Anstrengend, aber sehr gut
Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die ...
Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die Religion und die Traditionen sind entwurzelt. Fatimas Eltern haben Mühe, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Der Vater ist gewalttätig, die Mutter hat sich in die Küche zurückgezogen, wo sie herrscht und die Familie mit ausgeklügelten Menüs und Leckereien versorgt. Dass Fatima lesbisch ist, hat in diesem Umfeld absolut keinen Platz. Und daran zerbricht Fatima letztlich beinahe.
Der gebetsmühlenartig geschriebene Text ist teilweise mühsam zu lesen, spiegelt aber das sich selbst zermürbende Innenleben von Fatima sehr gelungen. Das Buch ist ohne Frage sehr gut, aber auch sehr anstrengend. Der Text gibt in Form und Inhalt die Probleme einer lesbischen Muslimin wieder, deren Eltern aus dem ländlichen Algerien eingewandert sind. Die Eltern kommen aus einem sehr traditionellen Umfeld, in dem die Rolle der Frau in einem klar vorgegeben und auch sehr restriktiven Rahmen abzulaufen hat. Fatima lebt in den Banlieus Paris, sie ist lesbisch und sie studiert geisteswissenschaftliche Fächer westlicher Prägung. In diesem Spannungsfeld von Familie, Religion und Clash der Kulturen muss sie einen eigenen Ausdruck finden, sich behaupten und zu sich selbst finden. Genau das wird in diesem Buch auf allen Ebenen sehr gekonnt inszeniert - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Fazit: Sehr lesenswert , aber anstrengend geschrieben, da die Form dem Inhalt folgt.