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Veröffentlicht am 11.08.2021

Hinter der Fassade

Eine perfekte Ehe
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Zach, milionenschwerer Geschäftsmann ist vor kurzem mit Frau und Sohn nach New York gezogen. Während er seine Zeit im Büro verbringt, freundet sich Amanda mit zwei Frauen aus der Nachbarschaft an. Nach ...

Zach, milionenschwerer Geschäftsmann ist vor kurzem mit Frau und Sohn nach New York gezogen. Während er seine Zeit im Büro verbringt, freundet sich Amanda mit zwei Frauen aus der Nachbarschaft an. Nach Außen hin scheint jede der Freundinnen eine perfekte Ehe zu führen, doch perfekt ist hinter der roten Backsteinfassade der Brooklyner Brownstone Häuser eigentlich gar nichts und schließlich führt das zu einem Mord.

Das Buch erzählt seine Geschichte auf mehreren Ebenen. Der Leser begleitet Anwältin Lizzi in den Tagen nach dem Mord bei ihrer Arbeit, in ihrer Ehe und bei der Spurensuche, um Zachs Unschuld zu beweisen. Im Kontrast dazu erleben wir Amandas Tage vor dem Mord in Rückblenden. Lizzis Abschnitte sind dabei, anders als die um Amanda, in der Ich Form geschrieben. Eingestreut in die beiden Zeitstränge sind Vernehmungsprotokolle und Berichte über eine Cyber Attacke in einer anderen Schriftform.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, für einen Thriller aber unaufgeregt und eher auf unterschwellige Spannung gerichtet. Bei über 500 Seiten kann es da schon mal ein paar Längen geben. Über weite Strecken hinweg füttert die Autorin ihre Leser an, um dann nur ganz spärliche Hinweise, oder neue Erkenntnisse einzustreuen. Mich selbst hat das zuerst gar nicht wirklich gestört, konnte sich so doch mein Hirn die wildesten Theorien überlegen, je mehr es aber auf das Ende zuging fand ich diese Taktik leicht frustrierend.

Tatsächlich bildet sich relativ am Anfang eine Erwartungshaltung an das Buch. Aufgrund der Konstellation und der vermeintlichen Ähnlichkeiten z.B. zu "Gone Girl", glaubt man zu wissen in welche Richtung sich das Buch entwickelt. Die Autorin setzt hier sicher ganz bewusst auf diese Parallelen und schafft es dann, durch ihre eingebauten Wendungen, dass der Leser wieder bei Null steht. Leider hat sie, für meine Begriffe, hier etwas übertrieben und einfach zu viele Twists eingebaut. Letztlich fühlte ich mich an "Desperate Housewives" erinnert, wo innerhalb einer kleinen, begrenzten Gruppe so viele Themen eingebaut werden,dass am Ende die Glaubwürdigkeit darunter leidet. Eine Zeitlang ist das ganz amüsant, später wird es aber irgendwann anstrengend.

Für mich hat die Autorin viel zu viel Energie in die Ausarbeitung ihrer Wendungen gesteckt und diese Energie hat den Figuren am Ende gefehlt. Jede von ihnen bleibt flach und oberflächlich, selbst über Amanda, die sogar Tagebuch führt erfährt man nur wenig und das auch erst zur Auflösung hin. Möglicherweise nutz die Autorin das aber auch als Stilmittel, um den Effekt zu verstärken, dass man eben nicht hinter die Fassade sehen kann, dass Menschen uns nur das von sich sehen lassen, was sie wollen das wir sehen. Die Auflösung der Geschichte wird dann im Vergleich zum Rest recht flott erzählt, wobei einige lose Enden und Ungereimtheiten für mich bleiben. Ich empfand das Ende fast etwas zurechtgebogen, damit es dann rückblickend zur Story passt.

Ein durchaus unterschwellig spannender Roman, im Ansatz sicher auch Thriller, den man schnell weglesen kann und der es schafft einen zu überraschen, wenn man über kleine Ungereimtheiten hinwegsieht. Für mich ein Buch, dass mit der richtigen Besetzung, besser als Verfilmung funktionieren könnte.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ermittler mit dunkler Seite

Hundstage für Beck
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Die Hitze hat die Gegend um Hamburg fest im Griff, Hundstage nennt der Volksmund diese Hitzeperiode. Auch der heruntergekommene Polizist Nick Beck leidet darunter doch nicht nur die Hitze macht ihm zu ...

Die Hitze hat die Gegend um Hamburg fest im Griff, Hundstage nennt der Volksmund diese Hitzeperiode. Auch der heruntergekommene Polizist Nick Beck leidet darunter doch nicht nur die Hitze macht ihm zu schaffen. Beck hat noch immer nicht den Tod einer Kollegin verarbeitet und versucht sich nun erfolglos mit Alkohol zu betäuben. Das bleibt nicht ohne Folgen und auf einer nächtlichen Alkoholfahrt überfährt er eine junge Frau.

Der Autor zeigt eine sehr spezielle Hauptfigur, innerlich taub nach den dramatischen Ereignissen, traumatisiert, alkoholabhängig, voll mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen, aber immer noch fähig taktisch zu denken und zu analysieren. Eigentlich eine Figur mit der der Leser Mitleid haben könnte, aber dafür ist sie einfach zu unsympathisch. Nick Beck ist nicht daran gelegen sympathisch zu sein, sein ganzes Handeln ist auf Alleingang programmiert und Hilfe ist nur erwünscht, wenn sie seinen Zwecken dient.

An sich mag ich solche verkorksten Figuren sehr gern, aber wie schon gesagt, Beck macht es einem nicht einfach ihn zu mögen. Die oft fragwürdigen Entscheidungen, die der Autor seine Figur treffen lässt passen für mich nicht in das Bild eines "typisch" deutschen Kriminalbeamten. Wäre die Story in den USA angesiedelt, hätte ich damit wahrscheinlich überhaupt kein Problem, auch wenn das jetzt sehr nach Vorurteilen klingt.

Der Autor hat eine Story kreiert, die als Serie angelegt ist, bezogen auf den traumatischen Fall, an dem Beck vor seinem Absturz gearbeitet hat. Hierzu gibt es im Epilog eine spannende Überleitung, die Lust auf das zweite Buch macht. Hier im ersten Band bildet sie eher den Rahmen für den Fall um die überfahrene junge Frau und gibt der Figur Beck ihre Substanz. Mir ist der Einstieg in die Geschichte gut gelungen, der Autor schafft ein spannendes Setting mit einer logisch aufgebauten Geschichte. Manche Nebenschauplätze sind dann aber vielleicht wieder etwas drüber. Einen Teil der Handlung errät der Leser im Verlauf, der Täter hat sich mir erst kurz vor Schluss offenbart. Der Showdown kam dann relativ schnell und hat mich ein wenig unbefriedigt zurück gelassen, aber mit der Option, dass hier im nächsten Buch nochmal angeknüpft wird. Mir ging es hier ähnlich wie Becks LKA Kollegin Cleo Torner, zu viele kleine Ungereimtheiten.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Vorhersehbar

Fata Morgana
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Miss Marple wird von der Schwester einer Freundin auf geheime Mission geschickt, sie soll ein Auge auf die betuchte Dame haben. Irgendwie wird ihre Schwester das Gefühl nicht los, sie könnte in Gefahr ...

Miss Marple wird von der Schwester einer Freundin auf geheime Mission geschickt, sie soll ein Auge auf die betuchte Dame haben. Irgendwie wird ihre Schwester das Gefühl nicht los, sie könnte in Gefahr schweben. Schon kurz nach ihrer Ankunft lernt Miss Marple ein kompliziertes Geflecht von Mitbewohnern im Haus der Freundin kennen und bald kommt es zu einem besorgniserregenden Zwischenfall und natürlich zu einem Mord.

Agatha Christie inszeniert hier wieder eines ihrer Kammerstücke. Eine Anzahl von Personen, in diesem Fall verwirrend viele, treffen in einem englischen Landsitz aufeinander und es geschieht ein Mord. Im Zuge der Ermittlungen kommen dann Geheimnisse und Verstrickungen ans Tageslicht, von denen Einige etwas mit dem Verbrechen zu tun haben, Andere wiederum eher als Ablenkungsmanöver dienen. Mittendrin, als Konstante und Ruhepol, Miss Marple in gewohnter Manier.

In diesem Roman hat der Leser leider von Anfangan das Gefühl einer Inszenierung beizuwohnen. Diese Inszenierung ist natürlich gewollt und wichtiger Bestandteil des Buches, allerdings ist sie mir zu konstruiert und gewollt, der Leser wird quasi mit der Nase darauf gestoßen und somit ist der Täter und auch das grobe Motiv relativ schnell klar. Ein wenig hat das mein Lesevergnügen getrübt, liebe ich es doch mit zu kriminalisieren. Die vielen Figuren und ihre privaten Verwicklungen sind ebenso verwirrend, wie die komplizierten Familienverhältnisse. Agatha Christie hat es hier wohl sehr gut gemeint um möglichst viele Tatverdächtige ins Spiel zu bringen.

Die Originalausgabe ist von 1958, man merkt dem Text natürlich sein Alter an, er strotzt von Vorurteilen gegenüber Allem, was nicht Englisch ist. Man muss allerdings den Alltagsrassismus im Kontext sehen, heute würde ein Autor da sicherlich einen ziemlichen Shitstorm erleben. Aber auch Vorurteile innerhalb der englischen Gesellschaft kommen zu Tage, der Snobismus der englischen Upper class gegenüber allem ohne Stammbaum und Familienvermögen ist zeitgeschichtlich gesehen authentisch. Hier zeigt dich wiedereinmal, was für eine exzellente Beobachterin Agatha Christie war, sie spiegelt Eins zu Eins die Verhältnisse ihrer Zeit.

Der Roman zeigt einige Schwächen, zählt mit Sicherheit nicht zu ihren Besten, ist aber trotzdem aus dem Gesamtwerk der Autorin nicht wegzudenk und wurde sogar im Zuge der Miss Marple Serie verfilmt.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Fast zu viel an Information

Die kürzeste Geschichte Englands
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Großbritannien, Das Vereinte Königreich, oder gemeinhin eben England, der Autor versucht hier die sehr wechselhafte Geschichte der Insel zusammenzufassen.

Das Buch ist in größere zeitliche Abschnitte ...

Großbritannien, Das Vereinte Königreich, oder gemeinhin eben England, der Autor versucht hier die sehr wechselhafte Geschichte der Insel zusammenzufassen.

Das Buch ist in größere zeitliche Abschnitte unterteilt und enthält zum Text passende Erklärungen in Form von Bildern, Tabellen, Karten und Diagrammen, stellenweise sind Zitate aus historischen Abhandlungen eingefügt, am Ende gibt es ein umfangreiches Quellenverzeichnis. Das Buch ist also sehr wissenschaftlich fundiert aufgebaut.

Dem Leser werden geschichtliche Entwicklungen dargelegt, man erfährt detailliert, Wer, Wann und aus welchem Bewegrund die Herrschaft angestrebt hat über diese Insel, die eigentlich immer ungeeint gewesen ist. England, dieser kleine Teil, der im Prinzip bis heute im Klinsch liegt mit den eigenen Landsleuten in Wales, oder Schottland, bis in die jüngere Vergangenheit hinein regiert von Ausländern, meist Franzosen, ein Land ohne eigene Identität, Sprache und Kultur, ein Land, dass sich die meiste Zeit seiner Existenz mit irgendwem im Krieg befunden hat, entweder um zu erobern, oder um die eigene Eroberung zu verhindern. Umso erstaunlicher, welchen Siegeszug es später im Rahmen der Kolonialisierung der Welt angetreten hat.

Natürlich sind die akribisch zusammengestellten Daten und Namen interessant, zeigen sie doch ein geschichtliches Bild, das abweicht von dem was man allgemein hin aus Büchern, oder Filmen kennt. Nichtsdestotrotz war es mir teilweise zu viel Information auf zu engem Raum und mir hat mehr als einmal der Kopf geschwirrt. Leser mit entsprechenden Vorkenntnissen sind hier vielleicht mehr zu begeistern. Ich hatte mir auch eher einen weniger trockene Umgang mit dem Thema vorgestellt.

Wer sich mit den aktuellen Ereignissen im Bezug auf die geforderte Abspaltung Schottlands befasst wird in diesem Buch einige geschichtliche Belege für die nachwievor andauernden Konflikte im eigenen Land finden.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Miss Marple wird alt

Mord im Spiegel
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"Man muss sich mit den Tatsachen abfinden: St. Mary Mead war nicht mehr so wie früher." , resümiert Miss Marple kurz nach Beginn des Buches. Die alte Dame ist gerade etwas missmutig, der Gärtner pflegt ...

"Man muss sich mit den Tatsachen abfinden: St. Mary Mead war nicht mehr so wie früher." , resümiert Miss Marple kurz nach Beginn des Buches. Die alte Dame ist gerade etwas missmutig, der Gärtner pflegt ihren Garten nicht wie sie es gern hätte, ihre Pflegerin ist eine äußerst penetrante Person und zu allem Überfluss hat sie bei ihrer Strickarbeit eine Masche fallengelassen, ohne es zu bemerken. Man könnte meinen, sie hadert mit dem Älter werden. Etwas Abwechslung bietet sich, als die bekannte Schauspielerin Marina Greg in Gossington Hall einzieht und kurz darauf ein Mord geschieht. In gewohnter Manier beginnt Miss Marple ihre Erkundigen einzuziehen.

Mord im Spiegel ist einer der Romane Agatha Christies, der Vielen wahrscheinlich durch die Verfilmung mit Liz Taylor bekannt ist. Auch ich kannte den Film lange vor dem Buch, vielleicht ist das der Grund dafür, dass mir hier Manches etwas sehr konstruiert, vielleicht sogar unlogisch vorkommt.

Gut konstruiert sind die Fälle aus der Feder der Autorin immer. Oft, wie auch hier, mit einem Bezug zu tatsächlichen Begebenheiten. Ihre Figuren werden dem Leser vorgestellt und in wenigen Sätzen recht treffend portraitier. Innerhalb dieser Figurengruppe geschieht dann ein Mord und auch der Täter ist hier zu finden. In diesem Buch gibt es recht viele Figuren. Einige treten nur kurz auf, ohne das klar wird, welche Rolle sie in der Geschichte spielen, um so mehr verwundert es dann, wenn ihnen am Ende dann aus heiterem Himmel eine gewichtigere Rolle zukommt, ohne eine schlüssige Erklärung. Man könnte das natürlich unter auf die falsche Fährte locken verbuchen, aber es stört dann doch ein bisschen.

Im Ganzen liest sich das Buch in flotter AC Manier gut weg. Miss Marple tritt diesesmal allerdings etwas in den Hintergrund. Sie ist beim Mord nicht direkt dabei und braucht daher auch etwas Zeit, um aus dem was ihr zugetragen wird die Tat zu rekonstruieren. Erst zum Finale kommt es zu einer Begegnung mit den Beteiligten. Dieses Finale nun ist es, dass mich am meisten stört. Leider wird hier nicht, wie sonst üblich bei AC, die Tat nachvollziehbar offen gelegt. Recht schnell wird Motiv und Hergang abgehandelt und der Leser bleibt mit den Unstimmigkeiten zurück.

Ich habe dieses Buch gern gelesen und reihe es in meine Sammlung der Queen of Crime ein. Definitiv war es aber für mich nicht eines ihrer Besten. Vielleicht bin ich

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