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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2018

Historische Biographie mit großen fiktiven Anteilen

Frau Einstein
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Im Buch können wir den Lebensweg einer beeindruckenden Frau nachvollziehen. Mileva Maric kämpft sich durch bis zum Polytechnikum in Zürich, um eine der ersten Frauen zu sein, die jemals Physik und Mathematik ...

Im Buch können wir den Lebensweg einer beeindruckenden Frau nachvollziehen. Mileva Maric kämpft sich durch bis zum Polytechnikum in Zürich, um eine der ersten Frauen zu sein, die jemals Physik und Mathematik studieren. Gegen das allgemeine Rollenbild der Frau, in der damaligen Zeit, strebt sie nach Bildung und Selbstverwirklichung. In Zürich trifft sie erstmals Frauen die zu Freundinnen werden, Frauen die eine Gemeinsamkeit haben, ihren Wunsch nach Bildung. Sie versucht sich nicht ablenken zu lassen, doch der Charme von Albert Einstein ist doch eine ganz andere Herausforderung.

Im Gesamten hat mir dieses Buch gut gefallen. Der Schreibstil ist klar, unverschnörkelt und die Geschichte liest sich flüssig. Man bekommt einen interessanten Blickwinkel auf die Zeit um 1896 – 1914, indem man als Leser aus Sicht einer Frau in die damalige Männerwelt eintaucht. Die Schwierigkeiten denen sich Milev Maric in dieser Welt stellen muss, um ihr Ziel nach Bildung und Selbstbestimmung zu erreichen, werden glaubhaft und gut dargestellt. Die charakterliche Darstellung der Hauptprotagonistin gelingt der Autorin vorzüglich.

Das einzige was mich an diesem Buch stört ist die Vermischung einer realen, historischen Person in einen fiktiven Roman, der allerdings als Biographie getarnt ist. Die Autorin merkt am Ende des Buches selbst an, dass sie sich im Rahmen an historische Fakten gehalten hat, einige inhaltliche (für mich allerdings sehr wichtige Teile) rein fiktiv gefüllt wurden. Zu diesen fiktiven Aspekten gehört z.B. die Rolle von Mileva bei Albert Einsteins physikalischer Arbeit. Auffällig bleibt auch, dass vor allem die Zeit mit Albert Einstein beschrieben wird und wenig außerhalb dessen bekannt ist.

Im Gesamten wird in dieser teilfiktiven Biographie Albert Einstein in seinen Rollen als Freund, Ehemann und Wissenschaftler sehr schlecht und unsympathisch dargestellt. Mileva hingegen ist erst mutig und kämpferisch, hat aber Schwierigkeiten den Kampf gegen die äußeren Umstände zu gewinnen.

Mir persönlich bleibt es zu offen, welche Teile der Biographie nun glaubhaft sind und was fiktiv ausgedacht. Gerade da mit Mileva`s Biographie auch Albert Einsteins Person sehr direkt bewertet wird, würde ich mir mehr historisch belegbare Fakten wünschen und eine klarere Distanzierung zwischen Fiktion und Fakten.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Über japanische hunderjährige viel gelernt, übertragen ins westliche sehr schwer

Ikigai
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„Ziel dieses Buches ist es, Sie in die Geheimnisse der japanischen Hundertjährigen einzuweihen, Ihnen zu zeigen wie man ein gesundes, erfülltes Leben führen kann und was man zu tun vermag, um sein eigenes ...

„Ziel dieses Buches ist es, Sie in die Geheimnisse der japanischen Hundertjährigen einzuweihen, Ihnen zu zeigen wie man ein gesundes, erfülltes Leben führen kann und was man zu tun vermag, um sein eigenes Ikigai zu entdecken.
Wer es gefunden hat besitzt alles Notwendige für einen langen, glücklichen Lebensweg.“

Ikigai ist japanisch und bedeutet Lebenssinn.

Die Autoren Francesc Miralles und Hector Garcia versuchen das Geheimnis der Japaner zu entschlüsseln und uns zu zeigen, warum gerade in Okinawa die Menschen überdurchschnittlich alt werden. Dabei wird uns die Lebensart der Okinawer vorgestellt, da es sehr wahrscheinlich ist, dass diese eine entscheidende Schlüsselfigur spielt für ihr langes Leben. Es geht um die Grundeinstellung zum Leben, die Ernährung, die Bewegung bis hin zum Umgang mit Stress und den Einfluss des sozialen Umfeldes.

Ich fand das Buch grundsätzlich sehr interessant. Man erfährt vor allem viel über das Leben in Okinawa, wo die Menschen überdurchschnittlich alt werden. Einiges davon, war mir vorher schon bekannt, einige Aspekte waren neu.
Grundsätzlich finde ich es allerdings sehr schwer die genannten Aspekte in die westliche Welt zu übertragen. Bei einigen ist es schlichtweg unmöglich, wie z.B. die gleichbleibende Temperatur, die in allen fünf Zonen (Zonen in denen die Menschen überdurchschnittlich alt werden) herrscht. Auch die Ernährung und Lebensweise ist kulturell verschieden geprägt und nicht immer anzupassen. Das soziale Netz in einer Großstadt ist mit dem eines japanischen, abgelegenen Dorfes einfach nicht vergleichbar. Man kann das Wissen über die Wichtigkeit eines intakten sozialen Netzes nutzen, um Freundschaften zu pflegen, allerdings wird es nie dasselbe sein wie in einer japanischen Dorfgemeinschaft.

In meinen Augen, kann man das Wissen über die Lebensart der Okinawer nutzen um sein eigenes Leben zu reflektieren. Ernährung, Bewegung, Sport und soziales Netzwerk sind wichtig um glücklich und gesund zu sein. Vieles ist bekannt und es lohnt sich trotzdem regelmäßig das eigene Verhalten zu prüfen.

Seinen eigenen Ikigai wird man nur finden, wenn man bereit ist sein eigenes Leben zu hinterfragen und für sich zu entscheiden was einem persönlich wichtig ist. Dafür braucht man nicht zwangsläufig dieses Buch, aber es schadet nicht es gelesen zu haben.

„Jeder Mensch hat seinen eigenen Lebenssinn, der sich im Lauf der Jahre immer wieder wandeln kann.“

Veröffentlicht am 13.05.2017

Wissenschaftlicher Teil interessant – umgebene Geschichte leider nicht überzeugend

Das Einstein Enigma
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Unerwartet taucht ein altes, bisher unbekanntes Manuskript von Albert Einstein auf. Ein Teil des Manuskriptes ist jedoch verschlüsselt. Um dieses Problem zu lösen bittet der iranische Geheimdienst den ...

Unerwartet taucht ein altes, bisher unbekanntes Manuskript von Albert Einstein auf. Ein Teil des Manuskriptes ist jedoch verschlüsselt. Um dieses Problem zu lösen bittet der iranische Geheimdienst den Kryptoanalysten Thomas Noronha bei der Übersetzung zu helfen. Sowohl der iranische- als auch der amerikanische- Geheimdienst geht davon aus, dass sich in dem Manuskript eine Anleitung zum Bau einer billigen Atombombe verbirgt. Grundlage dieser Vermutung ist ein abgehörtes Gespräch zwischen Einstein und Ben-Gurion, dem Premierminister Israels, aus dem Jahre 1951 mit dem das Buch startet. Der Krytoanalyst Thomas gerät zwischen die Fronten und soll als Doppelagent der CIA und des Irans verhindern, dass die Iraner die Lösung für die atomare Aufrüstung erhalten.
Doch, wie der Klappentext schon verrät, liegen beide Geheimdienste falsch. Einstein hat sich nicht weiter mit Atombomben beschäftigt, sondern sich einem viel größeren Thema gewidmet. Er hat versucht die Existenz Gottes nachzuweisen…

Was mich an dem Buch besonders gereizt hat, war die versprochene Kombination aus wahren wissenschaftlichen Grundlagen, verpackt in einem spannenden Roman.
Leider konnte das Buch genau das, in meinen Augen, nicht halten.
Die wissenschaftlichen Aspekte fand ich generell gut umgesetzt. Die Erklärungen waren zum Teil etwas langatmig, dafür aber auch für jeden Laien verständlich. Nur durfte man sich im jeweiligen Kapitel dann nicht ablenken lassen. So konnte man allerdings einiges lernen. Auf der einen Seite über ein breites Feld der Physik: Relativitätstheorie, Quantentheorie, Unschärferelation, Chaos- und String Theorie, Atome und Quarks sind nur einige wenige Schlagwörter. Auf der anderen Seite auch über die verschiedenen Religionen: christliche Bibel, Buddhas vier edle Wahrheiten, der Hinduismus mit dem Brahman, der Taoismus mit Yin und Yang.
Leider konnte die Geschichte, die um diese wissenschaftlichen Themen gesponnen wurde, nicht mithalten. Da ich nichts vom Inhalt vorwegnehmen möchte, ist es schwer zu begründen warum mich die Geschichte nicht überzeugen konnte. Deshalb nur so viel, der Hauptcharakter Thomas ist mir zu naiv, die Geheimdienste sind in ihren Handlungen nicht gradlinig genug und lassen Thomas viel zu sehr freie Hand, die gesamte Entwicklung der Geschichte gelingt zu reibungslos, bis auf wenig Ausnahmen, die dann aber auch nicht konsequent zu Ende geführt werden. Ohne Liebesgeschichte kommt kein Roman aus, auch dieser nicht.

Aufgrund der nicht überzeugenden Geschichte, rund um die wissenschaftlichen Fakten, kann ich nur drei von fünf Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Nicht meine Lieblingsübersetzung

Krieg der Welten
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„Als sich außerirdische Flugobjekte der Erde nähern, erfahren die Menschen, dass sie nicht allein im Universum sind. Die Fremden sind den Erdbewohnern technisch weit überlegen und machen schnell klar: ...

„Als sich außerirdische Flugobjekte der Erde nähern, erfahren die Menschen, dass sie nicht allein im Universum sind. Die Fremden sind den Erdbewohnern technisch weit überlegen und machen schnell klar: sie kommen nicht in Frieden. Als die Invasion der Erde beginnt, entbrennt ein Krieg, bei dem nicht weniger auf dem Spiel steht, als das Überleben der gesamten Menschheit…“

Das Buch hat ein sehr interessantes Vorwort, dass die Literarische Stellung und Vorreiterrolle des Buches „Krieg der Welten“ von H.G. Wells eindrucksvoll hervorstellt.
Es war der erste Roman Science-Fiction Roman überhaupt, geschrieben im Jahr1898. Er diente vielen weiteren Romanen als Vorlage und auch anderen Klassikern wie dem berühmten Hörspiel von Orson Wells 1938, dass eine Panik auslöste und Menschen dazu veranlasste fluchtartig die Städte zu verlassen.

Ich habe mich mit der Bewertung dieses Klassikers sehr schwer getan.
Nach dem Vorwort war ich noch neugieriger auf diesen Klassiker, als ich vorher sowieso schon war.
Nachdem ich die ersten Sätze gelesen hatte, musste ich leider feststellen, dass ich mich sehr schwer damit getan habe, in die Geschichte einzutauchen. Die Sätze sind extrem lang und verschachtelt. Die Wortwahl wechselt zwischen modernen und gängigen Wörtern und alten, heutige nicht mehr gängigen Worten (bei einem Buch von 1898 nicht sehr verwunderlich).
Trotzdem war ich der Meinung, dass ich mich nur an den unüblichen Satzbau und Schreibstil gewöhnen musste. Leider gelang mir dies nicht. Ich bin über einige offensichtliche Übersetzungsfehler gestolpert, die einfach keinen Sinn machten (z.B. Seite 79 “Ich gab dem Pferd einen Schmitz mit der Peitsche” ). Dadurch und durch die Länge der Sätze habe ich die Orientierung innerhalb der Geschichte verloren und auch den Spaß am lesen.

Nun blieb für mich die Frage offen, ob der Roman „Krieg der Welten“ an sich nichts für mich ist, oder ob die Neuübersetzung für mich nicht die richtige Version ist. Um dies beurteilen zu können habe ich mir in der Bücherei eine ältere Übersetzung ausgeliehen. Im Vergleich dieser beiden Übersetzungen sind mir doch einige Unterschiede aufgefallen. In der älteren Version sind die Sätze deutlich kürzer (zum Teil aus einem Satz der Neuübersetzung wurden 3 Sätze in der älteren Übersetzung), was mir persönlich das ganze leichter gemacht hat. Ich konnte der älteren Version besser folgen.
Die Neugierde trieb mich zuletzt dazu, beide Versionen mit dem englischen Original zu vergleichen. Dabei fällt auf, dass die Neuübersetzung wörtlich genauer am Original ist (wobei einige Sätze komplett ausgelassen werden). Die ältere Version die mir vorliegt, ist freier übersetzt was sowohl die Satzlänge als auch den deutschen Satzbau betrifft.

Die Frage, die sich jeder selbst beantworten muss ist nun welche Version er bevorzugt.
Die Neuübersetzung die näher am Original Text ist, oder eine ältere Version.
Ich persönlich wähle die ältere Übersetzung, da diese für mich leichter verständlich ist.

Die schönen Illustrationen aus der Neuübersetzung gehen mir damit leider verloren.
Sie sind sehr passend, stilecht und schön als schwarz-weiß Skizzierung umgesetzt.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Arme schwarze afrikanische Einwanderer treffen auf reiche weiße Bänkerfamilie.

Das geträumte Land
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Jende Jonga verlässt sein Heimatland um in Amerika sich und seiner Familie den „American Dream“ zu erfüllen. Es gelingt ihm nach zwei Jahren genug Geld zu sparen, um seiner Frau Neni und seinem Sohn Liomi ...

Jende Jonga verlässt sein Heimatland um in Amerika sich und seiner Familie den „American Dream“ zu erfüllen. Es gelingt ihm nach zwei Jahren genug Geld zu sparen, um seiner Frau Neni und seinem Sohn Liomi auch die Einreise zu ermöglichen.
Schließlich bekommt er sogar einen Job als Chauffeur, in dem er gut verdient. Auf diese Weise trifft der afrikanische Einwanderer den amerikanischen Bankier Mr. Edwards, bei dem er nun angestellt ist. Der Leser kann die Entwicklung beider Familien im Laufe des Buches mitverfolgen, in dem beide Familien sich gegenseitig beeinflussen.

Den Grundgedanken des Buches fand ich sehr interessant. Zwei Kulturen, zwei Gesellschaftsschichten treffen aufeinander. Durch die Lehman-Krise wird das Leben beider Familien auf den Kopf gestellt. Allein in dieser Kombination habe ich eine Menge Sprengstoff gesehen und einen hochaktuellen Roman erwartet.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Familien sind in meinen Augen beide zu stereotyp. Auf der einen Seite die schwer arbeitenden Einwanderer, die sich vor allem Wohlstand wünschen und eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Auf der anderen Seite die reiche Bankerfamilie mit dem exzessiv arbeitenden Mann der nie zu Hause ist, die Frau, die Drogenprobleme hat und einem Sohn, der alles andere möchte, nur nicht so zu werden wie sein Vater.
Auch das Frauenbild passt in die jeweiligen „Schubladen“. Die afrikanische Frau ordnet sich dem Mann unter, hat nichts zu sagen und folgt. Die amerikanische Frau weiß genau wie sie ihren Mann lenkt, damit dieser das macht was sie möchte.

Mir fehlte der Bezug zu den Protagonisten, da sie in meinen Augen zu sehr bekannte Klischees erfüllen und mich nicht überrascht, sondern eher genervt haben.
Auch den Einfluss der Finanzkrise hätte ich mir persönlich noch größer vorgestellt.

Die Geschichte konnte mich nicht mitreißen oder berühren, daher von mir nur 3 von 5 Sternen.