Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln
Die Schwestern von Mitford Manor – Unter VerdachtLondon 1920:
Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die ...
London 1920:
Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die quirlige Nancy Mitford und diese wird sogleich hellhörig, als sie erfährt, dass Louisa händeringend eine neue Beschäftigung sucht, denn das Geld ist knapp bei den Cannons. Zudem wird Louisa seit kurzer Zeit von ihrem kriminellen Onkel bedrängt, der seitdem ihr Vater ein Jahr zuvor verstarb, im Haushalt ihrer Mutter ein und ausgeht und der Louisa nun dazu bringen will, sich für Geld zu prostituieren.
Im Haushalt der adligen Familie Mitford ist nämlich die Stelle des Kindermädchens frei geworden und Nancy findet, Louisa wäre die richtige Person für diesen Job.
Doch Louisas Onkel ist überaus listenreich und fängt die Einladung für ein Vorstellungsgespräch ab. Es gelingt ihm, eines Tages, als Louisa ihrer Mutter mit der Wäsche hilft, seine Nichte zu überwältigen und er zwingt sie dazu, mit ihm zusammen in einen Zug zu steigen, der sie direkt zu ihrem ersten Freier bringen soll.
Louisa ist jedoch ebenfalls geschickt und clever. Es gelingt ihr tatsächlich, ihrem Onkel die Einladung aus der Tasche zu ziehen und sich in letzter Sekunde aus dem Staub zu machen. Doch bei dem Sprung aus dem Zug, wird sie von Bahnmitarbeitern und der Bahnpolizei beobachtet und besorgt befragt und umsorgt. Besonders Guy, einer der beiden Männer der Bahnpolizei, bemüht sich um die attraktive junge Frau und er ist es auch, der ihr aus der Not hilft. Denn Louisas Vorstellungstermin findet bereits ein paar Stunden später statt. Er leiht ihr also Geld und setzt sie in den richtigen Zug.
Louisa ist äußerst dankbar und hat sich auch ein wenig in den ehrlichen jungen Mann verguckt. Doch zunächst hat sie ganz andere Sorgen. Zwar bekommt sie die Anstellung bei den Mitfords, doch Nancy entpuppt sich als ziemlich anstrengendes, neugieriges und klatschsüchtiges junges Mädchen und es kostet Louisa alle Mühe, Nancy im Zaum zu halten. Denn die hat es sich in den Kopf gesetzt, den Mord an der kürzlich pensionierten Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufzuklären, die ermordet in einem Zug aufgefunden wurde. Aufgrund von Nancy Bemühungen und der Tatsache, dass auch Guy in diesem Mordfall ermittelt, kreuzen sich Louisas und Guys Wege erneut...
Namen sind nur Schall und Rauch- dieses Sprichwort bewahrheitet sich im Falle des zu besprechenden Buches, in der Tat. Aufmerksam wurde ich auf diesen historischen Cosy-Krimi, der zudem der erste Teil einer fünfbändigen Reihe um die teils, skandalösen Mitford-Schwestern ist, (historisch verbriefte Persönlichkeiten) weil die Autorin die Nichte des bekannten Julian Fellowes ist, der die Story um „Downton Abbey“ erschuf. Dies und der interessant klingende Klappentext, verlockten mich dazu, diesem Roman eine Chance zu geben. Weil ich „Unter Verdacht“ dazu als preisreduziertes Mängelexemplar ergattern konnte, kaufte ich mir kurzerhand dann auch noch „Gefährliches Spiel“ dazu.
Die Idee die dieser Serie zugrunde liegt; dass also in jedem Band eine andere Schwester zusammen mit Louisa auf detektivischen Pfaden wandelt, fand ich sehr spannend und nun nach dem Lesen des ersten Teils, hoffe ich inständig, dass die nächste Mitford-Schwester sympathischer gestrickt sein wird, als es Nancy war.
Zugegeben, die Familie Mitford bleibt in diesem ersten Teil nicht viel mehr als schmückendes aber relativ blasses Beiwerk. Denn eigentlich stehen Louisa und Guy hier im Fokus des Geschehens. Die ersten hundert Seiten lassen sich zunächst unterhaltsam an, denn Louisas Versuche, sich aus der Knute ihres Onkels zu befreien, sorgen für einige aufregende Lesemomente. Dazu ist der, auf wahren Ereignissen, beruhende Mordfall äußerst mysteriös geraten. Doch im Gegensatz zum Buch, in dem am Ende tatsächlich der Täter überführt wird, wurde der wahre Mörder niemals gefasst.
Jessica Fellowes hat durchaus einen flüssigen Schreibstil, doch muss ich sagen, dass ich fand, dass dem Roman die nötige Prise historisches Flair abgeht, da sich die Akteure nicht wirklich so verhalten, wie es Menschen der damaligen Zeitepoche taten. Nancy etwa ist nicht nur unerträglich nervig gestrickt, sie führt eigenmächtige Aktionen durch, die einfach nicht möglich oder schicklich gewesen wären für eine noch nicht volljährige Aristokratin. Und auch Nancys Gedankengut passt eher zu einer Frau der heutigen Zeit.
Aber auch Louisas Aktionen haben mich oftmals mit den Augen rollen lassen beim Lesen. Dass sie etwa einem Hausgast zwei Sparbücher entwendet, die mögliche Beweismittel sind, liest sich völlig unglaubwürdig. Und dass Guy Louisa wirklich alles durchgehen lässt und in völliger Erfurcht und Liebe erstarrt zu sein scheint, macht ihn leider ein bisschen beliebig und langweilig.
Überhaupt fehlt es den meisten Romanfiguren an charakterliche Tiefe und auch viele Dialoge klingen nicht wirklich rund und viel zu modern vom Ausdruck her. Ich finde wirklich, dass sich Jessica Fellowes keinen Gefallen damit getan hat, einen historischen Roman zu schreiben und ich denke, sie sollte vielleicht lieber auf Zeitgenössisches umsatteln.
Erschwerend kam dazu, dass die Story ab der Mitte, dann belanglos vor sich hinplätscherte bis hin zur Überführung des Täters. Einerseits mochte ich die clevere Louisa, andererseits konnten mich die Mitfords nicht wirklich begeistern. Seien es nun die versnobten Eltern oder die schwierige Nancy; keiner von ihnen wirkte wirklich liebeswert oder interessant genug. Und Nancys Schwestern finden hier lediglich durch alleinige Namensnennung und Beschreibungen irgendwelcher uninteressanten Alltagsaktivitäten Erwähnung, so dass ich wohl nach dem Lesen dieses Romans, niemals den zweiten Teil gekauft hätte.
Da es aber nun mal so ist, bleibt die alleinige Hoffnung, dass sich die Autorin im zweiten Teil doch noch etwas steigern kann.
Kurz gefasst: Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln.