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Veröffentlicht am 28.07.2021

Thriller bei Wish bestellt

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Ein Serienkiller geht in Deutschland um. Er hat es auf Frauen abgesehen, die irgendwas mit Kunst zu tun haben, und er schlachtet sie brutal ab, nachdem er sie gefoltert hat, zieht ihnen ein gelbes Kleid ...

Ein Serienkiller geht in Deutschland um. Er hat es auf Frauen abgesehen, die irgendwas mit Kunst zu tun haben, und er schlachtet sie brutal ab, nachdem er sie gefoltert hat, zieht ihnen ein gelbes Kleid an und stellt sie dann an relativ öffentlichen Plätzen aus. Nur ein einziger Mann kann ihn stoppen: Tom Bachmann, der Seelenklempner ... Verzeihung. Der Seelenleser. Er hat lange für das FBI als Profiler gearbeitet und kann sich am besten in die Gehirne von brutalen Killern versetzen. Trotzdem gelingt es dem Mörder, weiterhin seine Taten auszuführen, doch Tom hat eine Vergangenheit, die ihm in der Gegenwart noch gute Dienste leistet.

Hier haben wir mal ein Buch, das sich überhaupt keine Mühe gibt zu verbergen, wie sehr hier ordentlich kopiert wurde. Das Cover, das gefühlt so oder ähnlich schon bei Dutzenden anderen Thrillern gesehen wurde, der Autorenname, bei dem man natürlich überhaupt nicht an einen sehr erfolgreichen amerikanischen Thrillerautor denken soll, selbst der Name des Protagonisten wurde zusammengewürfelt aus Klang und An-Klang, sprich Suggestion. Die Handlung ist so oft schon gelesen wurden, dass man schwer ein Gähnen unterdrücken kann. Der Ermittler, der ein bisschen der kleine Bruder von Dexter sein könnte, die Rückblicke in seine Vergangenheit, die stereotypen Beschreibungen aus Sicht des Killers, das gebetmühlenartige Aufzählen aller bekannten Dinge, die Serienkiller tun oder auch nicht, wie sie 1:1 auch in Wiki oder diversen True Crimes zu finden sind. Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt, dass hier tatsächlich ein echter Mensch eine echte Geschichte erzählt hat, sondern dass ein Bot willkürlich alle erfolgsversprechenden Zutaten für einen Thriller zusammenpuzzelte und auf Bot-Art zusammenfügte. So etwas, stelle ich mir vor, kommt heraus, wenn man Thriller bei Wish bestellt. Billig und ohne jeden (Wiedererkennungs-/Mehr)Wert.

Veröffentlicht am 17.05.2021

Als Cornwall-Führer geeignet

Post für den Mörder
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Daphne Penrose wohnt mit ihrem Mann Francis in einem kleinen Ort in Cornwall, in Fowey. Manchmal radelt sie mit dem Postrad durch die Gegend und stellt Briefe zu. Alles ist beschaulich, bis zu dem Tag, ...

Daphne Penrose wohnt mit ihrem Mann Francis in einem kleinen Ort in Cornwall, in Fowey. Manchmal radelt sie mit dem Postrad durch die Gegend und stellt Briefe zu. Alles ist beschaulich, bis zu dem Tag, als Francis, der als Flussmeister arbeitet, eine Leiche findet. Edward Hammett war nicht nur ein ortsansässiger Reeder, sondern auch ein Bekannter von Francis. Kurze Zeit später stolpert Daphne über zwei weitere Leichen. Als sich daraufhin der Chief Inspector der nächstgelegenen Stadt als ein alter Bekannter entpuppt, von dem Daphne nicht viel hält, ist ihr klar: Hier muss sie selbst ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen ... wait, wollte schreiben: ... und selbst ermitteln.

Vorneweg: Ich habe das als Hörbuch gehört und kam daher dieser neugierigen alten Schachtel nicht aus. Denn genau das ist Daphne, diese nervige, ältere Person, die sich für ach-so-schlau hält, aber ständig dumme Entscheidungen trifft. Angeblich arbeitet sie bei - Achtung, das muss wichtig betont werden - Royal Mail. Scheint aber ein Beruf zu sein, den man nach Lust und Laune verrichten kann, denn oft ist sie bei ihrem Job nicht anzutreffen. Leider scheint der Autor weder zu wissen, wie die Arbeit einer Postlerin noch die der Polizei in England funktioniert und dem Lektor war wohl auch egal, dass normale Chief Inspectoren und/oder Sergeants keine Pistolen tragen. Aber wen stört's bei all den Beweisen, die Daphne sowieso ständig vernichtet. Sie hält wichtige Informationen zurück und als sie den Chief und den Sergeant nicht erreichen kann, kommt sie auch nicht auf die Idee, in einer lebensgefährlichen Situation für ihren Mann einfach den stinknormalen Notruf zu wählen, sondern hält es für eine intelligente Idee, hinter mutmaßlichen Mördern durch Gebüsche (wohlgemerkt auf einem Golfplatz, auf dem es vor Gebüschen scheinbar nur so wimmelte) hinterherzukriechen.

Die Attitüde der auftretenden Personen mäanderte zwischen rassistischen (oh, wir dürfen unsere Ex-Kolonie Hongkong nicht mehr unterdrücken, Frechheit, dass es jetzt die Chinesen machen!) und herablassenden (oh, meine Tochter ist mit einem Mann zusammen, der nicht viel redet, oh, zum Glück hat sie sich jetzt von dem getrennt) Gehabe hin und her. Warum Daphne - die arroganteste Person des ganzen Buches - ständig der Meinung war, der Chief Inspector, der sich eher distanziert verhielt, sei arrogant, wird wohl für immer ein Geheimnis des Autors bleiben.

Zum Schluss möchte ich nur noch bemerken, dass ich zwar wirklich anfing, Cornwall zu mögen und auch Lust auf einen Besuch hätte, aber in dem Fall nur dafür beten würde, dort auf keinen Fall dort der "Heldin" dieses Buches zu begegnen.

Veröffentlicht am 08.05.2021

Spielsucht

Berlin Heat
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Die Pandemie ist zu Ende, die Menschen sind hungrig nach Leben. In Berlin steppt der Berliner Bär und alle machen mit. Touristen überschwemmen die Hauptstadt und die Zeit für Tom Lohoff ist gekommen, ist ...

Die Pandemie ist zu Ende, die Menschen sind hungrig nach Leben. In Berlin steppt der Berliner Bär und alle machen mit. Touristen überschwemmen die Hauptstadt und die Zeit für Tom Lohoff ist gekommen, ist er doch einer, der den Touristen besorgt, was immer sie brauchen. Wohnungen, Drogen, Partys. Sein Leben könnte easy sein: Geld kommt wieder rein, eine neue Freundin zeichnet sich ab. Doch Tom ist ein notorisch Spielsüchtiger und er hat Schulden bei Leuten, mit denen nicht zu spaßen ist. Er braucht Geld, und zwar schnell! Da bietet sich die Entführung eines Rechtsradikalen-Politikers an.

Ich habe etwas erwartet. Vielleicht nicht unbedingt DEN Megathriller im Politbereich, aber doch schon etwas, das die Zeit kurz vor den Wahlen so richtig aufmischt. Doch das Einzige, was hier richtig aufgemischt wird, sind feuchte Träume und Klischees. Albaner sind kriminell, außerdem stinken sie und lieben ihre Messer. Romafrauen können und wollen immer. Wird ein Mann sexuell genötigt, ist das schrecklich (was es natürlich wirklich ist!), Frauen gewöhnen sich dran, quasi: ist schon in Ordnung (was es natürlich NICHT ist!). Ich hatte solche Hoffnungen, dass hier die Rechten mal ordentlich vor die Brust genommen und demaskiert werden, und zwischendurch blitzte es da auch auf, aber zu wenig, zu spät, zu abgedreht, um es ernst zu nehmen. So kam mir die Geschichte vor, als wäre sie unter Einfluss von schlechten Drogen und feuchten Träumen geschrieben worden, konnte mich so gar nicht erreichen und wenig begeistern.

Veröffentlicht am 11.02.2021

(Un)Lustig

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
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Gans Ernst ist ein Buch. Das kann ich schon mal sagen. Es sind auch Zeichnungen drin, so weit bin ich mir über dieses Buch auch im Klaren. Es enthält sogar Wörter. Nicht sonderlich viele, das ist Fakt, ...

Gans Ernst ist ein Buch. Das kann ich schon mal sagen. Es sind auch Zeichnungen drin, so weit bin ich mir über dieses Buch auch im Klaren. Es enthält sogar Wörter. Nicht sonderlich viele, das ist Fakt, und von den nicht sonderlich vielen wiederholen sich etliche. Und es gibt sogar noch zwei Schreibfehler innerhalb von so wenig Wörtern, das ist auch schon mal eine Meisterleistung.

Zumindest bin ich mir sehr sicher, dass im Deutschen Niemand zusammen- und Stopp mit zwei P geschrieben wird, auch wenn es auf den Straßenschildern der Internationalität wegen bei einem bleibt.

Wessen ich mir auch sicher bin: Ich fand das Buch nicht lustig. Weder beim ersten Durchblättern, noch beim zweiten. Dann kam die Erleuchtung - ist ja auch nicht für mich gedacht, dieses Buch, sondern für Kinder.

Ein Kind, ein Kind, ein Königreich für ein Kind! Ich rief und zum Glück folgte mein Vorlesekind dem Ruf. Ich blätterte also ein drittes Mal, las vor und brachte die Sechsjährige dazu, alles zu machen, was ich vorlas.

Es wurde irgendwie nicht wirklich lustiger. Nicht mal, als wir uns gegenseitig Grimassen schnitten und Tiere nachahmten. (Ich glaube übrigens, dass ich diesen Contest gewonnen habe, auch wenn die Sechsjährige das Gegenteil behauptet.)

Danach saßen wir beide da und wälzten tiefsinnige Gedanken (eine sehr gute Übung übrigens, denn in nicht allzu ferner Zeit wird sich die Kleine sowieso in Deutsch damit rumärgern müssen): Was hat sich der Autor dabei gedacht?

Und: Ist das so ein amerikanisches Ding, dass die das lustig finden?

Oder: Sollten wir mal probieren, in den Keller zu gehen?

Ich weiß es nicht. Und damit bin ich gans am Ente.

Veröffentlicht am 22.01.2021

Strawstwui, Tristesse!

Das Verschwinden der Erde
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Kamtschatka, unbekannte Halbinsel, irgendwo am Ende der Welt, bewohnt von Russen und Ureinwohnern. Der Sozialismus ist nicht gerade das, was Eindruck hinterlassen hat, und die jetzige Zeit ist trist. Dann ...

Kamtschatka, unbekannte Halbinsel, irgendwo am Ende der Welt, bewohnt von Russen und Ureinwohnern. Der Sozialismus ist nicht gerade das, was Eindruck hinterlassen hat, und die jetzige Zeit ist trist. Dann verschwinden in der Hauptstadt von Kamtschatka zwei kleine Kinder, zwei Schwestern. Was ist mit ihnen passiert? Wurden sie entführt, wie eine Augenzeugin behauptet? Oder sind sie einem Unfall zum Opfer gefallen? So viele Frauen in dieser großen Stadt haben Berührungspunkte mit den Kindern und jeder hat etwas zu sagen.

Oder so. Um ehrlich zu sein, habe ich zwar das Interview mit der Autorin und daher von ihren Intentionen gelesen, aber was auch immer sie wirklich vorhatte mit dem Buch, erschloss sich mir nicht. Ich erwartete einen Thriller, meinetwegen auch noch kunstvoll verpackt mit Land und Leuten, immerhin wurde die Lektüre ja vollmundig derart angekündigt. Doch was bekam ich? Tristesse, wohin das Auge schaut. Anstrengende Männer, unsympathische Frauen - übrigens wurden sämtliche Episoden aus der Sicht von Frauen erzählt. Und manche Berührungspunkte mit den verschwundenen Mädchen lasen sich in etwa so: Ja, die ist doch die Freundin von dem, der mal gesagt hat, dass die, deren Mutter bei der Tante seiner Großmutter mal ein Ei gekauft hat, gesehen hat, wie die Frau vom Ende des Dorfes was gemacht hat. Es sollte Einblick geben in das Leben auf Kamtschatka, auf "kraftvolle", "literarische" Weise, aber erstens war der Einblick nicht halb so augenöffnend wie wohl erhofft, wenn man vorher auch nur einmal in seinem Leben ein russisches Buch (von einem russischen Autor) gelesen hat, und von der "kraftvollen", "literarischen" Art klappten mir beständig die Augen zu.

Im Übrigen glaube ich auch nicht, dass die Ewenen, Korjaken oder andere Ureinwohner von Kamtschatka die Russen als "die Weißen" bezeichnen. Vielleicht ist ja hier der Geist von James Fenimore Cooper ein bisschen mit der Autorin durchgaloppiert.

Das Buch als Thriller anzukündigen, hat ihm übrigens einen Bärendienst erwiesen, zumal selbst der Klappentext in dieser Hinsicht in die Irre führt. Hier hat der Verlag auf ganzer Linie versagt und wird sich der Verantwortung stellen müssen, wenn das Buch nicht halb so gut ankommt wie erwartet oder geplant.