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Veröffentlicht am 29.08.2021

Die Geschichte einer Avon- Kosmetikberaterin- Gelungenes Sittengemälde und unterhaltsamer Roman in einem. Kristina Engel erzählt ein interessantes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte

Ein Koffer voller Schönheit
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Lüneburg, Ende der 50er Jahre:

Anne hat einst in Benno Jensen ihre große Liebe gefunden und ihn auch direkt nach dem Krieg geheiratet. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder im Teenageralter, die Zwillinge ...

Lüneburg, Ende der 50er Jahre:

Anne hat einst in Benno Jensen ihre große Liebe gefunden und ihn auch direkt nach dem Krieg geheiratet. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder im Teenageralter, die Zwillinge Lili und Leo und könnten eigentlich glücklich sein. Doch Benno, der sich kürzlich zusammen mit einem alten Schulkollegen selbstständig gemacht und ein Möbelgeschäft eröffnet hat, macht sich neuerdings rar. Selbst an den Wochenenden bekommt Anne ihren Benno kaum noch zu Gesicht. Dazu gibt es Seiten an Benno seit Kriegsende, die ihr Angst machen. Immer verschlossener gibt er sich und so kommt es zu Spannungen in ihrer gemeinsamen Ehe. Als dann auch noch eine junge und attraktive Verkäuferin im Möbelladen eingestellt wird, fürchtet Annes Schwiegermutter Margarethe, die einen Friseursalon betreibt, dass ihr Sohn womöglich auf dumme Gedanken kommen könnte und versucht alles, um Anne aus ihrem biederen Schneckenhaus hervorzulocken. Obwohl Anne sich durchaus einige Jahre damit zufrieden gegeben hat, Hausfrau und Mutter zu sein, deren oberstes Ziel es ist, den Ehegatten glücklich zu machen, spürt aber auch sie tief in ihrem Inneren brodelnde Unzufriedenheit.

Margarethe schlägt der verdutzten Anne vor, sich bei der amerikanischen Kosmetikfirma Avon als Verkaufsberaterin zu bewerben. Und obwohl Anne erst Bedenken hat, lässt sie sich doch dazu überreden. Als Benno von Annes Vorhaben erfährt, will er es ihr verbieten. Er fürchtet um den guten Ruf der Familie, doch als sich seine und Annes Ehekrise immer mehr zuspitzt, gibt er nach.
Was keiner ahnt, Benno hat eigene Probleme, die ihn umtreiben. Obwohl er es nicht für möglich gehalten hätte, überrascht ihn seine Frau, denn sie ist überaus erfolgreich in ihrem neuen Job als Kosmetikberaterin. Kann Benno über seinen Schatten springen und zugeben, dass er im Unrecht war? Oder wachsen ihm seine Probleme dermaßen über den Kopf, dass er auch in ihrer Ehe versagen wird?

„Ein Koffer voller Schönheit“, von Kristina Engel, alias Brigitte Kanitz/Janson, erzählt die Geschichte einer jungen Frau und Mutter Ende der 50er Jahre, die als eine der ersten Avon-Kosmetikberaterinnen in Lüneburg, von Haus zu Haus zieht, um andere Hausfrauen und Damen zu verschönern.
Die Autorin stellt jedoch nicht unbedingt Annes Job in den Fokus des Geschehens, sondern vor allem erzählt sie die Geschichte einer Ehe im Laufe einiger Jahre. Die Höhen und Tiefen, die Anne und Benno dabei durchleben, werden wohl vielen Ehepaaren der damaligen Zeit nicht unbekannt gewesen sein. Durch die schrecklichen Kriegserlebnisse, kehrten viele Ehemänner mit PTBS zurück und für viele Ehefrauen wird es wohl auch eine Belastungsprobe gewesen sein. Zudem waren sich viele Ehepartner fremd, hastig geschlossene Ehen gab es zuhauf und selbst wenn man dann plötzlich feststellen musste, dass man überhastet geheiratet hatte, ließ man sich zur damaligen Zeit trotzdem nicht scheiden, aus Sorge um den guten Ruf.
Anne und Benno haben aber eigentlich aus Liebe geheiratet und lieben sich immer noch. Doch Benno ist, nicht nur wegen seiner PTBS, ein schwieriger Mensch. Er ist sehr traditionell eingestellt. Dazu gehört, dass er der Meinung ist, dass eine Frau ihren Platz kennen sollte.
Zugegeben, obwohl ich fand dass Benno sehr unsympathisch wirkte, muss man Kristina Engel zugute halten, dass sie ihn lediglich so geschaffen hat, wie Männer der damaligen Zeit halt gestrickt waren. Sicherlich ist es heutzutage schwer zu verstehen, dass sich Frauen zu Männern hingezogen fühlten, die ein solch vorsintflutliches Gedankengut verinnerlicht hatten und lebten. Dennoch muss man sich überlegen, dass es den Frauen von damals bereits von Kindesalter an eingetrichtert wurde, ihr einziger Lebenszweck wäre es, ihren Gatten glücklich zu machen- was man ja auch an der Werbung von einst gut sehen kann.
Und trotzdem gab es durchaus auch wenige Frauen, die eine andere, modernere Einstellung hatten. Wie etwa Annes Schwiegermutter Margarete. Warum sie ihren Sohn nicht besser erziehen konnte, bleibt allerdings ein Rätsel, obwohl sie ihm durchaus oft den Kopf wäscht.
In einer Sache agiert Benno allerdings dermaßen daneben, dass er ab diesem Moment sämtliche noch vorhandene Sympathiepunkte bei mir verspielt hatte und ich mir gewünscht hätte, dass Anne sich lieber einen anderen Mann sucht.

Gelungen fand ich das historische Flair, das diese Geschichte umwebt. Man fühlt sich nach wenigen Seiten bereits direkt in die damalige Zeit versetzt und Kristina Engel versäumt es dazu auch nicht, wichtige politische oder kulturelle Ereignisse, ganz natürlich, einzustreuen.
Ich gebe es zu, ich hätte mir ein wenig mehr „Avon-Beratungsgespräche“ zwischen Anne und ihren Kundinnen gewünscht, denn die wenigen, die in diesem Roman zu finden sind, mochte ich sehr. Das lag vor allem daran, dass Annes Kundinnen „frei von der Leber weg“ quasseln. Für mich gehörten sie zu den Highlights in „Ein Koffer voller Schönheit“.
Die Geschichte lässt sich, dank des flüssigen, wie immer ansprechenden Schreibstils, gut lesen und weckt zudem auch Erinnerungen an Erzählungen aus dem eigenen Familienkreis. Ein paar Rezensenten bemängelten das etwas offene Ende. Ich vermute allerdings, dass es womöglich noch weitergehen könnte mit Anne und Benno in einem zweiten Teil. Denn vieles würde dafür sprechen. Benno hat es mir sehr schwer gemacht, genauso hätte ich mir Anne ein wenig aufgeschlossener gewünscht, aber zumindest konnte man Annes Verhalten, dass mit ihrer schwierigen Jungendzeit zu tun hatte, nachvollziehen. Trotzdem fand ich „Ein Koffer voller Schönheit“ lesenswert und empfehle ihn sehr gerne weiter.

Kurz gefasst: Die Geschichte einer Avon- Kosmetikberaterin- Gelungenes Sittengemälde und unterhaltsamer Roman in einem. Kristina Engel erzählt ein interessantes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Lesenswerter erster Teil der neuen Historical Romance Reihe, über außergewöhnliche Damen und ihren Kampf für Frauenrechte

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Kent 1879:

Mit List und einer gehörigen Portion Glück, gelingt es der verwaisten Tochter eines Pfarrers, ihren Cousin dazu zu bringen, ihr ein Studium an der Universität von Oxford zu erlauben. Annabelle ...

Kent 1879:

Mit List und einer gehörigen Portion Glück, gelingt es der verwaisten Tochter eines Pfarrers, ihren Cousin dazu zu bringen, ihr ein Studium an der Universität von Oxford zu erlauben. Annabelle Archer hofft somit, zumindest für eine Weile, den haushaltlichen Pflichten entkommen zu können, die ihr in ihrem Elternhaus, das nun von ihrem Cousin und dessen Familie bewohnt wird, aufgezwungen werden. In Oxford angekommen, muss Annabelle schnell begreifen, dass sie selbst hier keine freie Hand hat. Da sie ein Stipendium erhalten hat, musste sie sich im Gegenzug dazu verpflichten, sich für die Suffragettenbewegung einzusetzen. Obwohl sie der Sache durchaus zugetan ist, fürchtet sie bei jeder Aktion, bei jedem Protestmarsch jedoch, dass der, sehr auf seinen Ruf bedachte Cousin, womöglich Wind von der Sache bekommen und sie zurückbeordern könnte.

Beim Verteilen von Flugblättern, gerät sie eines Tages an den einflussreichen Aristokraten Sebastian Deveraux. Er gilt als einer der politischen Favoriten der Königin höchstpersönlich und gehört auch in der Sache der Suffragettenbewegung, nicht zu den Befürwortern der Engagierten. Somit wird Annabelle direkt auf Sebastian angesetzt. Bei einer Hausparty seines jüngeren lebenslustigen Bruders, ist auch Annabelle mit ihren Freundinnen mit von der Partie. Doch Sebastian kehrt früher zurück als gedacht und stellt sie erzürnt zur Rede. Annabelle reagiert ebenfalls erbost, als sie begreift, dass er sie für ein leichtes Mädchen hält und beide liefern sich ein hitziges Wortduell, dass ihnen schnell klar macht, dass sie ebenbürtige Gegner sind. Als Annabelle, trotz schwieriger Wetterlage, gen Dorf, wütend von dannen stapft, setzt Sebastian ihr nach und entschuldigt sich zähneknirschend bei ihr.
Er bittet sie darum als sein Gast zurückzukehren und Annabelle bleibt nichts anderes übrig, als diese Einladung anzunehmen. Schon bald bemerkt der ansonsten so beherrschte Adlige, dass die junge, intelligente Frau ihm beginnt unter die Haut zu gehen. Doch er weiß genau, dass er ihr nicht mehr anbieten kann, als seine Mätresse zu werden. Wird sich Annabelle darauf einlassen?

Evie Dunmores erster Teil ihrer neuen Histo-Romance Reihe, über ungewöhnliche und starke Frauen die sich für die Sache der Suffragetten stark machen, hat zunächst einmal ein spannendes Thema zu bieten. Doch ich fand es etwas schade, dass es irgendwann zur Nebensache degradiert wurde, während die Liebesgeschichte immer mehr in den Fokus rückte. Zugegeben, es ist Meckern auf hohem Niveau, denn Evie Dunmore hat hier nicht nur interessante, facettenreiche Figuren zu bieten. Ihr Schreibstil und ihre Ausdrucksweise sind einfach nur wunderbar. Die Dialoge der Figuren sprühen vor Intelligenz und Witz und auch die Nebenfiguren sind sympathische Akteure, die dem Roman Lebendigkeit verleihen.

Aber es ist leider auch so, dass die Liebesgeschichte mich nicht ganz so überzeugen konnte, was vor allem daran lag, dass die Romanheldin in vielen Situationen sehr unüberlegt handelt. Und bedenkt man ihre Hintergrundgeschichte, müsste sie eigentlich doppelt so vorsichtig agieren, was nicht ganz passte zu ihrem Verhalten.
Außerdem macht sie es Sebastian ein wenig zu leicht, der ja von Anfang an klar macht, dass er ihr nicht mehr bieten kann, als seine Geliebte zu werden, während sie in diesem Fall, würde sie auf sein Angebot eingehen, alles verlieren würde. Ihren guten Ruf, ihr Studium und sämtliche berufliche Chancen.
Ich konnte Sebastians Haltung zwar durchaus verstehen, aber dass er erst so spät und aufgrund eines bestimmten Zwischenfalls begreift, was ihm wirklich wichtig ist, fand ich nicht so gut gelöst. Zudem wies die Story leichte Längen auf, da die Figuren lange auf ihren jeweiligen Standpunkt beharren und ansonsten nicht viel geschieht.

Bei meiner Bewertung bin ich daher hin und hergerissen. Einerseits gibt es nicht so viele Autorinnen, die sich dermaßen gut und gehoben zugleich ausdrücken können ( nicht zu modern, so dass das historische Flair gewahrt bleibt ) und dazu fand ich den Roman wirklich unterhaltsam und die Liebesszenen prickelnd und ansprechend geschildert. Andererseits waren da halt auch meine angebrachten Kritikpunkte, so dass ich mich letztendlich für vier von fünf Punkten entschieden habe.

Kurz gefasst: Lesenswerter erster Teil der neuen Historical Romance Reihe, über außergewöhnliche Damen und ihren Kampf für Frauenrechte.

Die Rebellinnen von Oxford:

1. Teil: Verwegen
2. Teil: Unerschrocken
3. Teil: Furchtlos

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Erotische, leichte und freche Romance, die mir viel Lesespaß bereitet hat

Candy Kings: Scott & Christine
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Christine ist ein absoluter Workaholic. Sie arbeitet gerne rund um de Uhr und stellt auch gerne mal ihr Privatleben hintenan. Denn sie erhofft sich schon bald eine Professorenstelle, sobald ihr Vorgesetzter ...

Christine ist ein absoluter Workaholic. Sie arbeitet gerne rund um de Uhr und stellt auch gerne mal ihr Privatleben hintenan. Denn sie erhofft sich schon bald eine Professorenstelle, sobald ihr Vorgesetzter aufhört. Sie arbeitet in einem Labor für Lebensmittelchemie und geht völlig auf in ihrem Job.
Als jedoch ihre kleine Schwester einen Junggesellinnenabschied in Las Vegas mit Freundinnen feiern möchte, ist auch Chris mit von der Partie. Nur einmal möchte sie sich so unbeschwert fühlen, wie die Frauen um sie herum. Nach einer enttäuschenden Beziehung will sie Ablenkung vom schnöden Alltag.
Und die Vorstellung der „Candy Kings“, lässt Chris Herz höher schlagen. Obwohl sie doch genau weiß, dass die strippenden Männer zwar hot sind und gerne flirten, doch alles nur reine Show ist. Dennoch, als sie zu späterer Stunde in einem Club ausgerechnet von dem Stripper zum Tanzen aufgefordert wird, der ihr bei der Show zuvor bereits aufgefallen war, lässt sie sich darauf ein. Scott entpuppt sich als unglaublich netter unkomplizierter Typ und so landen beide schließlich miteinander im Bett.

Da Chris sich nicht vorstellen kann, dass Scott mehr von ihr will, verlässt sie ihn am nächsten Morgen unbemerkt und reist zurück an ihren Wohnort.
Niemals hätte sie jedoch gedacht, dass Scott nur wenige Tage später erneut vor ihr steht. Und mehr noch, ausgerechnet ihr One Night Stand ist ihr neuer Kollege im Labor…

Mit der Geschichte über Scott und Chris legt Felicity D’Or den ersten Teil ihrer neuen erotischen Buchreihe über die strippenden Candy Kings vor. Die „Jungs“ sind ein quirliger, frecher Haufen und es macht viel Spaß ihre witzigen Dialoge zu verfolgen, denn sie sind sich auch freundschaftlich sehr zugetan.
Doch Scott nimmt schon bald seinen Abschied. Ausgerechnet an seinem letzten Tag als Stripper, lernt er Chris kennen.

Ich fand es klasse, wie die Autorin mit den Klischees spielt, die in den Köpfen von vielen Leuten vorherrschen und auch dass sie den Punkt aufgreift, dass Frauen oftmals gar nicht so anders ticken als Männer.
Dass Scott viel mehr Tiefe besitzt, als Chris ihm aufgrund seines Berufes zugetraut hatte, muss sie schon bald feststellen. Und mit Scott hat Felicity D’Or dann auch eine bodenständige Romanheldenfigur geschaffen, die man einfach mögen muss. Er ist offen, freundlich, und hilfsbereit, hat ein großes Herz für Freunde und Familie, aber er weiß auch, seine Grenzen zu ziehen, wenn er von aufdringlichen Fans umlagert wird.
Chris ist, auch aufgrund ihrer letzten gescheiterten Beziehung, ein wenig unsicher. Und ich fand es sehr witzig, wie sie zunächst denkt, sie wäre zu alt für Scott, obwohl sie doch nur wenige Jahre trennen.

Die Geschichte liest sich locker flockig von der Leber weg, sozusagen und die erotischen Liebesszenen sind prickelnd geschrieben. Deutlich ausformuliert, aber dennoch geschmackvoll.
Ich mochte den ersten Teil der Candy Kings sehr und empfehle ihn allen Leserinnen, die Lust auf einen beschwingten erotischen Roman haben, gerne weiter. Die bunte Welt in die die Autorin ihre Leser entführt, macht Spaß und ich bin schon sehr gespannt auf die Story über Bobby und Emily.

Kurz gefasst: Erotische, leichte und freche Romance, die mir viel Lesespaß bereitet hat.


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Veröffentlicht am 26.07.2021

Popcorn-Kino in literarischer Form- witzig und kurzweilig, aber diesmal leider auch ein wenig substanzlos und überzogen.

Dicke Hose
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Alex ist Angestellter in einem Immobilienmaklerbüro und sein letzter fetter Deal liegt schon einige Zeit zurück, so dass er bei seinem Chef bereits auf der Abschussliste steht. Es sei den es gelingt ihm ...

Alex ist Angestellter in einem Immobilienmaklerbüro und sein letzter fetter Deal liegt schon einige Zeit zurück, so dass er bei seinem Chef bereits auf der Abschussliste steht. Es sei den es gelingt ihm ein bislang fast unverkäufliches Haus an den geneigten Kunden zu bringen. Doch zunächst hat Alex Urlaub und will diesen zusammen mit seinem Kumpel Florian im Skiparadies verbringen. Frauen, Feiern und süßes Nichtstun, doch kurz bevor es losgeht, erleidet Flo in der gemeinsamen Stammkneipe einen Herzanfall und sagt die Reise kurz darauf ab. Mehr noch- Flo bittet Alex darum, in seiner Abwesenheit, während er sich angeblich in einem Privatkrankenhaus von seinem Leiden erholt, für ihn einzuspringen. Flos Vater besitzt nämlich mehrere Nobelboutiquen und da Alex stets vor Flo mit seinen Verkaufsqualitäten angab, glaubt dieser natürlich Alex wäre genau der Richtige dafür, ein kommendes Verkaufs-Event zu leiten.

Alex, ganz der gutmütige Kumpel lässt sich überreden; eine Entscheidung, die er jedoch an seinem ersten Urlaubstag sofort wieder bereut, als er erfährt, dass in der Boutique mit Damenunterwäsche, Taschen und Accessoires gehandelt wird. Plötzlich wird er mit einer Welt konfrontiert, die bislang gänzlich unbekannt für ihn war und eigentlich hätte es seiner Meinung nach auch gut so bleiben können, denn die Outfits, in die er von der Geschäftsleiterin Victoria gesteckt wird, sind so schrill und farblich unakzeptabel für sein Auge, dass er weinen könnte. Doch er muss seine Maskerade um Flos Willen aufrecht halten und spinnt ein wahres Lügengebinde um sich herum, damit keiner aus Flos Familie oder dessen näherem Umfeld davon erfährt, dass sein Freund sich von einem Herzleiden erholt.

Immer tiefer verstrickt sich Alex in seine Lügen; das alles, gepaart mit seinem zum Teil großspurigen Auftreten als angeblicher Sohn des Chefs bringt ihn so richtig in die Bredouille. Zu allem Überfluss verguckt er sich auch noch in Victoria; doch was geschieht, wenn sie von Tanja erfährt? Einer jungen Frau, die Alex nach einem One Night Stand nun plötzlich heiraten möchte, weil sie glaubt dass er ein reicher und guter Fang ist…

In „Dicke Hose“ ist der Romantitel Programm. Tatsächlich ist der Held dieses Romans ein kleiner Möchtegern, der gerne mit einer schicken Wohnung oder einem tollen Auto herumprotzt; leider ist er finanziell total abgebrannt und sowohl Wohnung als auch Auto gehören in Wirklichkeit Flo, Alex reichem, schnöseligem Freund. Aber auch der schneidet zu gern auf und bezeichnet sich als Verkaufstalent, so dass sich die beiden im Grunde sehr ähnlich sind. Allerdings trägt Alex sein Herz auf dem rechten Fleck und springt auch sofort für Flo in der Boutique seines Vaters ein, als sein Freund krank wird.

Tja und da hätten wir nun das Dilemma: So sehr, wie ich auch abermals von Mia Morgowskis Witz und Humor angetan war. Diesmal war mir der Held des Romans einfach zu dumm konzipiert, um wahr zu sein. Die ersten 100 Seiten des Romans funktionierten einwandfrei, die Pointen saßen und ich habe mich köstlich amüsiert über Alex Gedankenwelt (auch wenn Frauen dabei nicht gut weg kommen; aber seine überspitzt beschrieben Einstellung gehörte für mich dazu) , doch ab dem Zeitpunkt als Alex in der Boutique alles durcheinander bringt und trotz seiner abgrundtiefen Dummheit noch weiter arrogant durchs Leben zieht und sich immer mehr in seinen (Not)Lügen verstrickt, wurde meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Zugegeben, es mag Männer geben, die mit Mode nicht viel anfangen können, doch ich denke von Marken wie Gucci oder Versace werden selbst die hintersten Hinterwäldler schon etwas gehört haben.

Alex war für mich kein Romanheld, den ich in mein Leserherz schließen konnte, da er mir zu oberflächlich gestrickt war und auch die Nebenfiguren blieben in diesem Buch leider ein wenig schablonenhaft beschrieben. Selbst Alex „Freundin“, die ihn nach einem One Night Stand gleich heiraten wollte, war eigentlich völlig überflüssig für den Verlauf der Story. Und ehrlich gesagt hätte die Liebesgeschichte in diesem Roman meiner Meinung nach auch ein wenig mehr Seitenzahlen verdient gehabt.

Warum habe ich diesen „Guy-Lit“ dann also noch mit 4 Sternen bewertet? Zum einen bin ich ein Fan der Romane von Mia Morgowski, da ihr Humor mit meinem so konform geht und ich mich trotz der angesprochenen Kritikpunkte dennoch sehr gut von dem Roman unterhalten gefühlt habe, auch wenn ich mir für Alex mehr Hirn gewünscht hätte und zum anderen hat die Autorin einen sehr guten, eingängigen Schreibstil, der einen einfach mitreißt. Wenn man diesmal bereit ist gewisse Abstriche bezüglich der Akteure des Buches zu machen, und einem der Sinn nach einem leichten, amüsanten Roman steht, der einem so manches Mal Lachtränen in die Augen treibt, wird man auch diesmal auf seine Kosten kommen.

Kurz gefasst: Popcorn-Kino in literarischer Form- witzig und kurzweilig, aber diesmal leider auch ein wenig substanzlos und überzogen.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Humoriger „Who-Done-It“ Krimi

Suppenmord
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Kommissar Hölderling hat immer noch schwer daran zu knacken, dass ihn seine Annelies, mit der er bereits seit der Schulzeit zusammen war, für einen anderen verließ,. Jedes Jahr kommt er mit seinem Freund ...

Kommissar Hölderling hat immer noch schwer daran zu knacken, dass ihn seine Annelies, mit der er bereits seit der Schulzeit zusammen war, für einen anderen verließ,. Jedes Jahr kommt er mit seinem Freund und Kollegen zusammen um in alten (Annelies)-Zeiten zu schwelgen und sich von einem befreundeten Feinkostladenbesitzer bekochen zu lassen. Denn besonders Liebe geht bei Kommissar Hölderling durch den Magen. Neben seiner kriminalistischen Ader liebt er die gehobene Küche über alles und kocht für sein Leben gern. Doch die Aussicht ein paar Tage in einem Romantikhotel verbringen zu müssen, stimmt ihn nicht gerade fröhlich, da dort ein Klassentreffen ansteht und er dort auch Annelies wieder treffen wird. Glück im Unglück, der Koch des Hotels weist unglaubliche kulinarische Fähigkeiten auf und tröstet ihn über seine ersten Berührungsängste Annelies betreffend hinweg. Als alle ehemaligen Mitschüler in großer Runde zusammensitzen, bricht plötzlich eine von ihnen tot zusammen. Die Tote, die Frau des Romantikhotelbesitzers war ebenfalls eine Mitschülerin von ihnen und da der strenge Winter dafür gesorgt hat, dass sie alle eingeschneit sind, muss sich Hölderling ans Kriminalisieren machen, bis die Polizei vor Ort sein kann. Wie gut, dass Annelies, eine Pathologin aus Leidenschaft dabei an seiner Seite ist. Doch bevor beide entscheidend weiterkommen, geschieht ein zweiter Mord…

„Suppenmord“ ist ein solider Krimi, in dem ein Kriminalkommissar mit Hang zur Gourmetküche vor malerischer Kulisse- in diesem Fall in einem Romantikhotel, rätselhafte Morde, begangen an seine Mitschüler, aufklären muss. Man erfährt währenddessen, wie sehr er noch an seiner Annelies hängt und seine leicht verträumte Art in dieser Hinsicht, machte mir die Hauptfigur dieses Romans auf Anhieb sympathisch. Die Autorin versucht die Kriminalhandlung immer wieder durch viele humorige Dialoge zwischen Hölderling und seinem besten Freund Viktor aufzulockern, was mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen hat, allerdings lag der Humor der Autorin dabei leider nicht immer auf meiner Wellenlänge, aber das ist ja auch reine Geschmackssache jedes Einzelnen. Wichtiger war für mich, dass man als Leser erst sehr spät erfährt, wer mordend durchs Hotel zieht und vor allem warum. Man tappt recht lange im Dunklen und ist stets gleichauf mit dem Kommissar.
„Suppenmord“ ist durchaus ein interessanter Erstlingsroman einer neuen Serie, doch trotz des guten Schreibstils und der interessanten Krimihandlung fehlten mir persönlich mehr Spannungselemente. Wer jedoch Lust auf einen leichten humorigen „Who-Done-It“ Krimi hat, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

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