Cover-Bild Der Wunderkasten / Leinengebundenes Bilderbuch
29,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Edition Bracklo
  • Themenbereich: Kunst
  • Genre: Kinder & Jugend / Bilderbücher
  • Seitenzahl: 52
  • Ersterscheinung: 01.01.2017
  • ISBN: 9783981744323
Rafik Schami

Der Wunderkasten / Leinengebundenes Bilderbuch

Ein alter Geschichtenerzähler zieht durch die Gassen des alten Damaskus in Syrien und lässt die Kinder in seinen Wunderkasten blicken.
Peter Knorr (Illustrator)

Ein alter Geschichtenerzähler zieht durch die Gassen von Damaskus und lässt die Kinder in seinen Wunderkasten blicken. Dort hören und sehen sie die Geschichte vom Hirtenjungen Sami und der schönen Leila. Doch im Laufe der Zeit wandelt sich diese Geschichte ...

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein altmodisch und zugleich modernes Märchen

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Es handelt sich um ein Buch, welches erstmals 1990 erschienen ist und dieses Jahr als Sammlerstück mit Leineneinband nochmals erschienen ist. Der Wunderkasten von Rafik Schami erzählt eine Geschichte aus ...

Es handelt sich um ein Buch, welches erstmals 1990 erschienen ist und dieses Jahr als Sammlerstück mit Leineneinband nochmals erschienen ist. Der Wunderkasten von Rafik Schami erzählt eine Geschichte aus alter Zeit, wie sie schon lange mündlich immer weiter gegeben wurde. Rafik Schami hat sie mit einer wunderbar modernen Rahmenhandlung versehen, die zusätzlich eine eigene These liefert, ohne moralisch daher zu kommen.

Rafik Schami (geboren 1946 in Damaskus) wanderte 1971 nach Deutschland ein. Er studierte Chemie. Inzwischen schreibt er ausschließlich Bücher und „gilt als der Wortzauberer und Geschichtenerzähler schlechthin“(1). Seine Bücher, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen gedacht sind, wurden mehrfach ausgezeichnet und sind in vielen Sprachen erschienen.
Peter Knorr (geboren 1956 in München) studierte Kunsterziehung. Inzwischen arbeitet er als Illustrator und Grafiker. Er illustrierte bereits viele Kinderbücher sowie Bucheinbände für Autoren wie Erich Kästner, Kirsten Boie und Paul Maar. Außerdem ist er Zeichner für die ZDF-Kinderserie „Siebenstein“. Seine Arbeiten wurden bereits von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.

Die Geschichte wird aus der Sicht eines kleinen Jungen geschildert, der in eher ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Regelmäßig kommt ein alter Mann durch die verschiedenen Viertel gezogen. Er hat einen Wunderkasten dabei. Für ein wenig Geld können ein paar Kinder in diesen Wunderkasten schauen, während er die Geschichte des Liebespaares Leila und Sami erzählt, die wider aller Hinternisse doch am Ende zueinander finden. Die anderen Kinder und auch die Erwachsenen dürfen ohne etwas bezahlen zu müssen, der Geschichte lauschen. Im Wunderkasten sind Bilder passend zur Geschichte zu sehen. Sie sind alt und verblassen im Laufe der Jahre, sodass der Geschichtenerzähler sie durch Bilder aktueller Reklamen ersetzt. Doch das nimmt den Zauber seiner Erzählungen.

Leider wollte meine Tochter mit mir bisher nicht dieses wunderschön gestaltete Buch lesen. Woran das liegt kann ich nicht sagen und somit weiß ich auch leider nicht, wie es ihre gefallen würde. Mir hat es gut gefallen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob Kinder ab 6 Jahren (so die Altersangabe des Verlags) wirklich die ganze Dimension dieser Erzählung bereits erfassen können. Aber das ist ja auch nicht immer wichtig.
Schön finde ich, dass hier zwei Thematiken in einem Buch behandelt werden. Im Zentrum steht die Geschichte von Leila und Sami, dem Liebespaar, die sich über die Verbote der anderen hinwegsetzen und an ihrer Liebe festhalten. Sie werden am Ende für ihren Mut und ihre Treue belohnt. Die Rahmenhandlung bietet hier eine ganz anderen Thematik, nämlich die, der Kraft der Phantasie. Wo zunächst die wunderschönen Bilder im Wunderkasten die Phantasie der Kinder beflügeln sollen, stellt sich am Ende heraus, dass die eigenen Ideen im Kopf noch viel phantastischer und wertvoller sind und erst den wahren Wert einer Geschichte ausmachen. Das musste der Geschichtenerzähler selbst erst erkennen, als er zunächst noch verzweifelt versuchte die fehlenden Bilder zu ersetzen und sich am Schluss dazu entschloss, die Kinder einfach ins Schwarze sehen zu lassen.

„[…] da hörte ich die Stimme des alten Mannes, so warm und schön, wie nie zuvor, und er fing an zu erzählen“

Die Illustrationen von Peter Knorr sind einzigartig. Knorr setzt die Geschichte liebevoll und durchaus humorvoll in Szene. Der Text bekommt eine zusätzliche Tiefe. Ganz besonders hat mir am Ende das Porträt des Geschichtenerzählers gefallen. Es entsprach meiner eigenen Vorstellung, eines alten und liebenswerten Mannes, der dafür lebt, anderen eine Freude zu bereiten. Witzig ist hier irgendwie, dass es überhaupt Bilder gibt, denn ist die Moral der Rahmenhandlung nicht die, dass die Phantasie der Menschen ausreicht, um ein Kino im eigenen Kopf zu erschaffen?

Rafik Schami gelingt es, einer alte Erzählung neuen Wind einzuhauchen und sie mit einer aktuellen Geschichte zu kombinieren. So entstand ein altmodisch und zugleich modernes Märchen, welches durch die dichterische Sprache und die detailreichen und überaus passenden Illustrationen Flügel verliehen bekommt.