Es ist wie Magie
Drei Frauen und ein SommerDie fast 40jährige Isolde, genannt Kiki, ist unsere Hauptprotagonistin in Lucinde Hutzenlaubs neuestem Roman "Drei Frauen und ein Sommer". Kiki scheint kein glückliches Händchen mit den Männern zu haben, ...
Die fast 40jährige Isolde, genannt Kiki, ist unsere Hauptprotagonistin in Lucinde Hutzenlaubs neuestem Roman "Drei Frauen und ein Sommer". Kiki scheint kein glückliches Händchen mit den Männern zu haben, denn ihre momentane Affäre hat ihr verheimlicht, dass er demnächst Verlobung feiert....jedoch nicht mit ihr. Zusätzlich ist er auch noch der Juniorchef im Architekturbüo in dem Kiki arbeitet. Was nun? Bevor sie sich über ihre weitere berufliche Zukunft den Kopf zerbrechen kann, sitzt sie auch schon mit ihrer herrischen Mutter Helga in deren klapprigen Golf Richtung Schwäbisch Alb. Tante Elsie, die ältere Schwester von Helgas verstorbenem Mann Matthias, liegt nämlich mit einem Oberschenkelhalsbruch in einer Rehaklinik in der Schwäbisch Alb. Nach einem etwas besorgniserregenden Anruf der Klinikleiterin will die gelernte Krankenschwester ihre Schwägerin abholen. Doch der alte Golf bleibt auf der Autobahn liegen. Auf der Suche nach Hilfe trifft Kiki auf den Schreiner Jakob, der sie samt Auto und Helga ins nächste Dorf abschleppt. Doch in Ehrenweiler steht das Dorffest vor der Tür und der abgerissene Keilriemen muss warten....
Der Roman erzählt sowohl die Geschichte von Kiki in der Gegenwart und die von Elsie, die in der Vergangenheit spielt. Dieser Part nimmt allerdings einen eher kleinen Teil ein und wird - bis auf den Prolog - eher in Rückblenden erzählt.
Man ist sehr schnell mitten in der Geschichte und fühlt sich davon umhüllt, wie von einer warmen Decke. Der wunderbar lebendige Schreibstil der Autorin nimmt einem sofort gefangen.
Mit Helga und Elsie hat Lucinde Hutzenlaub zwei sehr eigenwillige Charaktere erschaffen. Helga von Betzenstein, die spröde und herrische Mutter von Kiki, die oftmals auf ihre (angeheiratete) Herkunft pocht und Elsie, die Unkonventionelle, die sich der Biologie verschrieben hat und in der weiten Welt herumgereist ist. Auch mit über 90 Jahren vertritt sie resolut ihre Meinung. Einzig Kiki fand ich für ihre fast 40 Jahre noch sehr naiv. Für mich wirkte sie eher wie eine 29jährige, statt 39jährige Frau. Sie fühlt sich unzufrieden, ist antriebslos und ändert doch nichts an ihrer Situation.
Die Figuren sind sehr lebendig und schon bald hat man sie mehr oder weniger ins Herz geschlossen. Auch die Dorfbewohner sind, wenn auch manchmal etwas überspitzt dargestellt, doch teilweise sehr authentisch. Vorallem Roswitha ist ein Unikat. Jakob und seine Tochter Mia und ihr Hund "Little Richard" habe ich sofort ins Herz geschlossen und gehofft, dass Kiki ihren Herzen einen Schubs gibt. Natürlich ist die Liebesgeschichte etwas vorhersehbar, aber das gehört hier dazu und wird auch von den Lesern erwartet. Trotzdem spürte ich
die Gefühle, die zwischen Elsie und ihrem Kurt waren, viel intensiver. Die Beiden wurden durch den Krieg getrennt und konnten einander nie vergessen.
Der Ort Ehrenweiler spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Roman. Dieser hat für Elsie eine ganz besondere Bedeutung. Dessen Magie bekommen auch Kiki und Helga zu spüren.
Den Humor von Lucinde Hutzenlaub fand ich schon in den beiden Sachbüchern "Ich dachte sie ziehen nie aus" und "Ich dachte älter werden dauert länger", die sie gemeinsam mit Heike Abidi geschrieben hat, einfach großartig. Auch in ihrem neuesten Roman mochte ich den unterschwelligen Humor sehr. Schlagfertige Dialoge ließen mich beim Lesen oftmals lauf auflachen. Doch "Drei Frauen und ein Sommer" hat auch tiefgründige Themen, die zum Nachdenken anregen.
Toll fand ich auch den Stammbaum am Anfang des Buches, der mir zu Beginn eine große Hilfe war.
Fazit:
Ein warmherziger und auch humorvoller Roman, der mich sehr gut unterhalten hat. Die Geschichte hat aber auch viele tiefgründige Sequenzen und hat mich teilweise sehr berührt. Der Roman ist wie eine kuschelige Decke zum Wärmen und hat mir gut gefallen. Ich empfehle ihn sehr gerne weiter.