Periodenstolz
Periode ist politischWas will Franka Frei in einem ganzen Buch über die Periode schreiben? Dachte ich mir zunächst, doch welch ein Trugschluss! Die Periode ist in der Tat das Moment, das die Welt bewegt. Doch kein Mensch feiert ...
Was will Franka Frei in einem ganzen Buch über die Periode schreiben? Dachte ich mir zunächst, doch welch ein Trugschluss! Die Periode ist in der Tat das Moment, das die Welt bewegt. Doch kein Mensch feiert die Frau als Schöpferin des Lebens. Verschämt werden Witze gemacht, obwohl ohne den Zyklus der Frau kein neues Leben entstehen würde! Unwürdig für die Menschheit ist dieser Zustand. Überall auf der Welt wird eine Scham künstlich für etwas erzeugt, für das Frau sich absolut nicht zu schämen braucht!
Wir sehen Blut überall, im Krimi oder in den USA. Es ist also nicht das Blut an sich, das irritiert, sondern wo es herkommt. Menstruationsblut ist hochwertiges Blut. Anschaulich zeigt Frei auf, dass das Ganze erst eklig wird durch die mit Chemie vollgestopften Binden und Tampons, auf die wir das Blut tröpfeln. Kein Wunder, dass das stinkt wie die Pest! Alles wird verklärt mit blauer Tinte, und die Firmen, die so einen Müll produzieren, kassieren kräftig ab. Absurd ist, dass in vielen Ländern Mädchen nicht zur Schule und Frauen nicht zur Arbeit gehen können, weil sie ihre Tage haben. Ökologisch wären Menstruationstassen sinnvoller.
Frei definiert die Menstruation, weil manche Menschen glauben, dass wäre das Gleiche wie ein Samenerguss und räumt mit Mythen wie einem wandernden Uterus auf, die sich seit der Antike gehalten haben bis in die Neuzeit, in der Frauen als psychisch labil gelten. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen, dass bei der Einführung von Tampons in den 1960er Jahren die kath. Kirche doch tatsächlich Angst hatte, die Frauen könnten damit masturbieren. (Da gibt’s Besseres!) Statt dass Frauen Penisneid haben, haben wohl eher Männer Periodenneid. Ich fand das schon cool, dass ich als Frau entscheiden kann, ob und wann ein Kind kommt. Einfach weil mein Körper ein Kind bekommen kann.
Das Thema der Periodenscham ist mitnichten ein Problem von Frauen in der sog. Dritten Welt. Frei beschreibt Begegnungen mit vielen engagierten, klugen Frauen aus den sog. Entwicklungsländern, die Aufklärungsarbeit leisten, und daneben die Begegnung mit dem Typen in Deutschland, der über seine Frau erzählte: „Die hat Kindergeburtstag!“ Auf diesen Herrn, der seine Frau mit der Arbeit, die die Periode nun mal macht (daraus entstehen die Babies), allein überlässt und sich aus dem Staub macht, kann frau getrost verzichten.
Sehr schön fand ich am Schluss die Vision von Frei von einer Welt, in der die Periode so normal ist wie Zähneputzen und Tampons als Statussymbol fürs Erwachsensein. Toll auch ihre Infos von Künstlerinnen, die die Menstruation in Szene setzen. Damit man endlich mal stolz ist, was der weibliche Körper zu leisten imstande ist. Denn in Wahrheit beginnt mit der Pubertät und der Periode die Angst vor Vergewaltigung, blöder Anmache etc.
Von einer Welt, in der Periodenstolz natürlich ist, hätten alle mehr davon – Frauen und Männer wären freier und gesünder!