noch mal nachverfolgen können.
Abgesehen vom Text der mir sehr gut gefallen hat, waren es die Bilder die besonders gut gelungen sind. Wenn es nur die Bilder wären, könnte trotzdem jede/r Vorlesende/r mit deren Hilfe die Geschichte sich ausdenken und erzählen.
Ein Pluspunkt wenn die Kinder sich das Bilderbuch allein anschauen, denn nicht immer ist jemand in der Nähe und liest vor. Jetzt können die Kleinen selber lesen und haben mit Sicherheit sehr viel Freude daran.

Veröffentlicht am 27.07.2021

Tanz auf dem Vulkan

Revolution der Träume
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Die Geschichte der drei Freunde Isi, Carl und Artur geht weiter. Alle haben sich in Berlin wiedergefunden. Artur ist ein erfolgreicher Manager der Halbwelt, Carl arbeitet als Kameramann bei Ernst Lubitsch ...

Die Geschichte der drei Freunde Isi, Carl und Artur geht weiter. Alle haben sich in Berlin wiedergefunden. Artur ist ein erfolgreicher Manager der Halbwelt, Carl arbeitet als Kameramann bei Ernst Lubitsch und Isi ist mischt politisch bei den Spartakiaden mit. Aber eins ist wie immer alle drei stehen bedingungslos für einander ein.

Im ersten Band haben die drei in ihrem Dorf miteinander und füreinander für ein erträgliches Leben gekämpft, dann kam der Krieg. Carl als Berichterstatter an der Front, Artur als Soldat mittendrin . Das hinterlässt tiefe Spuren nicht nur äußerlich.

Dadurch sind alle drei in Berlin mitten im Geschehen. Die Revolution verspricht ein neues Leben für alle, mehr Gleichheit, mehr Rechte und weniger Armut. Ein Traum der nicht in Erfüllung geht Die gleichen Fehler werden nun von anderen gemacht. Die Armut wird höchstens schlimmer und die Gewalt nimmt zu.

Diese Atmosphäre der Angst, Verzweiflung, Wut und Aufbegehren beschreibt der Autor detailliert. Mit jedem Wort geht einem das Leben im Berlin der zwanziger Jahre unter die Haut. Er lässt nichts aus. Die Vergnügungen die so dekadent und teuer sind, das etliche Andere davon viele Wochen satt werden könnten. Der tägliche Kampf ums Überleben, "wenn die Armut dir das Leben lässt, nimmt sie dir die Würde". Die Gewalt die auch von der Politik ausgeht, z. B.: die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Fast jeder lebt und kämpft für sich allein. Über allen liegt die Hoffnung auf ein besseres Leben. Versprechungen dazu gibt es von allen Seiten, wenn nichts passiert haben die anderen schuld.

Das Buch beschreibt eine Zeit über die schon viel geschrieben wurde. Hier ist es gelungen nicht nur eine Facette davon zu zeigen, sondern der Autor hat alle mitgenommen. Arm und Reich, Politiker und der kleine Mann auf der Straße, Gauner und Rechtschaffender, Täter und Opfer, die Verzweifelnden und die Hoffenden. Er zeigt alle Seiten der verschiedenen Medaillen ausführlich.

Veröffentlicht am 25.07.2021

Tom Saller oder die Schönheit des Schreibens

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Der junge Julius spielt Tennis, nein er lebt Tennis mit allen Fasern seines Seins. Seit dem er das erste mal einen Schläger in der Hand hatte, ist er fasziniert von dem Sport, er setzt alles ...

Der junge Julius spielt Tennis, nein er lebt Tennis mit allen Fasern seines Seins. Seit dem er das erste mal einen Schläger in der Hand hatte, ist er fasziniert von dem Sport, er setzt alles daran um der Beste zu sein. Mit einer Einschränkung: Die sportliche Fairnis und der Anstand und Respekt für seinen Gegenüber darf nie fehlen. Diese Attribute sind ihm in die Wiege gelegt worden in der Burg am Rhein. Seine Eltern ein Graf und eine Winzertochter sowie sein Großvater haben ihm diese Regeln vorgelebt. Nach dem er vom Rhein nach Berlin wechselt, ist er auf einmal dem "Leben" ausgesetzt. Er bleibt sich trotzdem selbst treu. Je erfolgreicher er wird, desto mehr Menschen bemühen sich um ihn. Frauen die mit ihm gesehen werden wollen, Industrielle die hoffen das sein Erfolg abfärbt und natürlich Politiker die ihn als Vorzeigemenschen der Herrenrasse verstehen.
Tom Saller beschreibt in seinem Buch Tennis so das es auch ich der mit Sport wenig zu tun hat, die Faszination begreifen konnte. Er beschreibt einen jungen Mann der so fest in seinen Grundsätzen verankert ist, das er nicht ins Wanken kommt.
An einer Stelle im Buch heißt es ungefähr, man ist als Sportler auf internationalen Parkett auch Vertreter seines Landes, man soll sich dementsprechend benehmen damit sein Land stolz auf ihn sein kann. Die Antwort von Julius ich muss auch auf mein Land und seine politischen Vertreter stolz sein um das umsetzen zu können. Sein Freund wünscht ihm daraufhin das diese Überzeugung nie auf dem Prüfstand gerate. Diese Szene spielt Mitte der 20er Jahre in Berlin.
Es ist ein Beispiel für das ganze Buch. Es ist schön und geistreich geschrieben ohne langweilig zu sein. Ich habe den Jungen und später den Mann sehr bewundert.
Der Wechsel von den guten Zeiten zu den schlechten Tagen wird sehr überzeugend dargestellt. Die schönen Tage werden lang und ausführlich geschildert. Die bösen Zeiten in kurzen Kapiteln meistens durch Empfindungen beschrieben. Es ist nicht immer alles gut und auch nicht alles schlecht. Genauso wird es im Buch dargestellt. Wir sind im Jahr 1923 im Tennisclub und sehen Julius und seinen Freunden beim Tanzen zu. Ein Kapitel später beschreibt Julius 1938 die kalten Wände seiner Gefängniszelle. Das schöne Kapitel ist mehrere Seiten lang, das hässliche bekommt manchmal nur eine Seite.
Das Leben ist kein Spiel aber es ist trotzdem schön.
Mich hat der Stil des Autors wieder von Anfang an mitgenommen, auch dieses Buch werde ich wieder öfter in die Hand nehmen. Es freut mich das er am Ende im Nachwort einige Erklärungen zu den geschichtlichen Tatsachen eingefügt hat.

Veröffentlicht am 24.07.2021

Ein besonderes Spielzeug

Arno und sein Pferd
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Ein kleines hölzernes Spielzeug Pferd ist verloren gegangen. Arno hatte es immer dabei, bei Tag und auch in der Nacht. Nun ist es auf einem Ausflug verloren gegangen. Alle suchen es überall wo ...

Ein kleines hölzernes Spielzeug Pferd ist verloren gegangen. Arno hatte es immer dabei, bei Tag und auch in der Nacht. Nun ist es auf einem Ausflug verloren gegangen. Alle suchen es überall wo sie gewesen sind. Es wird das Unterste nach oben geräumt. Das Pferd ist weg. Bis Vater ein Machtwort spricht. Natürlich geht schlafen ohne das Pferd nicht. Dann wird erzählt warum das Pferd so besonders ist. Erinnerungen an früher, ein besonderer Mensch.
Die Geschichte wird in deutlichen aber nicht zu einfachen Bildern erzählt. Der Text ist dazu in Reimen mit einer sehr schönen Sprachmelodie verfasst.
Er bleibt leicht hängen so das ich mich beim Vorlesen schnell mit dem Kind auf die Bilder konzentrieren konnte.
Sehr klar und einfach wird erzählt was das Pferd für Arno bedeutet. Auch wenn das Spielzeug mittlerweile ein paar Macken hat bleibt es etwas Besonderes. Denn es ist nicht nur ein hölzernes Pferd oder bei dem Kind ein anderes Teil. Es ist von einem sehr geliebten Menschen. Vielleicht ist dieser Mensch nun nicht mehr da oder er hat sich verändert. Aber die Erinnerungen die mit dem Teil verbunden sind, gibt es immer noch und verschwinden erst wenn auch dieses Geschenk nicht mehr da ist.
Es muss also wieder gefunden werden, auch im realen Leben. Dinge an denen die Kinder aus welchen Gründen auch immer ihr Herz gehängt haben, dürfen nicht verloren gehen und wir Erwachsenen dürfen darüber nicht hinwegsehen oder gar falsche Entscheidungen treffen.
Dieses Buch zeigt den Kindern Verständnis für eine solche Situation, es erklärt auch das Erinnerungen sehr wertvoll sind, für uns Erwachsene macht es deutlich auch wir brauchen solche Hilfen und Erinnerungen um an etwas vergangenes Schönes zu denken.

Veröffentlicht am 23.07.2021

Hut ab Herr Haderer!

Seht ihr es nicht?
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Philomena Schimmer ist eine spannende Persönlichkeit. Sehr einfühlsam, sehr intelligent und sie liebt ihre Lieben.
Gleichzeitig ist sie Polizistin und sucht in der Hauptaufgabe vermisste Personen. Weil ...

Philomena Schimmer ist eine spannende Persönlichkeit. Sehr einfühlsam, sehr intelligent und sie liebt ihre Lieben.
Gleichzeitig ist sie Polizistin und sucht in der Hauptaufgabe vermisste Personen. Weil sie zu feinfühlig ist für andere Bereiche des LKA in Österreich oder es fehlt ihr das Y - Chromosom. In dem aktuellen Fall wird eine Familie ermordet und die einzige Tochter ist verschwunden. Warum, Wieso, Weshalb? Fragen über Fragen nicht nur zum Mord, sondern auch zur Familie die die Suche nach dem Mädchen extrem schwierig machen.
Dieser Krimi hat mich überrascht. Denn abgesehen von dem Rätseln wer hat die Morde begangen und wo ist das Kind, war der Schreibstil eine Überraschung. Ironie die manchmal zum Sarkasmus wurde. Dann wieder nur eine liebevolle Frotzelei. Ständige Wort Spielereien, Anspielungen auf Musik, Bücher und andere Kunst. Auch Scherze unter die Gürtellinie gab es. Schnelle Wendungen mitten im Satz aus Scherz wurde ein Gedanke dem die Ermittler unbedingt nachgehen mussten. Dieses Miteinander der Figuren war einfach herrlich. Wenn Philo zum Rapport zitiert wird weil sie über reagiert hat, gibt es nicht den erwarteten Anschiss sondern eine Ermahnung der anderen Art.
Mich hat das Buch mitgenommen, mit jeder Seite die Frage was kommt jetzt. Worüber darf ich jetzt den Kopfschütteln oder Lachen oder Überlegen wo habe ich das schon mal gehört oder gelesen. Diese Spielereien mit Titeln, Verbindungen, Namen und anderem waren ein Highlight in diesem Buch. Anspruchsvoll zwar aber auf eine gute Art und Weise.
Der Schluss war natürlich folgerichtig ein ganz anderer wie erwartet.
Hut ab Herr Haderer!