Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2021

Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
0

London 1920:

Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die ...

London 1920:

Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die quirlige Nancy Mitford und diese wird sogleich hellhörig, als sie erfährt, dass Louisa händeringend eine neue Beschäftigung sucht, denn das Geld ist knapp bei den Cannons. Zudem wird Louisa seit kurzer Zeit von ihrem kriminellen Onkel bedrängt, der seitdem ihr Vater ein Jahr zuvor verstarb, im Haushalt ihrer Mutter ein und ausgeht und der Louisa nun dazu bringen will, sich für Geld zu prostituieren.
Im Haushalt der adligen Familie Mitford ist nämlich die Stelle des Kindermädchens frei geworden und Nancy findet, Louisa wäre die richtige Person für diesen Job.

Doch Louisas Onkel ist überaus listenreich und fängt die Einladung für ein Vorstellungsgespräch ab. Es gelingt ihm, eines Tages, als Louisa ihrer Mutter mit der Wäsche hilft, seine Nichte zu überwältigen und er zwingt sie dazu, mit ihm zusammen in einen Zug zu steigen, der sie direkt zu ihrem ersten Freier bringen soll.
Louisa ist jedoch ebenfalls geschickt und clever. Es gelingt ihr tatsächlich, ihrem Onkel die Einladung aus der Tasche zu ziehen und sich in letzter Sekunde aus dem Staub zu machen. Doch bei dem Sprung aus dem Zug, wird sie von Bahnmitarbeitern und der Bahnpolizei beobachtet und besorgt befragt und umsorgt. Besonders Guy, einer der beiden Männer der Bahnpolizei, bemüht sich um die attraktive junge Frau und er ist es auch, der ihr aus der Not hilft. Denn Louisas Vorstellungstermin findet bereits ein paar Stunden später statt. Er leiht ihr also Geld und setzt sie in den richtigen Zug.

Louisa ist äußerst dankbar und hat sich auch ein wenig in den ehrlichen jungen Mann verguckt. Doch zunächst hat sie ganz andere Sorgen. Zwar bekommt sie die Anstellung bei den Mitfords, doch Nancy entpuppt sich als ziemlich anstrengendes, neugieriges und klatschsüchtiges junges Mädchen und es kostet Louisa alle Mühe, Nancy im Zaum zu halten. Denn die hat es sich in den Kopf gesetzt, den Mord an der kürzlich pensionierten Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufzuklären, die ermordet in einem Zug aufgefunden wurde. Aufgrund von Nancy Bemühungen und der Tatsache, dass auch Guy in diesem Mordfall ermittelt, kreuzen sich Louisas und Guys Wege erneut...

Namen sind nur Schall und Rauch- dieses Sprichwort bewahrheitet sich im Falle des zu besprechenden Buches, in der Tat. Aufmerksam wurde ich auf diesen historischen Cosy-Krimi, der zudem der erste Teil einer fünfbändigen Reihe um die teils, skandalösen Mitford-Schwestern ist, (historisch verbriefte Persönlichkeiten) weil die Autorin die Nichte des bekannten Julian Fellowes ist, der die Story um „Downton Abbey“ erschuf. Dies und der interessant klingende Klappentext, verlockten mich dazu, diesem Roman eine Chance zu geben. Weil ich „Unter Verdacht“ dazu als preisreduziertes Mängelexemplar ergattern konnte, kaufte ich mir kurzerhand dann auch noch „Gefährliches Spiel“ dazu.
Die Idee die dieser Serie zugrunde liegt; dass also in jedem Band eine andere Schwester zusammen mit Louisa auf detektivischen Pfaden wandelt, fand ich sehr spannend und nun nach dem Lesen des ersten Teils, hoffe ich inständig, dass die nächste Mitford-Schwester sympathischer gestrickt sein wird, als es Nancy war.

Zugegeben, die Familie Mitford bleibt in diesem ersten Teil nicht viel mehr als schmückendes aber relativ blasses Beiwerk. Denn eigentlich stehen Louisa und Guy hier im Fokus des Geschehens. Die ersten hundert Seiten lassen sich zunächst unterhaltsam an, denn Louisas Versuche, sich aus der Knute ihres Onkels zu befreien, sorgen für einige aufregende Lesemomente. Dazu ist der, auf wahren Ereignissen, beruhende Mordfall äußerst mysteriös geraten. Doch im Gegensatz zum Buch, in dem am Ende tatsächlich der Täter überführt wird, wurde der wahre Mörder niemals gefasst.

Jessica Fellowes hat durchaus einen flüssigen Schreibstil, doch muss ich sagen, dass ich fand, dass dem Roman die nötige Prise historisches Flair abgeht, da sich die Akteure nicht wirklich so verhalten, wie es Menschen der damaligen Zeitepoche taten. Nancy etwa ist nicht nur unerträglich nervig gestrickt, sie führt eigenmächtige Aktionen durch, die einfach nicht möglich oder schicklich gewesen wären für eine noch nicht volljährige Aristokratin. Und auch Nancys Gedankengut passt eher zu einer Frau der heutigen Zeit.
Aber auch Louisas Aktionen haben mich oftmals mit den Augen rollen lassen beim Lesen. Dass sie etwa einem Hausgast zwei Sparbücher entwendet, die mögliche Beweismittel sind, liest sich völlig unglaubwürdig. Und dass Guy Louisa wirklich alles durchgehen lässt und in völliger Erfurcht und Liebe erstarrt zu sein scheint, macht ihn leider ein bisschen beliebig und langweilig.

Überhaupt fehlt es den meisten Romanfiguren an charakterliche Tiefe und auch viele Dialoge klingen nicht wirklich rund und viel zu modern vom Ausdruck her. Ich finde wirklich, dass sich Jessica Fellowes keinen Gefallen damit getan hat, einen historischen Roman zu schreiben und ich denke, sie sollte vielleicht lieber auf Zeitgenössisches umsatteln.
Erschwerend kam dazu, dass die Story ab der Mitte, dann belanglos vor sich hinplätscherte bis hin zur Überführung des Täters. Einerseits mochte ich die clevere Louisa, andererseits konnten mich die Mitfords nicht wirklich begeistern. Seien es nun die versnobten Eltern oder die schwierige Nancy; keiner von ihnen wirkte wirklich liebeswert oder interessant genug. Und Nancys Schwestern finden hier lediglich durch alleinige Namensnennung und Beschreibungen irgendwelcher uninteressanten Alltagsaktivitäten Erwähnung, so dass ich wohl nach dem Lesen dieses Romans, niemals den zweiten Teil gekauft hätte.
Da es aber nun mal so ist, bleibt die alleinige Hoffnung, dass sich die Autorin im zweiten Teil doch noch etwas steigern kann.

Kurz gefasst: Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2021

Guter Historienroman mit kleinen Schwächen

Das Buch der Sünden
0

Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern ...

Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern sicher wären. Doch ein Verräter in den eigenen Reihen öffnet den Feinden Tür und Tor und so werden die Pariser vernichtend geschlagen.

Der Oberbefehlshaber der Normannen verlangt Unsummen an Silber, die Odos Vater ihm von König Karl selbst beschaffen soll. Während Odos Vater diesem Befehl nachkommt, verbringt der Junge diese Zeit in einem sicheren Versteck innerhalb des Hauses, in das ihn seine Mutter vorsorglich untergebracht hat.

So entgeht dem Jungen allerdings auch nicht, wie zuerst seine Mutter missbraucht und später die Leiche seines getöteten Vaters, der die Vergewaltigung seiner Frau rächen wollte und dabei getötet wurde, in das Haus geschafft wird. Dieser doppelte Schicksalsschlag prägt das Leben des jungen Odo, der danach in die Obhut von Mönchen gegeben wird.

Viele Jahre später erfährt der mittlerweile erwachsene Odo von einem geheimnisvollen Buch, einer Johannes Prophezeiung, in dem vom Untergang der heidnischen Welt die Rede ist und was zuvor geschehen wird. Odo macht sich neugierig und voller Rachgedanken auf den Weg nach St. Gallen, wo besagtes Buch in der Klosterbibliothek stehen soll und erfährt etwas später, dass seine Mutter bei dem damaligen Überfall auf Paris verschleppt wurde.

Währenddessen wächst in Haithabu der Sohn eines einfaches Schmieds heran. Helgi ist ein folgsamer Sohn und geht dem Vater in der Schmiede zur Hand. Trotz der großen Kunstfertigkeit seines Vaters fehlt es der Familie oftmals an Geld und Nahrung. Doch Helgi hadert nicht mit dem Schicksal, auch wenn die Schmiedearbeit nicht unbedingt seine wahre Berufung ist. Seine Eltern hoffen, dass er sich mit einem Mädchen aus dem Dorf vermählt, doch Helgi ist heimlich verliebt in eine Sklavin, die dem Nachbarn und stärksten Konkurrenten von Helgis Vater gehört. Auch Odo hat es auf seiner Rachmission mittlerweile nach Haithabu verschlagen. Dort kreuzen sich auch seine und Helgis Wege zum ersten Mal....

"Das Buch der Sünden" ist der Debütroman von Axel S.Meyer, der mit seiner Geschichte den ersten Preis eines Schreibwettbewerbs des Rowohlt Verlages gewann.

Der Roman führt seine Leser in die unruhigen Zeiten vor der ersten Jahrtausendwende nach christlicher Zeitrechnung, als Normannenvölker in Europa einfielen. Natürlich ist dies eine recht blutige und politisch sehr unruhige Zeit gewesen, doch so sehr ich Realismus in einem historischen Roman auch schätze, selbst mir waren manche beschriebene Szenen ein wenig zu brutal und unmenschlich geschildert und ich zähle mich eigentlich nicht zu den zartbesaiteteren Lesern.

Man erfährt, wie ein kleiner Junge Zeuge von unglaublichen Gräueltaten wird, die ihn bzw. seine Psyche unwiederbringlich prägen und die ihn von einem Opfer zum Täter mutieren lassen, der dann typisch menschliche Gefühle wie Mitleid und Bedauern völlig abstreift und nur noch für seine "fixe" Idee der Rache lebt.

Doch obwohl die ersten 100 Seiten zunächst den Werdegang Odos beschreiben, gibt es in diesem Roman eine weitere männliche Hauptfigur, die mich davon abgehalten hat, das Buch vorzeitig aus der Hand zu legen, da ich zu Odo keinerlei Bindung aufbauen konnte- Helgi.

Helgi weckt die Sympathien der Leser mit seiner offenen und aufgeschlossenen Art, mit denen er seinen Freunden und seiner Familie begegnet. Er wohnt in Haithabu, der Stadt in denen Christen und Normannen leben und die sich Odo als Ort seiner Rache auserkoren hat.

Der Autor hat sich sehr viel Mühe mit der Hintergrundrecherche gegeben und man erfährt sehr viel über die Zeit des Normanneneinfalls, aber auch über das alltägliche Leben und den Glauben der Menschen.

Es ist ein Roman der gerade in Bezug auf Glaubensfragen noch nicht an Aktualität verloren hat. Die Geschichte zeigt auf, wie schmal der Grat zwischen Glaube und Fanatismus sein kann.

Der Schreibstil des Autors ist eingängig und durchaus unterhaltend, trotz des düsteren Themas prall gefüllt mit Ereignissen die den Leser fesseln sollen, dennoch fand ich, dass die Geschichte durchaus etwas weniger Seitenzahlen vertragen hätte.

Odos Rachefeldzug war mir persönlich zu langatmig konstruiert und so sehr ich auch zunächst Verständnis für seine Rachegedanken hatte, seine Verwandlung in einen regelrechten Soziopath, der plötzlich keinerlei Skrupel mehr kennt oder Menschlichkeit zeigt, fand ich persönlich ein wenig unglaubwürdig. Hier hätte ich mir eine facettenreichere Charakterisierung des Hauptakteurs gewünscht.

Trotz dieser kleinen Schwächen entpuppte sich dieser Roman nicht als Fehlgriff. Gerade die historischen Hintergründe sind sehr informativ vom Autor aufbereitet worden. Auch Helgis Werdegang gehört zu den Highlights in diesem Erstlingswerk.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2021

Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
0

Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ...

Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ist er fasziniert, denn sie hat eine begnadete Stimme. Andererseits fürchtet er mögliches Gerede im ton, sollte Katherines Geheimnis gelüftet werden. Und Henrys Familienehre ist ihm überaus wichtig. Die Eheschließung mit der reichen, amerikanischen Erbin, sollte eigentlich dazu führen, dass diese gewahrt bleibt, da Henrys Vater enorme Schulden anhäufte, die bei dessen Tod auf Henry übergingen. Mit Hilfe von Katherines Erbe konnte er einen Teil der Schulden nicht nur tilgen, sondern auch den imposanten Familiensitz Chastle House retten.

Henry ist erschüttert, denn abgesehen von ihrem Erbe, hat ihm seine Frau, bisher nur Kummer gemacht. Beide führen eine lieblose Ehe, jeder geht darin seine eigenen Wege und dennoch hofft Henry immer noch auf eine Annäherung, da er Katherine gegenüber durchaus Gefühle hegt.
Als er ihr schließlich ein Ultimatum stellt- entweder sie bleibt und ist ihm von nun an in allen Belangen eine ebenbürtige Partnerin und Ehefrau, was auch mit einschließt, dass er ihre Auftritte billigt oder sie willigt in eine Scheidung ein und ist von nun an auf sich allein gestellt, geht Katherine in sich. Wird ihr Geheimnis gewahrt bleiben und die Ehe glücklich werden?

Chastle House, Lake District, 1909:

Hatty lebt, seitdem ihr Vater früh verstarb, allein mit ihrer Mutter in dem großen Gebäude. Sie liebt den Familiensitz sehr. Ganz im Gegensatz dazu stehen die wöchentlichen Fahrten zu ihrem verschlossenen Großvater, der ein kleines, heruntergekommenes Anwesen mitten im ländlichen Nirgendwo bewohnt. Obwohl Hatty die Besuche dort hasst, besteht ihre Mutter darauf und eines Tages beschwört sie ihre Tochter sogar, ihrem Großvater nie zur Last zu fallen, sollte sie einmal nicht mehr da sein.
Hatty denkt sich nicht viel dabei, doch dann wird ihre Mutter schwer krank…

Manchester 2018:

Der Einzelgänger Marc ist überglücklich, als der US Star Dione Dearing, durch England tourt. Endlich kann er ihr zumindest für neunzig Minuten nahe sein. Doch er ist kein einfacher Fan der Schauspielerin und Sängerin und er fasst einen folgenschweren Entschluss.
Dionne, die es von Kindesbeinen an gewöhnt ist, „nach der Pfeife ihrer Mutter zu tanzen“, hinterfragt keinerlei Anweisungen der ehrgeizigen Frau, der es gelungen ist, sie zum millionenschweren Star zu machen. Doch ein zufällig belauschtes Gespräch macht ihr klar, dass sie womöglich zu passiv agiert. Als ein Rechtsanwalt an sie herantritt, der unter vier Augen mit ihr sprechen möchte, kommt es zum ersten Streit zwischen Mutter und Tochter. Dione setzt sich durch und der Rechtsanwalt einer britischen Kanzlei, überreicht ihr schließlich einen ominösen Brief. Ihr soll ein altes Herrenhaus übereignet werden…

Ich hatte vor einiger Zeit bereits den Debütroman Felicity Whitmores, „Der Klang der verborgenen Räume“, gelesen weil mich dunkle Familiengeschichten, in denen Geheimnisse aufgedeckt werden müssen, sehr interessieren. Ich erhoffte mir eine Story im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton, Barbara Wood oder Barbara Erskine, wurde aber im Endeffekt leicht enttäuscht, da ich die Romanakteure zu eindimensional gestrickt fand. Da es sich, wie erwähnt, um einen Debütroman handelte, beschloss ich der Autorin noch eine Chance zu geben. Ich entdeckte kürzlich auf einem Remittendentisch „Die vergessenen Stimmen von Chastle House“ und griff spontan zu, da auch diese Story sehr spannend und verlockend klang.
Der Roman wird auf drei Zeitebenen erzählt. Einmal lernen die Leser Henry und Katherine kennen, deren Handlungsstrang ich übrigens am liebsten mochte, dann den weiblichen Teenager Hatty, der auf der Schwelle des Erwachsenwerdens steht und neugierig ist, auf die Geschichte ihrer bereits verstorbenen Großmutter und die Geschichte einer jungen Frau, die in der Gegenwart lebt und lernen muss, selbstständig zu werden.

Ich bin auch diesmal ein wenig hin und hergerissen, ob meiner Bewertung. Zum einen finde ich die Ausgangssituation von Henry und Katherine spannend. Dazu wirken beide greifbar und facettenreich beschrieben. Doch die Wendung und das Ende, das diese Geschichte nimmt, fand ich ehrlich gesagt völlig unglaubwürdig dargeboten. Dass Henry so lange passiv bleibt und nicht einschreitet, als er begreift, was wirklich gespielt wird (ich kann leider an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, damit ich nicht spoilere), ist lachhaft. Schließlich ist er der Erbe seines Vaters und hat alle Möglichkeiten, um ein ungeliebtes Familienmitglied zu verbannen, bevor es zum Äußersten kommt. Hattys Geschichte fehlt es an der nötigen Tiefe und leider wird sie auch äußerst unbefriedigend, praktisch aus dem „Off“ aufgelöst.

Aber Diones Handlungsstrang, der eigentlich den Großteil des Romans ausmacht, hat mich letztendlich dann dermaßen aufgebracht und geärgert, dass ich versucht war, den Roman vorzeitig abzubrechen.
Eine Romanheldin, die so passiv gestrickt ist wie Dionne, mag es durchaus geben. Doch was ich nicht nachvollziehen konnte, war, wieso sie sich von einer Frau dermaßen gängeln lässt, die so egoistisch und gefühlskalt ist, wie ihre Mutter. Die Dialoge der beiden Frauen bestehen eigentlich nur aus knappen Befehlen, die Dione erteilt werden und denen sie entweder kampflos entspricht oder aber, denen sie sich stur widersetzt. Eine echte Aussprache zwischen Mutter und Tochter sucht man vergeblich. Dazu sind Dione und ihre Mutter dermaßen eindimensional gestaltet, dass mich ihr Schicksal irgendwann so gar nicht mehr interessiert hat. Das lag vor allem aber auch daran, dass die eigentlich spannende Grundstory seicht und belanglos erzählt wurde. Selbst der sich entwickelnden Liebesgeschichte fehlt es an der nötigen Tiefe. Die Romanfiguren verkommen zu schablonenhaft gestrickten Akteuren, zu denen man leider keine Nähe aufbauen kann.
Es tut mir sehr leid für die Autorin und ihren Roman, denn Felicity Whitmore kann durchaus sehr gut schreiben. Wenn sie ihre Figuren in Zukunft facettenreicher gestalten und manche Handlungsstränge ein wenig ausführlicher gestalten würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ich ihre nächsten Romane besser bewerten würde. Aber vor allem sollten die Handlungsstränge auch ein bisschen besser durchdacht werden.

Kurz gefasst: Liegt ein Fluch auf Chastle House? Eine junge Frau muss sich dunklen Familiengeheimnissen stellen. Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein bißchen langatmig gegen Ende...

Die schöne Schwindlerin
0

Ich verzichte diesmal auf eine eigene Zusammenfassung des Inhaltes, weil der Klappentext sehr treffend und ausreichend formuliert wurde. Aufgrund dieses Klappentextes, der sich sehr vielversprechend liest, ...

Ich verzichte diesmal auf eine eigene Zusammenfassung des Inhaltes, weil der Klappentext sehr treffend und ausreichend formuliert wurde. Aufgrund dieses Klappentextes, der sich sehr vielversprechend liest, habe ich mir dieses Buch auch sofort gekauft.

Obwohl das Buch sich sehr gut anliest- die ersten 100 Seiten habe ich sehr zügig weggelesen; gerade die erste Begegnung zwischen Clara und Sir Thorogood ist sehr witzig geschrieben, wurde die Handlung dann nach und nach immer uninteressanter. Der "Liars Club", der Treffpunkt, der Spione um Dalton, wurde nach meinem Geschmack zu oft und zu ausführlich beschrieben. Je näher das Buch dann zum Ende kam, wurde ich immer mehr durch den Spionagehandlungsstrang verwirrt, der ziemlich undurchschaubar war. Irgendwann habe ich dann nur noch sporadisch weitergelesen, ohne eigentlich richtiges Interesse mehr an dem Buch zu haben. Fesseln konnte mich die Geschichte dann doch nicht mehr. Dafür war es zu spät! Das konnten auch die deftigen Sexszenen nicht mehr ändern. Der Schreibstil der Autorin erinnert mich sehr an Amanda Quicks neuere Bücher. Diese Autorin verarbeitet auch oft kriminalistische Plots in ihren Büchern. Wem die neueren Bücher von Quick gut gefallen haben, wird wahrscheinlich auch an diesem Werk seine Freude haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2021

Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

Die Geliebte des Meisterspions
0

Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ...

Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ist ebenfalls wenig vielversprechend. Es könnte durchaus sein, dass sie ihr Augenlicht wieder erlangt, doch genauso möglich könnte es sein, dass sie unmittelbar danach sterben wird. Doch sie hat keine Zeit sich über ihr Schicksal Gedanken zu machen, denn sie ist auf der Flucht, weil sie Napoleons Geheimpläne eine Invasion gegen England betreffend kennt, die die Engländer unbedingt in ihre Hände bekommen wollen.

Ausgerechnet in einem Kerker begegnen sich Annique, Grey und Adrian das erste Mal und müssen sich miteinander verbünden, um aus dem Gefängnis lebendig herauszukommen. Grey der englische Spion und seine Männer die auf Annique und die Albion Pläne angesetzt wurden, wissen von Anfang an, wen sie vor sich haben- im Gegensatz zu Annique. Aufgrunddessen gerät sie, kurze Zeit nach ihrem gemeinsamen Gefängnisausbruch, in Greys Hände. Dieser will Annique nach England bringen, doch Annique, denkt trotz ihrer Hilflosigkeit gar nicht daran, sich von Grey an die Engländer ausliefern zu lassen und plant einen Fluchtplan nach dem anderen. Trotzdem kann sie es nicht verhindern, dass sie sich zu Grey hingezogen fühlt…

In den USA hat Joanna Bournes Roman überschwängliche Kritiken bekommen und zudem liebe ich historische Liebesromane mit französischem Setting- daher war ich schon sehr gespannt auf „Die Geliebte des Meisterspions“. Leider haben sich meine hohen Erwartungen, die ich an diesen Roman hatte überhaupt nicht erfüllt und das hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen kam ich überhaupt nicht damit zurecht, wie modern die Ausdrucksweise der Protagonisten in dieser Geschichte ist.

Die Story spielt zu Zeiten Napoleons, zu großen Teilen in Frankreich und später in England doch historisches Kolorit war hier absolut nicht vorhanden! Das liegt nicht nur an der modernen Ausdrucksweise der Romanfiguren (liegt es an der Übersetzung oder ist es auch im bereits englischsprachigen Original so?), sondern auch an ihrem modernen Denken, Handeln und vor allem an der Tatsache, dass Örtlichkeiten auf der immerwährenden Flucht der Protagonisten kaum beschrieben werden. Die Geschichte könnte praktisch in jeder Zeit und an jedem Ort spielen.

Anniques, Greys, Adrians und Doyles Flucht vor ihren Verfolgern, steht dagegen im Mittelpunkt und diese wird sehr spannend von der Autorin geschildert. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, ich lese einen Romantic Suspense mit Spionageplot, der in der heutigen Zeit angesiedelt ist. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Grey und Annique hat mich leider nicht überzeugen können. Es stehen doch zu viele Geheimnisse zwischen ihnen und plötzlich sind sie über beide Ohren ineinander verliebt? Statt tiefschürfende Gespräche zwischen Annique und Grey verfolgen zu dürfen, die ihre wachsende Liebe und ihr Vertrauen füreinander untermauern, bekommt man als Leser nur die geballte Ladung an sexueller Anziehungskraft zwischen dem Heldenpaar geboten und es kommt dabei zu durchaus prickelnden Liebeszenen, wobei ich die „Entjungferungsszenerie“ dann auch wieder als haarsträubend unglaubwürdig empfand. Deklariert ist der Roman als „Romantic History“ doch diese Bezeichnung hat „Die Geliebte des Meisterspions“ meiner Meinung nach nicht verdient.

Trotz meiner Kritik- wer keinen großen Wert auf historisches Kolorit legt oder auch nicht unbedingt eine tiefgründige, romantische Liebesgeschichte zu seinem Leseglück benötigt; wem eher der Sinn nach einer spannenden Spionage und Abenteuerstory steht, der sollte diesen Roman durchaus eine Chance geben. Joanna Bourne kann schreiben, definitiv, doch für meinen Geschmack sollte sie sich lieber Contemporaries oder dem Romantic Suspense Genre widmen.

Kurz gefasst: Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere