Besser als ein "echter" Oktoberfest-Besuch
Ausnahmsweise erging es mir mit diesem Buch genau anders herum wie sonst: Erst sah ich die Verfilmung, und nach einer längeren Pause las ich das Buch. Zweierlei Welten taten sich dadurch für mich auf. ...
Ausnahmsweise erging es mir mit diesem Buch genau anders herum wie sonst: Erst sah ich die Verfilmung, und nach einer längeren Pause las ich das Buch. Zweierlei Welten taten sich dadurch für mich auf. Und beide Welten fand ich gut, spannend, beeindruckend.
Zwei Frauen begleiten wir im Buch. Zum einen Colina, einst armes Schankmädchen, dann zur Gouvernante der recht eigenwilligen Clara aufgestiegen. Claras Vater will als fränkischer Brauereibesitzer Mitsprache auf dem Oktoberfest, das jedoch in fester Münchner Hand ist. Bei diesem Machtstreben soll die Heirat von Clara helfen. Doch Clara spielt nicht mit, sie flieht. Und Colina hat gewagte Ideen…
Die Geschichte des Oktoberfests, beginnend im Buch im Jahr 1900, war (und ist es vermutlich bis heute) geprägt von Machtkämpfen und von Intrigen. Da war es schon ein gewagter Schachzug, dass ein Auswärtiger, ein Nürnberger, es wagte, sich einen Platz auf dem Oktoberfest zu ergaunern, und zwar gleich für mehrere Tausend Gäste. Diese Hintergrundgeschichte wird im Film zur Vordergrundgeschichte. Im Buch jedoch geht es sehr viel mehr um die Rechte der Frauen, verkörpert durch die Hauptperson Colina, die sehr mutig und unerschrocken für die Belange der ausgebeuteten Schankmadln kämpfte und die von der Autorin etwas blass dargestellte Clara mitzog. Das Buch liest sich lebendig-unterhaltsam, trotz der gelegentlichen Längen. Sowohl Film als auch Buch waren mir auf jeden Fall viel lieber als ein „echter“ Besuch auf dem Oktoberfest…