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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2021

The last point of view

Nach der letzten Landung
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Klappentext:

„Die »Karriere« der Flugzeugfriedhöfe begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als tausende von Militärflugzeugen nicht mehr benötigt wurden. Ideal sind Orte geringer Luftfeuchtigkeit, so gibt ...

Klappentext:

„Die »Karriere« der Flugzeugfriedhöfe begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als tausende von Militärflugzeugen nicht mehr benötigt wurden. Ideal sind Orte geringer Luftfeuchtigkeit, so gibt es wenig Rost. über lange Zeit können Ersatzteile entnommen werden und eine Wieder-Indienststellung ist oft nach vielen Jahren möglich. Heute sorgt Corona für eine große Zahl an ausgemusterten Maschinen. Der Bildband zeigt die interessantesten dieser Plätze weltweit.“



Was macht man, mit Dingen die nicht mehr gebraucht werden? Sie wandern zumeist auf den Müll, egal ob alte Kleidung, kaputte Autos, Schiffe die nicht mehr „gebraucht werden“ und auch bei Flugzeugen sieht es nicht anders aus. Nur hier gibt es tatsächlich sogenannte „Friedhöfe“. Dieser prächtige Fotoband begeistert allein durch seine opulente Größe und seine hochauflösenden Fotos. Weltweit gibt es solche Plätze und es ist erstaunlich welche Maschinen dort in den (meist) ewigen Schlaf gehen. Kurze und präzise Begleittexte geben weitere Informationen dem Leser weiter und wir können uns dadurch ein besonderes Bild machen.

Allein die Größe und auch die Haptik sind hierfür bestens gewählt. Die Seitenstruktur ist vortrefflich und bietet den Bildern den entsprechend nötigen Raum.

Für alle Flugzeug-Fans ein Muss und auch für alle, die wissen wollen was bei solchen Maschinen danach kommt. Ich vergebe 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Verscharrte Gedanken

Weiches Begräbnis
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Klappentext:

„In einem kleinen Dorf wird eine junge Frau halbtot aus einem Fluss gezogen, sie erinnert sich an nichts. Der Dorfarzt Dr. Wu rettet ihr das Leben, und sie beginnt ein neues: Sie wird Haushälterin ...

Klappentext:

„In einem kleinen Dorf wird eine junge Frau halbtot aus einem Fluss gezogen, sie erinnert sich an nichts. Der Dorfarzt Dr. Wu rettet ihr das Leben, und sie beginnt ein neues: Sie wird Haushälterin des KP-Kaders vor Ort, heiratet ihren Retter Dr. Wu, und sie bekommen einen Sohn. Doch im Laufe der Jahre löst sich der schützende Kokon des Vergessens. Sie sind verdammt zu schweigen, denn das Schweigen schützt die Familie: auch dafür steht „weiches Begräbnis“, die Erinnerung so tief zu begraben, dass gefährliches Wissen für immer verlorengeht. Im Schatten dieses Traumas wächst ihr Sohn auf – doch alles ändert sich, als er beginnt, die Vergangenheit zu erforschen.“



Allein der Titel hat es in sich - „Weiches Begräbnis“. Wer sich etwas mit der Chinesischen Geschichte/Kultur auskennt, weiß recht schnell was dies zu bedeuten hat - Tote wurden verscharrt, ohne Sarg, ohne Zeremonie. Was will uns der Autor denn schlussendlich dann mit der Geschichte seiner Protagonistin erzählen?! Hier gibt es wieder so viele Themen, dass das hier gar nicht alles reinpasst. Mit gewisser Hingabe aber auch genügend Abstand dürfen wir hier die Verunglückte kennenlernen und versuchen zu verstehen, warum sie ihre Schritte im Leben so gewählt hat. Emotional aber auch politisch ist dieser Roman zaghaft aber dennoch sehr deutlich zu verstehen. Man muss die chinesische Kultur ein wenig kennen sonst ist man hier aufgeschmissen, denn viele Details stecken wieder zwischen den Zeilen. Die Geschichte mit dem Vergessen und dem Schweigen sind sehr gute Metaphern für politische Sichtbilder der Region - nichts hören, nichts sagen, nichts sehen, einfach nur für den Staat funktionieren. Dennoch sind diese Parts aber auch ein Spiegel der Seele, denn auch wenn Erinnerungen verschwinden (müssen), ist es doch wie mit einem weichen Begräbnis - keiner wird je mehr danach fragen. Das Sohn Quinlin in alten Wunden bohrt, ist seiner Neugier geschuldet, aber auch genau das, was der Leser lesen will.

Alles in allem sehr philosophisch, politisch leise und laut zugleich, eine Aufnahme der Zeit in einem weit-entfernten Land und ein extrem nachhallendes Buch, welches man mit Bedacht und Respekt lesen sollte - 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Grandiose Fortsetzung mit dem richtigen, zeitlichen Flair

Die Insel der Wünsche - Gezeiten des Glücks
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Klappentext:

„Helgoland 1899. Nach dem Tod ihres Mannes und dem Bankrott seines Hotels steht Tine Tiedkens vor dem Nichts. Nur ihre Tochter Henriette hindert sie daran, den letzten Schritt zu tun. Erst ...

Klappentext:

„Helgoland 1899. Nach dem Tod ihres Mannes und dem Bankrott seines Hotels steht Tine Tiedkens vor dem Nichts. Nur ihre Tochter Henriette hindert sie daran, den letzten Schritt zu tun. Erst als ihre Schwester Friderike den Blumenladen »Blütenträume« erbt, finden Tine und ihre Tochter ein neues Zuhause und eine Arbeit. Das Schicksal scheint es endlich gut mit Tine zu meinen. Doch als Helgoland immer mehr zu einer militärischen Festung ausgebaut wird, bleiben die wohlhabenden Gäste vom Festland aus. Die »Blütenträume« welken rasch, und bald steht Tine vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens ...“



Auf die Fortsetzung nach dem grandiosen Start war ich unheimlich gespannt, denn diese Geschichte fällt aus jeglicher Klischeereihe heraus. Obwohl alles nach einem seichten Roman aussieht, hat es doch die Geschichte rund um Tine Heesters gewaltig in sich. Hier im zweiten Teil wird die anfänglich Stimmung doch noch mehr getrübt als ohnehin und Autorin Anna Jessen hat das Flair der Insel, aber auch das Seelenheil der Figuren, mehr als gekonnt eingefangen. Man leidet mit, freut sich mit und schaut mit bangen Blicken in die Zukunft Helgolands. Richtig! Denn die Geschichte der Insel wird hier so extrem gekonnt mit eingebettet, das man meint, selbst mit dabei zu sein. Jessen schlägt hier bewusst leisere und düstere Töne an, denn jeder gute Geschichtsinteressierte weiß, an welchem Punkt Helgoland und die Welt damals standen. Aber nicht nur das. Tine hat extrem viel zu verkraften und man möchte ihr eigentlich gern unter die Arme greifen, merkt aber schnell, das sie schon ganz gut selbst zurecht kommt. Mit ihrer freundlichen aber auch oft naiven, fast dümmlichen Art, nimmt sie den Leser auf besondere Weise ein, ohne dabei nervig oder langweilig zu wirken. Figur „Constanze von Witten“ hat Tine perfekt beschrieben: man muss nicht immer die Verrücktheit der Menschen verstehen oder beachten. Generell ist der Sprachstil Jessens‘ extrem zeitgemäß gewählt und man spürt das Flair der damaligen Zeit durch jede Seite. Tines Tochter Jette und ihre Zukunft bekommen dieses Mal viel Platz, ohne dabei Tine als Hauptfigur aus den Augen zu lassen. Jessen hält an ihr fest und es gibt immer wieder neue Situationen die sehr gut konzipiert wirken. Wer hier meint, die Geschichte habe weniger Power, stimme ich soweit zu, das die damalige Zeit schon explosiv genug war und die Sicht auf die Figuren hier das Hauptaugenmerk ist. Auch hier gibt es dieses Mal ganz besondere liebenswerte Menschen und Figuren die wir ziehen lassen müssen und ja, es schmerzt, denn man hat sie alle recht lieb gewonnen. Aber es gibt auch rührende und schöne Momente, die sehr gekonnt platziert wurden und die Geschichte wahrlich stark bereichern.

Das so eine Roman-Reihe so anspruchsvoll und wohltuend geschrieben werden konnte, ist eine echte Ausnahme und auch dieses Mal vergebe ich 5 von 5 Sterne. Es bleibt weiterhin spannend und die Lust auf Band 3 ist ungebrochen. Hoffen wir das beste für die Insel und ihre Bewohner…

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Verzwickt, geheimnisvoll und typisch „Donna Leon“

Flüchtiges Begehren
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Klappentext:

„Samstagabend auf dem Campo Santa Margherita. Nach einem Drink lassen sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen. In der Dunkelheit rammt ...

Klappentext:

„Samstagabend auf dem Campo Santa Margherita. Nach einem Drink lassen sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen. In der Dunkelheit rammt das Boot einen Pfahl, und die Amerikanerinnen enden bewusstlos auf dem Steg des Ospedale. Warum alarmierten ihre Begleiter nicht die Notaufnahme, wenn alles nur ein Unfall war? Je hartnäckiger Brunetti ermittelt, desto näher kommt er einem Monstrum, vor dem sich selbst die Mafia fürchtet.“



Es gibt keine Krimi-Reihe die ich schon so lange verfolge wie die des „Commissario Brunetti“ von Schöpferin Donna Leon. Nunmehr lesen wir hier den dreißigsten Fall und Brunetti ist kein bisschen müde. Dieser aktuelle Fall hat es aber dennoch in sich und Leon schafft es wieder gekonnt, den Leser und auch Brunetti hinters Licht zu führen. Die bildhaften Beschreibungen sind glänzend und ein echter Genuss! Die aktuellen Themen werden auch gekonnt mit eingeflochten - so geht richtig gute Literatur!

Und Brunetti? Ich mag seine immer noch ruhige Art des ermittelns, seine innere Ausgeglichenheit, seinen Sinn für gutes Essen, gute Weine und die Familie und das er seinen Beruf als Berufung ansieht. Hier merkt man wieder ein Mal in den großen Worten von Donna Leon, das es auch eine Spur ruhiger und komprimierter geht. Mit leisen Worten löst Brunetti diesen verzwickten Fall wieder enorm gekonnt und nachvollziehbar, der Spannungsbogen ist richtig gut gespannt und dosiert . Dennoch muss man als Leser wieder gut mitdenken und nicht gleich auf die erstbeste Lösung sich ausruhen, denn auch hier gilt, typisch Leon: nichts ist, wie es scheint!

Von mir aus kann diese Reihe ewig so weiter gehen und wenn Donna Leon noch Lust hat und Ideen, sollte das doch kein Problem sein! Brunetti wird auch im Ruhestand nicht ruhig sitzen können, dafür treibt ihn seine Neugier dann doch immer wieder in die Abgründe der Italienischen Hafenstadt. 5 von 5 Sterne und auf weitere mindestens 30 Fälle!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Die Wunderlichkeiten einer Ehe

Der Brand
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!ein Lesehighlight!



Klappentext:

„Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise ...

!ein Lesehighlight!



Klappentext:

„Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.“



Daniela Krien zählt für mich mittlerweile zu meinem festen Literatur-Stamm. Ihre Bücher besitzen enorme Kraft, genauso ihr aktuelles Buch „Der Brand“.

Die feinen, bedeutungschwangeren Details zwischen den Zeilen, ihre detaillierte Verwendung von Metaphern, ihre Beobachtungsgabe lassen diese Geschichte förmlich explodieren.

In einer Ehe wird man wunderlich, genau wie im Alter. So geht es auch den Hauptprotagonisten im Buch: Familie Wunderlich besteht aus Rahel und Peter, verheiratet und am Rand des ehelichen Verfalls, da die Infragestellung dieser nun präsent ist. Krien legt gekonnt Doppeldeutigkeiten und ich liebe diese zu entschlüsseln! Wer hier aufmerksam liest, bekommt ein echtes Buch-Highlight! Die Reise in den „vermeintlichen“ Urlaub (das hüten eines Hauses von Freunden in der Uckermark) soll nun die Wahrheit ans Licht bringen bzw. den beiden die Möglichkeit geben, über ihre „Probleme“ zu sprechen, jeder soll sich Luft machen, es knallhart herausbrüllen….Krien versucht ihre Protagonisten in eine Richtung zu stupsen und bringt dem Leser gewollt ungewollt einen gewissen Spannungsbogen. Diese Geschichte ist keine reine Beziehungskiste sondern zeigt tiefgründig und emotional, wie verletzlich und gebrechlich die Liebe, die Ehe und das Leben ist. Man beendet diese wahrlich bewegende und bedrückende Geschichte und bekommt Gedanken was die eigene Ehe betrifft…Ja, wir werden in einer Ehe wunderlicher, aus einem Schwelbrand kann ein großer Brand entstehen und alles zerstören was man mühevoll aufgebaut hat - Will man das? „Ehe“ bedeutet große Anstrengung und Führung beider Ehepartner und Daniela Krien macht dies hier in jedem Satz deutlich. Ihre Wortwahl könnte besser nicht sein - klar, deutlich, treffsicher und auch elegant führt sie den Leser hier durch eine Krise der heftigen Art. Krien hat ein extrem feines psychologisches Gespür und verpackt dies mit perfekten Worten!

Ich vergebe 5 von 5 Sterne, aber fest steht, diese Ansicht hätte weitaus mehr verdient!

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